Porträt der Schweizer KMU, 2011–2021

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erhalten die Schweizer Wirtschaft am Leben. Sie generieren über zwei Drittel der Gesamtbeschäftigung und machen mehr als 99% aller marktwirtschaftlichen Unternehmen aus. Die Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeichnet ein detailliertes und aussagekräftiges Porträt der Schweizer KMU. Anteil und Struktur der KMU variieren stark nach Wirtschaftszweig und Region. Zwischen 2011 und 2021 blieben der Anteil und die räumliche Verteilung der KMU stabil, der Anteil der Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten stieg jedoch. Die sehr kleinen KMU legten zahlenmässig zu, insbesondere in den städtischen Zentren. Zudem ist bei den KMU eine Tendenz weg vom primären und sekundären Sektor hin zu Wirtschaftszweigen des tertiären Sektors festzustellen. Bei der Einbindung der KMU in die globalen Wertschöpfungsketten spielen die Firmengrösse und die Zugehörigkeit zu einer multinationalen Unternehmensgruppe eine wichtige Rolle.

Einleitung

Seit dem Referenzjahr 2014 erscheint jährlich eine Publikation zu den KMU. Die vorliegende Analyse basiert auf den Ergebnissen der STATENT und bezieht sich auf die Referenzjahre 2011–2021. In den beiden letzten Jahren der Reihe (2020 und 2021) wurden die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt der Schweiz stark von der Covid-19-Pandemie beeinflusst. Die Zahlen zu diesem Zeitraum zeigen, inwiefern die KMU von der Pandemie betroffen waren, welche KMU-Typen den «Schock» am besten verkraften konnten und welche Auswirkungen auf die Beschäftigung festzustellen waren.

Definitionen

Da viele Unternehmen die behördlichen Unterstützungs-massnahmen zum Schutz der Arbeitsplätze in Anspruch genommen haben und dank der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) die Stellen erhalten werden konnten, sind die Auswir-kungen der Covid-19-Pandemie in der STATENT nur teilweise sichtbar. Ein auf Einschränkungen der Produktionstätigkeit (z. B. Ausübungsverbot) zurückzuführender Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität wird in der STATENT, die auf den Arbeitsverträgen mit AHV-Beitragspflicht beruht, nicht zwin-gend abgebildet. Eine Verringerung der Anzahl Arbeitsplätze ergibt sich in der STATENT ausschliesslich aus Auflösungen der Arbeitsverhältnisse.

Die Publikation enthält gegenüber jener des Vorjahres auch neue Kapitel zu den KMU in Schweizer Multinationalen, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen einer solchen Zugehörigkeit auf ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Terminologie

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bildet den Referenzrahmen für die vorliegende Analyse. Sie definiert auch die Terminologie, nach der die Einheiten der Schweizer Unternehmenslandschaft in Kategorien eingeteilt werden. Eine Einheit ist entweder «marktwirtschaftlich» oder «nicht marktwirtschaftlich» und zählt entweder zum «privaten» oder zum «öffentlichen» Sektor. Im Folgenden werden diese Aspekte kurz erläutert.

– Als marktwirtschaftlich gelten Einheiten, die Güter und/oder Dienstleistungen auf dem Markt zu weitgehend kostendeckenden Preisen anbieten. Nicht marktwirtschaftlich ist eine Produktion, die gratis oder zu nicht kostendeckenden Preisen erfolgt. Allgemein gelten Preise als nicht kostendeckend, wenn der Verkaufserlös weniger als 50% der Herstellungskosten ausmacht.

– Eine Einheit zählt zum öffentlichen Sektor, wenn sie von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. Diese Kontrolle besteht meist in einer massgeblichen Beteiligung am Aktienkapital, kann aber auch auf andere Arten erfolgen. Hier ist hervorzuheben, dass eine öffentliche Einheit auf einem Wettbewerbsmarkt tätig sein kann und in diesem Fall als marktwirtschaftlich gilt Es gilt zu präzisieren, dass die Einheiten anhand ihrer Rechtsform unterschieden werden. Dabei handelt es sich um ein Proxy, mit dem der Anteil der öffentlichen Verwaltung am Aktienkapital der verschiedenen Unternehmen beziffert wird, weil geeignete und vollständige Daten dafür fehlen. Marktwirtschaftliche Unternehmen des öffentlichen Sektors können folgende Rechtsformen haben: Institut des öffentlichen Rechts, öffentliches Unternehmen des Kantons, öffentliches Unternehmen des Bezirks, öffentliches Unternehmen der Gemeinde und öffentliches Unternehmen einer Körperschaft. .

Tabelle T1 liefert eine Übersicht über die möglichen Zuordnungen der Einheiten. KMU gehören zur Kategorie der marktwirtschaftlichen Unternehmen. Diese Kategorie (in der Tabelle T1 oben grau hinterlegt) grenzt den Analysebereich der vorliegenden Publikation ab.

Marktwirtschaftliche und nicht marktwirtschaftliche Einheiten nach SektorT1

Sektor Definition Beispiele
Marktwirtschaftlich Privat Private Unternehmen Privatunternehmen tätig im Einzelhandel
Öffentlich Öffentliche Unternehmen Institute des öffentlichen Rechts, kantonale/kommunale Unternehmen wie Universitätsspitäler, öffentliche Verkehrsbetriebe usw.
Nicht marktwirtschaftlich Privat Private Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) Politische Parteien, Gewerkschaften, Verbraucherverbände
Öffentlich Öffentliche Verwaltung Bundes-/kantonale und kommunale Verwaltungen, Polizei, Feuerwehren

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2023

Die vorliegende Analyse mit Fokus auf den marktwirtschaftlichen Einheiten deckt die grosse Mehrheit der Einheiten (97,3%) und Beschäftigten (85,5%) in der Schweiz ab.

