Die in diesem Kapitel präsentierten Daten zur Finanzierung der Forschung lassen sich mithilfe eines Diagramms, in dem die Flüsse zwischen den Finanzierungsträgern der F+E und den F+E durchführenden Sektoren dargestellt sind, schematisieren (siehe Grafik G3).
Einige Finanzflüsse sind besonders ausgeprägt. Die Finanzflüsse der Privatwirtschaft fliessen beispielsweise sowohl in die Schweiz (hauptsächlich an die Unternehmen selbst) als auch ins Ausland. Die Finanzflüsse des Sektors Staat (Bund und Kantone) wiederum kommen dem Sektor Hochschulen sowie dem Ausland (nur Bund) zugute. Einige Finanzflüsse fliessen zudem aus dem Ausland in Schweizer Unternehmen.
Zum besseren Verständnis dieser Finanzflüsse ist das Kapitel in zwei Teile gegliedert: Das erste Unterkapitel präsentiert die Finanzierungsquellen der F+E-Aktivitäten in der Schweiz. Es wird der Frage nachgegangen, woher das Geld (aus der Schweiz oder dem Ausland) stammt, mit dem die F+E-Aufwendungen in der Schweiz finanziert werden.
Das zweite Unterkapitel legt den Fokus auf die Empfänger der Finanzflüsse aus der Schweiz. Sie gibt Antwort auf die Frage: Welche Aktivitäten (in der Schweiz oder im Ausland) werden aus der Schweiz (von Unternehmen, Bund usw.) finanziert?

3.1 Finanzierung der F+E-Aktivitäten in der Schweiz
Die F+E-Sektoren unterscheiden sich in ihrer Finanzierungsstruktur deutlich. Aus Tabelle T4 ist ersichtlich, welche Bedeutung die (internen und externen) Finanzierungsquellen in den «Durchführungssektoren», d. h. der Privatwirtschaft, den Hochschulen und dem Bund haben. Da die Werte zu den POeE auf Schätzungen basieren, ist dieser Sektor nicht in der Tabelle enthalten.
Struktur der Finanzierung der in der Schweiz durchgeführten F+E nach Sektor, 20211
In Millionen Franken zu laufenden Preisen und Anteile in %
T4
Privatwirtschaft | Hochschulen | Bund | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
In Millionen Franken | Anteile | In Millionen Franken | Anteile | In Millionen Franken | Anteile | |
Total Intramuros-F+E-Aufwendungen | 16 780 | 6 925 | 231 | |||
Interne Finanzierung | 14 483 | 86% | 310 | 4% | 213 | 92% |
Externe Finanzierung | 2 297 | 14% | 6 615 | 96% | 18 | 8% |
davon | ||||||
Privatwirtschaft | 935 | 41% | 749 | 11% | 6 | 34% |
Bund | 123 | 5% | 3 079 | 47% | ||
Kantone | 127 | 6% | 2 503 | 38% | 0,4 | 2% |
Hochschulen | 22 | 1% | 1 | 7% | ||
POoE und andere | 45 | 2% | 16 | 0,2% | 7 | 38% |
Ausland | 1 045 | 45% | 268 | 4% | 4 | 19% |
1 Da die Werte zu den POoE auf Schätzungen basieren, wird dieser Sektor in der Tabelle ausser Acht gelassen.
Quelle: BFS – Forschung und Entwicklung (F+E), Synthese Schweiz (FE Schweiz)
© BFS 2023
2021 bevorzugten Privatunternehmen für ihre in der Schweiz durchgeführten F+E-Aktivitäten klar die interne Finanzierung. Insgesamt wurden 14,5 Milliarden Franken bzw. 86% der gesamten F+E-Aufwendungen in der Privatwirtschaft von den Unternehmen selbst finanziert. Die weiteren Mittel stammten hauptsächlich aus dem Ausland und von anderen Privatunternehmen in der Schweiz. Zusammen ergaben diese beiden Quellen mehr als 80% der Fremdfinanzierung in der Privatwirtschaft.
Hochschulen finanzieren ihre Forschung komplett anders als Unternehmen. Nahezu alle F+E-Aktivitäten (96%) wurden mit externen Mitteln bezahlt. Davon stammten 3,1 Milliarden vom Bund und 2,5 Milliarden Franken von den Kantonen, was zusammen mehr als 80% der gesamten Finanzierung dieses Sektors entspricht. Drittwichtigste Quelle war die Privatwirtschaft mit einem Beitrag von 749 Millionen Franken.
Der Sektor Bund finanziert seine F+E-Aktivitäten hingegen ähnlich wie die Privatunternehmen. 92% (213 Millionen Franken) werden mit Eigenmitteln bestritten.
3.2 Finanzierung der F+E in der Schweiz und im Ausland durch die Schweiz
Finanzierung durch die Privatwirtschaft
Die in der Schweiz betriebene Forschung wird hauptsächlich von Privatunternehmen finanziert. 2021 stellten sie 23,3 Milliarden Franken für F+E-Aktivitäten zur Verfügung, davon gingen 16,2 Milliarden an die in der Schweiz betriebene Forschung (siehe Tabelle T5). Von diesen 16,2 Milliarden Franken flossen 15,4 Milliarden in ihren eigenen Sektor. Wie im vorangehenden Unterkapitel aufgezeigt, diente der überwiegende Teil (14,5 Milliarden Franken) der internen Finanzierung. Der Saldo von 1,7 Milliarden Franken ging an Aufträge oder Beiträge für F+E-Aktivitäten (siehe Definitionen im Kasten) anderer Einrichtungen in der Schweiz. Knapp eine Milliarde Franken wurde an andere Unternehmen entrichtet, der Rest (749 Millionen Franken) an Hochschulen.
