Geburten sorgen für die natürliche Erneuerung der Bevölkerung. Die Entwicklung der Geburtenzahlen hängt nicht nur von der Anzahl Frauen im gebärfähigen Alter ab, sondern auch von der Geburtenhäufigkeit, d.h. der Anzahl Kinder pro Frau.
2.1 Geburten
Im Jahr 2020 kamen in der Schweiz 85 900 Kinder lebend zur Welt. Die Geburtenzahl lag damit leicht über jener von 1990 (+2,4%) und ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2019 (–0,3%).
Covid-19-Pandemie
Die Geburten sind seit zwei Jahren rückläufig. Da eine Schwangerschaft in der Regel neun Monate dauert, werden sich allfällige die Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung der Geburten und der Geburtenhäufigkeit in den Zahlen des Jahres 2021 bemerkbar machen. Die Quartals- und Jahreszahlen zu den Geburten sind hier zu finden:
In den 1990er-Jahren ging die Zahl der Neugeborenen zurück. 2003 wurde mit 71 800 Lebendgeburten der niedrigste Wert im Berichtszeitraum erreicht. Seit 2005 steigt ihre Zahl wieder an; diese Zunahme ist allerdings hauptsächlich auf das Bevölkerungswachstum und nicht auf eine höhere Geburtenhäufigkeit zurückzuführen (vgl. Grafik G11).

In der Schweiz kommen etwas mehr Knaben als Mädchen sowie mehr Kinder mit schweizerischer als mit ausländischer Staatsangehörigkeit zur Welt. Im Jahr 2020 wurden 44 300 Knaben und 41 600 Mädchen geboren, darunter 61 000 Kinder mit schweizerischer und 24 900 Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Der Anteil der männlichen Neugeborenen war 1990 etwa gleich hoch wie heute (52%). Anders sieht es hingegen bezüglich der Entwicklung der Geburten nach der Staatsangehörigkeit der Kinder aus. Im Jahr 1990 wurden mehr Kinder mit Schweizer Staatsangehörigkeit geboren (80%) als heute (71%) .
Vornamen der Neugeborenen
Die häufigsten Vornamen der neugeborenen Mädchen im Jahr 2020 in der Schweiz waren Mia (461), Emma (407) und Mila (359). Bei den Knaben lagen Noah (507), Liam (372) und Matteo (359) auf den ersten drei Plätzen.
Weitere Informationen unter:
Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Bevölkerung →
Geburten und Todesfälle → Vornamen der Neugeborenen
Die Verteilung der Geburten nach Alter der Mutter hat sich seit den 1990er-Jahren stark verändert (vgl. Grafik G12). Im Besonderen ist der Anteil der Mütter unter 30 Jahren stark rückläufig. Er ist von 57,3% im Jahr 1990 auf 26,6% im Jahr 2020 gesunken. Der Anteil der Mütter ab 30 Jahren nimmt seit Beginn der 1990er-Jahre kontinuierlich zu. Im Jahr 2020 waren sieben von zehn Müttern bei der Geburt ihres Kindes 30 Jahre oder älter, verglichen mit vier von zehn im Jahr 1990. Frauen im Alter von 32 Jahren brachten am meisten Kinder lebend zur Welt (7300). Bei der Mehrheit der Lebendgeburten sind die Väter zwischen 30 und 39 Jahre alt. Jeder fünfte Vater ist 40-jährig oder älter.

Die meisten Kinder (72,3%) werden von verheirateten Müttern geboren. Die Erstgeborenen innerhalb einer Ehe machen 64% aller Erstgeburten aus. Der Anteil der ehelichen Geburten steigt mit der Geburtsreihenfolge. Bei den Zweitgeborenen beträgt er 78%. Je mehr Kinder dazukommen, desto häufiger sind die Eltern verheiratet.
