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Arbeitsmarktindikatoren 2022
Die Publikation «Arbeitsmarktindikatoren» soll eine Orientierungshilfe im breiten Feld der Arbeitsmarktdaten bieten. Die Informationen sind so gegliedert, dass ein Gesamtüberblick über den Schweizer Arbeitsmarkt und die entsprechenden Statistiken vermittelt wird. Zu den behandelten Themen gehören Beschäftigung, Arbeitszeit, Arbeitslosigkeit, offene Stellen, dynamische Aspekte des Arbeitsmarktes sowie Lohnstruktur und -entwicklung.
Sie besteht aus drei Teilpublikationen. Das vorliegende Dokument kommentiert die Resultate der Arbeitsmarktindikatoren für den Zeitraum 2016–2021 und die Aussichten für das Jahr 2022. Das zusätzlich publizierte Dokument «Definitionen» bietet eine Gesamtübersicht der Definitionen, die in den Arbeitsmarktstatistiken verwendet werden, während in den «Statistische Quellen» die methodischen Aspekte der verschiedenen Datenquellen beschrieben werden.
Abkürzung in den Grafiken
AMG → Arbeitsmarktgesamtrechnung
AVOL → Arbeitsvolumenstatistik
BESTA → Beschäftigungsstatistik
BIP → Bruttoinlandprodukt
ELS-ILO → Erwerbslosenstatistik gemäss ILO
ETS → Erwerbstätigenstatistik
EUROSTAT → Statistisches Amt der Europäischen Union
ILO → International Labour Organization
LSE → Schweizerische Lohnstrukturerhebung
SAKE → Schweizerische Arbeitskräfteerhebung
SECO → Staatssekretariat für Wirtschaft
SLI → Schweizerischer Lohnindex
2016–2021: Wichtigste Entwicklungen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt
Nach dem Jahr 2020, das von der Covid-19-Pandemie geprägt war, verbesserte sich die Situation 2021. Zwischen dem 4. Quartal 2020 und dem 4. Quartal 2021 sank sowohl die Zahl der Erwerbslosen gemäss Definition des Internationalen Arbeitsamts (ILO) als auch jene der Personen in Kurzarbeit. Ausserdem waren mehr offene Stellen vorhanden. Über fünf Jahre hinweg betrachtet (4. Quartal 2016 bis 4. Quartal 2021) erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz. Im gleichen Zeitraum verringerten sich die Erwerbslosenquote gemäss ILO sowie die Arbeitslosenquote (bezogen auf die bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum [RAV] als arbeitslos eingeschriebenen Personen) trotz einer starken Schwankung während der Pandemie leicht.
Die Konjunktur erholt sich nach einem historischen Einbruch
Vor der Covid-19-Pandemie war das Wachstum der Schweizer Wirtschaft über längere Zeit relativ stabil geblieben (durchschnittlich +0,5% pro Quartal zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2019). 2020 führte die Pandemie zu einem historischen Einbruch des Wirtschaftswachstums: Das BIP ging im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal um 6,1% zurück. Im 3. Quartal erholte sich die Wirtschaft wieder (+6,3%), aber der Aufschwung war von kurzer Dauer. Im 4. Quartal 2020 und im 1. Quartal 2021 gab das BIP erneut leicht nach (je –0,1%). Seit dem 2. Quartal 2021 verzeichnet die Schweizer Wirtschaft wieder ein positives Wachstum (+1,3% im Quartalsdurchschnitt).
Beschäftigung kommt nach einem Jahr der Pandemie wieder in Schwung
Gemäss der Erwerbstätigenstatistik (ETS), der die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) zugrunde liegt, stieg die Zahl der Erwerbstätigen zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 um 3,3% von 5 Millionen auf 5,2 Millionen. Die Beschäftigungsstatistik (BESTA), die auf einer Befragung von Betrieben des sekundären und des tertiären Sektors beruht, ergab im gleichen Zeitraum eine Zunahme der Beschäftigtenzahl um 6,0% von 4,9 Millionen auf 5,2 Millionen. Dieser Anstieg ist aber hauptsächlich auf das Wachstum bis Ende 2019 zurückzuführen. Zu Beginn der Pandemie gingen sowohl die Anzahl Erwerbstätige als auch die Anzahl Beschäftigte zurück. Ende 2020 erholte sich der Arbeitsmarkt aber wieder und die Zahlen blieben zwischen dem 4. Quartal 2019 und dem 4. Quartal 2020 stabil (Erwerbstätige: –0,3%; Beschäftigte: –0,3%). Zwischen dem 4. Quartal 2020 und dem 4. Quartal 2021 erhöhte sich sowohl die Zahl der Erwerbstätigen als auch die Zahl der Beschäftigten (+1,1% bzw. +1,9%).