Definitionen
Die «interne» bzw. Eigenfinanzierung» entspricht den Mitteln, die eine Beobachtungseinheit selbst aufbringt, um ihre F+E-Ausgaben zu decken.
Die «externe» bzw. Fremdfinanzierung stammt von einer anderen Einheit aus der Schweiz oder aus dem Ausland. Sie erfolgt in Form von Aufträgen oder durch Beiträge.
Bei Aufträgen kauft eine Einheit eine F+E-Leistung bei einem Dienstleister wie zum Beispiel einer Universität oder einem Unternehmen ein.
Beiträge sind finanzielle Mittel, die Dritten zur Förderung ihrer F+E-Aktivitäten zugesprochen werden, ohne dass eine Gegenleistung erwartet wird.
Die Unternehmen bringen auch erhebliche Mittel für die Forschung im Ausland auf; 2021 wurden 7,1 Milliarden Franken darin investiert. Interessant dabei ist, dass drei Viertel dieser Summe (76%) in Unternehmen flossen, die zum gleichen Konzern gehören wie das Unternehmen in der Schweiz, das den Betrag entrichtet hat. für detaillierte Angaben zu den Finanzierungsflüssen siehe: F+E-Finanzierung – Bundesamt für Statistik (admin.ch)
Finanzierung durch den Staat
Der Staat, d. h. der Bund und die Kantone, ist die zweitgrösste Finanzierungsquelle, obwohl er selbst nur wenige F+E-Aktivitäten durchführt. 2021 investierte der Staat 6,9 Milliarden Franken in die Forschung, davon 6,6 Milliarden Franken in der Schweiz. Insgesamt wurden 27% der gesamten Finanzierung von F+E-Aktivitäten in der Schweiz vom Staat bereitgestellt, ein Grossteil davon ging an den Hochschulsektor.
Der Bund finanziert zudem in grossem Umfang internationale Forschungsprogramme und -projekte, wobei 2021 deutlich weniger Mittel in die F+E-Finanzierung im Ausland flossen als 2019. Sie gingen im jährlichen Durchschnitt um 41% zurück. Ein Grund dafür ist, dass die Schweiz nicht mehr am EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation «Horizon Europe» beteiligt ist siehe dazu: «Horizon Europe: Schweiz derzeit Drittstaat», Medienmitteilung vom 14.07.2021 und es daher auch nicht mehr mitfinanziert. Als Folge davon ist die Finanzierung ausländischer Programme, die sich 2019 noch auf 859 Millionen Franken belief, auf 299 Millionen Franken im Jahr 2021 gesunken.
Finanzierung durch die Hochschulen
Die Hochschulen, die den zweitwichtigsten Sektor bei der Durchführung von F+E-Aktivitäten in der Schweiz bilden, trugen mit 313 Millionen Franken lediglich 1% zu deren Finanzierung bei. Davon wurden 310 Millionen für eigene F+E-Aktivitäten aufgewendet.
Wie oben erwähnt, sind die Hochschulen finanziell grösstenteils vom Staat (Bund und Kantone) abhängig, entsprechend hoch ist ihr Fremdfinanzierungsanteil (96%). Die Sektoren Staat und Hochschulen arbeiten eng zusammen: Der erste finanziert die F+E-Aktivitäten, der zweite führt sie durch.
Finanzierung der F+E in der Schweiz und im Ausland durch die Schweiz nach Sektor, 2019 und 2021
In Millionen Franken zu laufenden Preisen, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate und Anteile in %
T5
In Millionen Franken | Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate | Anteile | ||
---|---|---|---|---|
2019r | 2021 | 2019r–2021 | 2021 | |
Total schweizerische Finanzierung von F+E-Aktivitäten in der Schweiz und im Ausland | 29 129 | 30 641 | 3% | 100% |
Total Privatwirtschaft | 21 575 | 23 312 | 4% | 76% |
In der Schweiz | 14 828 | 16 199 | 5% | 69% |
Empfängersektoren: | ||||
Privatwirtschaft | 14 103 | 15 418 | 5% | 66% |
Bund | 6 | 6 | 1% | 0% |
Hochschulen | 684 | 749 | 5% | 3% |
POoE und andere | 35 | 26 | –14% | 0% |
Im Ausland | 6 747 | 7 113 | 3% | 31% |
Total Staat (Bund und Kantone) |
7 108 | 6 889 | –2% | 22% |
In der Schweiz | 6 249 | 6 590 | 3% | 96% |
Empfängersektoren: | ||||
Privatwirtschaft | 232 | 250 | 4% | 4% |
Bund | 199 | 213 | 3% | 3% |
Hochschulen | 5 317 | 5 582 | 2% | 81% |
POoE und andere | 501 | 545 | 4% | 8% |
Im Ausland | 859 | 299 | –41% | 4% |
Total Hochschulen | 332 | 333 | 0% | 1% |
In der Schweiz | 332 | 333 | 0% | 100% |
Empfängersektoren: | ||||
Privatwirtschaft | 8 | 22 | 64% | 7% |
Bund | 1 | 1 | –6% | 0% |
Hochschulen | 323 | 310 | –2% | 93% |
Total POoE und andere | 114 | 106 | –3% | 0,3% |
In der Schweiz | 114 | 106 | –3% | 100% |
Empfängersektoren: | ||||
Privatwirtschaft | 53 | 45 | –8% | 43% |
Bund | 5 | 7 | 20% | 7% |
Hochschulen | 19 | 16 | –9% | 15% |
POoE und andere | 36 | 38 | 2% | 36% |
r revidierte Daten
Quelle: BFS – Forschung und Entwicklung (F+E), Synthese Schweiz (FE Schweiz)
© BFS 2023