Anzahl Einheiten und Beschäftigte nach Sektor, 2021T2

Sektor Einheiten Beschäftigte
Abs. In % Abs. In %
Marktwirtschaftlich Privat 608 796 97,2 4 387 202 81,0
Öffentlich 722 0,1 246 326 4,5
Nicht marktwirtschaftlich Privat 12 275 2,0 200 846 3,7
Öffentlich 4 429 0,7 583 625 10,8

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2023

Die marktwirtschaftlichen Einheiten können je nach Anzahl Beschäftigte in verschiedene Grössenklassen unterteilt werden. Anhand dieser Gliederung lassen sich die KMU von den Grossunternehmen unterscheiden. Gemäss Definition des BFS ist ein KMU ein marktwirtschaftliches Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten Die Definition von KMU kann sich auch nach anderen Kriterien richten. Die Europäische Union (EU) verwendet zusätzlich zur Beschäftigtenzahl wahlweise zwei weitere Kriterien: den Jahresumsatz (höchstens 50 Millionen Euro) und die Bilanzsumme (höchstens 43 Millionen Euro). Weitere Informationen zur Definition von KMU in der EU sind unter folgendem Link zu finden: https://ec.europa.eu/eurostat/web/structural-business-statistics/information-on-data/small-and-medium-sized-enterprises . Zu den KMU gehören Mikrounternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (siehe Tabelle T3).

Definition der GrössenklassenT3

KMU-Grössenklassen Definition
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 1 bis 249 Beschäftigte
 Mikrounternehmen weniger als 10 Beschäftigte
 Kleine Unternehmen 10 bis 49 Beschäftigte
 Mittlere Unternehmen 50 bis 249 Beschäftigte
Grossunternehmen ab 250 Beschäftigte

© BFS 2023

Erholung des Wachstums im Jahr 2021

2021 gab es in der Schweiz knapp 610 000 Unternehmen mit insgesamt rund 4,63 Millionen Beschäftigten. Damit sind die Beschäftigung (+109 804) und die Anzahl Unternehmen (+9097) wieder angestiegen, nachdem im Jahr 2020 in der STATENT sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Beschäftigten erstmals ein Rückgang verzeichnet worden war. Die positive Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als die wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie im Jahr 2021 nach wie vor galten. Sowohl bei den Grossunternehmen (+3,0% Unternehmen und +3,1% Beschäftigte) als auch bei den KMU (+1,5% Unternehmen und +2,1% Beschäftigte) waren Zunahmen festzustellen.

99,7% der Unternehmen haben weniger als 250 Beschäftigte und gelten somit als KMU. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in der Schweiz (66,9%) sind in einem KMU tätig. Die Anteile blieben zwischen 2011 und 2021 relativ stabil (siehe Tabelle T4). Ein Blick auf die Grössenklassen der KMU zeigt, dass sowohl der Anteil der Mikrounternehmen (–0,08 Prozentpunkte) als auch der Anteil der Beschäftigung in Mikrounternehmen (–0,37 Prozentpunkte) zwischen 2020 und 2021 abnahmen.

Anzahl Unternehmen und Beschäftigte nach Grössenklassen, 2021T4

Unternehmen Beschäftigte
2011 2020 2021 2011 2020 2021
Abs. in % Abs. in % Abs. in % Abs. in % Abs. in % Abs. in %
Total 546 912 100,0 600 421 100,0 609 518 100,0 4 215 501 100,0 4 523 724 100,0 4 633 528 100,0
 Kleine und mittlere
Unternehmen (KMU)
545 400 99,7 598 772 99,7 607 820 99,7 2 873 193 68,2 3 035 739 67,1 3 099 937 66,9
  – Mikrounternehmen 489 179 89,4 539 395 89,8 547 074 89,8 1 117 158 26,5 1 170 875 25,9 1 182 353 25,5
  – Kleine Unternehmen 47 758 8,7 50 321 8,4 51 412 8,4 917 778 21,8 965 692 21,3 989 490 21,4
  – Mittlere Unternehmen 8 463 1,6 9 056 1,5 9 334 1,5 838 257 19,9 899 172 19,9 928 094 20,0
 Grossunternehmen 1 512 0,3 1 649 0,3 1 698 0,3 1 342 308 31,8 1 487 985 32,9 1 533 591 33,1

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2023

Dies äusserte sich im Zeitraum 2011–2021 in einem Rückgang der durchschnittlichen Grösse der Mikrounternehmen (mit Ausnahme von 2020), wohingegen diese in den anderen Grössenklassen insgesamt stabil blieb. Die Durchschnittsgrösse der Grossunternehmen nahm 2020 zu und stabilisierte sich 2021. Grafik G1 zeigt die unterschiedliche Entwicklung der Durchschnittsgrösse in den einzelnen Grössenklassen der Unternehmen.

Nach diesem ersten Überblick wird näher auf die Entwicklung der KMU und ihren Beitrag zum Wachstum der Anzahl Unternehmen und Beschäftigten eingegangen. Grafik G2 gliedert den Wachstumsbeitrag nach Anzahl Unternehmen (oberer Bereich) und Beschäftigten (unterer Bereich) pro Grössenklasse.

