Schweizerische Gesundheitsbefragung
Schweizerische Gesundheitsbefragung

Schweizerische Gesundheitsbefragung

Alkoholkonsum von 1992 bis 2022

Vier von fünf Personen trinken Alkohol. Der Anteil der abstinenten Personen ist gleich geblieben wie 1992, jener der täglich Konsumierenden hat sich in den letzten dreissig Jahren von 20% auf 9% verringert. 31% der 15- bis 24-jährigen Männer betrinken sich mindestens einmal pro Monat und 37% der Männer ab 75 Jahren trinken täglich Alkohol.

Alkohol ist ein traditioneller, fest verankerter Bestandteil der hiesigen Kultur. Aus pharmakologischer Sicht wird Alkohol jedoch aufgrund der körperlichen und sozialen Schäden sowie der Abhängigkeit, die er verursacht, als eine der schädlichsten psychoaktiven Substanzen eingestuft. Es ist heute unbestritten, dass auch ein geringer täglicher Konsum nicht unbedenklich ist. Alkohol führt kurz- und langfristig zu gesundheitlichen und sozialen Problemen und geht mit einer erheblichen Krankheitslast sowie einer hohen wirtschaftlichen und sozialen Belastung für die Gesellschaft einher. Die geschätzten direkten und indirekten sozialen Kosten des Alkoholkonsums beliefen sich 2017 auf rund 2,8 Milliarden Schweizer Franken Fischer B., Mäder B., Telser H. (2021). Volkswirtschaftliche Kosten von Sucht. Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Olten: Polynomics. .

Übermässiger Alkoholkonsum ist eine der Hauptursachen für vorzeitige Sterblichkeit. Im Jahr 2017 starben gemäss Schätzungen 1553 Personen zwischen 15 und 74 Jahren an den Folgen ihres Alkoholkonsums (1190 Männer und 363 Frauen) Gmel G. (2020). Alkoholbedingte Sterblichkeit in der Schweiz im Jahr 2017. ­Lausanne: Sucht Schweiz. . Das sind etwa drei Männer und eine Frau pro Tag. Die häufigsten alkoholbedingten Todesursachen sind Unfälle und Verletzungen (eher bei jungen Erwachsenen) sowie Krebserkrankungen und Leberzirrhose (eher ab der Lebensmitte).

In dieser Publikation werden auf der Grundlage der Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung das Trinkverhalten der Bevölkerung ab 15 Jahren sowie seine Entwicklung und seine Determinanten beschrieben. Dabei wird zum einen auf den Gesamtkonsum und den Risikokonsum und zum anderen auf den Konsum alkoholhaltiger Getränkearten eingegangen. Ein besonderes Augenmerk wird auf die unterschiedlichen Trink­gewohnheiten der 15- bis 24-Jährigen gerichtet.

Gesamtalkoholkonsum

2022 trank die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Alkohol (83%), wobei der Anteil alkoholkonsumierender Männer höher war als der Anteil alkoholkonsumierender Frauen (87% gegenüber 79 %). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (55%) konsumierte mindestens einmal wöchentlich und etwa jede zehnte Person täglich Alkohol. Männer trinken häufiger als Frauen: 65% der Männer und 46% der Frauen gaben an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu konsumieren. Jeder achte Mann trinkt täglich Alkohol; bei den Frauen trifft dies auf jede zwanzigste Frau zu. Der Anteil der abstinent lebenden Personen lag 2022 bei 17%, wobei die Frauen einen deutlich höheren Anteil aufwiesen als die Männer (21% gegenüber 13%).   

Messung des Alkoholkonsums

Die Messung und das Monitoring des Alkoholkonsums basieren im Allgemeinen auf zwei verschiedenen Quellen: zum einen auf der verkauften Alkoholmenge und zum anderen auf dem in Bevölkerungsumfragen wie der Schweizerischen Gesundheitsbefragung ermittelten individuellen Konsum. Die Verkaufsdaten, bei denen nicht zwischen Verkauf und Konsum unterschieden wird (Alkohol, der verkauft wird, wird nicht unbedingt konsumiert, oder er wird von ausländischen Gästen getrunken), beschränken sich auf den durchschnittlichen Konsum der Bevölkerung. Es gibt keine Möglichkeit, detailliertere Analysen, beispielsweise über die Konsumformen, durchzuführen. Daten aus Umfragen sind hingegen mit gewissen Problemen behaftet. So kann zum Beispiel ein zu geringer Konsum angegeben werden ­(Underreporting) und Personen in Schwierigkeiten oder ohne festen Wohnsitz sind nur schwer zu erreichen. Anhand dieser Daten lassen sich aber die Trinkgewohnheiten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterscheiden und die entsprechenden Determinanten untersuchen. Es gilt allgemein als anerkannt, dass Umfragedaten im Vergleich zu Verkaufszahlen eine Unterschätzung abbilden, dennoch sind die jährlichen Konsumschätzungen anhand der beiden Datenquellen stark miteinander korreliert.

