Profil der Internetnutzerinnen und -nutzer im Jahr 2019
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Profil der Internetnutzerinnen und -nutzer im Jahr 2019

Ungleiche Verteilung digitaler Kompetenzen bei Internetnutzerinnen und -nutzern in der Schweiz

Die Digitalisierung ist ein Teil des täglichen Lebens geworden, sowohl beruflich als auch privat. Wer sich heute über Produkte informieren, Arbeit suchen, Rechnungen bezahlen oder Informationen einer Behörde einholen will, muss den Umgang mit digitalen Tools beherrschen. Gleiches gilt für die Arbeitswelt, wo die Nutzung von Computern und computergestützten Geräten immer mehr zur Norm wird. Siehe Publikation: Bundesamt für Statistik, «IKT-Nutzung am Arbeitsplatz: Bestandesaufnahme und internationaler Vergleich», BFS-Aktuell, November 2020, Neuchâtel. Daher ist es wichtig, dass jede und jeder Einzelne nicht nur Anschluss und Ausrüstung für den Zugang zum Internet hat, sondern auch über angemessene Fähigkeiten im Umgang mit den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verfügt. Das vorliegende BFS Aktuell konzentriert sich auf diesen spezifischen Aspekt.

Das Thema digitale Kompetenzen, das heisst die Fähigkeit, IKT effektiv zu nutzen, hat in den letzten Jahren auf der politischen und institutionellen Ebene an Bedeutung gewonnen. So setzt sich die Strategie Digitale Schweiz  Die vom Bundesrat verabschiedete Strategie «Digitale Schweiz» gibt die Leitlinien des staatlichen Handelns vor und zeigt auf, wie und in welchen Bereichen Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und politische Akteure zusammenarbeiten sollen, damit die Schweiz die Chancen der Digitalisierung optimal nutzen kann. Link zur Strategie «Digitale Schweiz»: www.bk.admin.ch → Digitale Transformation und IKT Lenkung → Digitale Schweiz als eines ihrer Hauptziele: «Die Kompetenzen der Schweizer Bevölkerung sollen weiter gestärkt werden, damit sie aktiv und so weit wie möglich selbstbestimmt am digitalen Leben teilnehmen kann.» (BR, 2020: 5). ­Dasselbe gilt auf internationaler Ebene. So heisst es beispielsweise in der Kompetenzstrategie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass «digitale Kompetenzen wichtiger sind denn je, um in der ­heutigen Welt erfolgreich zu sein» (OECD, 2019: 1). OECD (2019), OECD Skills Strategy 2019: Skills to Shape a Better Future, OECD Publishing, Paris: www.oecd.org → Employment → OECD Skills Strategy 2019 – Skills to Shape a Better Future – en

Unter diesem Gesichtspunkt hat das vorliegende BFS Aktuell zum Ziel, die Gruppen der Internetnutzerinnen und -nutzer zu ermitteln, die nur geringe oder keine digitalen Kompetenzen haben.

Im ersten Teil dieser Publikation wird die verwendete Methode zur Messung der digitalen Kompetenzen erläutert. Im zweiten Teil werden die Kompetenzniveaus nach Kompetenzbereich dargestellt. Im dritten Teil werden die soziodemografischen, sozioprofessionellen und Haushaltsmerkmale der Internetnutzerinnen und -nutzer, die nur geringe oder keine digitalen Kompetenzen haben, untersucht. Der vierte Teil schliesslich befasst sich vertieft mit den Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit, lediglich über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen, beeinflussen.

Messung der digitalen Kompetenzen

Das Konzept der «digitalen Kompetenzen» erlaubt es, den «digita­len Graben zweiten Grades» sichtbar zu machen. Dabei geht es darum, die sozialen Ungleichheiten zu untersuchen, die auch dann weiterbestehen, wenn Barrieren des physischen IKT-Zugangs
beseitigt sind.

Die digitalen Kompetenzen werden anhand eines auf europäischer Ebene entwickelten Referenzrahmens gemessen  Link zum europäischen Referenzrahmen: https://ec.europa.eu/jrc/en/publication/eur-scientific-and-technical-research-reports/digcomp-20-digital-competence-framework-citizens-update-phase-1-conceptual-reference-model , was internationale Vergleiche erlaubt. Für internationale Vergleiche zu diesem Thema: Bundesamt für Statistik, «Digitale Kompetenzen, Schutz der Privatsphäre und Online-Bildung: die Schweiz im internationalen Vergleich», BFS Aktuell, Mai 2018, Neuchâtel. Zur Beurteilung des digitalen Kompetenzniveaus der Personen wurden vier Kompetenzbereiche mit einer Liste von zugehörigen Aktivitäten definiert (siehe Tabelle T1). 

