3 Todesfälle und Sterblichkeit

Die Altersverteilung bei den Verstorbenen hat sich signifikant verändert. Der Anteil der Todesfälle, die sich vor dem 65. Altersjahr ereignen, ist deutlich zurückgegangen. Dagegen ist der Anteil der Todesfälle ab dem 75. Lebensjahr stark angestiegen. In der Altersklasse der über 84-Jährigen war die Zunahme besonders markant.

3.1 Todesfälle

Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz 76 200 Todesfälle registriert. Dies entspricht einem Anstieg um 19,5% gegenüber 1990, als 63 700 Todesfälle verzeichnet wurden (vgl. Grafik G17). In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Todesfälle von Frauen um 23% auf 38 600 und diejenigen von Männern um 16% auf insgesamt 37 600.   

Aktuelle Daten

Covid-19-Pandemie

Im Jahr 2020 verzeichnete die Schweiz einen starken Anstieg der Todesfälle (+12,4%), insbesondere bei Personen ab 65 Jahren (+13,1%). Diese Daten umfassen alle Todesfälle, unabhängig von ihren Ursachen. Die Statistiken zu den Todesursachen und speziell zu den Todesfällen aufgrund der Covid-19-Pandemie werden zu gegebener Zeit auf der folgenden Seite veröffentlicht:

Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Gesundheit → Gesundheitszustand → Sterblichkeit, Todesursachen → Spezifische Todesursachen

In den Monaten März und April starben im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode rund 1700 mehr Menschen (+14%). Von Oktober bis Dezember wurden sogar fast 7800 bzw. 45% mehr Todesfälle registriert als in den gleichen Monaten des Jahres 2019. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Indikatoren der Sterblichkeit aus. Die Wochen-, Monats- und Jahreszahlen zu den Todesfällen sind hier zu finden:

Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Bevölkerung → Geburten und Todesfälle → Todesfälle

Von Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1994 waren die verstorbenen Männer in der Überzahl: Auf sie entfielen durchschnittlich 51,3% der jährlichen Todesfälle. Seit 1995 ist die Zahl der verstorbenen Frauen im Steigen begriffen und machte 2020 insgesamt 51,6% aller Todesfälle aus (siehe Box zu den Todesursachen).

Die Altersverteilung bei den Verstorbenen hat sich seit 1990 wesentlich verändert. Während sich die Zahl der Todesfälle in den jüngeren Altersklassen deutlich verringert hat, ist sie in den höheren Altersklassen gestiegen (vgl. Grafik G18). Besonders augenfällig ist der Rückgang bei den unter 40-Jährigen, bei denen heute halb so viele Todesfälle verzeichnet werden als 1990. Der Anteil Todesfälle, die sich zwischen dem 40. und dem 64. Lebensjahr ereignen, hat sich von 1990 bis 2020 ebenfalls verringert, und zwar von 18,7% auf 12,5% bei den Männern und von 10,0% auf 7,0% bei den Frauen. Auch der Anteil Todesfälle zwischen dem 65. und dem 79. Lebensjahr ist rückläufig und betrug 2020 noch 29,9% bei den Männern und 19,4% bei den Frauen, gegenüber 37,3% bzw. 26,5% im Jahr 1990.

Dagegen ist der Anteil Todesfälle nach dem 79. Lebensjahr gestiegen. 72,3% der Frauen und 55,2% der Männer, die im Jahr 2020 starben, waren 80 Jahre oder älter, verglichen mit 60,2% und 36,7% im Jahr 1990. Im Jahr 2020 starben am meisten Männer im Alter von 87 Jahren (>1500 Todesfälle) und am meisten Frauen im Alter von 90 Jahren (>1900 Todesfälle). 1990 wiesen die Männer im Alter von 78 Jahren und die Frauen im Alter von 86 Jahren die höchste Sterblichkeit auf.  