Für diesen Bericht wird hauptsächlich eine Bevölkerungsumfrage, die Schweizerische Gesundheitsbefragung, als Quelle verwendet.

Das Konsumverhalten variiert je nach Alter stark: Bei den 15- bis 24-Jährigen ist der Anteil der Alkoholkonsumierenden tiefer als in den übrigen Altersgruppen (76% gegenüber 84% der Personen ab 25 Jahren). Darüber hinaus konsumieren auch weniger 15- bis 24-Jährige mindestens einmal pro Woche Alkohol (42% gegenüber 57%). Der tägliche Konsum nimmt mit dem Alter deutlich zu und steigt im Pensionsalter sprunghaft an (G1): Jeder dritte Mann ab 65 Jahren und rund zwei von fünf Männern ab 75 Jahren trinken täglich Alkohol; bei den Frauen derselben Altersgruppen reduzieren sich diese Anteile um mehr als die Hälfte.  

Der Anteil der Personen, die Alkohol konsumieren, hat sich in den letzten dreissig Jahren kaum verändert (1992: 84%; 2022: 83%). Der tägliche Alkoholkonsum ist in diesem Zeitraum hingegen um knapp zwei Drittel zurückgegangen, sowohl bei den Männern (von 30% auf 12%) als auch bei den Frauen (von 12% auf 5%) (G2). Dadurch hat sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern etwas verringert. Der tägliche Alkoholkonsum hat in allen Altersgruppen abgenommen, am stärksten jedoch bei den 35- bis 54-Jährigen. Die Abnahme des täglichen Alkoholkonsums geht mit einer Zunahme des wöchentlichen Konsums (1 bis 6 Tage pro Woche) einher. Zudem hat der gelegentliche Konsum (weniger als einmal pro Woche) bei Männern zugenommen.  

Parallel zum Rückgang des täglichen Konsums gemäss Schweizerischer Gesundheitsbefragung hat sich die Menge des verkauften reinen Alkohols zu Konsumzwecken verringert. Der Pro-Kopf-Konsum ist in den vergangenen zwanzig Jahren von 10,3 Litern im Jahr 2002 auf 8,4 Liter im Jahr 2022 gesunken Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM), Alkoholverkauf pro Kopf, Obsan .

In den letzten dreissig Jahren (1992 bis 2022) konsumierten Personen mit einer Ausbildung auf Tertiärstufe deutlich häufiger Alkohol als Personen ohne nachobligatorische Ausbildung. Sie tranken auch häufiger mindestens einmal pro Woche Alkohol. Bei den Frauen zeigte sich der Unterschied nach Bildungsstand etwas deutlicher als bei den Männern (G3). Der tägliche Alkoholkonsum ging bei Personen mit einer Tertiärausbildung stärker zurück. 1992 trank rund ein Viertel der Personen mit dem tiefsten und auch der Personen mit dem höchsten Bildungsstand täglich Alkohol. 2022 lag dieser Anteil bei den Personen ohne nachobligatorische Ausbildung noch bei 13% und bei den Personen mit Tertiärausbildung bei 7%.   

Risikoreicher Alkoholkonsum

Übermässiger Alkoholkonsum führt nicht nur zu typischen Vergiftungssymptomen wie Gedächtnislücken, starker Übelkeit oder gar Kreislaufbeschwerden und Koma, er hat auch eine deutliche Zunahme des Unfall- und Verletzungsrisikos, der Gewaltbereitschaft oder Aggressivität, des Risikos frühzeitiger Behinderung, der Arbeitsausfälle sowie sozialer Ausgrenzung zur Folge.

2022 hatten 4% der Bevölkerung einen chronisch risikoreichen Konsum, Männer etwas häufiger als Frauen (4% gegenüber 3%). Zwischen den Altersklassen lassen sich keine grossen Unterschiede erkennen (G4): Der entsprechende Anteil fällt bei 35- bis 54-jährigen Frauen etwas geringer aus, während junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren und Männer zwischen 65 und 74 Jahren einen leicht höheren Anteil aufweisen. Nach Bildungsstand bestehen hingegen keine Unterschiede.   