Weniger Erwerbslose
Im Fünfjahresvergleich verringerte sich die Erwerbslosenquote gemäss ILO leicht von 4,6% auf 4,4% und die Arbeitslosenquote (bezogen auf die bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum [RAV] registrierten Personen) verzeichnete einen deutlichen Rückgang von 3,5% auf 2,6%. Der relativ grosse Unterschied zwischen diesen beiden Quoten ist darauf zurückzuführen, dass die Erwerbslosenquote gemäss ILO auch Arbeitssuchende einbezieht, die nicht bei einem RAV angemeldet sind.
Nachdem im April 2020 mit 1,3 Millionen Personen bzw. 29% der Erwerbstätigen in Kurzarbeit ein Höchststand erreicht wurde, ging auch diese Zahl zurück. Ende 2020 beanspruchten 380 000 Personen eine Kurzarbeitsentschädigung, Ende 2021 nur noch 58 000.
Mehr offene Stellen
Die Zahl der offenen Stellen erhöhte sich gemäss BESTA zwischen dem 4. Quartal 2020 und dem 4. Quartal 2021 (+33 000 bzw. +50,2%). Es handelt sich um den grössten jährlichen Anstieg im Beobachtungszeitraum. 2020 war die Zahl der offenen Stellen stark zurückgegangen (–16 000 zwischen dem 4. Quartal 2019 und dem 4. Quartal 2020), zog dann aber ab dem 1. Quartal 2021 wieder stark an. Im 4. Quartal 2021 waren 85,5% mehr offene Stellen vorhanden als fünf Jahre zuvor.
36,3% der Betriebe (gewichtet nach der Anzahl Beschäftigte) meldeten im 4. Quartal 2021 Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte (+8,2 Prozentpunkte gegenüber dem 4. Quartal 2020). Es handelt sich um den stärksten Anstieg der letzten fünf Jahre, wobei dieser korrekt eingeordnet werden muss: Die Pandemie hat den Schweizer Arbeitsmarkt 2020 hart getroffen und die Arbeitsnachfrage massiv geschmälert. Im 1. Quartal 2021 trat eine Kehrtwende ein. Der Fünfjahresvergleich zeigt aber auch, dass die Unternehmen noch nie solche Schwierigkeiten hatten, geeignetes Personal zu finden, wie im 4. Quartal 2021 (+7,3 Prozentpunkte zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021).
Rückläufige Nominal- und Reallöhne
2021 sanken die Nominallöhne gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 0,2%. Real, d. h. unter Berücksichtigung der Teuerung von 0,6% im Jahr 2021, nahm die Kaufkraft der Löhne um 0,8% ab, nachdem sie in den letzten Jahren gestiegen war (2019: +0,5%; 2020: +1,5%). Die Kaufkraft der Löhne verringerte sich zum 15. Mal seit der Einführung des schweizerischen Lohnindexes im Jahr 1942. In den letzten fünf Jahren (2017–2021) lag die durchschnittliche jährliche Reallohnentwicklung für alle Arbeitnehmenden bei +0,1%. Bei den Männern blieb der Lohn in diesem Zeitraum stabil, bei den Frauen erhöhte er sich um 0,3%. Der stärkere Anstieg des Lohnindexes bei den Frauen entspricht einem langfristigen Trend. Obwohl sich die tieferen Medianlöhne der Frauen den Medianlöhnen der Männer allmählich angleichen (um 23,7% tiefere Löhne im Jahr 1994 gegenüber 10,8% im Jahr 2020), bleibt die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern weiterhin bestehen.

2016–2021: Die Situation von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt
Zwischen 2016 und 2021 ist der Anteil der am Arbeitsmarkt teilnehmenden Frauen gestiegen. Frauen arbeiteten auch im Jahr 2021 häufiger Teilzeit als Männer (58,1% gegenüber 18,1%). Die Erwerbslosenquote gemäss ILO der Männer und Frauen sank bis zum 1. Quartal 2020, stieg dann aber bis im 1. Quartal 2021 wieder stark. Somit blieb sie im Fünfjahresvergleich bei den Männern unverändert bei 4,4% und ging bei den Frauen um 0,3 Prozentprounkte auf 4,5% zurück. Vergleicht man die Medianlöhne in Vollzeitäquivalenten (VZÄ), verdienten Frauen im Jahr 2020 durchschnittlich 10,8% weniger als Männer. Diese Lohndifferenz ist nur zum Teil durch objektive Merkmale erklärbar.
Teilzeitarbeit nimmt bei den Männern zu
Frauen sind deutlich häufiger teilzeiterwerbstätig als Männer: Im 4. Quartal 2021 waren 58,1% aller erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt (d. h. Beschäftigungsgrad unter 90%), 0,6 Prozentpunkte weniger als im 4. Quartal 2016. Bei den Männern ist der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen seit Ende 2016 um 0,9 Prozentpunkte auf 18,1% gestiegen. Die ungleiche Verteilung der Teilzeitarbeit ist denn auch der Grund dafür, dass der Anteil der Frauen am Total der geleisteten Arbeitsstunden im Jahr 2021 lediglich 38,9% betrug. Im 4. Quartal 2021 waren 456 000 Männer und 1,3 Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt.
