
Schweizerische Gesundheitsbefragung 1992–2017
Verhütung in der Schweiz
2017 waren das Kondom und die Pille die am häufigsten verwendeten Verhütungsmethoden in der Schweiz. Es zeichnet sich jedoch eine Verschiebung weg von der Pille hin zu anderen Verhütungsmethoden, insbesondere der Spirale, ab. Zwischen 1992 und 2017 stieg der Anteil der 15- bis 49-jährigen Frauen, die verhüten, von 54% auf 72%. Obwohl sich bei der Verwendung des Kondoms eine rückläufige Tendenz beobachten lässt, insbesondere bei den jüngsten Männern und Frauen, wird dieses Verhütungsmittel heute häufiger eingesetzt als die Pille.
Der Zugang zur Verhütung ist ein wichtiger Indikator im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Er wird für die Einschätzung und das Monitoring der sexuellen und reproduktiven Gesundheit herangezogen. Mit den heute auf dem Markt verfügbaren Verhütungsmitteln lassen sich ungewollte Schwangerschaften unterschiedlich wirksam verhindern. Nur mit dem Kondom können die Verhütung und der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen kombiniert werden. Bis in die jüngste Zeit wurden Jugendlichen, die noch nicht sexuell aktiv sind, bestimmte Verhütungsmittel aus anderen Gründen verschrieben, etwa bei starker Akne oder Menorrhagie Eine Menorrhagie bezeichnet eine anormal starke und langanhaltendeRegelblutung. .
Die Wahl der Verhütungsmethode ändert sich mit dem Alter der Frauen und Männer, aber auch aufgrund von Massnahmen der öffentlichen Gesundheit, gesellschaftlichen Veränderungen und medizinischen Innovationen. Beispiele hierfür sind Präventionsprogramme wie die nationale Kampagne LOVE LIFE des Bundesamts für Gesundheit (BAG), die regelmässig darauf hinweist, dass dem Kondom als Schutzmassnahme weiterhin eine zentrale Bedeutung zukommen muss; das Inverkehrbringen von neuen Verhütungsmitteln, wie den neuen Spiralen in den Jahren 2014 und 2017, die besser an die Anatomie der Gebärmutter von Jugendlichen sowie von Frauen angepasst sind, die nicht vaginal geboren haben; oder die 2012 von den Medien bekannt gemachten Skandale im Zusammenhang mit dem Thromboembolierisiko von kombinierten Verhütungsmitteln, insbesondere der Pillen der 3. und 4. Generation.
Die häufigsten Verhütungsmethoden
2017 gaben 78% der 15- bis 49-jährigen Frauen Frauen, die zum Zeitpunkt der Befragung schwanger waren, bei denen die Gebärmutter entfernt wurde oder die noch nie Geschlechtsverkehr hatten, wurden in diesen Analysen nicht berücksichtigt. Die Frauen mit einer Gebärmutterentfernung wurden in die Analysen zum Kondom wieder eingeschlossen. und 61% der 15- bis 74-jährigen Männer Männer, die noch nie Geschlechtsverkehr hatten, wurden in den Analysen nicht berücksichtigt. an, ein Verhütungsmittel zu verwenden. Diese Anteile gehen mit zunehmendem Alter von 88% bei den 15- bis 24-jährigen Frauen auf 70% bei den 45- bis 49-jährigen Frauen und von 81% bei den 15- bis 24-jährigen Männern auf 24% bei den 65- bis 74-jährigen Männern zurück. Insgesamt werden von den Personen, die eine Verhütungsmethode einsetzen, das Kondom (42%) und die Pille (31%) am häufigsten verwendet (G1). Das am dritthäufigsten verwendete Verhütungsmittel ist je nach Geschlecht unterschiedlich: die Sterilisation des Mannes bei den Männern (15%) und die Hormonspirale bei den Frauen (12%).

