Längsschnittanalysen im Bildungsbereich
Längsschnittanalysen im Bildungsbereich

Längsschnittanalysen im Bildungsbereich

Erwerb eines Abschlusses der Sekundarstufe II durch die Jugendlichen, die im Jahr 2010 15 Jahre alt wurden

Das Bundesamt für Statistik (BFS) präsentiert einen Überblick über die Zertifizierung auf Sekundarstufe II der Jugendlichen, die im Jahr 2010 15 Jahre alt wurden. Ihr Bildungsverlauf wurde anhand von umfassenden Daten bis 2020, d.h. bis zur Vollendung ihres 25. Lebensjahrs, beobachtet.

2020 hatten 91,4% dieser rund 82 500 Jugendlichen einen Abschluss der Sekundarstufe II in der beruflichen Grundbildung oder in einer allgemeinbildenden Ausbildung erlangt. Wie schon bei der Quote der Erstabschlüsse auf Sekundarstufe II bestehen auch hier erhebliche Unterschiede nach Geschlecht (Männer 90,0%, Frauen 92,9%), Migrationskategorie (in der Schweiz geborene Schweizer/innen 93,6%, im Ausland geborene Ausländer/innen 79,9%), Sprachregion (Deutsch- und rätoromanische Schweiz 92,5%, französische Schweiz 88,5%, italienische Schweiz 90,8%) und Kanton (von 84,0% bis 98,6%).

Darüber hinaus zeigen die in dieser Publikation erläuterten Analysen, dass bei ansonsten unveränderten Bedingungen die soziale Herkunft, die Aufenthaltsdauer in der Schweiz und der Bildungsverlauf den Erwerb eines Abschlusses der Sekundarstufe II ebenfalls beeinflussen.

– Bei Jugendlichen mit Eltern ohne nachobligatorische Ausbildung liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Abschluss erlangen, 3,3 Prozentpunkte tiefer als bei Jugendlichen, bei denen mindestens ein Elternteil über einen Tertiärabschluss verfügt.

– Bei den im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen erhöht sich der Anteil der Zertifizierten mit jedem zusätzlichen Jahr, das sie bis zum 15. Altersjahr in der Schweiz verbracht haben, um 0,6 Prozentpunkte.

– Jugendliche, die bis zum 15. Altersjahr ein Jahr wiederholt haben, haben seltener einen Abschluss der Sekundarstufe II erlangt als solche, die in ihrem Bildungsverlauf keinen Rückstand aufweisen (Unterschied von 11,4 Prozentpunkten).

Die vorliegenden Analysen haben zudem ergeben, dass sich 11,8% der nicht zertifizierten Jugendlichen (1% der Gesamtzahl) im Alter von 25 Jahren noch in Ausbildung befand und somit in den Jahren danach einen Abschluss erlangen könnte. So waren 2,1% der im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen und 0,8% der in der Schweiz geborenen Schweizer Jugendlichen nicht zertifiziert, aber noch in Ausbildung.

Einleitung

Mit einem Abschluss der Sekundarstufe II erhalten Jugendliche sowohl Zugang zu den Ausbildungen der Tertiärstufe als auch zum Arbeitsmarkt. Er gilt daher als minimale Voraussetzung für eine erfolgreiche und nachhaltige Integration in die Wirtschaft und Gesellschaft der Schweiz. Auf dem Arbeitsmarkt stellen Personen ohne entsprechendem Abschluss eine Risikogruppe dar, da sie häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen tätig sind, arbeitslos werden oder Sozialhilfe beziehen.

Das BFS veröffentlicht seit Januar 2018 regelmässig die gemäss der Methode der Nettoquote berechnete Quote der Erstabschlüsse auf Sekundarstufe II. Die auf Dreijahresdurchschnitten basierenden Ergebnisse beziehen sich derzeit auf die Jahre 2015 bis 2019: Abschlussquoten (www.bfs.admin.ch). Anhand dieses Indikators, der die offizielle Referenz bildet, wird beurteilt, inwieweit die Schweiz eines ihrer wichtigsten gemeinsamen bildungspolitischen Ziele «95% aller 25-Jährigen verfügen über einen Abschluss der Sekundarstufe II» «Gemeinsames Ziel 2», das in der Erklärung von 2019 des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bestätigt wurde: «Chancen optimal nutzen». erreicht.

Nettoquote der Sekundarstufe II
und Längsschnittberechnung

Die Nettoquote beruht auf den in einem bestimmten Jahr erlangten Abschlüssen und liefert somit aktuelle Informationen zur Qualifikation der Jugendlichen im Bildungssystem. Für vertiefte Analysen ist sie aufgrund ihrer Berechnungsmethode jedoch nicht geeignet und nur schwer interpretierbar.4

Die Längsschnittberechnung lässt sich deutlich einfacher auswerten, da sie auf der Beobachtung einer Kohorte Jugendlicher über einen langen Zeitraum, in der Regel zehn Jahre, beruht. Ihr Nachteil besteht darin, dass die Angaben nicht sehr aktuell sind, denn die grosse Mehrheit der Jugendlichen benötigt nicht zehn Jahre bis zum Abschluss, sondern absolviert die Sekundarstufe II in sechs oder weniger Jahren (siehe Grafik G6).