Frauen häufiger im Dienstleistungssektor tätig als Männer
Im tertiären Sektor entwickelte sich die Erwerbstätigenzahl zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 bei den Frauen und Männern ähnlich, im sekundären Sektor zeigten sich leichte Unterschiede. Während sich die Zahl der im sekundären Sektor beschäftigten Frauen um 1,6% erhöhte, blieb die Zahl der Männer unverändert. Im tertiären Sektor nahm sowohl die Zahl der Männer als auch jene der Frauen deutlich zu (+5,1% bzw. +5,7%). Anteilsmässig arbeiteten im 4. Quartal 2021 Frauen deutlich häufiger im tertiären Sektor als Männer (88,2% aller erwerbstätigen Frauen gegenüber 68,4% aller erwerbstätigen Männer). Lediglich 10,3% der Frauen waren in der Industrie und 1,5% in der Landwirtschaft tätig. Von den erwerbstätigen Männern arbeiteten 28,8% in der Industrie und 2,8% in der Landwirtschaft.
Frauenanteil an der Erwerbsbevölkerung leicht gestiegen
Die Zahl der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose gemäss ILO; sie bilden zusammen das Arbeitsangebot) stieg zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 bei den Männern um 1,2% auf 2,6 Millionen und bei den Frauen um 3,3% auf 2,3 Millionen. Damit erhöhte sich der Frauenanteil an der Erwerbsbevölkerung innert fünf Jahren leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 47,1%. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen nahm deutlich stärker zu als die der Männer (+3,6% gegenüber +1,2%).
Erwerbslosenquote der Frauen gesunken
Zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 sank die Erwerbslosenquote gemäss ILO bei den Frauen von 4,8% auf 4,5%, während sie bei den Männern unverändert bei 4,4% blieb. Die beiden Quoten näherten sich somit an. Im 4. Quartal des Pandemiejahrs 2020 lag die Erwerbslosenquote der Frauen (5,4%) über derjenigen der Männer (4,5%). Mit einem Anstieg der Erwerbslosenquote um 1,2 Prozentpunkte zwischen dem 4. Quartal 2019 und dem 4. Quartal 2020 bekamen die Frauen die Auswirkungen der Pandemie anfangs stärker zu spüren als die Männer, bei denen die Erwerbslosenquote im gleichen Zeitraum um 0,8 Prozentunkte zunahm. Anschliessend verringerte sich die Differenz zwischen Frauen und Männern bis zum Jahresende auf 0,1 Prozentpunkte.
Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern nimmt allmählich ab
2020 lag der monatliche Bruttomedianlohn der Frauen in der Gesamtwirtschaft bei 6211 Franken und derjenige der Männer bei 6963 Franken. Der Lohnunterschied ist seit 2014, als er noch 12,5% betrug, stetig gesunken. 2016 lag er bei 12,0%, 2018 bei 11,5% und 2020 bei 10,8%. Im privaten Sektor verdienten Frauen im Jahr 2020 insgesamt 13,8%, im öffentlichen Sektor 10,5% weniger als Männer.
Gemäss einer im Auftrag des BFS durchgeführten Analyse konnte die Lohndifferenz (arithmetischer Mittelwert) 2018 in der Gesamtwirtschaft zu 54,6% durch objektive Faktoren wie Hierarchiestufe, Dienstalter oder Ausbildung erklärt werden. 45,4% der Lohnunterschiede bleiben unerklärt.

2016–2021: Schweizerische und ausländische Arbeitskräfte
Die Schweiz erlebt seit 2001 eine starke Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte. Von 2016 bis 2021 wuchs die Zahl der ausländischen Erwerbspersonen stark, während jene der schweizerischen nur geringfügig zunahm. Ohne die Einbürgerungen wäre der Unterschied noch ausgeprägter. Die Erwerbslosenquoten gemäss ILO der Ausländerinnen und Ausländer waren im gesamten Berichtszeitraum zwei- bis dreimal so hoch wie jene der Schweizerinnen und Schweizer. Die Schweizer Erwerbstätigen beziehen gegenüber den ausländischen Arbeitskräften im Allgemeinen höhere Löhne, ausser bei Stellen mit hohem Verantwortungsniveau.
Weiterhin starke Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte
Zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 nahm die Zahl der ausländischen Erwerbspersonen (ausländische Erwerbstätige und Erwerbslose gemäss ILO) deutlich stärker zu als jene der schweizerischen Erwerbspersonen. Erstere erhöhte sich um 8,5% auf 1,8 Millionen, letztere um 0,6% auf 3,6 Millionen. Die Zunahme der ausländischen Arbeitskräfte ist das Ergebnis einer starken Zuwanderung: Im gesamten Zeitraum von 2016 bis 2020 überstiegen die Einwanderungen ausländischer Arbeitskräfte jene der Auswanderungen um 173 000 Personen, wobei sich der jährliche Wanderungssaldo der ausländischen Erwerbspersonen zwischen 2016 und 2020 von 35 000 auf 17 000 Personen halbiert hat. Demgegenüber ergaben die Wanderungen der schweizerischen Erwerbspersonen über die fünf Jahre hinweg einen Negativsaldo von 21 000 Personen. Einbürgerungen beeinflussen die Struktur der Erwerbsbevölkerung. Im Zeitraum 2016–2020 erwarben rund 125 000 ausländische Erwerbspersonen das Schweizer Bürgerrecht. Ohne diese Einbürgerungen hätte die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte von 2016 bis 2021 um 16,1% zugelegt, während die Zahl der schweizerischen Erwerbspersonen zurückgegangen wäre (–2,9%). Im 4. Quartal 2021 betrug der Ausländeranteil an der Erwerbsbevölkerung 33,2%, verglichen mit 31,5% fünf Jahre zuvor.