Von den Frauen, die noch nie Geschlechtsverkehr hatten (9%), gaben 14% an, trotzdem ein Verhütungsmittel (90% davon die Pille) zu verwenden, möglicherweise als vorausschauende Massnahme oder wegen der nichtkontrazeptiven günstigen Wirkungen auf den Zyklus. Diese Frauen sind grossmehrheitlich zwischen 15 und 24 Jahre alt (90%).
Vorbildliche Schweiz bei der Verwendung des Kondoms
2019 stellte die Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen die Prävalenzraten der Verhütungsmethoden der verhütenden Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren von weltweit 195 Ländern oder Regionen zusammen (United Nations, 2019). Im Vergleich zu bestimmten anderen westeuropäischen Ländern (Frankreich, Belgien, Deutschland und Niederlande) gaben in der Schweiz mehr Frauen an, eine Verhütungsmethode zu verwenden (72% im Jahr 2012 gegenüber 64% im Jahr 2010 in Frankreich beispielsweise). In diesen Ländern belegt das Kondom im Gegensatz zur Schweiz lediglich den dritten Platz (mit Ausnahme von Deutschland, wo es auf dem zweiten Platz liegt). Am häufigsten wird die Pille verwendet, gefolgt von der Spirale und dem Kondom.
Verhütungsmethoden unterscheiden sich nach Alter
Ob eine Verhütungsmethode verwendet wird und allenfalls welche, ist je nach Alter unterschiedlich (G2). Das Kondom beispielsweise wird von älteren Frauen weniger häufig verwendet. Zudem liess sich bei der Verwendung der Pille eine Abnahme beobachten, nachdem die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) 2013 für die Verschreibung der Östrogen-Gestagen-Pille an Frauen ab 35 Jahren zur Vorsicht aufgerufen hatte. Bei der Hormonspirale und der Sterilisation (Frau/Mann) ist hingegen mit dem Alter eine Zunahme zu verzeichnen. Eine Hormonspirale kann verschrieben werden, um die Auswirkungen der Menopause zu lindern, was erklären könnte, warum sie von älteren Frauen verwendet wird.

Die Sterilisation des Mannes wird öfter angegeben als die Sterilisation der Frau. Die Sterilisation des Mannes ist bei Männern ab 55 Jahren relativ häufig und erreicht bei den 65- bis 74-Jährigen knapp 50%.
Ein doppelter Schutz (Kondom plus Pille) wird für Jugendliche zu Beginn einer Beziehung empfohlen. 14% der verhütenden Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren gaben an, einen doppelten Schutz, also Kondom oder Frauenkondom plus ein anderes Verhütungsmittel (ausgenommen Notfallkontrazeption), zu verwenden. Die doppelte Verhütung geht von 25% bei den 15- bis 24-jährigen Frauen auf 5% bei den 45- bis 49-jährigen Frauen zurück. Am häufigsten werden bei diesem doppelten Schutz das Kondom (99%) und die Pille (63%) eingesetzt.
Kondom in Verbindung mit Gelegenheitsbeziehungen
Erhebungen im Rahmen des Nationalen Programms HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS) des BAG haben gezeigt, dass das Kondom häufiger als Schutzmittel angegeben wird, wenn es sich bei der letzten Partnerin oder beim letzten Partner um eine Gelegenheitspartnerin oder einen Gelegenheitspartner handelte. So gaben 79% der Frauen, die ihren letzten Geschlechtsverkehr mit einem Gelegenheitspartner hatten, an, ein Kondom verwendet zu haben. Bei jenen mit einem festen Partner betrug dieser Anteil 26%. Die Werte bei den Männern sind ähnlich hoch (77% gegenüber 20%). Je höher die Zahl der Sexualpartnerinnen und -partner in den letzten zwölf Monaten, umso häufiger die Verwendung des Kondoms (Frauen: 77% bei fünf oder mehr Sexualpartnern gegenüber 34% bei einem Sexualpartner; Männer: 76% gegenüber 38%).