Mit den aktuell verfügbaren Daten kann der Zertifizierungsverlauf der Jugendlichen, die 2010 15 Jahre alt wurden, über einen Zeitraum von zehn Jahren, d.h. bis zum Alter von 25 Jahren beobachtet werden. Im letzten Jahr der obligatorischen Schule sind die Lernenden durchschnittlich 15 Jahre alt: Übergänge und Verläufe in der obligatorischen Schule (www.bfs.admin.ch). Das Alter bezieht sich auf den 31. Dezember. Es entspricht der Anzahl vollendeter Lebensjahre am Ende des Kalenderjahrs. Alle hier präsentierten Ergebnisse wurden durch die Analyse anderer Kohorten Jugendlicher validiert. Die zur Berechnung dieses Indikators verwendete Methode ist komplex (siehe BFS 2018, Quote der Erstabschlüsse auf der Sekundarstufe II und Maturitätsquote, Neuchâtel). Die Nettoquote, bei der die Anteile nach Alter in einem bestimmten Jahr addiert werden, reagiert stark auf punktuelle Ereignisse im jeweiligen Jahr, was die Interpretation allfälliger sehr kurzfristiger Veränderungen einschränkt. Der Unterschied zwischen diesem Längsschnittansatz und der Methode der Nettoquote wird im Kasten erklärt.

Analysepopulation, Methodik und Quellen

Grundgesamtheit der Längsschnittberechnung ist die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz, die im Jahr 2010 (teilweise im Jahr 2011, siehe weiter unten) 15 Jahre alt wurde. Dabei wurde ermittelt, wie viele dieser Jugendlichen bis 2020, d.h. mit 25 Jahren (bzw. 24 Jahren), einen Erstabschluss der beruflichen Grundbildung – eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder eidgenössisches Berufsattest (EBA) – oder der allgemeinbildenden Ausbildung – gymnasiales Maturitätszeugnis, Fachmittelschulausweis oder Ausweis einer internationalen Schule – erlangt haben. Die Jugendlichen, die vor ihrer Zertifizierung weggezogen sind, wurden aus der Analyse ausgeschlossen.

Die Grundgesamtheit und die Ein- und Auswanderungen basieren auf der Statistik der Bevölkerung und Haushalte (STATPOP), während die Informationen zur aktuellen oder absolvierten Ausbildung aus dem Längsschnittregister des BFS-Programms «Längsschnittanalysen im Bildungsbereich» (LABB) stammen. In dieser Quelle ist auch das Bildungsniveau der Eltern aus der Strukturerhebung (SE) enthalten.5

91,4% der Jugendlichen hatten mit 25 Jahren
einen Abschluss

Da es sich bei der SE um eine Stichprobenerhebung handelt, sind die Ergebnisse zu dieser Variable mit einer gewissen Unsicherheit behaftet (siehe Grafik G3).

91,4% der 82 555 Jugendlichen der ständigen Wohnbevölkerung, die im Jahr 2010 15 Jahre alt wurden und nicht vor ihrer Zertifizierung aus der Schweiz weggezogen sind, hatten bis ins Jahr 2020, d.h. mit 25 Jahren, einen Abschluss der Sekundarstufe II erlangt.

65,3% dieser Erstabschlüsse entfielen auf die berufliche Grundbildung (Dreijahres-EFZ 44,9%, Vierjahres-EFZ 14,6%, EBA 5,8%) und 26,1% auf die allgemeinbildende Ausbildung (gymnasiale Maturität 20,8%, Fachmittelschulausweis 4,3%, Ausweis einer internationalen Schule 0,9%). 8,6% der Jugendlichen haben keinen Abschluss der Sekundarstufe II erworben. Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit den Resultaten, die auf der Nettoquote der Zertifizierungen basieren.

Unterschiedliche Ergebnisse nach Teilpopulation

Im Alter von 25 Jahren hatten 92,9% der Frauen einen Abschluss der Sekundarstufe II. Bei den Männern waren es 90,0% und somit rund 3 Prozentpunkte weniger. Auch nach Art der Erstabschlüsse aufgeschlüsselt zeigen sich Geschlechterunterschiede: In der beruflichen Grundbildung liegt der Anteil der männlichen Zertifizierten 9 Prozentpunkte über jenem der weiblichen Zertifizierten, in der allgemeinbildenden Ausbildung hingegen 12 Prozentpunkte darunter (Grafik G1).