Risikoreicher Alkoholkonsum

Zwei Formen von Alkoholkonsum stellen ein Risiko für die Gesundheit dar: regelmässig zu viel trinken (chronisch risikoreicher Konsum) oder einmalig zu viel trinken (Rausch­trinken). Sie können auch gleichzeitig vorkommen.

In dieser Publikation entspricht der chronisch risikoreiche Konsum gemäss den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einem täglichen Konsum von mindestens vier Standardgläsern eines alkoholischen Getränks (z. B. Bier) für Männer (41 Gramm oder mehr reiner Alkohol pro Tag) und von mindestens zwei Gläsern (21 Gramm oder mehr) für Frauen.

Das Rauschtrinken entspricht gemäss der in der Lite­ratur allgemein anerkannten Definition dem Konsum von mindestens fünf Standardgläsern (Männer) oder vier Standardgläsern (Frauen) eines alkoholischen Getränks pro Trinkgelegenheit. Es wird von einem Risikokonsum gesprochen, wenn das Rauschtrinken einmal pro Monat oder öfter stattfindet.

In der Schweiz enthält ein Standardglas 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol (10 g für die Schweizerische Gesundheits­befragung), was ungefähr 3 Dezilitern Bier, 1 Deziliter Wein, 0,25 Deziliter Schnaps, 1 Aperitif usw. entspricht.

Die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (EKAL) empfiehlt gesunden erwachsenen Männern, nicht mehr als zwei Standardgläser alkoholische Getränke pro Tag und den Frauen nicht mehr als ein Glas zu sich zu nehmen. Sie empfiehlt zudem, alkoholfreie Tage pro Woche einzuhalten.

2022 betranken sich 15% der Bevölkerung mindestens einmal pro Monat, Männer deutlich mehr als Frauen (19% gegenüber 11%).

Das Rauschtrinken betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 24 Jahren (G4). 26% von ihnen geben an, sich mindestens einmal pro Monat zu betrinken; 7% tun dies gar einmal pro Woche oder häufiger. In allen Altersklassen berichten Männer gegenüber Frauen deutlich häufiger, sich mindestens einmal pro Monat einen Rausch anzutrinken. Bei den jungen Männern zwischen 15 und 24 Jahren betrinkt sich rund ein Drittel einmal pro Monat oder häufiger.   

In der Bevölkerung ab 25 Jahren kommt Rauschtrinken mindestens einmal pro Monat bei Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe häufiger vor: Mit dem Bildungsstand steigt der Anteil der Rauschtrinkenden um das Dreifache von 5% bei Personen ohne nachobligatorischen Abschluss auf 16% bei Personen mit Tertiärausbildung.

Beide Arten von Risikokonsum werden somit häufiger von Männern praktiziert als von Frauen und sind je nach Alter unterschiedlich: Während Rauschtrinken bei jüngeren Personen verbreiteter ist, kommt der chronisch risikoreiche Konsum in allen Altersgruppen etwa gleich häufig vor. Zudem zeigen sich beim chronisch risikoreichen Konsum keine Unterschiede nach Bildungsstand, während das Rauschtrinken mit steigender Bildung klar zunimmt.

Der chronisch risikoreiche Konsum ist in den letzten 25 Jahren nur geringfügig zurückgegangen Ein zeitlicher Vergleich des chronisch risikoreichen Konsums ist nur bis 1997 möglich, da die Daten 1992 anders erhoben wurden (schriftlicher Fragebogen). (von 6% auf 4%), wobei der Rückgang bei den Männern deutlicher ausfiel (von 8% auf 4%; Frauen: von 5% auf 3%). Nach Alter zeigt sich bei den 15- bis 24-Jährigen eine leichte Zunahme, in den anderen Altersgruppen hingegen eher eine Abnahme.

Der Anteil der Personen, die angeben, sich mindestens einmal im Monat zu betrinken (G5), stieg von 11% im Jahr 2007 Die Entwicklung im Zeitverlauf endet 2007, da die Fragen zum Rauschtrinken in den vorherigen Befragungen nicht enthalten waren. auf 15% im Jahr 2022, wobei dieser Anstieg bei den Frauen stärker ausfiel (von 6% im Jahr 2007 auf 11% im Jahr 2022; Männer: von 16% auf 19%). Der Anstieg ist über alle Altersgruppen hinweg zu beobachten, am deutlichsten manifestierte er sich bei jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren (von 12% im Jahr 2007 auf 20% im Jahr 2022) und bei Frauen zwischen 65 und 74 Jahren, bei denen sich der Anteil verdreifachte (von 2% auf 7%).   