Verhütungsmethoden je nach Fortpflanzungsstatus
Die Pille und das Kondom werden von kinderlosen, alleinlebenden Frauen häufiger als Verhütungsmethoden angegeben als von Frauen mit Kindern und in einer Beziehung. Erstere verwenden weniger häufig die Hormonspirale und geben seltener die Sterilisation der Frau oder des Mannes an. Kein Unterschied nach Beziehungsstatus wurde bei der Kupferspirale, den natürlichen Verhütungsmethoden und den anderen Methoden festgestellt.
Frauen mit mindestens einem Kind geben häufiger die Hormonspirale (18% gegenüber 5% ohne Kind), die Sterilisation des Mannes (16% gegenüber 2% ohne Kind) und die Sterilisation der Frau an (6% gegenüber 0,3% ohne Kind) als Frauen ohne Kinder. Letztere verwenden häufiger die Pille, das Kondom oder andere Methoden. Bei der Kupferspirale und den natürlichen Verhütungsmethoden wurde kein Unterschied zwischen Frauen mit und ohne Kind festgestellt.
Verhütung und Migrationsstatus
Frauen mit Migrationshintergrund geben weniger häufig an, ein Verhütungsmittel zu verwenden, als jene ohne Migrationshintergrund (72% gegenüber 83%). Bei den Frauen hingegen, die nach eigenen Angaben eine Verhütungsmethode verwenden, unterscheiden sich die eingesetzten Verhütungsmethoden nicht nach Migrationsstatus, mit Ausnahme der Sterilisation des Mannes, die von den Frauen ohne Migrationshintergrund häufiger angegeben wird. Diese Ergebnisse stimmen nicht überein mit jenen einer österreichischen Studie (Fiala und Parzer, 2019), wonach verhütende Personen mit Migrationshintergrund (erste Generation) weniger häufig wirksame Methoden verwenden Die wirksamen oder zuverlässigen Methoden wurden gemäss der tatsächlichen Verwendung festgelegt (Alltag, Anwendungsfehler, Unregelmässigkeit usw.). Der Pearl-Index gibt statistisch an, wie viele Frauen von hundert schwanger werden, wenn sie eine Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden. Eine Methode gilt als umso wirksamer, je tiefer der Index ist. Die sichersten Verhütungsmethoden gemäss dieser Studie sind: Hormonspirale, Kupferspirale, Verhütungsstäbchen und Dreimonatsspritze. . Auch wenn der Migrationsstatus in der Schweiz die Wahl der Verhütungsmethode nicht direkt zu beeinflussen scheint, weist die österreichische Studie darauf hin, dass die Kosten von den Personen mit Migrationshintergrund als bedeutende Barriere für die Verhütung angegeben werden.
Verhütungsmethoden nach Angaben der Frauen im Zeitverlauf
Zwischen 1992 und 2017 stieg der Anteil der 15- bis 49-jährigen Frauen, die eine Verhütungsmethode einsetzen, von 54% auf 72% Die in den Analysen berücksichtigte Bevölkerung ist nicht identisch mit jener von 2017, da die Informationen zum Vorliegen einer Schwangerschaft, der Entfernung der Gebärmutter und zur sexuellen Aktivität für die Erhebungen 1992 bis 2012 nicht verfügbar waren. Der Anteil der verhütenden Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren ist daher nicht gleich gross. . Diese Zunahme ist in allen Altersgruppen zu beobachten.
Bei den 15- bis 49-jährigen verhütenden Frauen zeigt sich seit 1992 ein Rückgang bei der Verwendung der Pille (G3). Diese Abnahme lässt sich vor allem bei den jüngsten Frauen beobachten: Während bei den 25- bis 34-Jährigen 1992 62% mit der Pille verhüteten, waren es 2017 noch 39% (G4). Bei den Frauen ab 35 Jahren scheint die Pille seit 2007 wieder häufiger verwendet zu werden.