93,6% der in der Schweiz geborenen Schweizer Jugendlichen haben einen Abschluss erlangt (berufliche Grundbildung 66,0%, allgemeinbildende Ausbildung 27,6%), gegenüber lediglich 79,9% der im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen (54,6% bzw. 25,3%). Bei den anderen Migrationskategorien, d.h. den in der Schweiz geborenen ausländischen Jugendlichen und den im Ausland geborenen Schweizer Jugendlichen, liegen die Anteile dazwischen (85,4% bzw. 85,8%). In der ersten dieser beiden Kategorien ist der Anteil Erstabschlüsse der beruflichen Grundbildung am höchsten.

In der Deutsch- und rätoromanischen Schweiz liegt der Zertifizierungsanteil bei 92,5% und damit einige Prozentpunkte höher als in der italienischen (90,8%) und der französischen Schweiz (88,5%). Die Erstabschlüsse sind wiederum je nach Sprachregion sehr unterschiedlich verteilt: In der deutschsprachigen und rätoromanischen Schweiz dominiert die berufliche Grundbildung (71,5% der Erstabschlüsse) gegenüber der allgemeinbildenden Ausbildung (21,0%) deutlich, während in der französischen Schweiz die Anteile der beruflichen Grundbildung (49,5%) und der allgemeinbildenden Ausbildung (39,0%) weniger stark voneinander abweichen. Die Werte der italienischen Schweiz liegen dazwischen.

Schliesslich variiert der Zertifizierungsanteil auch nach Wohngemeindetyp. In städtischen Gemeinden beträgt er 90,0%, in intermediären Gemeinden 92,8% und in ländlichen Gemeinden 94,0%. Zudem sind in städtischen Gebieten die Abschlüsse der allgemeinbildenden Ausbildung, in ländlichen Gebieten hingegen jene der beruflichen Grundbildung häufiger.

Alle diese Feststellungen stimmen mit den Ergebnissen überein, die anhand der Netto-Zertifizierungsquote ermittelt wurden (siehe Grafik G1 in BFS 2018).

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kategorien Jugendlicher werden von binomialen logistischen Regressionsmodellen weitgehend bestätigt (siehe Tabelle T1 im Anhang). Unter Berücksichtigung der Heterogenitätseffekte, die aus den anderen Analysedimensionen resultieren, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Abschluss der Sekundarstufe II zu erlangen:

– bei Männern 1,8 Prozentpunkte tiefer als bei Frauen;

– bei im Ausland geborenen Ausländerinnen und Ausländern 5,0 Prozentpunkte tiefer als bei in der Schweiz geborenen Schweizerinnen und Schweizern;

– bei Jugendlichen aus der französischen Schweiz 4,6 Prozentpunkte tiefer als bei Jugendlichen aus der Deutsch- und rätoromanischen Schweiz;

– bei Jugendlichen in städtischen Gemeinden 3,0 Prozentpunkte tiefer als bei Jugendlichen in ländlichen Gemeinden. Die Koeffizienten stammen aus dem zweiten Regressionsmodell, das sämtliche der rund 83 000 Jugendlichen einbezieht, die 2011 15 Jahre alt wurden und bis zum Alter von 24 Jahren beobachtet wurden.

Deutliche Differenzen von einem Kanton zum anderen

Der Anteil der Zertifizierten variiert je nach Wohnkanton zwischen 84,0% und 98,6% (Grafik G2). In vier Kantonen liegen die Werte unter 90% (BE, BS, VD, NE), in drei über 95% (AI, NW, UR). Bei der Art des Erstabschlusses bestehen deutliche Unterschiede: In sieben Kantonen – alle in der Ost- oder der Zentralschweiz – wurden 80% der Erstabschlüsse in der beruflichen Grundbildung erlangt und weniger als 20% in einer allgemeinbildenden Ausbildung. Umgekehrt haben in drei Kantonen (GE, BS, VD) weniger als 60% einen Erstabschluss der beruflichen Grundbildung und mehr als 40% in der allgemeinbildenden Ausbildung.

Auch hier entsprechen die Ergebnisse den auf der Nettoquote basierenden Resultaten (siehe Grafiken G9 im Anhang und G2 in BFS 2018). Letztere zeigen, dass nicht nur die kantonale Dimension, sondern auch die Stadt-Land-Dynamik eine wichtige Rolle spielt, denn die Zertifizierungsanteile sind in allen Regionen in Bezirken mit städtischen Zentren vergleichsweise tief.

Kinder von Eltern ohne nachobligatorische
Ausbildung haben weniger oft einen Abschluss erlangt

Die Zertifizierung der Jugendlichen auf Sekundarstufe II hängt auch vom Bildungsniveau der Eltern ab (Grafik G3).