Konsumierte alkoholhaltige Getränke

Rund die Hälfte der Bevölkerung trinkt mindestens einmal pro Woche Wein (49%) und mehr als ein Drittel mindestens einmal pro Woche Bier (38%). Bei den Spirituosen und Alcopops betragen diese Anteile 16% bzw. 2%. Während Bier (55% der Männer mindestens einmal pro Woche gegenüber 21% der Frauen) und Spirituosen (22% gegenüber 11%) nach wie vor in erster Linie bei Männern beliebt sind, wird Wein von beiden Geschlechtern in ähnlichem Umfang getrunken (51% der Männer und 48% der Frauen).

Bei den Personen, die mindestens einmal pro Woche Bier oder Wein trinken, lassen sich nach Alter gegenläufige Bewegungen erkennen (G6): Der Konsum von Bier nimmt mit dem Alter ab und jener von Wein zu. Ausserdem trinken 16% der 65- bis 74-jährigen Männer und 27% der Männer ab 75 Jahren jeden Tag Wein. Der Konsum von Spirituosen ist bei den 15- bis 34-Jährigen am höchsten und sinkt mit zunehmendem Alter. Alcopops werden hauptsächlich von den 15- bis 24-Jährigen mindestens einmal pro Woche zu sich genommen, gefolgt von den 25- bis 34-Jährigen.  

Der Anteil der Männer, die mindestens einmal pro Woche Bier trinken, hat sich in den letzten 25 Jahren nicht verändert (55%), während jener der Frauen angestiegen ist (von 15% auf 21%), dies in allen Altersgruppen. Beim Wein ist eine Abnahme des Konsums mindestens einmal pro Woche zu verzeichnen. Bei den Männern ging er stärker zurück, sodass sich der Anteil der Männer (51%) und jener der Frauen (48%) deutlich angeglichen haben. Der Konsum von Spirituosen mindestens einmal pro Woche ist über die Jahre stabil geblieben. Wie schon 2007 Vor 2007 waren die Fragen zu den Alcopops in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung nicht enthalten. lag der Anteil der 15- bis 24-Jährigen, die mindestens einmal pro Woche Alcopops trinken, bei 10%. Dieser Wert war 2017 auf 7% gesunken und ist in den letzten fünf Jahren wieder angestiegen. Bei den 25- bis 34-Jährigen stieg der Konsum von 1% im Jahr 2007 auf 4% fünfzehn Jahre später.

Gemäss den Verkaufszahlen Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM), Alkoholverkauf pro Kopf, Obsan wurden 2022 in der Schweiz pro Kopf 8,4 Liter reiner Alkohol zu Konsumzwecken verkauft. Davon entfielen 3,8 Liter auf Wein, 3 Liter auf Bier, 1,5 Liter auf Spirituosen und 0,1 Liter auf Obstwein. Nach effektiver Menge war Bier 2022 mit 63 Litern pro Kopf nach wie vor das am häufigsten verkaufte alkoholische Getränk in der Schweiz, gefolgt von 34,4 Litern Wein und weniger als 5 Litern Spirituosen (3,7 l) und Obstwein (1,5 l). Die verkaufte effektive Menge ging in den letzten zwanzig Jahren insbesondere beim Wein (von 49,4 l auf 34,4 l) und in geringerem Mass beim Bier (von 66,9 l auf 63 l) zurück, während sie bei den Spirituosen relativ stabil blieb (von 4 l auf 3,7 l).