Die deutlich rückläufige Verwendung der Pille bei den 15- bis 24-Jährigen seit 2002 lässt sich durch das Inverkehrbringen von neuen, insbesondere hormonellen Verhütungsmethoden, wie dem Verhütungsstäbchen (1999), dem Verhütungspflaster (2002) oder dem Verhütungsring (2004) erklären. Die Abnahme seit 2012 ist möglicherweise auf die in der Presse bekannt gemachten Skandale im Zusammenhang mit den Östrogen-Gestagen-Pillen der 3. und 4. Generation zurückzuführen, die jungen Frauen verschrieben wurden. Seither wird empfohlen, eher kombinierte Pillen der 2. Generation oder Gestagen-Pillen zu verschreiben. Die Frauen, vor allem Frauen, die noch nie geboren haben, konnten auf andere Verhütungsmethoden wie die besser angepasste und leichter anzuwendende Hormon- oder Kupferspirale zurückgreifen, oder auf das Verhütungsstäbchen, das seit 2012 über einen neuen Applikator für eine sicherere Einsetzung verfügt, sowie auf die Dreimonatsspritze, die seit 2012 mit reduzierter Dosis erhältlich ist.

Gemäss den Angaben der Frauen war bei der Verwendung des Kondoms zwischen 1992 und 2007 trotz erkennbarer Schwankungen ein Anstieg zu verzeichnen (G3). Diese Zunahme lässt sich in allen Altersgruppen beobachten, am ausgeprägtesten ist sie aber bei den 15- bis 24-jährigen (1992: 34%; 2017: 47%) und den 25- bis 34-jährigen verhütenden Frauen (1992: 26%; 2017: 44%). Seit 2007 ist bei der Verwendung des Kondoms bei den 15- bis 24-Jährigen eine starke Abnahme festzustellen, in den anderen Altersgruppen hingegen eine Zunahme (G5). Dieser Rückgang könnte auf mehrere Phänomene zurückzuführen sein: Seit den 2000er-Jahren ist die Thematik HIV/Aids in der öffentlichen Gesundheit nichts Aussergewöhnliches mehr. Sie wurde zu etwas Alltäglichem und ist heute ein Thema wie andere auch. Diese veränderte Wahrnehmung zeigte sich in der Änderung des Namens der Kampagne STOP AIDS zu LOVE LIFE im Jahr 2005. Da die Kampagne LOVE LIFE die Paare auch dafür sensibilisierte, vor dem Weglassen des Kondoms einen Test durchzuführen, könnte es sein, dass die jungen Männer und Frauen dieser Empfehlung Folge geleistet haben.

Nach einer Zunahme zwischen 1992 und 2002 wird die Sterilisation Im Kapitel zu den Verhütungsmethoden im Zeitverlauf umfasst die Sterilisation die Sterilisation des Mannes und der Frau, da in den früheren Befragungen diese Unterscheidung nicht gemacht wurde. tendenziell seltener durchgeführt, während bei den anderen Methoden, insbesondere bei der Spirale, ein Anstieg zu verzeichnen ist (G3). Vor allem bei den jüngsten und den ältesten Frauen lässt sich eine steigende Verwendung der Spirale beobachten: von 2% im Jahr 1992 auf 8% im Jahr 2017 bei den 15- bis 24-Jährigen und von 11% auf 23% bei den 45- bis 49-Jährigen verhütenden Frauen. Die Hormonspirale wurde zu einer Alternative zur Pille und für ältere Frauen zur Sterilisation. Bei Letzteren ist die Hormonspirale auch indiziert, um den negativen Auswirkungen der Menopause entgegenzuwirken. Die Zunahme bei den 15- bis 24-jährigen Frauen könnte auf das Inverkehrbringen von Spiralen, die für junge Frauen und Frauen, die noch nie geboren haben, besser geeignet sind, und die gleichzeitige Beseitigung des Irrglaubens, dass die Spirale mit einem Infektionsrisiko einhergeht, zurückzuführen sein. Hormonspiralen könnten auch bevorzugt werden, um den Menstruationsbeschwerden entgegenzuwirken, die im Jugendalter häufig sind.