95,2% der Jugendlichen, die im Jahr 2010 15 Jahre alt wurden und bei denen mindestens ein Elternteil über einen Tertiärabschluss verfügt (höhere Berufsbildung oder Hochschule), hatten bis 2020 einen Abschluss erlangt. Das Gleiche gilt für 93,9% der Jugendlichen, deren Eltern als höchste Ausbildung einen Abschluss auf Sekundarstufe II vorweisen können. Bei den Jugendlichen mit Eltern ohne nachobligatorische Ausbildung waren es lediglich 84,5%, d.h. rund 10 Prozentpunkte weniger.

Ähnliches lässt sich differenziert nach Geschlecht feststellen. Bei den Frauen sind die Anteile der Zertifizierten nur leicht höher. Zwischen den in der Schweiz geborenen Schweizerinnen und Schweizern und den im Ausland geborenen Ausländerinnen und Ausländern sind je nach Bildungsniveau der Eltern Unterschiede im Umfang von 9 bis 15 Prozentpunkten festzustellen. Während lediglich 7% der in der Schweiz geborenen Schweizer Jugendlichen aus einem Haushalt stammen, in dem kein Elternteil über eine nachobligatorische Ausbildung verfügt, ist dies bei den im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen bei 35% der Fall. Von Letzteren hatten im Jahr 2020, d.h. mit spätesten 25 Jahren, 72,6% einen Abschluss der Tertiärstufe erlangt.

Der Einfluss des Bildungsniveaus der Eltern wurde zusätzlich mithilfe von binomialen logistischen Regressionsmodellen geprüft (siehe Tabelle T1 im Anhang). Die Wahrscheinlichkeit, bis zum 25. Altersjahr einen Abschluss der Tertiärstufe zu erwerben, ist gemessen an Jugendlichen, bei denen mindestens ein Elternteil über einen Tertiärabschluss verfügt:

– bei Jugendlichen aus einem Haushalt mit einem Abschluss der Sekundarstufe II als höchster abgeschlossenen Ausbildung um 2,1 Prozentpunkte tiefer;

– bei Jugendlichen aus einem Haushalt ohne nachobligatorische Ausbildung um 3,3 Prozentpunkte tiefer.

Kürzlich eingewanderte Jugendliche haben weniger häufig einen Abschluss erworben

Wie oben erwähnt, haben knapp vier von fünf im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen, die im Alter von 15 Jahren in der Schweiz lebten, bis zu ihrem 25. Altersjahr einen Abschluss der Sekundarstufe II erlangt (79,9%, siehe Grafik G1). Dieser Anteil liegt deutlich unter den Werten der anderen untersuchten Gruppen. Mithilfe der Längsschnittberechnung lässt sich messen, inwiefern sich dieser Anteil an Zertifizierten je nach Alter, in dem die Jugendlichen in die Schweiz gekommen sind, verändert (Grafik G4).

Jugendliche, die seit längerer Zeit in der Schweiz sind, haben öfter einen Abschluss der Sekundarstufe II erlangt als jene, die weniger lang in der Schweiz leben. Diese Feststellung trifft sowohl auf die Frauen als auch auf die Männer zu.

Zwischen den Jugendlichen, die im Alter von null bis drei Jahren, und jenen, die im Alter von 12 bis 15 Jahren in die Schweiz gezogen sind, besteht ein Unterschied von sieben Prozentpunkten. 77,0% der Jugendlichen, die im Alter von 12 bis 15 Jahren in die Schweiz eingewandert sind, haben einen Abschluss der Sekundarstufe II erworben. Bei den Jugendlichen die praktisch seit ihrer Geburt in der Schweiz leben, sind es 84,2%.

Der Einfluss des Alters bei der Einwanderung in die Schweiz auf die Wahrscheinlichkeit, bis zum 25. Altersjahr einen Abschluss der Sekundarstufe II zu erlangen, wird von den binomialen logistischen Regressionsmodellen bestätigt (siehe Tabelle T1 im Anhang). Sie zeigen, dass sich diese Wahrscheinlichkeit mit jedem zusätzlich in der Schweiz verbrachten Jahr um 0,6 Prozentpunkte erhöht.

Lernende mit Verzögerungen im Bildungsverlauf erlangten seltener einen Abschluss

Ein weiterer Faktor, der die Zertifizierung Jugendlicher beeinflusst, ist die im Alter von 15 Jahren besuchte Ausbildung (Grafik G5). Da der Personenidentifikator (AHVN13) in den Bildungsstatistiken erst seit dem Schuljahr 2011/12 enthalten ist, bezieht diese Analyse sämtliche Jugendliche ein, die 2011 (und nicht 2010) 15 Jahre alt wurden. Ihr Zertifizierungsverlauf wurde bis 2020 beobachtet, d.h. bis zu ihrem 24. (und nicht 25.) Altersjahr. Wie der folgende Abschnitt zeigt, ändert dies sozusagen nichts an den Ergebnissen, da weniger als 1% der Jugendlichen ihren Erstabschluss im Alter von 25 Jahren erlangen. Zur besseren Darstellung wurden die Jugendlichen je nach vorangehendem Bildungsverlauf und allfälligem Rückstand in vier Kategorien gegliedert:

– Von den Jugendlichen, die entweder das 11. Jahr der obligatorischen Schule (letztes Jahr der Sekundarstufe I) mit erweiterten Ansprüchen oder bereits die Sekundarstufe II (Berufsbildung oder allgemeinbildende Ausbildung) absolvierten, waren 97,2% bis 2020 zertifiziert. Da das Alter am 31. Dezember massgebend ist und das Schuljahr jeweils im Sommer beginnt, befindet sich je nach Geburtsmonat die Hälfte der 15-Jährigen mit linearem Bildungsverlauf im letzten Jahr der obligatorischen Schule, die andere Hälfte im ersten Jahr der nachobligatorischen Ausbildung.

– Von den Jugendlichen, die entweder das 11. Jahr mit Grundansprüchen (oder ohne Niveauunterscheidung) oder eine Übergangsausbildung absolvierten (zwischen der Sekundarstufe I und II), hatten 88,0% bis 2020 einen Abschluss erlangt.

– Bei den Jugendlichen, die in ihrem Bildungsverlauf infolge einer späteren Einschulung, einer Wiederholung, eines separativen Unterrichts o.ä. in Rückstand geraten sind und erst das 10. (oder das 9.) Jahr absolvierten, sinkt dieser Anteil auf 85,3%.

– Bei den separativ unterrichteten Jugendlichen (in einer Sonderklasse oder Sonderschule) beträgt er lediglich 46,2%. Die Lernenden an internationalen Schulen und die Jugendlichen, die nicht als Lernende erfasst waren, sind in Grafik G5 nicht enthalten, wurden aber in Tabelle T1 im Anhang berücksichtigt.

Weiter steht die Art des Erstabschlusses in einem engen Zusammenhang mit der im Alter von 15 Jahren besuchten Ausbildung. Die Lernenden im 11. Jahr mit erweiterten Ansprüchen oder auf Sekundarstufe II erlangten 57% ihrer Erstabschlüsse in der beruflichen Grundbildung und 43% in einer allgemeinbildenden Ausbildung. Bei allen anderen Lernenden beliefen sich die entsprechenden Anteile auf 93% bzw. 7%.

Ähnliches lässt sich differenziert nach Geschlecht und Migrationskategorie feststellen. Männer und in der Schweiz geborene Schweizerinnen und Schweizer sind in der beruflichen Grundbildung, Frauen und im Ausland geborene Ausländerinnen und Ausländer in der allgemeinbildenden Ausbildung stärker vertreten.

Auch der Einfluss der im Alter von 15 Jahren besuchten Ausbildung wurde mithilfe von binomialen logistischen Regressionsmodellen überprüft (siehe Tabelle T1 im Anhang). Verglichen mit den Lernenden im 11. Schuljahr mit erweiterten Ansprüchen oder auf Sekundarstufe II liegen die Zertifizierungsanteile bis zum 25. Altersjahr:

– bei den Lernenden im 11. Jahr mit Grundansprüchen (oder ohne Niveauunterscheidung) oder in einer Übergangsausbildung 8,9 Prozentpunkte tiefer;

– bei den Lernenden im 10. (oder 9.) Jahr 11,4 Prozentpunkte tiefer;

– bei den separativ unterrichteten Lernenden 46,0 Prozentpunkte tiefer.

Die Ausbildung wird nicht von allen gleich schnell absolviert

Längsschnittanalysen sind eine ideale Methode, um zu ermitteln, wie viel Zeit für die Zertifizierung benötigt wird. Mit 17 Jahren hatten erst wenige Jugendliche einen Erstabschluss erlangt, mit 18 Jahren waren es bereits deutlich mehr, mit 19 und 20 Jahren am meisten. Anschliessend nahmen die entsprechenden Anteile mit zunehmendem Alter ab.

0,4% der beobachteten Jugendlichen haben ihren Erstabschluss mit 17 Jahren, 10,7% mit 18 Jahren, 33,6% mit 19 Jahren, 27,5% mit 20 Jahren und 11,3% mit 21 Jahren erlangt. Mit 21 Jahren konnten somit insgesamt 83,5% einen Abschluss der Sekundarstufe II vorweisen.

Anschliessend verlangsamte sich das Tempo der Zertifizierungen. 4,2% der Jugendlichen haben ihren Erstabschluss mit 22 Jahren, 2,0% mit 23 Jahren, 1,0% mit 24 Jahren und 0,7% mit 25 Jahren erlangt. Demzufolge wurden 7,9% der Erstabschlüsse im Alter von 22 bis 25 Jahren erworben. Der Gesamtanteil der Zertifizierten bis zum 25. Altersjahr beträgt somit 91,4% (83,5% + 7,9%).