Im Zeitraum 2011–2019 entwickelte sich die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten positiv. Der Unternehmenszuwachs war fast ausschliesslich den Mikrounternehmen zu verdanken, während sich das Beschäftigungswachstum homogener auf die KMU und Grossunternehmen verteilte. Seit 2016 ist bei der Anzahl Grossunternehmen ein zunehmendes Wachstum zu beobachten. Auf den Unternehmensbestand hat diese Dynamik aufgrund des kleinen Anteils der Grossunternehmen in der Schweizer Wirtschaft nur einen geringen Einfluss, auf den Beitrag zum Beschäftigungswachstum wirkt sie sich hingegen deutlich stärker aus. Die Beschäftigung nahm in den Grossunternehmen somit stärker zu als in der restlichen Wirtschaft, wobei die Wachstumsrate im Jahr 2018 einen Höhepunkt erreichte.

Zwischen 2019 und 2020 war das Beschäftigungswachstum in allen Grössenklassen ausser bei den Mikrounternehmen rückläufig. Ein Jahr später entwickelten sich alle Grössenklassen wieder positiv. Ausgenommen bei den Mikrounternehmen wurde sogar das stärkste Beschäftigungswachstum seit 2011 verzeichnet. Am deutlichsten nahm die Zahl der Beschäftigten (+3,22%) und der Unternehmen (+3,07%) in den mittleren Unternehmen zu. Diese Ergebnisse sind aufgrund der aussergewöhnlichen Situation rund um die Covid-19-Pandemie mit Vorsicht zu interpretieren. Dies gilt insbesondere für das Jahr 2020, in dem erstmals überhaupt ein Rückgang verzeichnet wurde. Nach dem Aufschwung 2021 wird es aufschlussreich sein, die postpandemische Entwicklung ab 2022 zu untersuchen.

Die Tertiärisierung der Wirtschaft kommt wieder in Gang

Nachfolgend wird näher auf die Entwicklung der Unternehmenstätigkeiten von KMU in den verschiedenen Wirtschaftssektoren eingegangen.

Zwischen 2011 und 2021 stieg die Zahl der Beschäftigten in den KMU und den Grossunternehmen des Tertiärsektors um 244 965 bzw. 173 133 an. Im Dienstleistungssektor kamen somit mehr als 418 000 Beschäftigte hinzu. Im Sekundärsektor wurde im gleichen Zeitraum mit rund 11 900 zusätzlichen Beschäftigten ein moderaterer Anstieg verzeichnet. Diese positive Entwicklung in diesem Sektor ist jedoch genauer zu betrachten. Während die KMU 6209 Beschäftigte verloren, stieg die Beschäftigtenzahl bei den Grossunternehmen um 18 146. Im Primärsektor wurden zwischen 2011 und 2021 mehr als 12 000 Arbeitsplätze gestrichen. Dieser Rückgang ist ausschliesslich den kleinen Einheiten mit weniger als 250 Beschäftigten zuzuschreiben.

Zwischen 2011 und 2021 nahm die Beschäftigung in den KMU stärker zu als in den Grossunternehmen. Im Unterschied zu den Grossunternehmen beschränkte sich das Beschäftigungswachstum bei den KMU jedoch auf den Tertiärsektor. Die Grossunternehmen legten hingegen in allen drei Wirtschaftssektoren zu. Es ist also eine Tertiärisierung der Wirtschaft zu beobachten, die in den KMU insgesamt ausgeprägter ist.

Eine detailliertere Analyse auf Ebene der Wirtschaftszweige Die Wirtschaftszweige sind in der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) beschrieben. Für nähere Informationen zu den Klassifikationen und verwendeten Codes siehe: https://www.kubb-tool.bfs.admin.ch/de gibt genauer Aufschluss über die oben beschriebenen sektoriellen Entwicklungen.

Das «Gesundheits- und Sozialwesen» wächst weiter

2021 waren – wie schon 2011 – die meisten Beschäftigten im «verarbeitenden Gewerbe» und im «Handel» tätig. Auf diese beiden Wirtschaftszweige entfielen 14,9% bzw. 14,2% der Gesamtbeschäftigung, wobei der Trend bei beiden Aktivitäten rückläufig ist (siehe Grafik G4). Den stärksten absoluten Beschäftigungsanstieg verbuchte zwischen 2011 und 2021 das an dritter Stelle liegende «Gesundheits- und Sozialwesen» mit mehr als 151 000 zusätzlich geschaffenen Stellen. 2021 waren in diesem Wirtschaftszweig 644 552 Beschäftigte tätig, das sind nahezu 30 000 mehr als 2019. Dies zeigt die Bedeutung dieser Branche während der Covid-19-Pandemie. Mit einem Anteil von 13,9% schliesst das «Gesundheits- und Sozialwesen» immer näher zu den ersten beiden Wirtschaftszweigen auf und könnte bei anhaltendem Trend in den nächsten Jahren zum grössten Arbeitgeber der Schweiz werden. Zur Dynamik im Gesundheits- und Sozialwesen trugen seit 2011 sowohl die KMU (+71 684 Stellen) als auch die Grossunternehmen (+80 182 Stellen) bei.

Die Beschäftigung im Gesundheits- und Sozialwesen stieg 2021 hauptsächlich im «Gesundheitswesen» an (NOGA 86: +11 745). Drei Viertel dieser Zunahme sind den KMU zuzuschreiben, insbesondere jenen in den Bereichen «Gesundheitswesen a. n. g.» Zu dieser NOGA-Kategorie gehören namentlich die «Aktivitäten der Kranken-schwestern, Hauspflege» (NOGA 869003: +2823 Beschäftigte), die «Physio-therapie» (NOGA 869002: +801), «Medizinische Labors» (NOGA 869006: +434), die «Psychotherapie und Psychologie» (NOGA 869001: +422). (NOGA 8690: +6192) und «Arztpraxen für Allgemeinmedizin» (NOGA 8621: +1172). Die Grossunternehmen verzeichneten vor allem bei den «Krankenhäusern» (NOGA 8610: +2577) mehr Stellen. Diese Zahlen untermauern den zunehmenden Trend der KMU hin zu kleinen, im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen tätigen Unternehmen mit wenig Beschäftigten.