Verhütungsmethoden nach Angaben der Männer im Zeitverlauf
Bei den Männern war bei der Verwendung des Kondoms zwischen 1992 und 2002 eine starke Abnahme zu verzeichnen, gefolgt von einer Zunahme zwischen 2002 und 2007 und einem erneuten Rückgang ab 2007. Seit 2012 scheint sich wieder ein leichter Anstieg abzuzeichnen (G6). Diese rückläufige Verwendung ist in allen Altersgruppen der Männer zu beobachten. Gleich wie bei den jungen Frauen ist auch bei den jüngsten Männern nach 2012 eine rückläufige Verwendung des Kondoms festzustellen. Dieser Rückgang ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die HIV/Aids-Kampagnen zu Beginn der 1990er-Jahre die Männer dazu drängten, ein Kondom zu verwenden, und dessen Verwendung mit der einsetzenden «Normalisierung» im HIV/Aids-Bereich Ende der 1990er-Jahre und Anfang der 2000er-Jahre deutlich zurückging.

Im Gegensatz zu den Frauen, die die Pille nach eigenen Angaben seit 1992 weniger häufig verwenden, lässt sich nach Angaben der Männer von 1992 bis 2002 eine steigende Verwendung erkennen (G6). Dieser Anstieg könnte vor allem auf eine Zunahme des Austauschs und der Verhandlungen im Zusammenhang mit der Verhütung in Paarbeziehungen zurückzuführen sein, was dazu führt, dass die Männer besser über eine allfällige Verhütung durch ihre Partnerin Bescheid wissen. Doch der Anteil der Männer, die die Pille als Verhütungsmethode angeben, ist nach wie vor tiefer als jener der Frauen, was darauf schliessen lässt, dass nicht alle Männer über die von ihrer Partnerin verwendete Verhütungsmethode informiert sind.
Gleich wie bei den Frauen lässt sich bei der Sterilisation auch bei den Männern nach einem Anstieg von 1992 bis 2002 eine ständige Abnahme beobachten, während die anderen Methoden, insbesondere die Spirale, eine Zunahme verzeichnen (G6).
Erwartungsgemäss wird die Sterilisation von Männern unter 35 Jahren kaum erwähnt (G7). Seit 2002 zeigt diese Verhütungsmethode bei den Männern im Alter von 35 bis 54 Jahren tendenziell eine rückläufige Entwicklung, während sie bei den 55- bis 64-Jährigen nahezu unverändert blieb und bei den 65- bis 74-Jährigen einen starken Anstieg verzeichnete. Für Paare ist die Hormonspirale vermutlich eine Alternative zur Sterilisation geworden, was den Rückgang bei den 35- bis 54-jährigen Männern erklären könnte.

Generationenanalyse
Zur Betrachtung der wichtigsten Verhütungsmethoden im Zeitverlauf wurde eine Generationenanalyse nach Geburtsjahrgang durchgeführt. Dank der Wiederholung der Gesundheitsbefragung können die Geburtsjahrgänge über einen Zeitraum von 25 Jahren beobachtet und verglichen werden (die Personen mit Jahrgang 1965 beispielsweise waren bei der Befragung 1992 27 Jahre und bei der Befragung 2017 52 Jahre alt). Um die statistischen Schwankungen aufgrund der Zufallsstichprobe auszugleichen, wird der Durchschnitt der Daten von fünf Geburtsjahrgängen berechnet. So werden die Ungleichheiten zwischen den Befragungsjahren reduziert.
Die Analyse der Verwendung der Pille im Generationenvergleich nach Angaben der Frauen zeigt klar, dass bei dieser Verhütungsmethode eine Verhaltensänderung stattfand (G8). Neben der rückläufigen Verwendung mit dem Alter lässt sich auch eine Abnahme bei den jüngsten Generationen beobachten. Diese Änderung ist auf verschiedene Phänomene zurückzuführen. Die Palette an Verhütungsmethoden ist mit der Spirale, die auch für Frauen, die noch nie geboren haben, geeignet ist, und den anderen hormonellen Mitteln wie dem Verhütungsstäbchen, dem Verhütungspflaster oder dem Verhütungsring für alle Altersgruppen grösser geworden. Gleichzeitig hatten die Skandale rund um die Pille zur Folge, dass diesen anderen Methoden grösseres Interesse entgegengebracht wurde. Bei der Generationenanalyse der Verwendung der Spirale nach Angaben der Frauen zeigt sich effektiv eine steigende Verwendung dieser Verhütungsmethode bei den jüngsten Generationen.