Dieses Muster zeigt sich in allen Kohorten, weist jedoch je nach betrachteter Gruppe von Jugendlichen Abweichungen auf. Jugendliche, bei denen mindestens ein Elternteil über einen Abschluss auf Tertiärstufe oder Sekundarstufe II verfügt, haben ihren Erstabschluss schneller erlangt als jene, bei denen kein Elternteil eine nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen hat. Der maximale Unterschied zwischen diesen Gruppen liegt im Alter von 19 und 20 Jahren bei mehr als 20 Prozentpunkten. Anschliessend nimmt er allmählich ab, bis er im Alter von 25 Jahren rund 10 Prozentpunkte beträgt (Grafik G6).

Wie schnell der Erstabschluss erlangt wird, hängt auch von der Art des Abschlusses ab. In der allgemeinbildenden Ausbildung ist der Zertifizierungsprozess im Alter von 21 Jahren praktisch abgeschlossen, während er in der beruflichen Grundbildung deutlich länger dauert (Grafik G7):

– 25,5% der Jugendlichen haben ihren Erstabschluss in einer allgemeinbildenden Ausbildung bis zum 21. Altersjahr erlangt (27,1% der in der Schweiz geborenen Schweizer/innen und 24,4% der im Ausland geborenen Ausländer/innen) und lediglich 0,6% zwischen 22 und 25 Jahren (0,5% der in der Schweiz geborenen Schweizer/innen und 0,9% der im Ausland geborenen Ausländer/innen).

– 58,0% der Jugendlichen haben ihren Erstabschluss in der beruflichen Grundbildung bis zum 21. Altersjahr erlangt (59,8% der in der Schweiz geborenen Schweizer/innen und 42,5% der im Ausland geborenen Ausländer/innen) und 7,3% zwischen 22 und 25 Jahren (6,2% der in der Schweiz geborenen Schweizer/innen und 12,2% der im Ausland geborenen Ausländer/innen).

Wie auch aus Grafik G8 ersichtlich ist, variiert der Zertifizierungszeitpunkt je nach beobachteter Gruppe Jugendlicher stark. Frauen haben ihren Erstabschluss häufiger in einer allgemeinbildenden Ausbildung (Grafik G1), in der die Zertifizierung in der Regel früher abgeschlossen wird (Grafik G7), erlangt. Umgekehrt haben Männer öfter einen Erstabschluss in der beruflichen Grundbildung erworben, in der die Zertifizierung im Durchschnitt später erfolgt. Frauen hatten somit in Bezug auf die Zertifizierung mit 19 Jahren 11,0 Prozentpunkte Vorsprung auf die Männer. Mit 21 Jahren betrug diese Differenz noch 4,7 Prozentpunkte, mit 25 Jahren 2,9 Prozentpunkte.

Was ist mit den Jugendlichen
ohne Zertifizierung?

Die Daten des BFS-Programms «Längsschnittanalysen im Bildungsbereich» (LABB) geben auch Aufschluss über die Situation der Jugendlichen, die bis zum 25. Altersjahr keinen Abschluss erlangt haben. 11,8% der Nichtzertifizierten (1,0% der analysierten Kohorte) waren Ende 2019 noch in Ausbildung, 46,3% (4,0% der Kohorte) erwerbstätig und 41,9% (3,6% der Kohorte) weder in Ausbildung noch erwerbstätig (Grafik G8). Diese Gruppe wird gewöhnlich als NEET (Not in Education, Employment or Training) bezeichnet und umfasst Jugendliche mit unterschiedlichem Profil, inkl. solche, die bei der Arbeitslosen- oder der Invalidenversicherung angemeldet sind.Diese Zahlen beziehen sich auf Ende 2019, da die Statistik der Lernenden, in der alle Jugendlichen in Ausbildung erfasst sind, für 2020 noch nicht vorliegt. Einige Nichtzertifizierte, die sich Ende 2019 in Ausbildung befanden, haben diese möglicherweise im Lauf des Jahres 2020 abgebrochen, andere wiederum haben vermutlich eine Ausbildung begonnen. Ebenso haben einige eine Erwerbstätigkeit aufgenommen, während andere eine aufgegeben haben. Die hier aufgeführten Anteile sind daher mit einer kleinen Unsicherheit behaftet.

Ein Teil der rund 840 Nichtzertifizierten, die sich am Ende des Beobachtungszeitraums noch in Ausbildung befanden, erlangt vermutlich nach dem 25. Altersjahr einen Erstabschluss. Würde man einige Jahre mehr berücksichtigen (nach 2020), könnte der Anteil der Zertifizierten um rund 1% steigen, bei den im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen sogar um rund 2%.

8,5% der im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen sind weder zertifiziert, noch sind sie in Ausbildung oder erwerbstätig. Bei den in der Schweiz geborenen Schweizer Jugendlichen ist dies lediglich bei 2,7% der Fall. Die Aufteilung der Nichtzertifizierten auf Jugendliche in Ausbildung, Erwerbstätige und Jugendliche, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig sind, ist hingegen in allen betrachteten Migrationskategorien in etwa gleich.