Auf der anderen Seite nahm die Beschäftigung im Bereich «Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)» ab (NOGA 87: –1089). Dieser Rückgang ist aber ausschliesslich auf die KMU zurückzuführen, die namentlich in den Wirtschaftszweigen «Pflegeheime» (NOGA 8710: –854) und «Altenheime; Alten- und Behindertenwohnheime» (NOGA 8730: –395) Stellen einbüssten.

Während die Entwicklung im Gesundheits- und Sozialwesen seit 2011 einem eindeutigen Trend folgt, zeigt sich bei den beiden grössten Wirtschaftszweigen – dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel – ein heterogenes Bild. Zwischen 2011 und 2021 entwickelten sie sich je nach Tätigkeitsbereich unterschiedlich.

Im verarbeitenden Gewerbe gingen seit 2011 in der «Herstellung von elektrischen Ausrüstungen» (NOGA 27: –7931 Stellen) und der «Herstellung von Druckerzeugnissen» (NOGA 18: –9608) viele Stellen verloren. Umgekehrt wurden in der «Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln» (NOGA 10) über 5600 Arbeitsplätze geschaffen, davon 3512 in KMU. Auch die Beschäftigung der in der «Getränkeherstellung» (NOGA 11) tätigen KMU entwickelte sich positiv (+1530 Stellen), insbesondere dank der «Bierherstellung» (NOGA 1105: +78%) und der «Herstellung von Erfrischungsgetränken; Gewinnung natürlicher Mineralwässer» (NOGA 1107: +124%). Die Pharmaindustrie (NOGA 21) schliesslich schaffte zwischen 2011 und 2021 rund 10 397 Arbeitsplätze, davon 1629 in KMU. Ohne die Dynamik in diesen Branchen wäre der Beschäftigungsrückgang in den KMU des Sekundärsektors viel markanter ausgefallen.

In den KMU des Wirtschaftszweigs «Handel» ist die Beschäftigung rückläufig, hauptsächlich aufgrund des Wegfalls von über 13 000 Stellen im «Detailhandel» (NOGA 47) und im «Grosshandel» (NOGA 46) zwischen 2011 und 2021. Betroffen waren in erster Linie die Bereiche «Detailhandel mit Bekleidung» (NOGA 4771), «Detailhandel mit Geräten der Unterhaltungselektronik» (NOGA 4743) sowie «Detailhandel mit Back- und Süsswaren» (NOGA 4724). Daraus ist zu schliessen, dass kleine Nahversorgungsläden zunehmend verschwinden.

Die in den Bereichen «Grosshandel» (NOGA 46: +6896 Stellen) und «Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen» (NOGA 45: +1933 Stellen) tätigen Grossunternehmen verzeichneten indessen im gesamten Untersuchungszeitraum positive Entwicklungen.

Nach dem starken Beschäftigungsrückgang im Jahr 2020 (–25 560 Beschäftigte) zeigte sich im Wirtschaftszweig «Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie» (NOGA 55 und 56) im Jahr 2021 eine starke Nachfrage: In diesem Bereich wurden 10 582 Stellen geschaffen, was dem deutlichsten Anstieg seit 2011 entspricht (+5%). Vor den massiven Stellenverlusten 2020 und dem Aufschwung 2021 wurde zwischen 2011 und 2019 eine durchschnittliche jährliche Zunahme von 0,7% verbucht.

Der markante Beschäftigungsrückgang 2020 und die erneute Zunahme 2021 hängen vermutlich mit den sich laufend verändernden pandemiebedingten Einschränkungen zusammen, die 2021 weniger einschneidend waren als 2020.

Städtische Zentren sind besonders dynamisch

Im folgenden Abschnitt wird die geografische Verteilung der KMU und ihrer Beschäftigten analysiert. Der juristische Sitz jedes KMU ist an einem geografischen Ort registriert. Zur Ausübung seiner Tätigkeit kann es aber über mehrere Arbeitsstätten verfügen, die an verschiedenen Orten in der Schweiz ansässig sind. Bei der vorliegenden Untersuchung wird die tatsächliche geografische Verteilung der Beschäftigten betrachtet, d. h. der effektive Arbeitsort der Personen. Dieser kann vom juristischen Sitz des Unternehmens abweichen.

Der Anteil der KMU ist in allen Kantonen sehr hoch und es sind kaum kantonale Unterschiede festzustellen. Auf Ebene der Beschäftigung zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild (vgl. Grafik G5).

Zwischen städtisch geprägten Kantonen (z. B. Basel-Stadt oder Genf) und ländlichen Kantonen (z. B. Appenzell Innerrhoden oder Schwyz) bestehen deutliche strukturelle Unterschiede. Erstere weisen einen hohen Anteil an Beschäftigten in Grossunternehmen auf, deren Sitz nicht unbedingt im gleichen Kanton angesiedelt ist. Zweitere verfügen hauptsächlich über Beschäftigte in Mikro- und Kleinunternehmen, deren Sitz sich in der Regel im gleichen Kanton befindet.