Die Generationenanalyse nach Angaben der Männer zeigt eine rückläufige Verwendung des Kondoms (G9). Die Abnahme ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass das Kondom für die Männer in den 1990er-Jahren ein Muss war und diese Dringlichkeit infolge der «Normalisierung» im HIV/Aids-Bereich zurückging.

Fazit
Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern ist der Anteil der Personen, die 2017 nach eigenen Angaben eine Verhütungsmethode verwendeten, hoch und die Zunahme dieses Anteils seit 1992 spricht für die von den Gesundheitsbehörden unternommenen Anstrengungen, die Verhütungsmittel leichter verfügbar zu machen. Für diesen Anstieg kann es verschiedene Gründe geben: Diversifizierung der Verhütungsmethoden, was eine individuellere Wahl, insbesondere nach Sexualverhalten der Personen, ermöglicht, die auch durch das Tool «Safer-Sex-Check» des BAG gefördert wurde; Entwicklung der reversiblen Langzeitverhütung (Englisch: Long Acting Reversible Contraception – LARC); sowie Einstufung der natürlichen Verhütungsmethoden als vollwertige Verhütung und deren einfacher gewordene Verwendung (Zyklus-Apps, Beratungen für die symptothermale Methode Kombinierte Methode, die in der Beobachtung des Vaginalschleims und der Temperaturkurve zur Festlegung der fruchtbaren Tage besteht. , Informationen auf anerkannten Websites usw.).
Unter Berücksichtigung der verschiedenen verfügbaren Verhütungsmethoden sind das Kondom und die Pille nach wie vor die von den Frauen und Männern am häufigsten verwendeten Verhütungsmethoden. Es scheint sich jedoch eine Verschiebung weg von der Pille hin zu anderen Verhütungsmethoden, insbesondere der Spirale, abzuzeichnen. Auch in Deutschland wird das Kondom gemäss einer Befragung häufiger als Verhütungsmethode verwendet als die Pille (BZgA, 2018).
Die Wahl der Verhütungsmethode ist gekoppelt an das Alter, aber auch an den Beziehungs- und Fortpflanzungsstatus. Die LARC-Methoden, wie beispielsweise die Spiralen, werden von Personen in einer Paarbeziehung und/oder mit einem Kind häufiger verwendet. Es ist möglich, dass die Verwendung von LARC-Methoden, die zurzeit für alle Altersgruppen, auch für Frauen, die noch nie geboren haben, klar empfohlen sind, dank ihrer praktischen Wirksamkeit weiter zunehmen wird. Die Wirksamkeit ist grösser als bei den anderen Verhütungsmethoden, mit Ausnahme der Sterilisation, selbst wenn die LARC-Methoden ebenfalls nicht völlig frei von Nebenwirkungen sind. Obwohl sich bei der Verwendung des Kondoms eine rückläufige Tendenz beobachten lässt, vor allem bei den jüngsten Männern und Frauen, wird dieses sehr häufig eingesetzt, insbesondere in Situationen, die als risikoreicher gelten, wie Geschlechtsverkehr mit Gelegenheitspartnerinnen und -partnern.
Zwischen 1992 und 2017 ist bei der Verwendung von Verhütungsmethoden ein Anstieg zu verzeichnen, wobei es je nach Verhütungsmethode Schwankungen gibt. Die bei bestimmten Verhütungsmethoden beobachtete Abnahme ist somit auf eine Zunahme bei anderen Methoden zurückzuführen und ging nicht mit einem Anstieg der Anzahl unerwünschter oder abgebrochener Schwangerschaften einher.