Schlussfolgerung

Die Längsschnittbeobachtung der Kohorten Jugendlicher, die zehn Jahre zuvor das Durchschnittsalter erreicht haben, in dem die obligatorische Schule abgeschlossen wird, eignet sich besonders gut für die Analyse der Zertifizierung auf Sekundarstufe II. Sie liefert nicht nur nahezu übereinstimmende Ergebnisse wie die Analyse auf Basis der Nettoquote, was die Aussagekraft dieses zentralen Indikators bestätigt, sondern erlaubt es auch, weitere Variablen zum besseren Verständnis der Zertifizierungsverläufe einzubeziehen.

Bei der vorliegenden ersten Analyse wurde anhand der Längsschnittdaten untersucht, wie sich das Bildungsniveau der Eltern, das Alter bei der Einwanderung in die Schweiz und die im Alter von 15 Jahren besuchte Ausbildung auf die Zertifizierung auswirkt.

Der Längsschnittansatz kann künftig auch herangezogen werden, um den Erstabschluss auf Sekundarstufe II über das 25. Altersjahr hinaus zu analysieren und Erkenntnisse über den Berufsabschluss von Erwachsenen zu gewinnen, die über keine auf dem Arbeitsmarkt anerkannte Qualifikation verfügen. Handlungsschwerpunkt der Verbundpartner, siehe Berufsabschluss für Erwachsene (www.sbfi.admin.ch) Dass sich einige Nichtzertifizierte mit 25 Jahren noch in Ausbildung befinden, lässt darauf schliessen, dass der Anteil der Zertifizierten leicht ansteigen dürfte, vor allem in Gruppen mit vergleichsweise tiefen Anteilen.

Anhang

Um die Zusammenhänge zwischen der Wahrscheinlichkeit, einen Abschluss der Sekundarstufe II zu erlangen, und bestimmten Kontrollvariablen aufzuzeigen, wurden verschiedene binomiale logistische Regressionsmodelle verwendet. Die hier vorgestellten Modelle berücksichtigen das Geschlecht, die Migrationskategorie, die Sprachregion und den Gemeindetyp. Im ersten Modell wird der Einfluss der sozialen Herkunft anhand des Bildungsniveaus der Eltern getestet, im zweiten jener der im Alter von 15 Jahren besuchten Ausbildung und im dritten – für die im Ausland geborenen ausländischen Jugendlichen – das Alter bei der Einwanderung in die Schweiz. Da die besuchte Ausbildung für das Jahr 2010 nicht verfügbar ist, beziehen sich die Ergebnisse auf die Jugendlichen, die im Jahr 2011 ihr 15. Lebensjahr erreicht haben und bis zum 24. Altersjahr beobachtet wurden. Die soziodemografischen Variablen basieren auf dem gleichen Jahr, d.h. 2011. Zu Kontrollzwecken wurden die Modelle auch auf andere Ausgangsjahre angewendet. Dabei sind keine nennenswerten Unterschiede aufgetaucht.

In Modell 1 wurden alle 15-Jährigen aus der Stichprobe der Strukturerhebung berücksichtigt, auch solche, bei denen das Bildungsniveau der Eltern nicht bekannt ist. Letztere sind in Grafik G3 jedoch nicht enthalten.

Auch in Modell 2 wurden alle 15-Jährigen berücksichtigt, einschliesslich jene, die in Grafik G5 nicht dargestellt sind. Dies sind zum einen die Lernenden internationaler Schulen, die hier mit den separativ unterrichteten Lernenden zusammengenommen wurden, zum anderen die Jugendlichen, die 2011 nicht als Lernende erfasst waren, entweder, weil ihre Tätigkeit nicht zum Perimeter der Bildungsstatistiken gehört (z.B. Motivationssemester, Sprachaufenthalt, Au-Pair-Aufenthalt oder praktische Ausbildungen nach INSOS), oder weil sie erwerbstätig, krank, auf Reisen o.ä. waren. Zudem fehlte bei einigen Lernenden die AHNV13, die 2011 erstmals erhoben wurde. Diese Jugendlichen konnten nicht zugeordnet werden und wurden daher nicht als Lernende erkannt.

In Modell 3 wurde das Alter bei der Einwanderung in die Schweiz als diskrete Variable verwendet, die alle Werte von 0 bis 15 Jahren annehmen kann, und nicht wie für Grafik G4 als gruppierte Variable.