Wird die Entwicklung der KMU-Struktur nach Gemeindetyp betrachtet (siehe Tabelle T5), lässt sich ein steigendes Interesse der Mikrounternehmen für städtisch geprägte Gemeinden Die Definition einer städtisch geprägten Gemeinde stützt sich auf die Gemeindetypologie des BFS. Weitere Informationen sind unter folgender Adresse verfügbar: Gemeindetypologie und StadtLand-Typologie R Steckbrief R Bundesamt für Statistik (admin.ch ) beobachten. Der Anteil der Mikrounternehmen stieg in den städtischen Zentren zwischen 2011 und 2021 um 1,7 Prozentpunkte, während derjenige der übrigen Unternehmenstypen unverändert blieb oder zurückging.

Entwicklung der Beschäftigten und der Unternehmen nach Grössenklasse und Art der Gemeinde, 2011 und 2021T5

Grössenklasse Art der Gemeinde Unternehmen Beschäftigte
2011 2021 2011 2021
KMU Städtisch 62,2% 63,7% 46,4% 45,7%
Ländlich 19,6% 19,3% 12,4% 12,2%
Intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 17,9% 16,8% 9,4% 9,0%
 Mikrounternehmen Städtisch 55,0% 56,7% 16,2% 16,0%
Ländlich 17,8% 17,5% 5,3% 5,0%
Intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 16,7% 15,6% 5,0% 4,6%
 Kleine Unternehmen Städtisch 6,0% 5,9% 15,2% 15,0%
Ländlich 1,6% 1,5% 4,0% 3,9%
Intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 1,1% 1,0% 2,6% 2,5%
 Mittlere Unternehmen Städtisch 1,2% 1,1% 15,0% 14,7%
Ländlich 0,2% 0,3% 3,1% 3,3%
Intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 0,1% 0,2% 1,8% 1,9%
Grossunternehmen Städtisch 0,3% 0,2% 27,5% 28,4%
Ländlich 0,0% 0,0% 3,0% 3,2%
Intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 0,0% 0,0% 1,3% 1,5%
100% 100% 100% 100%

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2023

Mit steigender Unternehmensgrösse verlagert sich die Beschäftigung zunehmend in städtisch geprägte Gemeinden. 86% der Arbeitsplätze von Grossunternehmen sind in städtischen Zentren zu finden. Bei den KMU beläuft sich dieser Anteil auf 68%. Darüber hinaus nahm die Beschäftigung der Grossunternehmen in den städtischen Zentren zwischen 2011 und 2021 anteilsmässig um 0,9 Prozentpunkte zu, was von einer zunehmenden Konzentration der Beschäftigung der Einheiten dieses Typs in den städtischen Zentren zeugt.

Die steigende Anzahl Mikrounternehmen und die wachsende Beschäftigung in Grossunternehmen zeigen, dass städtische Zentren äusserst attraktiv sind.

Güteraussenhandel in der Hand von Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten

Als kleines Land im Herzen Europas sieht sich die Schweiz mit der Herausforderung globaler Wertschöpfungsketten konfrontiert. Sie profitiert von einer prosperierenden Wirtschaft, die sich durch eine starke Dynamik auf den internationalen Märkten auszeichnet und eine traditionell positive Handelsbilanz ausweist. In diesem Umfeld spielen die multinationalen Unternehmensgruppen aufgrund ihrer grenzübergreifenden Strukturen eine zentrale Rolle. Wie verhält es sich mit den Schweizer KMU? In diesem Kapitel wird zunächst auf die Grösse der im Güteraussenhandel tätigen Unternehmen eingegangen. Zu diesem Zweck werden die Daten des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) einbezogen, die die Export- und Importunternehmen sowie die Transaktionsbeträge abbilden.

Grafik G6 gibt Aufschluss über den Beitrag der Grossunternehmen zum Güteraussenhandel. Mehr als die Hälfte des Werts (in Schweizer Franken) des Güterhandels zwischen der Schweiz und dem Ausland wird von Grossunternehmen erwirtschaftet. Sie generieren 70% des Exports und 59% des Imports. Dahinter folgen die mittleren Unternehmen (23% der Exporte und 23% der Importe) sowie die kleinen Unternehmen und die Mikrounternehmen. Alle Grössen zusammengenommen haben die KMU einen wesentlichen Anteil am Güteraussenhandel; sie sind für über 40% des Importvolumens und für knapp einen Drittel der Exporte verantwortlich. Zwischen der Unternehmensgrösse und dem Wert der Importe und Exporte von Gütern besteht ein direkter Zusammenhang: Je mehr Beschäftigte ein Unternehmen hat, desto grösser ist sein Anteil am Güteraussenhandel.

Für eine detaillierte Analyse der Rolle der KMU beim Handel mit dem Ausland müssen auch die Merkmale der Import- und Exportunternehmen, unabhängig von den absoluten Transaktionsbeträgen, berücksichtigt werden. Grafik G7 unterscheidet dazu zwischen Unternehmen, die mindestens ein Gut exportieren oder importieren und jenen, die dies nicht tun.

Grafik G7 verdeutlicht, dass zwischen der Unternehmensgrösse und der direkten Teilnahme am Güteraussenhandel ein positiver Zusammenhang besteht. Ein Viertel aller Schweizer Unternehmen (25,6%) ist im Aussenhandel tätig und exportiert bzw. importiert Güter. Diese Unternehmen machen jedoch mehr als zwei Drittel (68,9%) der Beschäftigten im marktwirtschaftlichen Sektor aus.