Ausländerinnen und Ausländer häufiger von Erwerbslosigkeit betroffen
Im 4. Quartal 2021 waren 3,5 Millionen Personen der Erwerbsbevölkerung mit Schweizer Staatsangehörigkeit erwerbstätig und 116 000 erwerbslos gemäss ILO. Damit betrug die Erwerbslosenquote gemäss ILO der schweizerischen Bevölkerung 3,2%. Diese Quote schwankte im untersuchten Zeitraum zwischen 3,0% im 4. Quartal 2019 und 4,3% im 4. Quartal 2021. Die Erwerbslosenquote der ausländischen Bevölkerung lag höher. 1,7 Millionen Ausländerinnen und Ausländer waren im 4. Quartal 2021 erwerbstätig und 104 000 waren erwerbslos. Die Erwerbslosenquote gemäss ILO der ausländischen Bevölkerung belief sich somit auf 7,6%, lag aber unter jener im 4. Quartal 2016 (8,3%).
Ausländische Erwerbstätige arbeiten seltener Teilzeit
Der Anteil teilzeiterwerbstätiger Personen stieg zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 4. Quartal 2021 sowohl bei den schweizerischen als auch bei den ausländischen Erwerbstätigen an (+0,4 Prozentpunkte auf 40,2% bzw. +1,3 Prozentpunkte auf 28,0%). Teilzeitarbeit ist bei den Frauen weit verbreitet, bei den Schweizerinnen allerdings viel stärker als bei den Ausländerinnen: Im 4. Quartal 2021 arbeiteten 61,2% der erwerbstätigen Schweizerinnen Teilzeit, gegenüber 48,7% der Ausländerinnen. Bei den Männern belaufen sich die entsprechenden Werte auf 20,3% bzw. 12,6%. Die ausländischen Arbeitskräfte sind grösstenteils als Arbeitnehmende tätig (94,6%; schweizerische Arbeitskräfte: 89,8%). Lediglich 5,4% sind Selbstständigerwerbende oder Mitarbeitende in einem Familienbetrieb, deutlich weniger also als bei den schweizerischen Arbeitskräften (10,2%). Dieser Unterschied ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, u. a. auf Integrationsfragen sowie die Unmöglichkeit für die Mehrheit der ausländischen Personen der ersten Generation, einen Betrieb im Familienbesitz zu übernehmen. Zudem ist im Vergleich zu den Schweizerinnen und Schweizern ein grösserer Teil der ausländischen Bevölkerung jünger als 40 Jahre, während der Anteil der Selbstständigerwerbenden bei den 40- bis 64-Jährigen deutlich höher liegt als bei den unter 40-Jährigen.
Anteil der ausländischen Arbeitskräfte mit Grenzgängerbewilligung nimmt zu
Die nach Anwesenheitsbewilligung gegliederte Struktur der erwerbstätigen ausländischen Bevölkerung hat sich in den letzten fünf Jahren nur leicht verändert. Während der Anteil der Grenzgängerinnen und Grenzgänger mit G-Ausweis leicht gestiegen ist (um 1,0 Prozentpunkte auf 21,2%), hat sich jener der Niedergelassenen mit C-Ausweis leicht verringert (um 0,1 Prozentpunkte auf 46,6%). Ebenfalls leicht gesunken ist der Anteil der Arbeitskräfte mit Aufenthaltsbewilligung (B-Ausweis) mit einem Rückgang um 0,5 Prozentpunkte auf 27,9% und jener der Arbeitskräfte mit Kurzaufenthaltsbewilligung (L-Ausweis) mit einem Minus um 1,0 Prozentpunkte auf 2,1%.
Ausländische Arbeitnehmende: Lohnunterschiede je nach Aufenthaltsstatus
In der Gesamtwirtschaft waren die Löhne der Arbeitnehmenden mit Schweizer Staatsangehörigkeit im Jahr 2020 höher als jene der ausländischen Arbeitnehmenden (6988 Franken gegenüber 6029 Franken). Diese Lohndifferenz zugunsten der Schweizer Arbeitnehmenden war bei sämtlichen Aufenthaltskategorien zu beobachten.