Der Anteil der nicht ehelichen Geburten beträgt 27,7%. Ihre Zahl ist zwischen 1990 und 2020 von 5100 auf 23 800 gestiegen und hat sich damit im Berichtszeitraum mehr als vervierfacht. Die meisten nicht ehelichen Geburten betreffen ledige Mütter: 1990 waren es 4500, heute sind es 21 300 (vgl. Grafik G13). Während 33% aller Erstgeborenen ausserhalb einer Ehe zur Welt kommen, sind es bei den Zweitgeborenen noch 20%. Die grosse Differenz zwischen dem ersten und dem zweiten Kind deutet darauf hin, dass manche Mütter heiraten, wenn die Familie grösser wird.

Mit der Zunahme der nicht ehelichen Geburten stieg auch die Zahl der Vaterschaftsanerkennungen. Sie belief sich im Jahr 2020 auf 22 400, verglichen mit 4900 im Jahr 1990. Die Mehrheit der Väter (99,3%) anerkennt ihr Kind freiwillig. Nur bei wenigen (150) erfolgt die Feststellung im Zuge eines Gerichtsurteils. Vaterschaftsfeststellungen durch Gerichtsurteil machen weniger als 1% aus.
Die Anerkennung kann vor oder nach der Geburt des Kindes erfolgen. Von 1990 bis 2005 wurden Kinder mehrheitlich nach ihrer Geburt anerkannt. Seither ist eine Trendwende eingetreten. Im Jahr 2020 wurden 66% der Anerkennungen (14 700) vor der Geburt und 34% (7700) nach der Geburt vorgenommen. Bei den Vaterschaftsanerkennungen nach der Geburt erfolgen die meisten zeitnah nach der Geburt, zu 77% in den ersten fünf Monaten danach. Es kommt jedoch weiterhin vor, dass eine Anerkennung erst zwei Jahre nach der Geburt oder noch später eingetragen wird (6% bzw. 476 Fälle).
Lebend- und Totgeburten
Der weitaus grösste Teil der Kinder wird heute lebend geboren, die öffentliche Statistik erfasst jedoch auch die Totgeburten. Die Zahl der Totgeburten ist gering: Ihr Anteil an den Geburten liegt seit vielen Jahren stabil bei 0,4%. Im Jahr 1990 gab es 390 Totgeburten, 2020 waren es 319.
2.2 Geburtenhäufigkeit
Seit Mitte der 1970er-Jahre bringen Frauen in der Schweiz durchschnittlich nur noch 1,5 Kinder zur Welt (vgl. Grafik G14). Dieser Wert liegt unter dem Ersatz der Elterngeneration von 2,1 Kindern pro Frau. Die Schweiz ist somit ein geburtenschwaches Land, d.h. die Generationen der Kinder sind immer weniger zahlreich als diejenigen der Eltern, was zur Alterung der Bevölkerung beiträgt (siehe Kapitel 7).

Hinter der zusammengefassten Geburtenziffer (ZGZ) aller Frauen verbergen sich erhebliche sozioökonomische, kulturelle, religiöse und individuelle Unterschiede. Ausländerinnen haben in der Regel mehr Kinder als Schweizerinnen, da sie sich meistens in der fruchtbarsten Zeit ihres gebärfähigen Lebensabschnitts im Gastland aufhalten. Im Jahr 2020 lag der Indikator der Ausländerinnen bei 1,76 im Vergleich zu 1,78 im Jahr 1990. Bei den Schweizerinnen belief er sich auf 1,36 Kinder pro Frau, verglichen mit 1,55 im Jahr 1990.
Die zusammengefasste Geburtenziffer kann aber auch für Männer berechnet werden. Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Mann ist niedriger als diejenige pro Frau. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es in der Bevölkerung mehr Männer als Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter gibt und die Geburtenhäufigkeit bei den Männern somit leicht tiefer liegt.
Die Frauen schieben den Zeitpunkt der Geburt ihres ersten Kindes immer weiter hinaus. Im Jahr 2020 lag das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes bei 31,1 Jahren, gegenüber 27,6 Jahren im Jahr 1990. Grund für diese Veränderung ist der Anstieg der Geburtenhäufigkeit bei Müttern über 30 Jahren und der gleichzeitige Rückgang bei den unter 25-Jährigen. Die Verschiebung der Geburten auf ein höheres Lebensalter hat verschiedene Ursachen wie zum Beispiel längere Ausbildungszeiten, das steigende Bildungsniveau, eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen sowie Mentalitäts- und Verhaltensänderungen.