Definition der digitalen KompetenzenT1

Kompetenzbereiche Zugehörige Aktivitäten
Informationsbeschaffung Dateien/Ordner kopieren oder verschieben
Online-Speicherplatz zum Speichern von Dokumenten, Bildern, Musikvideos oder anderen Dateitypen nutzen
Auf Behördenseiten nach administrativen Informationen suchen
Nach Informationen über Produkte, Waren, Dienstleistungen suchen
Nach gesundheitsbezogenen Informationen suchen
Kommunikation E-Mails senden oder empfangen
Telefonanrufe oder Videokonferenzen durchführen, z. B. mit Skype, WhatsApp usw.
Sich an sozialen Netzwerken beteiligen
Selbst erstellte Inhalte wie Fotos, Texte, Videos usw. hochladen, um sie zu teilen
Problemlösung Dateien zwischen Geräten übertragen
Software oder Apps installieren
Einstellungen einer Software ändern, einschliesslich des Betriebssystems
Etwas im Internet kaufen
Etwas im Internet verkaufen
Einen Online-Kurs besuchen
Lernmaterialien nutzen
Auf Schul- oder Bildungsportalen mit Lehrkräften/Studierenden kommunizieren
E-Banking nutzen
Software zur Erstellung und Bearbeitung digitaler Inhalte verwenden Ein Textverarbeitungsprogramm verwenden
Ein Tabellenkalkulationsprogramm, z. B. Excel, verwenden
Bilder, Videos oder Audiodateien bearbeiten
Präsentationen mit Text, Bildern, Tabellen usw. erstellen
In einer Programmiersprache Codes schreiben (php, java usw.)Die erweiterten Funktionen eines Tabellenkalkulationsprogramms verwenden

Quelle: BFS – Omnibus IKT 2019

© BFS 2021

Für jeden Bereich werden Kompetenzstufen festgelegt, die sich nach der Anzahl der Online-Aktivitäten oder spezifischen Tätigkeiten der Internetnutzerinnen und -nutzer richten. Es wird davon ausgegangen, dass Personen, die bestimmte Aktivitäten ausführen, über die nötigen Kompetenzen dazu verfügen. Aus den Ergebnissen zu den einzelnen Bereichen ergibt sich ein Indikator für allgemeine digitale Kompetenzen. Dieser ist in vier Stufen gegliedert: keine digitalen Kompetenzen, geringe Kompetenzen, Grundkompetenzen und erweiterte Kompetenzen.

Gestützt auf diesen Gesamtindikator wurden die Kategorien «keine Kompetenzen» und «geringe Kompetenzen» zu derjenigen Gruppe zusammengefasst, die im Folgenden analysiert werden soll, d. h. die Personen ohne oder mit geringen digitalen Kompetenzen.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird für diese Gruppe im Folgenden durchgehend der Begriff «Personen mit geringen digitalen Kompetenzen» verwendet.

Die Grundgesamtheit bildet die 15- bis 88-jährige ständige Wohnbevölkerung der Schweiz. Die Kompetenzanalyse konzentriert sich ausschliesslich auf Personen, die das Internet in den zwölf Monaten vor der Befragung genutzt haben. Dies entspricht 93% der Schweizer Wohnbevölkerung 2019. Die Ergebnisse werden jedoch in Prozent der Schweizer Gesamtbevölkerung ausgedrückt. Die Summe der dargestellten Anteile beträgt deshalb nicht 100%, sondern 93%, da 7% der Bevölkerung das Internet nicht nutzten.

Digitale Kompetenzen nach Kompetenzbereich

Bevor auf die Kompetenzverteilung nach den Merkmalen der Internetnutzerinnen und -nutzer eingegangen wird, zeigt Grafik G1 das Kompetenzniveau der Schweizer Bevölkerung nach den einzelnen untersuchten Bereichen.  

Erhebung Omnibus IKT 2019

Die Analyse stützt sich auf Daten aus der Omnibus-Erhebung IKT, die von April bis Juni 2019 bei einer Zufallsstichprobe von 3000 Personen durchgeführt wurde. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, entsprechen die Methode und die Fragebogen den europäischen Standards. Der Steckbrief der Erhebung, die Daten und die Erhebungsunterlagen sind verfügbar unter: www.statistik.ch → Statistiken finden → Kultur, Medien, Informationsgesellschaft, Sport → Omnibus 2019 (OMN2019): Erhebung zur Internetnutzung

Die Kompetenzen bezüglich Informationsbeschaffung, die es erlauben, digitale Informationen zu identifizieren, zu finden, zu speichern und zu organisieren, sind relativ breit vorhanden. 81% der Personen verfügen über mehr als grundlegende Kenntnisse in diesem Bereich. Die Kommunikationskompetenzen, die es den Personen erlauben, Kontakte herzustellen und Informationen auszutauschen, mithilfe von digitalen Hilfsmitteln zusammenzuarbeiten und sich an Netzwerken oder Online-Gemeinschaften zu beteiligen, sind ebenfalls weit verbreitet: 75% der Bevölkerung verfügen über erweiterte Kenntnisse auf diesem Gebiet.

Auch im Bereich der Problemlösung verfügt die Bevölkerung über solide Kompetenzen. Dieser Bereich umfasst Aktivitäten wie Bedürfnisse erkennen und benötigte digitale Ressourcen ermitteln, geeignete digitale Hilfsmittel auswählen und technische Probleme lösen. Der Anteil der Bevölkerung mit erweiterten Kompetenzen (70%) ist etwas niedriger als in den beiden vorgenannten Bereichen.

Das Kompetenzniveau im Bereich der Verwendung von Software zur Erstellung und Bearbeitung digitaler Inhalte, – das heisst die Fähigkeit, digitale Inhalte wie Texte und Videos zu erstellen und zu bearbeiten sowie in einer Programmiersprache Codes zu schreiben –, ist dagegen deutlich niedriger. Lediglich gut die Hälfte der Bevölkerung verfügt über Kenntnisse in diesem Bereich, die über Grundkenntnisse hinausgehen.

Die detaillierten Ergebnisse nach Tätigkeit für die einzelnen Kompetenzbereiche sind in Tabelle TA1 im Anhang dargestellt.

Aus den Ergebnissen zu den einzelnen Kompetenzbereichen ergibt sich ein Indikator für allgemeine digitale Kompetenzen. Die Ergebnisse zeigen, dass 46% der Bevölkerung über erweiterte allgemeine digitale Kompetenzen verfügen, 28% haben grundlegende Kompetenzen und 20% haben geringe oder gar keine Kompetenzen. 

Merkmale der Personen mit geringen digitalen Kompetenzen

Dieser dritte Teil bietet einen Überblick über die Merkmale der Personen, die das Internet zwar nutzen, aber lediglich über geringe digitale Kompetenzen verfügen. In diesem Abschnitt werden nur diejenigen Merkmale erörtert, bei denen signifikante Unterschiede bestehen. Die gesamten Ergebnisse sind in Tabel­le TA2 im Anhang aufgeführt.

Soziodemografische Merkmale

Der Anteil der Personen mit geringen digitalen Kompetenzen variiert je nach Alter. Er nimmt mit dem Alter zu. Am höchsten ist er in der Altersgruppe der 40- bis 88-Jährigen, während er bei den 15- bis 24-Jährigen lediglich bei 7% liegt.

Auch der Zivilstand scheint eine Rolle zu spielen. Der Anteil der Personen mit geringen digitalen Kompetenzen ist bei Verheirateten (25%), Getrennten, Geschiedenen oder Verwitweten (26%) höher als bei Ledigen (10%).

Der Anteil der Bevölkerung mit geringen Kompetenzen variiert auch je nach Staatsangehörigkeit der Person. Er ist bei ausländischen Staatsangehörigen (28%) höher als bei Personen mit dop­pelter Staatsangehörigkeit (21%) und bei Schweizerinnen und Schweizern (16%).

Dieses Ergebnis wird durch die Ergebnisse der Verteilung nach Geburtsort der Personen bestätigt. Der Anteil der Internetnutzerinnen und -nutzer mit geringen Kompetenzen ist bei den in der Schweiz geborenen Personen niedriger (16%) als bei denjenigen, die in einem Land der Europäischen Union, der Europäischen Freihandelszone (24%) oder in einem Drittland (37%) geboren wurden.