Alkoholabstinenz

Rund jede fünfte Person trinkt keinen Alkohol, wobei Frauen (21%) häufiger abstinent sind als Männer (13%). Von den 17% der Bevölkerung, die abstinent leben, haben 10% nie Alkohol getrunken und 7% sind Ex-Konsumierende. Deutlich mehr Frauen haben nie Alkohol konsumiert als Männer (13% gegenüber 6%). Bei den 15- bis 24-Jährigen ist Abstinenz etwas verbreiteter. Besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei den Männern dieser Altersklasse (22%): Sie sind im Vergleich zu den Männern der anderen Altersklassen (12%) fast doppelt so häufig abstinent. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass ein Teil der jungen Personen noch keinen Alkohol trinkt. Bei den Frauen sind die 15- bis 24-Jährigen sowie die 75-Jährigen und Älteren am häufigsten abstinent (je 27%; übrige Altersgruppen: durschnittlich 19%). Der Anteil der abstinenten Personen ist umso grösser, je tiefer der Bildungsstand (G7). Bei Personen ohne nachobligatorische Bildung beträgt er gut ein Drittel (37%), während er bei Personen mit Tertiärbildung bei 10% liegt. Dies trifft auf beide Geschlechter zu. Auch hier ist der Unterschied vor allem auf die lebenslange Abstinenz zurückzuführen, die bei Personen ohne nachobligatorischen Abschluss und insbesondere bei Frauen häufiger vorkommt.  

In den letzten dreissig Jahren ist der Anteil der abstinenten Personen konstant geblieben (1992: 16%; 2022: 17%). Bei den Männern ist nichtsdestotrotz ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Frauen bleiben eher abstinent als Männer (21% gegenüber 13%).

Hinter dieser seit dreissig Jahren unveränderten Abstinenz lassen sich zwei gegenläufige Trends erkennen: Der Anteil der lebenslang abstinenten Personen geht, vor allem bei den Frauen, zurück, und jener der Ex-Konsumierenden, also der Personen, die Alkohol getrunken, aber damit aufgehört haben, steigt an. Diese allgemeinen Tendenzen treffen auf die meisten Altersgruppen zu.

Alkoholkonsum der 15- bis 24-Jährigen

Die Trinkgewohnheiten der jungen Personen unterscheiden sich von jenen der älteren Bevölkerung.

Der Anteil der Alkoholkonsumierenden ist bei den 15- bis 24-Jährigen tiefer als bei den älteren Personen (76% gegenüber 84%). Die Jungen trinken auch weniger häufig Alkohol. Über 90% von ihnen trinken weniger als dreimal pro Woche Alkohol, wobei es sich hauptsächlich um Wochenendgewohnheiten handeln dürfte. Der deutlichste Unterschied besteht beim täglichen Konsum (G1), der 1% der 15- bis 24-Jährigen betrifft. Mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil an und beträgt bei den Personen ab 75 Jahren 25%.

Der tägliche Alkoholkonsum ist in den letzten dreissig Jahren in allen Altersgruppen zurückgegangen. Im Gegensatz dazu blieb der wöchentliche Konsum (an 1 bis 6 Tagen) bei den 15- bis 24-Jährigen unverändert, während er in den anderen Altersgruppen deutlich anstieg und sich bei den 65-Jährigen und Älteren sogar verdoppelte.

Der chronisch risikoreiche Konsum ist bei den jungen Erwachsenen dieser Altersgruppe seit 1997 angestiegen und mittlerweile nahezu gleich stark verbreitet wie in den anderen Altersgruppen. In den höheren Altersgruppen wurde seit 1997 eine Abnahme verzeichnet. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist der chronisch risikoreiche Konsum bei den Frauen stärker angestiegen. Ihr Anteil fällt mittlerweile höher aus als in den übrigen Altersgruppen.

Beim Rauschtrinken hebt sich die Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen immer noch ab: Mehr als jede vierte Person (26%) gibt an, sich mindestens einmal pro Monat zu betrinken, und 7% tun dies gar mindestens einmal pro Woche (G8). Das Rauschtrinken ist bei jungen Männern nach wie vor verbreiteter als bei jungen Frauen, aber der Unterschied zwischen den Geschlechtern hat sich in den letzten fünfzehn Jahren verringert: Der Anteil der 15- bis 24-jährigen Frauen, die sich mindestens einmal pro Monat betrinken, hat sich gegenüber 2007 fast verdoppelt (von 12% auf 20%), während jener der jungen Männer nahezu unverändert geblieben ist (2007: 30%; 2022: 31%).   

Bezüglich der alkoholischen Getränke, die mindestens einmal wöchentlich konsumiert werden, unterscheiden sich die 15- bis 24-Jährigen von den älteren Altersgruppen: Während Erstere vorwiegend Bier (39%), gefolgt von Wein (25%) und Spirituosen (24%) trinken, steht bei Letzteren Wein (53%) an erster Stelle, gefolgt von Bier (37%) und Spirituosen (15%). Mit anderen Worten: 15- bis 24-Jährige trinken gleich häufig Bier wie ältere Personen, nur halb so häufig Wein, dafür aber deutlich mehr Spirituosen. Die 15- bis 24-jährigen Männer und Frauen trinken deutlich häufiger mindestens einmal wöchentlich Alcopops als die übrige Bevölkerung (10% gegenüber 1%).