Die Unterschiede im Geburtenverhalten zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen zeigen sich auch in der Entwicklung des Durchschnittsalters zum Zeitpunkt der Erstgeburt (vgl. Grafik G15). Wie bereits 1990 bringen Ausländerinnen ihr erstes Kind auch heute früher zur Welt als Schweizerinnen; der Unterschied zwischen dem Durchschnittsalter von schweizerischen und ausländischen Erstgebärenden beträgt ein bis zwei Jahre.

Mit den Informationen über das Alter des Vaters zum Zeitpunkt der Geburt seines Kindes lässt sich das Durchschnittsalter der Männer ermitteln, die in einem bestimmten Kalenderjahr Vater geworden sind. Bei der Berechnung dieses Indikators werden alle Geburten – unabhängig von ihrer Rangfolge – berücksichtigt. Väter sind im Durchschnitt drei Jahre älter als Mütter.
Wunsch nach Familiengründung
Nicht alle Paare wünschen sich Kinder. Andere können keine Kinder bekommen und entscheiden sich für Lösungen wie Adoptionen oder künstliche Befruchtungen.
1. Personen ohne Kinder: Kinderlosigkeit ist in der Schweiz relativ verbreitet
und betrifft rund ein Viertel der Frauen und Männer zwischen 50 und 59 Jahren. Der Anteil
kinderloser Personen ist bei den Frauen mit Tertiärabschluss besonders hoch (30%), während
bei den Männern die Ausbildung nur einen geringfügigen Einfluss hat. Weitere Informationen
unter:
Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Bevölkerung → Familien → Kinderwunsch,
Elternschaft
2. Schwangerschaftsabbrüche: Seit Inkrafttreten der Fristenregelung im Jahr 2002
wurden in der Schweiz jährlich rund 11 000 Schwangerschaftsabbrüche registriert. Im Jahr 2020
waren es 11 100. Im internationalen Vergleich ist die Schwangerschaftsabbruchrate in der
Schweiz sehr tief. Nach einem stetigen Rückgang ab 2010 ist seit 2017 ein leichter Anstieg
von 6,2 auf 6,8 Abbrüche pro 1000 Frauen zu verzeichnen. Weitere Informationen unter:
Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Gesundheit → Gesundheitszustand → Reproduktive
Gesundheit → Schwangerschaftsabbrüche
3. Adoptionen: Im Zeitraum von 1990 bis 2020 sank die Zahl der Adoptionen von
1198 auf 432. Der Rückgang der Adoptionen erklärt sich durch Gesetzesänderungen zum Schutze
des Kindes, die Abnahme unerwünschter Schwangerschaften sowie die verbesserte Akzeptanz
lediger Mütter in der Gesellschaft. Weitere Informationen unter:
Bundesamt für Statistik →
Statistiken finden → Bevölkerung → Geburten und Todesfälle → Adoptionen
4. Künstliche Befruchtung: Die Zahl der Frauen, die sich einer Behandlung zur
medizinisch unterstützten Fortpflanzung unterzogen haben, ist im Lauf der 2000er-Jahre
angestiegen und erreichte 2010 ihren Höchststand (6468 behandelte Frauen). 2019 betrug ihre
Zahl noch 5993. In der Schweiz kommt jedes 40. Kind infolge einer künstlichen Befruchtung zur
Welt. Weitere Informationen unter:
Bundesamt für Statistik → Statistiken finden → Gesundheit
→ Gesundheitszustand → reproduktive Gesundheit → Medizinisch unterstützte Fortpflanzung
2.2.1 Geburtenhäufigkeit in den Kantonen
Die Geburtenhäufigkeit variiert von Kanton zu Kanton, aber die Differenz zwischen den geburtenstärksten und den geburtenschwächsten Kantonen hat sich zwischen 1990 und 2020 verringert (vgl. Grafik G16). Im Jahr 1990 befand sich Basel-Stadt mit 1,26 Kindern pro Frau am Ende der Tabelle, knapp hinter dem Tessin mit 1,29. An der Spitze lag Appenzell Innerrhoden mit 2,88 Kindern. Appenzell Ausserrhoden verzeichnete damals eine zusammengefasste Geburtenziffer von 1,89 Kindern pro Frau. Heute liegt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau bei 1,27 in Basel-Stadt und bei 1,80 in Appenzell Innerrhoden. In Appenzell Ausserrhoden lag die zusammengefasste Geburtenziffer bei 1,68. Diese regionalen Unterschiede, die sich allmählich verringern, lassen sich durch Stadt-Land-Unterschiede, individuelle Wünsche, sozioökonomische Kategorien sowie kulturelle und religiöse Differenzen erklären.