In allen Grössenklassen ab zehn Beschäftigten sind direkt im Güteraussenhandel tätige Unternehmen Unternehmen, die keine Güter importieren oder exportieren, können natürlich einen indirekten Bezug zum Güteraussenhandel haben. Sie können beispielsweise Unterstützungsaufgaben übernehmen oder Waren für direkt im Güteraussenhandel tätige Unternehmen bereitstellen. Für diese Publikation gelten solche Unternehmen als Unternehmen ohne Güterimport- und -exporttätigkeiten. und deren Beschäftigte in der Mehrheit. Nahezu alle Grossunternehmen sind im Güterexport und -import tätig (92,2% der Einheiten und 95,8% der Beschäftigten).

Je grösser ein Unternehmen ist, desto höher fällt die Wahrscheinlichkeit aus, dass es im Güteraussenhandel tätig ist. Die Grössenklasse ist ein wesentlicher Faktor für den Handel mit dem Ausland.

Zu einer multinationalen Gruppe gehörende KMU handeln häufiger mit dem Ausland

Nachdem die Unternehmensgrösse als wesentliches Merkmal von im Güteraussenhandel tätigen Unternehmen nachgewiesen wurde, wird die Gruppenzugehörigkeit näher beleuchtet. Gemäss einer kürzlich erschienenen Publikation des BFS zum Verhalten der Unternehmensgruppen «Portrait der Unternehmensgruppen in der Schweiz 2014–2021», BFS, 2022, siehe: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/publikationen.assetdetail.23647259.html werden 90% der Transaktionen im Güteraussenhandel (in Schweizer Franken) von Unternehmen durchgeführt, die zu einer Gruppe gehören. Wie gross ist der Anteil der zu einer multinationalen Gruppe gehörenden Schweizer KMU? Und wie stark ist deren Einfluss auf den Güteraussenhandel im Vergleich zu anderen KMU?

Art der UnternehmensgruppenT6

Art Définition
Eigenständig Unternehmen, das nicht Teil einer Gruppe ist
Mitglied einer Unternehmensgruppe Unternehmen, das Teil einer Unternehmensgruppe ist
 Ausländisch kontrollierte
multinationale Unternehmensgruppe
Gruppe mit mindestens einem Mitglied in der Schweiz und Gruppenoberhaupt im Ausland
 Inländisch kontrollierte multi­nationale Unternehmensgruppe Gruppe mit mindestens einem Mitglied im Ausland und Gruppenoberhaupt in der Schweiz
 Rein inländische
Unternehmensgruppe
Gruppe, bei der alle Mitglieder in der Schweiz ansässig sind

Quellen: BFS – STATENT, STAGRE

© BFS 2023

Zur Beantwortung dieser Fragen werden die ab 2014 verfügbaren Daten der Statistik der Unternehmensgruppen (STAGRE) zu Struktur und Umfang der Unternehmensgruppen in die Analyse einbezogen. So lassen sich die KMU in einem umfassenderen Rahmen betrachten und gemäss einer spezifischen Terminologie (Tabelle T6) entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit sowie nach Gruppentyp klassieren.

Import-/Exportvolumen sowie Anzahl der Unternehmen und Beschäftigten nach Art
der Unternehmensgruppe, 2021T7

Art Unternehmen Beschäftigte Durchschnittliche Beschäftigung Volumen Importe/Exporte
Abs. In % Veränderung seit 2014, in % Abs. In % Veränderung seit 2014, in % in Mio. Franken In %
Total marktwirtschaftliche Unternehmen 609 518 100,0 +5,9 4 633 528 100,0 +6,2 7,6 565 031 100,0
KMU 607 820 99,7 +5,9 3 099 937 66,9 +4,5 5,1 197 578 35,0
 – Eigenständig 578 172 94,8 +5,2 2 370 498 51,2 +3,3 4,1 40 360 7,2
 – Mitglied einer rein
inländischen
Unternehmensgruppe
12 067 2,0 +16,9 252 017 5,4 – 1,5 20,9 10 771 1,9
 – Mitglied einer inländischen
multinationalen
Unternehmensgruppe
9 629 1,6 +41,6 265 678 5,7 +24,2 27,6 41 147 7,3
 – Mitglied einer ausländischen
multinationalen Unternehmensgruppe
7 952 1,3 +8,4 211 744 4,6 +5,1 26,6 105 300 18,6
Grossunternehmen 1 698 0,3 + 8,7 1 533 591 33,1 +9,7 903,2 367 453 65,0

Quellen: BFS – STATENT, STAGRE, BAZG

© BFS 2023

Die Verteilung der Unternehmen und Beschäftigten nach Gruppenzugehörigkeit (vgl. Tabelle T7) zeigt, dass es sich bei den Schweizer Unternehmen mehrheitlich um eigenständige KMU handelt (94,8%). Nur rund jedes zwanzigste KMU gehört zu einer Unternehmensgruppe. Wird die Anzahl Beschäftigte der einer Gruppe angehörenden KMU untersucht, präsentiert sich ein anderes Bild: Nahezu jede sechste beschäftigte Person (15,7%) ist in einem solchen Unternehmen tätig. Die Entwicklung seit 2014 fällt allerdings je nach Typ der Gruppe, zu der ein KMU gehört, sehr unterschiedlich aus. Bei KMU, die zu einer ausschliesslich in der Schweiz ansässigen Unternehmensgruppe gehören, ist die Beschäftigung rückläufig (–1,5%), während sie bei KMU, die Teil einer multinationalen Schweizer Unternehmensgruppe sind, deutlich ansteigt (+24,2%).

Mit 65% des Handelsvolumens dominieren Grossunternehmen den Güteraussenhandel. Beim übrigen Drittel, das von den KMU generiert wird, sind nahezu 8 von 10 Franken den einer Gruppe zugehörigen KMU zuzuschreiben. Eigenständige KMU spielen hier nur eine geringe Rolle (7,2% des Handelsvolumens), obwohl auf sie nahezu 95% der Unternehmen und die Hälfte der Beschäftigten (51,2%) entfallen.

Grafik G8 vergleicht den Anteil der Unternehmen, die am Aussenhandel teilnehmen, nach Gruppenzugehörigkeit, und zeigt den Kontrast zwischen eigenständigen und einer Gruppe angehörenden KMU noch deutlicher auf. Nur 23,8% der eigenständigen KMU beteiligen sich am internationalen Warenhandel. Bei den KMU, die Teil einer Gruppe sind, ist dieser Anteil mindestens zweimal so hoch.

Der Vergleich zwischen den Unternehmen, die Teil einer Schweizer Multinationalen sind, und jenen, die einer ausländisch kontrollierten Gruppe angehören, ergibt ein interessantes Ergebnis: Es gibt 21% mehr Unternehmen, die Teil einer Schweizer Multinationalen sind. Die durchschnittliche Anzahl Beschäftigte ist bei KMU in Schweizer Multionationalen (27,6 Beschäftigte) und KMU in ausländischen Multinationalen (26,6) vergleichbar. Das Handelsvolumen der zu Schweizer Multinationalen gehörenden KMU ist dagegen 61% tiefer. Über die Hälfte des Aussenhandels von KMU wird von Unternehmen getätigt, die Teil einer ausländischen multinationalen Gruppe sind.

Daraus lässt sich schliessen, dass die Schweizer KMU relativ wenig von Gruppen kontrolliert werden, die Beschäftigung in KMU aber zunehmend den multinationalen Gruppen zuzuschreiben ist. Die KMU, die zu einer Gruppe gehören, haben eine mittlere Grösse und einen weitaus grösseren Einfluss auf den Güteraussenhandel. In diesem Sinne spielt die Gruppenzugehörigkeit für KMU eine entscheidende Rolle. Besonders markant ist das grosse Volumen im Güteraussenhandel von KMU, die zu einer ausländischen multinationalen Gruppe gehören.

Sind Grösse und Gruppenzugehörigkeit
Voraussetzungen für den Aussenhandel?

In den beiden vorangehenden Kapiteln wurde der Aussenhandel der Schweizer KMU untersucht. Aus der vorliegenden Analyse geht hervor, dass nicht nur die Unternehmensgrösse, sondern auch die Gruppenzugehörigkeit eine wichtige Rolle für den internationalen Warenhandel spielt. Neben diesen beiden wichtigen Faktoren können zahlreiche andere Gründe ein Unternehmen veranlassen, im Güteraussenhandel tätig zu werden.

Eine Untersuchung der Struktur der Export-/Importeinheiten nach Wirtschaftszweig zeigt, dass in gewissen Zweigen ein bedeutender Anteil der eigenständigen KMU Güterhandel mit dem Ausland betreibt. Das Kriterium der Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist deshalb nicht als Grundvoraussetzung zu betrachten. Dabei fällt jedoch auf, dass diese eigenständigen KMU durchschnittlich grösser sind als eigenständige KMU ohne internationalen Warenhandel.

Einer der im Güteraussenhandel stark vertretenen Wirtschaftszweige ist der Grosshandel (NOGA 46). Er umfasst rund 17 250 eigenständige KMU, von denen zwei Drittel (66,2%) Waren importieren oder exportieren.

Einige Wirtschaftszweige weisen dasselbe Profil auf wie der Grosshandel, mit einem hohen Anteil eigenständiger, relativ grosser warenimportierender und -exportierender KMU. Dies trifft hauptsächlich auf die «Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen» (NOGA 26), den «Maschinenbau» (NOGA 28), die «Herstellung von chemischen Erzeugnissen» (NOGA 20) oder den «Detailhandel» (NOGA 47) zu.

Schweizer KMU sind im internationalen
Vergleich deutlich grösser

Auf internationaler Ebene bilden KMU die grosse Mehrheit der Unternehmen. 2020 (das letzte Jahr, für das Daten zu einer ausreichenden Anzahl Länder vorliegen Die Daten stammen aus der OECD-Datenbank zur Statistik der Unternehmensstruktur (Dataset: SDBS Structural Business Statistics [ISIC Rev. 4]). ) lag der KMU-Anteil im marktwirtschaftlichen Sektor aller betrachteter Länder bei über 99,5% Hierzu ist anzumerken, dass sich die in den OECD-Datenbanken zu strukturellen Statistiken verwendete Definition des Businesssektors stark von der in den vorangegangenen Kapiteln verwendeten Definition unterscheidet. Während der marktwirtschaftliche Sektor in der Schweiz lediglich die öffentliche Verwaltung und private Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) ausschliesst, geht die OECD mit ihrer Unterteilung noch weiter. Neben den öffentlichen Verwaltungen und POoE klammert der Konsolidierungsperimeter der OECD auch die Landwirtschaft, die Finanzintermediation (Banken und Versicherungen), die staatsnahen Wirtschaftszweige (Bildung, Gesundheit und Sozialwesen) sowie Tätigkeiten betreffend Kunst, Erholung und sonstige Dienstleistungen aus. Die Zahlen der Schweiz wurden daher so angepasst, dass sie dem Referenzanalyserahmen der OECD entsprechen. (vgl. Tabelle T8). Beim Ländervergleich lassen sich jedoch bei den KMU strukturelle Unterschiede beobachten. Mit 87,1% Mikrounternehmen zählt die Schweiz zusammen mit Deutschland (84,3%) zu den Ländern mit dem niedrigsten Anteil an Mikrounternehmen. Umgekehrt weist die Schweiz mehr kleine und mittlere Unternehmen auf.