Auch der Bildungsstand spielt eine wichtige Rolle. Je tiefer der Bildungsstand einer Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nur über geringe Kompetenzen verfügt. So weisen 42% der Personen, die lediglich die obligatorische Schule abgeschlossen haben, geringe digitale Kompetenzen auf. Bei den Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II beträgt dieser Anteil 26% und bei den Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe 8%.

Sozioprofessionelle Merkmale

Das Niveau der digitalen Kompetenzen variiert auch je nach sozio­professionellem Status der Internetnutzerinnen und ­-nutzer.

So verfügen Nichterwerbstätige deutlich häufiger (32%) lediglich über geringe Kompetenzen als Erwerbstätige (14%). Die Nutzung von IKT ist in der Arbeitswelt weit verbreitet, was vielleicht der Grund dafür ist, weshalb die Erwerbsbevölkerung tendenziell ein höheres Kompetenzniveau aufweist. Zu den Nichterwerbstätigen zählen insbesondere ältere Personen, die in ihrem früheren Berufsleben noch kaum mit IKT konfrontiert waren.

Die Ergebnisse zum sozioprofessionellen Status zeigen auch, dass der Anteil der Personen mit geringen digitalen Kompetenzen unter den ungelernten Arbeitskräften höher ist (27%) als im Kader und in den akademischen Berufen (5%) bzw. unter den intermediären Berufen und den qualifizierten nicht-manuellen Berufen (9%). 

Haushaltsmerkmale

Bei den Haushaltsmerkmalen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Personen mit geringen digitalen Kompetenzen und der Präsenz von Kindern unter 16 Jahren im Haushalt. Bei den Personen, die in einem Haushalt ohne Kind unter 16 Jahren leben, ist dieser Anteil höher (21%) als bei denjenigen in Haushalten mit Kind(ern) unter 16 Jahren (15%).

Die finanzielle Situation des Haushalts spielt ebenfalls eine Rolle. Bei den Personen, die die finanzielle Situation des Haushalts als schwierig oder sehr schwierig einschätzen, findet sich ein höherer Anteil (27%) als bei denjenigen, die angeben, dass ihr Haushalt finanziell leicht oder sehr leicht (15%) bzw. ziemlich leicht (16%) über die Runden kommt. 

Faktoren für geringe digitale Kompetenzen

Im vorhergehenden Abschnitt wurde aufgezeigt, wie die Internetnutzerinnen und -nutzer mit geringen Kompetenzen in der Bevölkerung verteilt sind.

Zur Identifizierung der Personengruppen, die eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen, ist allerdings ein logistisches Regressionsmodell besser geeignet. Für weitere Informationen siehe zum Beispiel: INSEE (2016), «Le modèle LOGIT: théorie et application», document de travail No M2016/01, Paris.

Ein solches Modell erlaubt es:

– die Variablen zu identifizieren, die einen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit haben, über geringe Kompetenzen zu verfügen;

– den Einfluss der Variablen zu quantifizieren und die Variablen in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit zu ordnen;

– innerhalb jeder ausgewählten Variablen die Wahrscheinlichkeit in Form eines Koeffizienten in Bezug zu einer Referenz­kategorie vorherzusagen, mit der das hier unter Beobachtung stehende Ereignis eintritt. Als Referenzkategorie wird die Teilkategorie mit der grössten Personenzahl ausgewählt.

Von allen vorgängig behandelten Variablen wurden schliesslich fünf aufgrund ihrer Signifikanz in das Regressionsmodell aufgenommen. Es sind dies der Bildungsstand, die sozioprofessionelle Kategorie (z. B. Kader, qualifizierte nicht-manuelle Berufe), der Migrationsstatus (z. B. in der Schweiz oder im Ausland geborene Schweizer), das Alter und die selbstwahrgenommene finanzielle Situation des Haushalts (siehe Tabelle T2).