Bei den Stellen mit hohem Verantwortungsniveau fiel der Lohn der ausländischen Arbeitnehmenden hingegen höher aus als bei Schweizer Arbeitnehmenden. Bei den Führungskräften erhielten Grenzgängerinnen und Grenzgänger 10 692 Franken, Personen mit Aufenthaltserlaubnis 12 268 Franken und Schweizer Staatsangehörige 10 346 Franken.
Bei den Stellen ohne Führungsverantwortung war die Situation umgekehrt: Schweizer Arbeitnehmende verdienten 6345 Franken und somit mehr als ausländische Arbeitnehmende mit Grenzgängerstatus (5773 Franken) und solche mit Aufenthaltsbewilligung (5287 Franken).

2016–2021: Arbeitsbedingungen in der Schweiz
Zwischen 2016 und 2021 haben sich die Arbeitsbedingungen in der Schweiz verändert. Die effektive Arbeitszeit ist zurückgegangen, die flexiblen Arbeitszeiten, die Anzahl der befristeten Arbeitsverhältnisse und die Heimarbeit haben zugenommen und die Mehrfachbeschäftigung ist stabil geblieben.
Rückgang der tatsächlichen jährlichen Arbeitszeit
Die tatsächliche Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle ist zwischen 2016 und 2021 konstant gesunken. 2021 lag sie bei 1435 Stunden pro Arbeitsstelle, was im Fünfjahresvergleich einer Abnahme von 2,8% entspricht. Nach einem deutlichen Rückgang zwischen 2019 und 2020 im Zuge der Covid-19-Pandemie (–3,0%) erhöhte sich die tatsächliche Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle zwischen 2020 und 2021 um 2,6%.
Im Fünfjahresvergleich verringerte sich die tatsächliche jährliche Arbeitszeit bei den Männern stärker (–3,5%) als bei den Frauen (–1,5%), und bei den Selbstständigerwerbenden (–7,4%) stärker als bei den Arbeitnehmenden (–2,7%).
Werden nur die Vollzeitarbeitnehmenden berücksichtigt, ging die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit zwischen 2016 und 2021 zurück (–105 Minuten auf 39 Stunden und 16 Minuten). Nach einem Einbruch zwischen 2019 und 2020 (–7,7%) nahm sie zwischen 2020 und 2021 wieder zu (+4,0%).
Flexible Arbeitszeiten nehmen zu
Im Jahr 2021 hatten 46,8% der Arbeitnehmenden flexible Arbeitszeiten (2016: 44,7%).
Männer verfügten dabei öfter über flexible Arbeitszeiten als Frauen (51,2% gegenüber 42,0%), der Anteil ist aber bei den Frauen (+3,3 Prozentpunkte) seit 2016 stärker gewachsen als bei den Männern (+0,9 Prozentpunkte).
Frauen teilen sich häufiger eine Stelle als Männer
2021 arbeiteten 9,6% der teilzeiterwerbstätigen Arbeitnehmenden im Jobsharing (Aufteilen einer Arbeitsstelle und deren Verantwortlichkeiten auf zwei teilzeiterwerbstätige Personen, im Allgemeinen mit nur einer Stellenbeschreibung), 0,2% weniger als 2016. Teilzeiterwerbstätige Frauen wählen diese Arbeitsform häufiger als Männer (10,3% gegenüber 7,1%). Ein besonders hoher Anteil an Jobsharing ist in der Wirtschaftsbranche «Erziehung und Unterricht» zu beobachten. Dort teilen sich 18,8% aller Teilzeiterwerbstätigen eine Stelle.
Junge Arbeitnehmende häufiger mit befristetem Vertrag
2020 waren 8,8% der Arbeitnehmenden in einem befristeten Arbeitsverhältnis angestellt, gegenüber 7,9% im Jahr 2016. Bei den Frauen war dieser Anteil höher (9,6%) als bei den Männern (8,1%). Am stärksten verbreitet sind befristete Verträge bei den 15- bis 24-Jährigen (27,4%; ohne Lernende).
Mehrfacherwerbstätigkeit bleibt stabil
Im Jahr 2021 hatten 7,9% der Erwerbstätigen mehr als eine Arbeitsstelle. Dieser Anteil ist in den letzten fünf Jahren stabil geblieben.
Frauen besetzten häufiger mehrere Stellen als Männer. 2021 war der Anteil der Mehrfachbeschäftigten bei den Frauen (10,2%) fast doppelt so hoch wie bei den Männern (5,8%).
Junge Erwerbstätige wechseln häufiger die Stelle
Die berufliche Mobilität hat in der Schweiz zwischen 2016 und 2021 leicht zugenommen. 2021 wechselten insgesamt 12,4% der Erwerbstätigen die Stelle (2016: 12,0%), davon 3,4% innerhalb desselben Unternehmens und die restlichen 9,1% in ein anderes Unternehmen.
Zwischen Frauen und Männern unterscheidet sich der Anteil der Stellenwechselnden kaum (12,6%, gegenüber 12,3%), mit zunehmendem Alter nimmt die berufliche Mobilität jedoch deutlich ab. Während ungefähr ein Fünftel der 15- bis 24-Jährigen sowie der 25- bis 39-Jährigen im Jahr 2021 die Stelle wechselte (21,6% bzw. 17,7%), waren es bei den 55- bis 64-Jährigen lediglich noch 4,9%.