Binomiale logistische Regressionen zur Wahrscheinlichkeit, einen Abschluss der Sekundarstufe II bis zum 24. Alterjahr zu erwerben: Beispiele von Modellen für die Jugendlichen, die im Jahr 2011 15 Jahre alt wurdenT1

Population
N
Modell 1
Total
10 996 (1)
Modell 2
Total
83 261
Modell 3
im Ausland geborene Ausländer/innen
6 540
mittlerer
marginaler Effekt
95%-
Unsicherheit
mittlerer
marginaler Effekt
95%-
Unsicherheit
mittlerer
marginaler Effekt
95%-
Unsicherheit
Geschlecht
Frauen Referenz Referenz Referenz
Männer –2,5%*** ± 1,1% –1,8%*** ± 0,4% –6,4%*** ± 2,0%
Migrationskategorie
in der Schweiz geborene Schweizer/innen Referenz Referenz
in der Schweiz geborene Ausländer/innen –4,0%*** ± 2,3% –3,0%*** ± 0,6%
im Ausland geborene Schweizer/innen –6,4%*** ± 3,7% –4,5%*** ± 1,1%
im Ausland geborene Ausländer/innen –6,6%*** ± 2,8% –5,0%*** ± 0,7%
Sprachregion
Deutsch- und rätoromanische Schweiz Referenz Referenz Referenz
französische Schweiz –4,1%*** ± 1,4% –4,6%*** ± 0,5% –2,2%* ± 2,0%
italienische Schweiz –2,4% ± 2,4% 0,4% ± 0,8% 3,2% ± 5,1%
Gemeindetyp
ländliche Gemeinde Referenz Referenz Referenz
intermediäre Gemeinde –1,2% ± 1,6% –0,8%** ± 0,5% –1,4% ± 3,7%
städtische Gemeinde –3,4%*** ± 1,4% –3,0%*** ± 0,5% –4,4%** ± 3,2%
Bildungsniveau der Eltern
Tertiärstufe Referenz
Sekundarstufe II –2,1%*** ± 1,2%
obligatorische Schule –3,3%*** ± 2,0%
unbestimmt –6,7%*** ± 3,0%
im 15. Alterjahr besuchte Ausbildung
11. Sek.I erweiterte Ansprüche oder Sek.II Referenz
11. Sek.I übrige oder Übergangsausbildung –8,9%*** ± 0,5%
10. (oder 9.) Sek.I –11,4%*** ± 0,7%
separativer Unterricht (2) –46,0%*** ± 1,8%
2011 nicht als Lernende(r) erhoben (3) –13,7%*** ± 1,0%
Einwanderungsalter in die Schweiz
Einwanderungsalter ­–0,6%*** ± 0,2%

N = Anzahl Jugendliche der ständigen Wohnbevölkerung, ohne Auswanderungen aus der Schweiz vor dem Erwerb eines Abschlusses, ohne die Jugendlichen, deren Migrationskategorie unbekannt ist
(1) Das Bildungsniveau der Eltern basiert auf einer Stichprobe aus der Strukturerhebung; daraus ergeben sich geringere Bestände (ungewichtete N).
(2) oder internationale Schule (siehe Kommentar hier unten)
(3) siehe Kommentar hier unten
Unsicherheitsschwellen: *=5% **=1% ***=0,1%

Quelle: BFS – Längsschnittanalysen im Bildungsbereich (LABB)

© BFS 2022

In dieser Grafik wird für alle 26 Kantone der auf Basis der Nettoquote berechnete Anteil der Erstabschlüsse auf Sekundarstufe II im Jahr 2019 (90,9% für die ganze Schweiz) Dreijahresdurchschnitt 2018–2020, siehe Abschlussquoten (www.bfs.admin.ch) mit dem auf Basis des Längsschnittansatzes ermittelten Anteil der Erstabschlüsse auf Sekundarstufe II der Jugendlichen, die im Jahr 2010 15 Jahre alt wurden, verglichen (91,4% Zertifizierte für die ganze Schweiz).

Die Ergebnisse weichen sogar in den kleinen Kantonen kaum voneinander ab. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Nettoquote eine relativ aktuelle Situation misst, während sich die Längsschnittberechnung auf Abschlüsse bezieht, die in den meisten Fällen bis rund vier Jahre zurückliegen, da neun von zehn Zertifizierten ihren Erstabschluss bis zum 21. Altersjahr erlangen (Grafik G6).

Dies kann bestimmte Unterschiede zwischen den beiden Messungen erklären, insbesondere dort, wo sich kürzlich in Kraft getretene Reformen auf die Nettoquote auswirken konnten, z.B. im Kanton Genf. Dort haben gemäss der Längsschnittberechnung 84,0% der Jugendlichen der ständigen Wohnbevölkerung, die 2010 15 Jahre alt wurden, bis 2020, d.h. bis zu ihrem 25. Altersjahr, einen Erstabschluss der Sekundarstufe II erworben. Die hier abgebildete Nettoquote für 2019 liegt mit 89,3% etwas höher, die für das Jahr 2015 ist mit 83,4% hingegen nahezu gleich hoch.