Es fand auch ein Paradigmenwechsel in der medizinischen Praxis statt. Seit mehreren Jahren werden den Patientinnen die verschiedenen Verhütungsmittel vermehrt auf der Grundlage ihrer tatsächlichen Wirksamkeit präsentiert. So wird die Spirale aufgrund ihrer Wirksamkeit stärker in den Vordergrund gerückt. Die Wahl der Patientin wird heute in das Zentrum der Entscheidung für eine Verhütungsmethode gestellt. Dazu muss die ganze Palette an verfügbaren Verhütungsmethoden vorgestellt werden, während sich die Diskussionen früher vor allem auf die Pille konzentrierten. Frauen und Männer sehen sich im Verlauf des Lebens häufig dazu veranlasst, die Verhütungsmethode zu wechseln. Mit anderen Worten: Jeder Lebensabschnitt hat seine Verhütungsmethode. Mit zunehmendem Angebot wird es leichter werden, individuelle Lösungen zu finden und sich für eine passende Verhütungsmethode zu entscheiden.
Erhebung der Verhütungsmethoden in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung
Die Daten über die Verhütungsmethoden werden anhand der Frage «Benützen Sie bzw. Ihr/e Partner/in irgendeine Methode zur Empfängnisverhütung?» erhoben. Den Personen, die mit «Ja» antworten, wird eine Liste mit 15 Verhütungsmethoden, einschliesslich der Kategorie «Andere Methoden» vorgeschlagen, aus denen sie mehrere Antworten auswählen können. Das Kondom, die Pille (sowohl Gestagen-Pille als auch Östrogen-Gestagen-Pille), die Hormonspirale, die Kupferspirale, die Sterilisation des Mannes, die Sterilisation der Frau und die natürlichen Verhütungsmethoden wurden einzeln analysiert. Die übrigen 7 Methoden, darunter beispielsweise das Verhütungspflaster und das Verhütungsstäbchen, wurden der Kategorie «Andere Methoden» zugeordnet. Es stellt eine Herausforderung dar, repräsentative Informationen zur ganzen Bevölkerung zu erhalten. Die Ergebnisse beruhen auf den Antworten der befragten Personen und nicht darauf, wer das Verhütungsmittel anwendet. Männer können somit Verhütungsmittel nennen, die von der Partnerin benützt werden (z. B. Pille) und umgekehrt. Da die Ergebnisse auf den Angaben der befragten Personen basieren, kann eine Verzerrung in den Antworten nicht vollständig ausgeschlossen werden. Diese Art von Befragungen ist jedoch wichtig, um die Verhaltensweisen der Bevölkerung im Zeitverlauf zu beobachten.
Datenquelle
Die Publikation stützt sich auf die Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB). Seit 1992 wird die SGB alle fünf Jahre durch das Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführt. Sie ist Teil des Erhebungsprogramms der Volkszählung und hat 2017 zum sechsten Mal stattgefunden. Sie liefert wichtige Informationen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, zum Gesundheitsverhalten sowie der Inanspruchnahme der Gesundheitsdienste. Insgesamt wurden im Rahmen dieser Befragung 22 134 in einem Privathaushalt wohnhafte Personen ab 15 Jahren einfügen Satz: Diese Publikation stützt sich vor allem auf die Antworten der 15- bis 49-jährigen Frauen (n=3555) und 15- bis 74-jährigen Männer (n=4550), welche sexuell aktiv sind. Es handelt sich dabei um ein telefonisches Interview, gefolgt von einem schriftlichen Fragebogen auf Papier oder online.
Literatur
Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2018). Verhütungsverhalten Erwachsener, Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2018: https://publikationen.sexualaufklaerung.de/fileadmin/redakteur/publikationen/dokumente/13317300.pdf , aufgerufen am 07.12.2020
Fiala Christian, Elisabeth Parzer (2019). Österreichischer Verhütungsreport: http://www.verhuetungsreport.at/ , aufgerufen am 07.12.2020
United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2019). Contraceptive Use by Method 2019: Data Booklet (ST/ESA/SER.A/435): https://www.un.org/development/desa/pd/sites/www.un.org.development.desa.pd/files/files/documents/2020/Jan/un_2019_contraceptiveusebymethod_databooklet.pdf , aufgerufen am 07.12.2020