Starke Zunahme der Heimarbeit im Jahr 2021
Im Rahmen der Massnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie stieg der Anteil der Teleheimarbeit
Es wird unterschieden zwischen «Heimarbeit» und «Teleheimarbeit». «Heimarbeit» bezeichnet die zuhause geleistete Arbeit. Werden dabei mit dem Arbeit- oder Auftraggeber Daten via Internet ausgetauscht, spricht man von «Teleheimarbeit». «Teleheimarbeit» ist somit eine Form von «Heimarbeit».
leistenden Personen markant an. 2019 leistete rund ein Viertel der Arbeitnehmenden (28,7%) zumindest gelegentlich Teleheimarbeit, 2020 waren es 41,6% (durchschnittlicher Jahreswert). Nach einem Spitzenwert im 2. Quartal 2020 mit 45,3% ging der Anteil wieder zurück.Anstieg der Arbeitnehmenden mit Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und Normalarbeitsvertrag (NAV)
Am 1. März 2018 waren gut 2,1 Millionen Arbeitnehmende einem von insgesamt 581 GAV unterstellt. Bei 566 handelte es sich um GAV mit normativen Bestimmungen (1,9 Millionen unterstellte Personen) und bei 15 um GAV ohne normative Bestimmungen (200 000 unterstellte Personen).
Am 1. März 2018 waren zudem 103 vom Bundesrat oder von den Kantonen erlassene NAV in Kraft. Bei 77 handelte es sich um gewöhnliche NAV und bei 26 um solche mit zwingenden Mindestlöhnen, die bei wiederholter missbräuchlicher Unterbietung der üblichen branchen- oder berufsspezifischen Löhne festgelegt werden.
Im Rahmen der wichtigsten GAV, d. h. der GAV mit mindestens 1500 unterstellten Personen, wurde von den Sozialpartnern für das Jahr 2021 eine nominale Effektivlohnerhöhung von durchschnittlich 0,4% vereinbart (2020: 0,9%; 2019: 1,1%; 2018: 0,9% und 2017: 0,5%). Die in den GAV festgelegten Lohnerhöhungen liegen oft über den Lohnerhöhungen aller Arbeitnehmenden zusammengenommen.
2021 fanden drei Streiks statt, an denen insgesamt 790 Arbeitnehmende teilnahmen. Sie führten zu 3190 nicht geleisteten Arbeitstagen.

Arbeitsmarktlage im 1. Quartal 2022 und kurzfristige Aussichten
Im 1. Quartal 2022 erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Sowohl die Erwerbslosenquote gemäss ILO und die Arbeitslosenquote des SECO als auch die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen ging zurück. An der Entwicklung dieser Indikatoren zeigt sich die Verbesserung der Arbeitsmarktlage in der Schweiz, die in den Jahren 2020 und 2021 von der Covid-19-Pandemie geprägt war. Die Beschäftigungsaussichten waren am Ende des 1. Quartals 2022 optimistisch. In der gesamten Wirtschaft wurden 43 000 offene Stellen mehr gezählt als im 1. Quartal 2021 (+60,4%) und der Indikator der Beschäftigungsaussichten zeigte nach oben (+3,9% gegenüber dem 1. Quartal 2021).
Zunahme der Erwerbstätigen und der Beschäftigung
Zwischen dem 1. Quartal 2021 und dem 1. Quartal 2022 erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen um 84 000 bzw. 1,7%. Dieser Anstieg war sowohl bei den Männern (+1,4% auf 2,8 Millionen) als auch bei den Frauen (+2,0% auf 2,3 Millionen) zu beobachten. Bei den schweizerischen Erwerbstätigen fiel das Wachstum geringer aus (+0,5%) als bei den ausländischen Erwerbstätigen (+4,1%). Letztere verzeichneten vor allem bei den Arbeitskräften mit Kurzaufenthaltsbewilligung (L-Ausweis; +7,2%), den Personen mit Niederlassungsbewilligung (C-Ausweis; +7,0%) sowie den Grenzgängerinnen und Grenzgängern (+5,6%) eine Zunahme.
Zwischen dem 1. Quartal 2021 und 2022 stieg die Anzahl der Beschäftigten im sekundären und tertiären Sektor um +2,5%
Abweichende Entwicklungen der Anzahl Erwerbstätigen (Erwerbstätigenstatistik ETS) und der Anzahl Beschäftigten (Beschäftigungsstatistik BESTA) können unter anderem aus der unterschiedlichen Grundgesamtheit (Haushalte vs. Unternehmen), der unterschiedlichen statistischen Einheit (Personen vs. Beschäftigungsverhältnis) oder aus dem unterschiedlichen Messzeitpunkt (Quartalsdurchschnitt vs. Quartalsende) resultieren. Tendenziell zeigt die ETS bei sich verschlechternder Konjunkturlage oft ein positiveres bzw. bei sich verbessernder Konjunkturlage ein negativeres Bild als die BESTA.