Innerhalb der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen ist der Anteil der Frauen, die mindestens einmal pro Woche Bier – das vor allem von Männern bevorzugt wird – konsumieren, von 20% im Jahr 2002 auf 27% im Jahr 2022 angestiegen, während der Anteil der Männer unverändert bei 51% blieb. Durch diese Entwicklung und den starken Anstieg des Rauschtrinkens seit 2007 sowie des chronisch risikoreichen Konsums seit 1997 gleichen sich die Trinkgewohnheiten der jungen Frauen allmählich jener der jungen Männer an.

Die Trinkgewohnheiten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen können einerseits aus Sicht der öffentlichen Gesundheit Anlass zu Besorgnis geben, da ein übermässiger Alkoholkonsum im Jugendalter bekanntlich schwerwiegendere Auswirkungen auf das Gehirn haben kann als bei Erwachsenen. Er kann die Entwicklung sowie die Merk- und Lernfähigkeit der jungen Personen beeinträchtigen und sich somit einschränkend auf ihren weiteren Lebensverlauf auswirken. Andererseits können die Trinkgewohnheiten der 15- bis 24-Jährigen aber auch bis zu einem gewissen Grad dem Experimentierverhalten in dieser besonderen Lebensphase zugeschrieben werden, die sich durch den Eintritt in die Erwachsenenwelt und den damit einhergehenden Reifeprozess auszeichnet, ohne dass dies zwingend zu chronischen Problemen oder einer Alkoholabhängigkeit führen muss.

Fazit

Mit den Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung lassen sich die verschiedenen Formen von Alkoholkonsum und ihre Entwicklung beschreiben. So zeigen sie beispielsweise einen Rückgang des täglichen Alkoholkonsums in den letzten dreissig Jahren bei gleichzeitiger Zunahme des wöchentlichen Konsums (an 1 bis 6 Tagen), eine Abnahme des chronisch risikoreichen Konsums sowie einen Anstieg des Rauschtrinkens in den letzten fünfzehn Jahren in allen Altersgruppen. Ferner machen sie Unterschiede beim Alkoholkonsum nach Altersgruppe deutlich: Während die 15- bis 24-Jährigen weniger häufig täglich Alkohol trinken, sich aber häufiger einmal pro Monat betrinken, ist bei den Personen ab 75 Jahren das Rauschtrinken seltener, der tägliche Konsum hingegen häufiger (z. B. 37% der Männer ab 75 Jahren). Sie zeigen auch, dass sich die Trinkgewohnheiten zwischen den Geschlechtern tendenziell angleichen. Einerseits ist der Unterschied zwischen dem Anteil der Frauen und Männer, die mindestens einmal pro Woche Alkohol trinken, von 30% im Jahr 1992 auf 18% im Jahr 2022 gesunken. Andererseits gibt es eine Annäherung zwischen den Geschlechtern in Bezug auf risikoreichen Alkoholkonsum, sei es in Form von chronischem Konsum oder von Rauschtrinken.

Datenquelle

Die Publikation stützt sich auf die Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB). Die SGB wird seit 1992 alle fünf Jahre vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführt. 2022 hat die siebte Befragung, die Teil des Erhebungsprogramms der eidgenössischen Volkszählung ist, stattgefunden. Sie liefert wichtige Informationen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, zum Gesundheitsverhalten sowie zur Inanspruchnahme der Gesundheitsdienste. Insgesamt beteiligten sich 21 930 in einem Schweizer Privathaushalt wohnhafte Personen ab 15 Jahren an der Befragung. Es handelt sich dabei um ein telefonisches Interview, gefolgt von einem schriftlichen Fragebogen oder einer Online-Befragung.

Alkohol ist heute praktisch zu einem Konsumgut wie jedes andere geworden, ungeachtet der Tatsache, dass es sich in erster Linie um eine psychoaktive Substanz handelt, die erheblichen Schaden anrichten kann. Die kulturelle Bedeutung des Alkohols in unserer Gesellschaft und sein positives Image (gesellschaftliche Anlässe) dürfen seine negativen Auswirkungen auf die individuelle und öffentliche Gesundheit weder kaschieren noch in Vergessenheit geraten lassen.