Verteilung der Unternehmen nach Grössenklasse in ausgewählten Ländern, 2020T8

Länder Mikrounternehmen Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen KMU Grossunternehmen Anzahl Unternehmen
Griechenland 94,9% 4,5% 0,5% 99,9% 0,1% 704 520
Italien 94,7% 4,6% 0,6% 99,9% 0,1% 3 616 514
Portugal 95,2% 4,1% 0,6% 99,9% 0,1% 911 602
Slowakei 97,5% 2,0% 0,4% 99,9% 0,1% 515 079
Spanien 94,5% 4,8% 0,6% 99,9% 0,1% 2 654 661
Niederlande 95,9% 3,3% 0,7% 99,9% 0,1% 1 352 753
Ungarn 95,1% 4,1% 0,7% 99,9% 0,1% 661 144
Belgien 95,6% 3,7% 0,6% 99,9% 0,1% 682 551
Türkei 94,2% 4,9% 0,8% 99,9% 0,1% 3 027 678
Slowenien 94,4% 4,5% 0,9% 99,8% 0,2% 149 018
Polen 95,0% 4,1% 0,7% 99,8% 0,2% 2 047 006
Frankreich 94,7% 4,4% 0,7% 99,8% 0,2% 3 048 728
Island 94,5% 4,5% 0,8% 99,8% 0,2% 29 895
Norwegen 91,8% 7,0% 1,0% 99,8% 0,2% 302 912
Kroatien 92,1% 6,7% 1,0% 99,8% 0,2% 178 377
Finnland 90,8% 7,6% 1,3% 99,7% 0,3% 234 646
Dänemark 88,9% 9,1% 1,7% 99,7% 0,3% 227 811
Schweiz 87,1% 10,8% 1,8% 99,7% 0,3% 373 299
Österreich 87,9% 10,2% 1,5% 99,6% 0,4% 329 148
Deutschland 84,3% 13,2% 2,1% 99,6% 0,4% 2 474 868
Luxemburg 87,2% 10,3% 2,0% 99,5% 0,5% 35 739

Quellen: OECD – SDBS (Structural Business Statistics); BFS – STATENT

© BFS 2023

Da die Schweiz einen vergleichsweise grossen Anteil an Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten aufweist, verfügt sie im internationalen Vergleich über relative grosse KMU. Dieser Anteil sorgt auch für eine relative Homogenität bei der Verteilung der Beschäftigten auf die einzelnen Grössenklassen und einen im Ländervergleich überdurchschnittlichen Anteil Stellen in KMU (vgl. Grafik G9).

Zusammenfassung und Fazit

Mit mehr als 99% der Einheiten und mehr als zwei Dritteln der Beschäftigung des marktwirtschaftlichen Sektors sind die KMU der Grundpfeiler der Schweizer Wirtschaft. Auffallend ist im Zeitraum 2011–2021 die Bedeutung der Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten, die zahlenmässig zugelegt haben. Sie entsprechen dem Trend hin zu kleineren Unternehmen.

Nach einer vorübergehenden Stabilisierung im Jahr 2020 hat sich die Tertiärisierung der Wirtschaft 2021 fortgesetzt, und zwar sowohl bei den KMU als auch bei den Grossunternehmen. Zudem war das Jahr 2021 nach dem Einbruch von 2020 von einem seit 2011 beispiellosen Beschäftigungsanstieg geprägt.

Die beobachteten Trends wurden pandemiebedingt verstärkt, namentlich im Gesundheits- und Sozialhilfebereich. Hier verzeichneten die Grossunternehmen hauptsächlich bei den «Krankenhäusern» mehr Stellen, während die KMU insbesondere bei den «sonstigen Tätigkeiten im Gesundheitswesen» wie der Pflege zu Hause, den medizinischen Labors, der Psychotherapie oder der Psychologie mehr Beschäftigte registrierten. Insgesamt verzeichnete das Gesundheits- und Sozialwesen absolut betrachtet den stärksten Beschäftigungsanstieg. Die zwischen 2011 und 2021 rund 152 000 zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftszweig entfallen zu gleichen Teilen auf die KMU und die Grossunternehmen.

Im Sekundärsektor wurden im Zeitraum 2011–2021 in der Pharmaindustrie über 10 000 zusätzliche Stellen geschaffen, die hauptsächlich den Grossunternehmen zuzuschreiben sind. Diese Entwicklung bremst die seit mehreren Jahren beobachtete Deindustrialisierung.

Die vorliegende Publikation weist auf drei KMU-spezifische Trends hin: die zunehmende Bedeutung der sehr kleinen Unternehmen, eine verstärkte Konzentration in den städtischen Gemeinden und einen relativ grossen Beitrag der KMU zum Güteraussenhandel. Beim dritten Punkt sind die Beschäftigtenzahl und die Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe massgebende Faktoren.

Schweizer KMU sind selten Teil einer Unternehmensgruppe, obschon ihre Zahl in multinationalen Gruppen laufend zunimmt. Sind sie Teil einer Gruppe – insbesondere einer ausländischen Multinationalen – oder verfügen sie über mindestens zehn Beschäftigte, nehmen sie verhältnismässig häufig am internationalen Warenhandel teil.

Die Schweiz weist im internationalen Vergleich eine homogene Unternehmenslandschaft in Bezug auf die Grössenklassen sowie einen höheren Beschäftigtenanteil in den KMU auf.