. Die Beschäftigungsentwicklung verlief in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich, die Covid-19-Pandemie und die Massnamen zum Schutz der Bevölkerung wirkten sich nicht auf alle Branchen gleich stark aus. Der stärkste Rückgang wurde in der Schiff- und Luftfahrt (–4,3%) sowie in der Herstellung von Textilien (–3,6%) verzeichnet. Umgekehrt nahm die Beschäftigung insbesondere im Gastgewerbe (+9,8%) und in der wissenschaftlichen Forschung (+7,8%) zu.Rückläufige Anzahl Erwerbslose
Im 1. Quartal 2022 waren in der Schweiz gemäss Definition des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) 228 000 Personen erwerbslos. Sie machten 4,6% der Erwerbsbevölkerung aus, gegenüber 5,8% im 1. Quartal 2021. Die Arbeitslosenquote gemäss SECO lag Ende März 2022 bei 2,4% und somit 1 Prozentpunkt tiefer als Ende März 2021. In absoluten Zahlen entspricht dies rund 110 000 Personen, die im ersten Quartal 2022 bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum als Arbeitslose registriert waren, und einer Abnahme von 50 000 Personen im Jahresvergleich.
Durch die Lockerung der Massnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ging die Kurzarbeit zurück. Im März 2022 beanspruchten rund 22 000 Personen Kurzarbeitsentschädigung, gegenüber 430 000 im März 2021. Die Anzahl der Personen in Kurzarbeit verringerte sich auch im 1. Quartal 2022 deutlich.
Mehr offene Stellen
Im 1. Quartal 2022 wurden im sekundären und tertiären Sektor 114 000 offene Stellen gezählt, 43 000 mehr als im entsprechenden Vorjahresquartal (+60,4 %). Die Anzahl offener Stellen stieg sowohl im sekundären Sektor (+50,0%) als auch im tertiären Sektor (+64,1%) deutlich. Zudem nahm der Anteil der Betriebe, die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von qualifiziertem Personal hatten, im Vergleich zum 1. Quartal 2021 markant zu (+8,7 Prozentpunkte auf 37,5%).
Optimistische Beschäftigungsaussichten am Ende des 1. Quartals 2022
Der Indikator der Beschäftigungsentwicklung, der die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Entwicklung ihres Personalbestands für die folgenden drei Monate angibt, erhöhte sich zwischen dem 1. Quartal 2021 und 2022 um 3,9%. Diese Zunahme war sowohl im sekundären (+4,9%) als auch im tertiären Sektor (+3,7%) zu beobachten. Am wenigsten verbesserten sich die Beschäftigungsaussichten in den Branchen «sonstige wirtschaftliche Tätigkeiten» (+0,5%), «öffentliche Verwaltung» (+0,7%) sowie «Erziehung und Unterricht» (+0,8%), am stärksten in der «Beherbergung und Gastronomie» (+12,2%) sowie im «Maschinenbau» (+12,1%).

Der Schweizer Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich
Der Schweizer Arbeitsmarkt steht im internationalen Vergleich sehr gut da. Sowohl die Erwerbsquote als auch die Erwerbsbeteiligung der Frauen gehören zu den höchsten in Europa. Letztere hängt unter anderem mit der weit verbreiteten Teilzeiterwerbstätigkeit zusammen: Die Schweiz hat einen deutlich höheren Anteil Teilzeiterwerbstätige als die meisten anderen europäischen Länder. Die Löhne in der Schweiz, konvertiert in Euro, liegen über den Löhnen in den anderen EU-Ländern. Werden die Löhne zur Berücksichtigung des unterschiedlichen Preisniveaus in Kaufkraftstandards umgewandelt, verringern sich die Unterschiede jedoch.
Hohe Erwerbsquote in der Schweiz
Im 4. Quartal 2021 lag die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung ab 15 Jahren in der Schweiz bei 67,8%. Im europäischen Vergleich nimmt die Schweiz damit einen Spitzenplatz ein. Lediglich in Island (73,4%) war der Anteil der Erwerbspersonen höher, während die Nachbarländer der Schweiz eine deutlich tiefere Erwerbsbeteiligung aufwiesen (Deutschland und Österreich: 61,3%; Frankreich: 56,1%, Italien: 49,2%). Italien verzeichnet die niedrigste Erwerbsquote in Europa, knapp hinter Rumänien (51,3%), Kroatien (51,5%) und Griechenland (51,6%). Der EU-Durchschnitt liegt bei 57,4%.
Hohe Erwerbsbeteiligung der Frauen in der Schweiz und in den nordischen Ländern
Die Erwerbsbeteiligung der Frauen variiert von Land zu Land stark. Während in Italien zwei von fünf Frauen ab 15 Jahren am Erwerbsleben teilnehmen (40,9%), weisen die nordischen Länder die höchsten Erwerbsquoten der Frauen auf (Island: 69,2%; Niederlande: 63,0%; Norwegen: 62,6%; Schweden 62,3%). Gesamteuropäisch zählt jede zweite Frau zu den Erwerbspersonen (51,7%). Im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern liegt die Schweiz mit einer Quote von 62,9% an dritter Position, in den Nachbarländern ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich tiefer (Deutschland und Österreich: 56,3%; Frankreich: 52,3%). Ein grosses Angebot an Teilzeitstellen in der Schweiz trägt dazu bei, dass sich viele Frauen am Erwerbsleben beteiligen. 39,4% der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten Teilzeit (Frauen: 61,5%). Einzig die Niederlande verzeichnet einen höheren Anteil (43,4%; Frauen: 65,0%). Besonders tief ist der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen in Bulgarien (1,8%; Frauen: 2,3%), in Rumänien (3,4%; Frauen: 3,1%) und in der Slowakei (3,6%; Frauen: 4,8%).
Die Erwerbsbeteiligung der Männer übersteigt in allen untersuchten Ländern jene der Frauen. Die höchste Erwerbsquote der Männer verzeichnet Island (77,4%), gefolgt von der Schweiz (72,8%). In den Nachbarländern der Schweiz liegt sie deutlich tiefer (Österreich: 66,6%; Deutschland: 66,4; Frankreich: 60,1%; Italien: 58,1%), im EU-Durchschnitt beläuft sie sich auf 63,6%.
Niedrige Erwerbslosenquote in der Schweiz
Zwischen dem 4. Quartal 2020 und dem 4. Quartal 2021 ist die Erwerbslosenquote gemäss ILO in der Schweiz um 0,5 Prozentpunkte auf 4,4% gestiegen. In der EU ist die durchschnittliche Erwerbslosenquote hingegen um 0,9 Prozentpunkte auf 6,4% gesunken, nachdem sie zwischen 2019 und 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie zugenommen hatte. Verglichen mit den EU-Mitgliedstaaten gehört die Schweiz zu den Ländern mit tiefen Erwerbslosenquoten gemäss ILO. In Frankreich (7,6%), Italien (9,1%) und Österreich (5,1%) liegt die Erwerbslosenquote deutlich höher, in Deutschland hingegen tiefer (3,1%). Die niedrigsten Erwerbslosenquoten sind in Tschechien (2,2%) und in Polen (2,9%) zu beobachten. Umgekehrt weisen Griechenland mit 13,2% (–3,0 Prozentpunkte gegenüber 2020) und Spanien mit 13,3% (–2,8 Prozentpunkte) die höchsten Erwerbslosenquoten auf.
Die Löhne im internationalen Vergleich
Der Vergleich der mittleren Bruttojahreslöhne im Industrie- und Dienstleistungssektor deckt die grosse Lohnschere zwischen den EU-Ländern auf. Markante Unterschiede zeigen sich nicht nur zwischen den Staaten der EU15 und den neuen, seit 2004 in die EU eingetretenen Mitgliedstaaten, sondern auch innerhalb der beiden Ländergruppen.
In den Staaten der EU15 besteht weiterhin ein Nord-Süd-Gefälle. 2018 wurden die höchsten Bruttojahreslöhne in Luxemburg (64 932 Euro), die tiefsten in Portugal (18 111 Euro) registriert. Noch deutlicher ist der Lohnunterschied, wenn auch die neuen Mitgliedstaaten berücksichtigt werden. 2018 bildeten Litauen mit einem mittleren Bruttojahreslohn von 11 959 Euro, Rumänien (11 874 Euro) und Bulgarien (8147 Euro) das Schlusslicht. Die Schweiz belegt mit einem jährlichen Bruttolohn von 79 442 Euro, der teilweise durch die Frankenstärke bedingt ist, noch vor Luxemburg den ersten Platz.
Damit die Löhne als Abbildung der effektiven Kaufkraft verglichen werden können, müssen die in nationalen Währungen ausgewiesenen Löhne in eine gemeinsame fiktive Währung, den sogenannten Kaufkraftstandard (KKS), umgerechnet werden. Werden die unterschiedlichen Preisniveaus zwischen den Ländern berücksichtigt, verändert sich das Ausmass des zwischen den Ländern beobachteten Lohngefälles. So sind die Löhne in der Schweiz in Euro ausgedrückt nahezu neunmal höher als diejenigen in Bulgarien (+875%), in KKS ausgedrückt nur noch gut dreimal so hoch (+225%). Werden die Nachbarländer der Schweiz betrachtet, liegen die Schweizer Jahreslöhne (in Euro ausgedrückt) 71% höher als die Löhne in Österreich, 77% höher als in Deutschland, 109% höher als in Frankreich und 128% höher als in Italien. In KKS verringert sich der Unterschied zwischen den mittleren Bruttolöhnen. So sind die in der Schweiz bezahlten Löhne noch 23% höher als in Österreich, 21% höher als in Deutschland, 52% höher als in Frankreich und 51% höher als in Italien.