Zahlen seit 1990 im Überblick
Lebendgeburten und GeburtenhäufigkeitT2
1990 | 2000 | 2010 | 2020 | |
---|---|---|---|---|
Total | 83 939 | 78 458 | 80 290 | 85 914 |
Knaben | 42 914 | 40 402 | 41 111 | 44 299 |
Mädchen | 41 025 | 38 056 | 39 179 | 41 615 |
Alter der Mütter | ||||
Unter 20 Jahren | 1 007 | 834 | 581 | 229 |
20–24 Jahre | 12 853 | 8 529 | 6 938 | 4 095 |
25–29 Jahre | 34 261 | 22 861 | 19 773 | 18 578 |
30–34 Jahre | 26 133 | 30 130 | 29 652 | 34 318 |
35–39 Jahre | 8 393 | 13 798 | 18 707 | 22 795 |
40 Jahre oder älter | 1292 | 2306 | 4639 | 5 899 |
Anteil der nicht ehelichen Lebendgeburten | 6,1 | 10,7 | 18,6 | 27,7 |
Durchschnittsalter der Mütter und der Väter bei Geburt des Kindes |
||||
Mütter | 28,9 | 29,8 | 31,2 | 32,2 |
Väter | … | … | 34,3 | 35,1 |
Zusammengefasste Geburtenziffer |
||||
Frauen | 1,59 | 1,50 | 1,52 | 1,46 |
Männer | … | … | 1,45 | 1,36 |
... Zahl unbekannt, weil (noch) nicht erhoben oder (noch) nicht berechnet
Quellen: BFS – BEVNAT, ESPOP, STATPOP
© BFS 2022
Themenglossar:
Der Anteil der nicht ehelichen Geburten ist der Anteil der Lebendgeburten von ledigen, geschiedenen, verwitweten, unverheirateten und in eingetragener oder aufgelöster Partnerschaft lebenden Müttern an der Gesamtzahl der Lebendgeburten im betreffenden statistischen Jahr.
Mütter müssen ihre Kinder nicht anerkennen, da sich das Abstammungsverhältnis aus der Geburt ergibt. Die Anerkennung der Vaterschaft ist nötig, wenn ein Vater nicht mit der Mutter des Kindes verheiratet ist und das Vater-Kind-Verhältnis offiziell anerkannt werden muss. Sie erfolgt durch Erklärung beim Zivilstandsamt, beim Gericht oder im Testament (posthum). Die Anerkennung der Vaterschaft kann vor oder nach der Geburt des Kindes erfolgen.
Die zusammengefasste Geburtenziffer (ZGZ) entspricht der durchschnittlichen Anzahl Kinder, die eine Frau im Verlauf ihres Lebens zur Welt bringen würde, wenn die altersspezifischen Fruchtbarkeitsverhältnisse eines bestimmten Kalenderjahres zukünftig konstant bleiben würden.
Man spricht von Ersatz der Elterngeneration, wenn die Anzahl der Mädchen in der Generation der Kinder gleich gross ist wie die Anzahl der Frauen in der Generation der Eltern. Angesichts des aktuellen Geschlechterverhältnisses bei der Geburt und der geringen Kindersterblichkeit ist der Generationenerhalt in den Industrieländern gesichert, wenn jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringt.