Die demografische Alterung ist kein neues Phänomen. Sie dauert schon über 100 Jahre an und wird die Altersstruktur der Schweiz auch in Zukunft prägen.
Von demografischer Alterung wird gesprochen, wenn der Anteil der Kinder und Jugendlichen sinkt und jener der älteren Personen in der Bevölkerung steigt. Die Alterung der Bevölkerung schreitet voran und wird sich zwischen 2020 und 2030, wenn die Baby-Boom-Generationen das Rentenalter erreichen, stark beschleunigen.
Die Alterung der Bevölkerung ist eine Folge der tiefen Geburtenziffer, der rückläufigen Sterblichkeit und der damit einhergehenden höheren Lebenserwartung. Indirekt werden die Geburtenhäufigkeit und das Familienleben auch von anderen Faktoren wie der Zunahme der Scheidungen oder Veränderungen im Lebensstil BiB (2009) 35 Jahre bevölkerungswissenschaftliche Forschung am BiB , z.B. der wachsenden Zahl von Alleinerziehenden oder Kinderlosen, beeinflusst. Alle diese Entwicklungen sind in mancher Hinsicht miteinander verbunden. Heute trägt die Migration trägt in der Schweiz dazu bei, die Alterung zu bremsen.
Der Begriff Alterspyramide geht zurück auf die dreieckige Form des Altersaufbaus im Jahr 1900 (siehe Grafik G38). Der breite Sockel stellt die Zahl der in diesem Jahr geborenen Kinder dar. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der Angehörigen eines Jahrgangs ab. Die Neugeborenengenerationen sind am zahlreichsten, verringern sich dann aber aufgrund der hohen Säuglings- und Kindersterblichkeit schnell. Nur wenige Menschen erreichen ein hohes Lebensalter.

Der Anteil der jungen Personen (0- bis 19-Jährige) ist von 40,7% im Jahr 1900 auf 19,9% im Jahr 2020 zurückgegangen.
Gemäss dem Referenzszenario (A-00-2020) sinkt er bis 2050 weiter auf 19,3%. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der älteren Menschen (ab 65 Jahren) von 5,8% auf 18,8% gestiegen und wird im Jahr 2050 insgesamt 25,6% betragen. Gemäss dem «hohen» Szenario (B-00-2020) wächst der Anteil der Kinder und Jugendlichen im Zeitraum von 2020 bis 2050 von 19,9% auf 20,6%. Der Anteil der Personen im Rentenalter (ab 65 Jahre) an der Bevölkerung erhöht sich von 18,8% auf 24,9%. In der gleichen Zeitspanne fällt der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter (20–64 Jahre) von 61,3% auf 54,5%. Nach dem «tiefen» Szenario (C-00-2020) sinkt der Anteil der jungen Personen (0- bis 19-Jährige) von 19,9% auf 17,9% der Bevölkerung. Der Anteil der Personen ab 65 Jahren steigt von 18,8% auf 26,4%. Der Anteil der Personen zwischen 20 und 64 Jahren fällt im Zeitraum von 2020 bis 2050 von 61,3% auf 55,7% der Bevölkerung.
Covid-19-Pandemie
Die Pandemie traf vor allem ältere Menschen. Die Sterbewellen führten zu einem Rückgang der Lebenserwartung, dennoch stieg die Zahl der Personen ab 65 Jahren, der Personen ab 80 Jahren und der Personen ab 100 Jahren in der Schweiz weiter an (um 1,5%, 1,0% und 4,9%). Die Jahreszahlen zur Bevölkerungsalterung sind hier zu finden:
Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Bevölkerung → Alterung der Bevölkerung
7.1 Faktoren der demografischen Alterung
Zwar ist die Zahl der Geburten, die den Sockel der Pyramide bilden, in den untersuchten Jahren mehr oder weniger gleich geblieben, im Verhältnis zur wachsenden Bevölkerung ergibt sich allerdings ein etwas anderes Bild: Die Geburtenhäufigkeit nimmt ab. Die zusammengefasste Geburtenziffer ist von 3,7 Kindern pro Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf heute 1,5 Kinder zurückgegangen. Dieser Wert liegt deutlich unter dem für den Ersatz der Elterngeneration notwendigen Niveau. Damit sich eine Bevölkerung erneuern kann, müsste die Geburtenziffer bei durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau liegen. Die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit führt zu einer Abnahme des Anteils junger Menschen in der Bevölkerung. Diese Entwicklung wird auch als «Alterung an der Basis» der Alterspyramide bezeichnet.
Durch die steigende Lebenserwartung und den wachsenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung ist bei der Alterspyramide zudem eine sogenannte «Alterung an der Spitze» festzustellen. Wie in anderen Industrieländern ist die steigende Lebenserwartung in der Schweiz hauptsächlich auf die Abnahme der Kindersterblichkeit und der Sterblichkeit älterer und hochbetagter Menschen zurückzuführen. Die Lebenserwartung bei Geburt ist in der Schweiz seit 1876 stetig gestiegen, von rund 40 Jahren auf heute über 80 Jahre (81,0 Jahre bei Männern, 85,1 Jahre bei Frauen). Gemäss Referenzszenario (A-00-2020) beläuft sie sich im Jahr 2050 auf 87,2 Jahre bei den Männern und auf 89,6 Jahre bei den Frauen (siehe Grafik G39).

Gemäss dem «hohen» Szenario (B-00-2020) erhöht sich die Lebenserwartung bei Geburt der Männer zwischen 2020 und 2050 von 81,0 auf 88,8 Jahre. Diejenige der Frauen erhöht sich im gleichen Zeitraum von 85,1 Jahren auf 91,0 Jahre. Gemäss dem «tiefen» Szenario (C-00-2020) steigt die Lebenserwartung bei Geburt der Männer zwischen 2020 und 2050 von 81,0 auf 85,5 Jahre und diejenige der Frauen nimmt im gleichen Zeitraum von 85,1 auf 88,4 Jahre zu.
Der Altersaufbau der Bevölkerung wird von der Migration beeinflusst. Die 20- bis 39-Jährigen stellen die grösste Gruppe von Migrantinnen und Migranten dar und tragen somit zum Wachstum der Generationen im erwerbsfähigen Alter bei. Fast drei Fünftel der Einwanderinnen und Einwanderer und die Hälfte der Personen, die auswandern, gehören dieser Altersklasse an. Aufgrund ihrer hohen Mobilität wird die Bevölkerung dieser Altersklasse ständig erneuert. Seit 2015 wächst zudem der Anteil der Personen ab 60 Jahren, die auswandern. Die Migration ist somit ein Faktor, der gegenwärtig zur Verjüngung der Bevölkerung beiträgt.
Allen drei Szenarien zufolge wird sich dieser Einfluss in Zukunft jedoch verringern (vgl. Grafik G40). Die Wanderungsbewegungen nehmen aufgrund der Alterung der europäischen Bevölkerung langfristig ab. Die in ganz Europa verzeichnete demografische Alterung trägt zum Rückgang des Wanderungssaldos bei, da sich die Konkurrenz zwischen der Schweiz und diesen Ländern hinsichtlich der Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften verschärft.

7.2 Alterung in den Kantonen
Von den Treibern der demografischen Alterung – Geburtenentwicklung, Lebenserwartung und Wanderungsprozesse – sind nicht alle Kantone gleichermassen betroffen. Sie beeinflussen die Altersstruktur je nach Kanton auf sehr unterschiedliche Weise (vgl. Grafik G41). Darüber hinaus können Verhaltensaspekte, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit und das Wohnumfeld, eine Rolle spielen.

Das Tessin, Basel-Landschaft und Graubünden sind die Kantone mit dem höchsten Anteil an Personen ab 65 Jahren; mehr als 22% ihrer Bevölkerung gehören dieser Altersgruppe an. Die kantone Waadt, Genf und Freiburg haben mit weniger als 17% den geringsten Seniorenanteil in der Schweiz.
Betrachtet man die Personen ab 80 Jahren, liegen dieselben beiden Kantone, Tessin und Basel-Landschaft, sowie Basel-Stadt mit 7% Personen im vierten Lebensalter an der Spitze. Am niedrigsten ist dieser Anteil mit nur 4% im Kanton Freiburg (vgl. Grafik G42).

Der Greying-Index gibt Auskunft über die Zunahme der Anzahl Personen im vierten Lebensalter, indem er die Personen ab 80 Jahren mit den 65- bis 79-Jährigen ins Verhältnis setzt (vgl. Grafik G43). Im Jahr 1990 kamen auf 100 Personen im dritten Lebensalter (65–79 Jahre) 34 ältere Menschen ab 80 Jahren. Heute entfallen 39 betagte Personen ab 80 Jahren auf 100 Personen im dritten Lebensalter. Bis 2050 wird diese Zahl auf 71 steigen.
Der Kanton Basel-Stadt führt den Greying-Index mit über 50 Personen im vierten Lebensalter pro 100 Seniorinnen und Senioren zwischen 65 und 79 Jahren an. Es folgen die Kantone Tessin, Genf, Basel-Landschaft und Neuenburg, die einen Greying-Index über 42 aufweisen.

Zahlen seit 1990 im Überblick
AlterungT9
1990 | 2000 | 2010 | 2020 | 2050 | |
---|---|---|---|---|---|
Anteil der unter 20-Jährigen | 23,4 | 23,1 | 20,9 | 19,9 | 19,3 |
Anteil der 65-Jährigen und Älteren | 14,6 | 15,4 | 16,9 | 18,8 | 25,6 |
Greying Index | 34,1 | 35,6 | 39,7 | 39,1 | 71,2 |
Jugendquotient | 37,7 | 37,6 | 33,5 | 32,5 | 35,0 |
Altersquotient | 23,5 | 25,0 | 27,1 | 30,7 | 46,5 |
Lebenserwartung bei Geburt | |||||
Männer | 74,0 | 76,9 | 80,2 | 81,0 | 87,2 |
Frauen | 80,8 | 82,6 | 84,6 | 85,1 | 89,6 |
Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren | |||||
Männer | 15,3 | 17,0 | 18,9 | 19,3 | 24,2 |
Frauen | 19,4 | 20,7 | 22,2 | 22,2 | 26,1 |
Quellen: BFS – ESPOP, STATPOP, SZENARIEN
© BFS 2022
Themenglossar:
Die Lebenserwartung bei Geburt (oder im Alter 0) entspricht der durchschnittlichen Zahl der zu erwartenden Lebensjahre einer fiktiven Generation, die während ihres ganzen Lebens den altersspezifischen Sterblichkeitsverhältnissen des betrachteten Kalenderjahres ausgesetzt wäre.
Der Jugendquotient beschreibt das zahlenmässige Verhältnis der jungen Bevölkerung zur Bevölkerung im Erwerbsalter. Das Ergebnis wird als Anzahl Personen im Alter von 0 bis 19 Jahren pro 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren ausgedrückt.
Der Altersquotient beschreibt das Verhältnis der Gesamtzahl der Personen, die im Allgemeinen nicht mehr erwerbstätig sind, zu der Anzahl der Personen im Erwerbsalter. Das Ergebnis wird als Anzahl Personen ab 65 Jahren pro 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren ausgedrückt.
Der Gesamtquotient – auch Gesamtlastquotient genannt – beschreibt das Verhältnis der in der Regel nicht erwerbstätigen älteren und jüngeren Bevölkerung zur Bevölkerung im Erwerbsalter. Das Ergebnis wird als Anzahl Personen im Alter von 0 bis 19 Jahren und ab 65 Jahren pro 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren ausgedrückt.
Der Greying-Index setzt die Anzahl der Personen ab 80 Jahren mit den 65- bis 79-Jährigen ins Verhältnis. Das Ergebnis wird als Anzahl Personen im Alter ab 80 Jahren pro 100 Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren ausgedrückt. Er misst somit den Alterungsprozess in den älteren Bevölkerungsgruppen. Je höher der Wert, desto ausgeprägter ist die Alterung.