Analyse der Resultate

Entsprechend den ersten deskriptiven Ergebnissen besteht ein starker Zusammenhang zwischen dem Faktor Bildungsstand und der Wahrscheinlichkeit, über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen. Personen, die lediglich die obligatorische Schule abgeschlossen haben, fallen am ehesten in diese Kategorie. Im Vergleich zu den Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II (Referenzkategorie) haben Personen mit lediglich obligatorischem Schulabschluss ein um 30% erhöhtes Risiko für geringe digitale Kompetenzen. Umgekehrt haben Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe ein fast dreimal geringeres Risiko im Vergleich zur gleichen Referenzkategorie (Koeffi­zient: 0,4)

Neben dem Bildungsstand korreliert auch die sozioprofessio­nelle Kategorie mit einem Mangel an digitalen Kompetenzen. Ungelernte Arbeitskräfte unterscheiden sich deutlich von der Referenzkategorie, hier bestehend aus dem Kader und den akademischen Berufen. Sie haben ein fast viermal erhöhtes Risiko, über geringe Kompetenzen zu verfügen (Koeffizient: 3,6). Personen in intermediären Berufen und in qualifizierten nicht-manuellen Berufen weisen hingegen keinen signifikanten Unterschied gegenüber der Referenzkategorie auf.

Der Migrationsstatus der Personen hat ebenfalls einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen. Insbesondere zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit, geringe digitale Kompetenzen zu haben, für im Ausland geborene Schweizerinnen und Schweizer fast doppelt so hoch ist (Koeffizient: 1,7) wie für in der Schweiz geborene Schweizer Staatsangehörige (Referenzkategorie). Fast dreimal so hoch (Koeffizient: 2,7) ist das Risiko für in der Schweiz geborene ausländische Staatsangehörige. Bei den im Ausland geborenen Ausländerinnen und Ausländern ist diese Wahrscheinlichkeit fast doppelt so hoch.

Das Alter der Personen ist ebenfalls eine signifikante Variable, wenn auch in geringerem Mass als erwartet. Personen im Alter von 15 bis 39 Jahren haben ein fast um die Hälfte kleineres Risiko (Koeffizient: 0,6), über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen, wie die ältesten Personen (55- bis 88-Jährige), die hier die Referenzkategorie bilden. Die 40- bis 54-Jährigen unterscheiden sich nicht signifikant von der Referenzkategorie.

Schliesslich korreliert auch die selbstwahrgenommene finanzielle Situation des Haushalts mit einem Mangel an digitalen Kompetenzen. Personen, die angeben, dass ihr Haushalt finanziell leicht oder sehr leicht über die Runden kommt, haben ein um 30% tieferes Risiko für mangelnde digitale Kompetenzen als Haushalte, die ihre finanzielle Situation als schwierig beurteilen.

Logistische Regression auf den Faktoren mit einem Einfluss auf den Mangel an digitalen Kompetenzen, 2019

Schweizer Bevölkerung im Alter von 15 bis 88 Jahren

T2

Quotenverhältnis Schätzung Vertrauensintervall: 95% p-Wert
Bildungsstand
Referenzkategorie: Sekundarstufe II
Obligatorische Schule 1,31 1,00 1,71 0,05
Tertiärstufe 0,36 0,27 0,49 < 0,0001< /td>
Sozioprofessionelle Kategorie
Referenzkategorie: Kader, akademische Berufe
Intermediäre Berufe und qualifizierte nicht-manuelle Berufe 1,41 20,40 35,00 35,30
Übrige Berufe, ungelernte Arbeitskräfte 1 3,63 5,40 35,00 35,40
Migrationsstatus 2
Referenzkategorie: In der Schweiz geborene Schweizer/innen
Im Ausland geborene Schweizer/innen 1,73 1,29 2,33 0,00
In Schweiz geborene Ausländer/innen 2,72 1,38 5,38 0,00
Im Ausland geborene Ausländer/innen 1,88 1,43 2,47 < 0,0001< /td>
Alter
Referenzkategorie: 55–88 Jahre
15–39 Jahre 0,61 0,45 0,83 0,00
40–54 Jahre 0,92 0,70 1,21 0,55
Finanzielle Situation
Referenzkategorie: Schwierig oder sehr schwierig
Leicht oder sehr leicht 0,73 0,56 0,94 0,02
Ziemlich leicht 0,75 0,58 0,98 0,03
Einfluss der Variablen im Modell Freiheitsgrad Wald Chi 2 Pr > Chi 2
Variable 1 Bildungsstand 3,00 26,73 < 0,0001< /td>
Variable 2 Sozioprofessionelle Kategorie 3,00 20,70 < 0,0001< /td>
Variable 3 Migrationsstatus 3,00 10,55 < 0,0001< /td>
Variable 4 Alter 2,00 5,23 0,01
Variable 5 Finanzielle Situation 3,00 3,53 0,01
Nullhypothesentest Freiheitsgrad F-Wert Pr > F
Likelihood-Verhältnis 33,68 14,00 < 0,0001< /td>
Score-Test 43,44 14,00 < 0,0001< /td>
Wald-Test 23,64 14,00 < 0,0001< /td>