Aktuelle Daten

Ausländische Staatsangehörige beeinflussen die Sterblichkeit in der Schweiz nur in geringem Masse, da etliche von ihnen nach ihrer Pensionierung in ihre Herkunftsländer zurückkehren und folglich im Ausland sterben. Andere erwerben das Schweizer Bürgerrecht und werden daher zu den Todesfällen von schweizerischen Staatsangehörigen gezählt. 2020 starben in der Schweiz 8300 ausländische Staatsangehörige, verglichen mit 67 900 Schweizerinnen und Schweizern. Seit 2006 steigt der Anteil der Todesfälle ausländischer Staatsangehöriger in der Schweiz langsam, aber stetig an und lag 2020 bei 10,9%.

Todesfälle im ersten Lebensjahr

Der Rückgang der Todesfälle im ersten Lebensjahr spielte eine wichtige Rolle beim demografischen Wandel und trug damit zu einer höheren Lebenserwartung bei. 2020 starben in der Schweiz 313 Kinder im ersten Lebensjahr, verglichen mit 574 im Jahr 1990. Die Säuglingssterblichkeit ist somit trotz Schwankungen weiter rückläufig.

3.2 Sterblichkeit

Grafik G17 zeigt den Rückgang der Sterblichkeit: Die rohe Sterbeziffer verringerte sich von 24 Todesfällen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 1876 auf 9,5‰ im Jahr 1990 und 8,8‰ im Jahr 2020. Zwei Entwicklungen haben dazu beigetragen: Zum einen ist die Säuglingssterblichkeit seit 1876 um das 55-Fache gesunken, zum anderen ist auch die Sterblichkeit im Erwachsenenalter erheblich gesunken. Die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die generelle Verbesserung der Lebensbedingungen und die Fortschritte in der Medizin führten im Laufe des 20. Jahrhunderts nicht nur zu einer Abnahme der Sterblichkeit, sondern auch zu einer Verringerung der kantonalen Ungleichheiten.

Dennoch bleiben gewisse kantonale Unterschiede bestehen (vgl. Grafik G19). Im Jahr 2020 lag die rohe Sterbeziffer in den Kantonen Jura und Tessin bei über 11 Todesfällen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner, während sie in Zug weniger als 7‰ betrug.   

Aktuelle Daten

Neben der Covid-19-Pandemie sind diese Unterschiede auch bedingt durch strukturelle (Altersstruktur der Bevölkerung), sozioökonomische und Verhaltensfaktoren, wie z.B. Risikoverhalten (Gewalt, Unfälle, Suizid) sowie unangemessenes Ernährungs- und Gesundheitsverhalten (wie Rauchen oder Alkoholmissbrauch), das langfristig zu Herz-Kreislauf-Problemen, Zirrhose usw. führen kann. Weitere Gründe für beobachtete Unterschiede dürften im Lebensumfeld zu finden sein. Diese regionalen Abweichungen haben auch einen Einfluss auf die Lebenserwartung.

3.3 Lebenserwartung

Von 1876 bis heute ist die Lebenserwartung bei Geburt markant gestiegen (vgl. Grafik G20). Sie hat sie sich verdoppelt: von 39,1 auf 81,0 Jahre bei den Männern und von 42,4 auf 85,1 Jahre bei den Frauen. Zwischen 1990 und 2020 ist sie bei den Männern um 7,0 Jahre und bei den Frauen um 4,3 Jahre gestiegen, wobei sich die Zunahme allmählich verlangsamt hat. Im von der Covid-19-Pandemie geprägten Jahr 2020 sank die Lebenserwartung bei Geburt gegenüber dem Vorjahr bei den Männern um 0,9 Jahre und bei den Frauen um 0,5 Jahre.  

Aktuelle Daten

Die Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren ist im 20. Jahrhundert ebenfalls gestiegen. Bei den Männern hat sie sich im Zeitraum von 1876 bis 1990 von 9,3 auf 15,3 Jahre und dann bis 2020 auf 19,3 Jahre erhöht. Bei den Frauen stieg sie zwischen 1876 und 1990 von 9,5 auf 19,4 Jahre und bis 2020 schliesslich auf 22,2 Jahre. Obschon Frauen weiterhin eine höhere Lebenserwartung haben als Männer, ist eine Annäherung der beiden Geschlechter zu beobachten. Ein Grund für den starken Rückgang der Sterblichkeit in hohen Altersjahren ist die erfolgreiche Behandlung von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.

Todesursachen

Die Lebenserwartung bei Geburt ist in der Schweiz von 1876 bis 1950 jährlich um vier bis fünf Monate gestiegen, wobei sie sich bei den Frauen etwas rascher erhöhte als bei den Männern. Von 1950 bis 2019 fiel der Anstieg mit rund 3 Monaten pro Jahr etwas geringer aus. Zwischen 2019 und 2020 ist die Lebenserwartung bei Geburt im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie zurückgegangen.

Die geringe Lebenserwartung im Jahr 1876 war vor allem auf die hohe Kindersterblichkeit zurückzuführen. Die Lebenserwartungsgewinne bei der Geburt waren zunächst vor allem eine Folge der rückläufigen Sterblichkeit in den ersten Lebensjahren. Die Kindersterblichkeit ist von 164 Todesfällen von Kindern unter einem Jahr pro 1000 Lebendgeburten im Jahr 1900 auf 7,4‰ im Jahr 1990 und auf 3,6% im Jahr 2020 zurückgegangen.

Seit 1950 ist bei beiden Geschlechtern ein Anstieg der Lebenserwartung im Alter von 65 und 80 Jahren zu beobachten. Gleichzeitig vergrösserte sich die Geschlechterdifferenz der Lebenserwartung bei der Geburt zu Ungunsten der Männer, teilweise bedingt durch Unterschiede im Bereich der Herz-Kreislauf-Krankheiten und bei Krebserkrankungen. Seit 1990 hat sich die Differenz zwischen den Geschlechtern allerdings wieder verringert. Ein Grund dafür ist die Lungenkrebssterblichkeit, die bei den Frauen zunimmt, bei den Männern hingegen abnimmt.

Weitere Informationen unter:

Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Gesundheit → Gesundheitszustand → Sterblichkeit, Todesursachen

Zahlen seit 1990 im Überblick

  

Todesfälle und SterblichkeitT3

1990 2000 2010 2020
Total 63 739 62 528 62 649 76 195
Männer 32 492 30 400 30 283 37 625
Frauen 31 247 32 128 32 366 38 570
Staatsangehörigkeit
Schweiz 59 802 58 190 57 572 67 886
Ausland 3 937 4 338 5 077 8 309
Altersklasse
0 Jahre 472 336 280 293
1–19 Jahre 609 380 235 221
20–29 Jahre 1 112 613 329 334
30–39 Jahre 1 201 952 551 532
40–64 Jahre 9 207 8 645 8 139 7 411
65–79 Jahre 20 415 17 915 15 881 18 724
80 Jahre oder älter 30 723 33 687 37 234 48 680
Säuglingssterbeziffer 6,8 4,9 3,8 3.6
Lebenserwartung bei Geburt
Männer 74,0 76,9 80,2 81,0
Frauen 80,8 82,6 84,6 85,1

Quellen: BFS – BEVNAT, ESPOP, STATPOP

© BFS 2022

Themenglossar:

Die rohe Sterbeziffer ist das Verhältnis der Zahl der Todesfälle im Laufe eines Jahres zur durchschnittlichen Bevölkerung im betreffenden Jahr. Das Ergebnis wird normalerweise in Promille angegeben.

Die Säuglingssterbeziffer wird als Anzahl der im ersten Lebensjahr verstorbenen Kinder je 1000 Lebendgeburten ausgedrückt.

Die Lebenserwartung bei Geburt (oder im Alter x) entspricht der durchschnittlichen Zahl der zu erwartenden Lebensjahre einer fiktiven Generation, die während ihres ganzen Lebens den altersspezifischen Sterblichkeitsverhältnissen des betrachteten Kalenderjahrs ausgesetzt wäre.