Anmerkung: Der Signifikanzgrad wird anhand des p-Werts ermittelt. Liegt dieser unter 5% (0,05), ist er signifikant genug. Wird die Wahrscheinlichkeit einer Gruppe, über keine oder geringe Kompetenzen zu verfügen, im Vergleich zu einer Referenzgruppe betrachtet, gilt:
– Ein Quotenverhältnis von annähernd 1,0 bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit in beiden Gruppen gleich hoch ist.
– Ein Quotenverhältnis unter 1,0 bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit in der untersuchten Gruppe kleiner ist als in der Referenzgruppe.
– Ein Quotenverhältnis über 1,0 bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit in der untersuchten Gruppe höher ist als in der Referenzgruppe.
1  Zur Kategorie der übrigen Berufe und ungelernten Arbeitskräfte zählen die folgenden Berufe: Streitkräfte, Dienstleistungsberufe, Verkäufer/innen in Geschäften und auf Märkten, Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei, Handwerksberufe und verwandte Berufe, Bediener/innen von Anlagen und Maschinen und Montageberufe, ungelernte Arbeiter und Angestellte.
2  Angepasster Migrationsstatus: Konstruktion auf Basis der Staatsangehörigkeit und des Geburtsortes der Zielperson ohne Berücksichtigung des Geburtsortes der Eltern.

Quelle: BFS – Omnibus IKT 2019

© BFS 2021

Schlussfolgerungen

Die digitalen Technologien haben in den vergangenen Jahren im beruflichen und privaten Alltag stetig an Bedeutung gewonnen. Daher ist es wichtig, dass jede und jeder Einzelne über die nötigen Kompetenzen verfügt, um die neuen digitalen Tools möglichst optimal zu nutzen und nicht von der technischen Entwicklung abgehängt zu werden.

Entsprechend ist es von Interesse, die Bevölkerungsgruppen mit den grössten digitalen Qualifikationslücken zu identifizieren. Aus diesem Grund konzentriert sich das vorliegende BFS Aktuell auf die Internetnutzerinnen und -nutzer, die nur geringe digitale Kompetenzen haben. Die Analysen zeigen, dass:

– die digitalen Kompetenzen nicht gleichmässig in der Bevölkerung verteilt sind;

– spezifische Merkmale die Wahrscheinlichkeit, über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen, beeinflussen.

Von den getesteten Variablen erwiesen sich fünf als erklärungskräftig. Nach absteigender Bedeutung geordnet sind dies die Variablen Bildungsstand, sozioprofessionelle Kategorie, Migrationsstatus, Alter der Referenzperson und selbtstwahrgenommene finanzielle Situation des Haushalts.

Nach dem Bildungsstand betrachtet zeigt sich, dass Personen mit lediglich obligatorischem Schulabschluss das höchste Risiko für mangelnde digitale Kompetenzen haben. In Bezug auf die sozioprofessionellen Kategorien ist dieses Risiko für ungelernte Angestellte und Arbeiter am grössten.

Aus Sicht des Migrationsstatus haben in der Schweiz geborene Ausländerinnen und Ausländer die höchste Wahrscheinlichkeit, lediglich über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen. Es folgen zwei weitere Faktoren, allerdings mit geringerer Erklärungskraft: das Alter der Person und die selbtstwahrgenommene finanzielle Situation des Haushalts. Nach Alter betrachtet haben die ältesten Personen das höchste Risiko, über geringe digitale Kompetenzen zu verfügen, und nach der finanziellen Situation sind es diejenigen, die die finanzielle Situation ihres Haushalts als schwierig beurteilen.

Abschliessend sei daran erinnert, dass diese Analyse auf Daten basiert, die im Jahr 2019, also vor der Covid-19-Pandemie, erhoben wurden. Es wird daher sehr interessant sein, Folgeanalysen mit später erhobenen Daten durchzuführen, um die Auswirkungen des Lockdowns (und der starken Zunahme der Telearbeit) auf die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Schweizer Bevölkerung zu messen.