Porträt der Schweizer KMU, 2011–2019
Porträt der Schweizer KMU, 2011–2019

Porträt der Schweizer KMU, 2011–2019

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erhalten die Schweizer Wirtschaft am Leben. Sie generieren über zwei Drittel der Gesamtbeschäftigung und machen mehr als 99% aller marktwirtschaftlichen Unternehmen aus. Die Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeichnet ein detailliertes und aussagekräftiges Porträt der Schweizer KMU. Anteil und Struktur der KMU variieren stark nach Wirtschaftszweig und Region. Zwischen 2011 und 2019 sind der Anteil und die räumliche Verteilung der KMU stabil geblieben, der Anteil der Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten hat jedoch zugenommen. Sehr kleine KMU sind zahlreicher geworden, insbesondere in den städtischen Zentren. Zudem ist bei den KMU eine Tendenz weg vom primären und sekundären Sektor hin zu Wirtschaftszweigen des Dienstleistungssektors festzustellen. Bei der Einbindung der KMU in die globalen Wertschöpfungsketten spielen die Firmengrösse und die Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe eine wichtige Rolle.

Einleitung

Seit dem Referenzjahr 2014 erscheint jährlich eine Publikation zu den KMU. Die vorliegende Analyse bezieht sich auf den Zeitraum von 2011 bis 2019. Sie basiert auf den neusten Ergebnissen der STATENT, die im November 2021 veröffentlicht wurden.

Bei dieser Publikation wurde eine Reihe korrigierter STATENT-Daten zu den Jahren 2011–2018 einbezogen. die hauptsächlich den Beginn der Zeitreihe betreffen. Die Daten wurden unter Einbezug der gelieferten Quelldaten zur Beschäftigung (hauptsächlich der AHV), die aufgrund der zeitlichen Verzögerung zuvor nicht integriert werden konnten, angepasst. Dank dieser Korrekturen konnten auch gewisse Strukturdaten zu den grössten Einheiten der STATENT Ein erläuterndes Dokument zur Korrektur der STATENT und deren Auswir­kungen ist unter folgender Adresse verfügbar: www.statistik.ch R Statistiken finden R 06 – Industrie, Dienstleistungen R Statistik der Unternehmensstruktur stabilisiert werden.

Terminologie

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bildet den Referenz­rahmen für die vorliegende Analyse. Sie definiert auch die Termino­logie, nach der die Einheiten der Schweizer Unternehmenslandschaft in Kategorien eingeteilt werden. Eine Einheit ist entweder «marktwirtschaftlich» oder «nicht marktwirtschaftlich» und zählt entweder zum «privaten» oder zum «öffentlichen» ­Sektor. Im Folgenden werden diese Aspekte kurz erläutert.

– Als marktwirtschaftlich gelten Einheiten, die Güter und/oder Dienstleistungen auf dem Markt zu weitgehend kosten­deckenden Preisen anbieten. Nicht marktwirtschaftlich ist eine Produktion, die gratis oder zu nicht kostendeckenden Preisen erfolgt. Allgemein gelten Preise als nicht kostendeckend, wenn der Verkaufserlös weniger als 50% der Herstellungskosten ausmacht.

– Eine Einheit zählt zum öffentlichen Sektor, wenn sie von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. Diese Kontrolle besteht meist in einer massgeblichen Beteiligung am Aktienkapital, kann aber auch auf andere Arten erfolgen. Eine öffentliche Einheit kann aber auch auf einem Wettbewerbsmarkt tätig sein. In diesem Fall gilt sie als marktwirtschaftlich Die Einheiten werden anhand ihrer Rechtsform unterschieden. Dabei handelt es sich um ein Proxy, mit dem der Anteil der öffentlichen Verwaltung am ­Aktienkapital der verschiedenen Unternehmen beziffert wird, weil geeignete und vollständige Daten dafür fehlen. Marktwirtschaftliche Unternehmen können folgende Rechtsformen haben: Institut des öffentlichen Rechts, ­öffentliches Unternehmen des Kantons, öffentliches Unternehmen des Bezirks, öffentliches Unternehmen der Gemeinde und öffentliches Unternehmen einer Körperschaft. .

Tabelle T1 liefert eine Übersicht über die möglichen Zuordnungen der Einheiten. KMU gehören zur Kategorie der marktwirtschaftlichen Unternehmen. Diese Kategorie (in Tabelle T1 oben grau hinterlegt) grenzt den Analysebereich der vorliegenden Publikation ab.  

Marktwirtschaftliche und nicht marktwirtschaftliche Einheiten nach SektorT1

Sektor Definition Beispiele
Marktwirtschaftlich privat private
Unternehmen
im Einzelhandel tätige
Privatunternehmen
öffentlich öffentliche Unternehmen Institute des öffentlichen Rechts, kantonale/kommunale Unternehmen wie Universitätsspitäler, öffentliche Verkehrsbetriebe usw.
Nicht marktwirtschaftlich privat private Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) Politische Parteien,
Gewerkschaften,
Verbraucherverbände
öffentlich öffentliche Verwaltung Bundes-/kantonale
und kommunale Verwaltungen, Polizei, Feuerwehren

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2021

Die vorliegende Analyse mit Fokus auf den marktwirtschaftlichen Einheiten deckt die grosse Mehrheit der Einheiten (97,3%) und Beschäftigten (85,9%) in der Schweiz ab (siehe Tabelle T2).

  

Anzahl Einheiten und Beschäftigte
nach Sektor, 2019T2

Sektor Einheiten Beschäftigte
abs. in % abs. in %
Marktwirtschaftlich privat 600 658 97,2 4 330 323 81,4
offentlich 734 0,1 240 347 4,5
Nicht marktwirtschaftlich privat 11 748 1,9 196 563 3,7
öffentlich 4 563 0,7 555 471 10,4

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2021

Die marktwirtschaftlichen Einheiten können je nach Anzahl Beschäftigte in verschiedene Grössenklassen unterteilt werden. Anhand dieser Gliederung lassen sich die KMU von den Grossunternehmen unterscheiden. Gemäss Definition des BFS ist ein KMU ein marktwirtschaftliches Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten Die Definition von KMU kann sich auch nach anderen Kriterien richten. Die Europäische Union (EU) verwendet zusätzlich zur Beschäftigtenzahl zwei weitere Kriterien: den Umsatz (höchstens 50 Millionen Euro) und die Bilanzsumme (höchstens 43 Millionen Euro). Weitere Informationen zur Definition von KMU in der EU sind unter folgendem Link zu finden: https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/structural-business-statistics/small-and-medium-sized-enterprises . Zu den KMU gehören Mikrounternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (siehe Tabelle T3).  

Definition der KMU-GrössenklassenT3

KMU-Grössenklassen Definition
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 1 bis 249 Beschäftigte
Mikrounternehmen weniger als 10 Beschäftigte
kleine Unternehmen 10 bis 49 Beschäftigte
mittlere Unternehmen 50 bis 249 Beschäftigte
Grossunternehmen ab 250 Beschäftigte

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2021

In der vorliegenden Publikation wird zudem unterschieden zwischen eigenständigen KMU und KMU, die zu einer Unternehmensgruppe gehören. Dafür wurden die Daten der Statistik der Unternehmensgruppen (STAGRE) des BFS herangezogen Das BFS hat diese Statistik erstmals im Dezember 2018 veröffentlicht. Für weitere Informationen siehe: www.statistik.ch R Statistiken finden R06 – Industrie, Dienstleistungen R Statistik der Unternehmensgruppen . Ihr kann entnommen werden, ob eine Einheit zu einer Gruppe gehört oder nicht. Dabei werden die Rechtseinheiten unter Berücksichtigung ihres organisatorischen Kontexts betrachtet. In der STAGRE wird von Unternehmensgruppen gesprochen, wenn eine Einheit eine oder mehrere andere Einheiten (Tochterunternehmen) kontrolliert. Die kontrollierende Einheit (Hauptverwaltung) untersteht selber keiner anderen Einheit. Sie bestimmt die strategische und wirtschaftliche Ausrichtung der Gruppe und hält direkt oder indirekt die Mehrheit der Stimmrechte der Unternehmenseinheiten. Ein Unternehmen gilt als eigenständig, wenn es nicht zu einer Gruppe gehört, und andernfalls als Tochterunternehmen. Anhand der Typologie der KMU, die auf der Praxis des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) basiert, lassen sich die Unternehmen in folgende Kategorien gliedern:  

Kategorien von Unternehmen
nach GruppenzugehörigkeitT4

Kategorien Definition
Kleine und mittlere
Unternehmen (KMU)
Unternehmen, die weniger
als 250 Beschäftigte in der Schweiz zählen
– eigenständige KMU KMU, die keiner Unternehmensgruppe
angehören
– KMU-Gruppen KMU, die zu einer Unternehmensgruppe gehören
– kleine KMU-Gruppen
(< 250 Beschäftigte)
KMU, die zu einer Unternehmensgruppe
mit insgesamt weniger als 250 Beschäftigten in der Schweiz gehören. Sowohl die Gruppe als auch die Tochterunternehmen gelten als KMU.
– grosse KMU-Gruppen
(>= 250 Beschäftigte)
KMU, die zu einer Unternehmensgruppe
mit insgesamt mehr als 249 Beschäftigten
in der Schweiz gehören. Gemäss den
EU-Empfehlungen würden die Unternehmen
in dieser Kategorie nicht als KMU gelten.
Grossunternehmen Unternehmen, die mindestens
250 Beschäftigte in der Schweiz zählen

Quellen: BFS – STATENT, STAGRE

© BFS 2021

Diese Typologie wird ausschliesslich für die Beschreibung der KMU herangezogen, die einen Beitrag zum Aussenhandel leisten. Auf dieses Thema wird am Ende der Publikation eingegangen. Die folgenden Untersuchungen beruhen auf der Definition der KMU im engeren Sinn: Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit.

Mikrounternehmen werden immer zahlreicher und kleiner

2019 gab es in der Schweiz mehr als 600 000 Unternehmen mit insgesamt rund 4,6 Millionen Beschäftigten. 99,7% der Unternehmen haben weniger als 250 Beschäftigte und gelten somit als KMU. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten (67,1%) sind in ­einem KMU tätig. Die Anteile sind zwischen 2011 und 2019 ­relativ stabil geblieben (siehe Tabelle T5). Ein Blick auf die ­Grössenklassen der KMU zeigt, dass der Anteil der Mikrounternehmen zwar leicht gestiegen ist (+0,2 Prozentpunkte), der Anteil der Beschäftigung in Mikrounternehmen aber abgenommen hat (–1,1 Prozentpunkt).   

Anzahl Unternehmen und Beschäftigte nach Grössenklasse, 2011 und 2019T5

Unternehmen Beschäftigte
2011 2019 2011 2019
abs. in % abs. in % abs. in % abs. in %
Total 546 912 100,0 601 392 100,0 4 215 501 100,0 4 570 670 100,0
kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 545 400 99,7 599 686 99,7 2 873 193 68,2 3 069 129 67,1
 Mikrounternehmen 489 179 89,5 539 604 89,7 1 117 158 26,5 1 168 809 25,6
 kleine Unternehmen 47 758 8,7 50 758 8,4 917 778 21,8 979 464 21,4
 mittlere Unternehmen 8 463 1,5 9 324 1,6 838 257 19,9 920 856 20,1
Grossunternehmen 1 512 0,3 1 706 0,3 1 342 308 31,8 1 501 541 32,9

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2021

Folglich ist im Zeitraum 2011–2019 die durchschnittliche Grösse der Mikrounternehmen gesunken, in den anderen ­Grössenklassen hingegen insgesamt stabil geblieben. Grafik G1 zeigt die unterschiedliche Entwicklung der Durchschnittsgrösse in den einzelnen Grössenklassen der Unternehmen.  

Nach diesem ersten Überblick wird näher auf die Entwicklung der KMU und ihren Beitrag zum Wachstum der Anzahl Unternehmen und Beschäftigten eingegangen. Grafik G2 gliedert den Wachstumsbeitrag nach Anzahl Unternehmen (oberer Bereich) und Beschäftigten (unterer Bereich) pro Grössenklasse.  

Im Zeitraum 2011–2019 hat sich die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten positiv entwickelt. Der Unternehmenszuwachs ist fast ausschliesslich den Mikrounternehmen zu verdanken, während sich das Beschäftigungswachstum homogener auf die KMU und Grossunternehmen verteilt. Seit 2016 ist bei der Anzahl Grossunternehmen ein zunehmendes Wachstum zu beobachten. Auf den Unternehmensbestand hat diese Dynamik aufgrund des kleinen Anteils der Grossunternehmen in der Schweizer Wirtschaft nur einen geringen Einfluss, auf den Beitrag zum Beschäftigungswachstum wirkt sie sich hingegen deutlich stärker aus. Die Beschäftigung hat in den Grossunternehmen somit stärker zugenommen als in der restlichen Wirtschaft, wobei die Wachstumsrate im Jahr 2018 einen Höhepunkt erreichte.

Sehr kleine Unternehmen (weniger als zehn Beschäftigte) trugen zu Beginn der Zeitreihe (2011–2014) etwas mehr zum Beschäftigungsanstieg bei als danach. Dies lässt sich insbesondere auf die tendenziell rückläufige Durchschnittsgrösse zurückführen (siehe Grafik G1).

Tertiärisierung der Wirtschaft setzt sich fort

Nachfolgend wird näher auf die Entwicklung der Unternehmens­tätigkeiten in den verschiedenen Wirtschaftssektoren eingegangen.  

Zwischen 2011 und 2019 stieg die Zahl der Beschäftigten in den KMU und den Grossunternehmen des Tertiärsektors um 217 898 bzw. 139 266 an. Im Dienstleistungssektor kamen somit nahezu 350 000 Beschäftigte hinzu. Im Sekundärsektor fiel der Anstieg im gleichen Zeitraum mit nahezu 11 000 neuen Beschäftigten moderater aus. Diese positive Entwicklung ist ausschliesslich den Grossunternehmen zu verdanken. Letztere verzeichneten eine Zunahme von nahezu 20 000 Beschäftigten, während die KMU knapp 9000 Beschäftigte verloren. Im Primärsektor wurden zwischen 2011 und 2019 nahezu 13 000 Arbeitsplätze gestrichen. Dieser Rückgang ist ausschliesslich den KMU zuzuschreiben, auf die nahezu alle Beschäftigten dieses Sektors entfallen.

Zwischen 2011 und 2019 nahm die Beschäftigung in den KMU stärker zu als in den Grossunternehmen. Im Unterschied zu den Grossunternehmen, die in allen drei Wirtschaftssektoren mehr Beschäftigte aufweisen, beschränkt sich das Beschäftigungswachstum bei den KMU auf den Tertiärsektor. Es ist also eine Tertiärisierung der Wirtschaft zu beobachten, die in den KMU insgesamt ausgeprägter ist.

Eine detailliertere Analyse auf Ebene der Wirtschaftszweige Die Wirtschaftszweige sind in der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) beschrieben. Für nähere Informationen zu den Klassifika­tionen und verwendeten Codes siehe: www.kubb-tool.bfs.admin.ch/de gibt genauer Aufschluss über die oben beschriebenen sektoriellen Entwicklungen.

Das stark wachsende Gesundheits- und ­Sozialwesen bald beschäftigungsstärkster ­Wirtschaftszweig der Schweiz

2019 waren – wie schon 2011 – die meisten Beschäftigten im «verarbeitenden Gewerbe» (C) und im «Handel» (G) tätig. Auf diese beiden Wirtschaftszweige entfielen – bei rückläufigem Trend – 15,2% bzw. 14,3% der Gesamtbeschäftigung (siehe ­Grafik G4). Den stärksten absoluten Beschäftigungsanstieg verbuchte zwischen 2011 und 2019 das «Gesundheits- und ­Sozialwesen» (Q). Dank der rund 122 000 zusätzlich geschaffenen Stellen belegte er mit knapp 615 000 Beschäftigten 2019 den dritten Platz. Damit schliesst das «Gesundheits- und Sozial­wesen» (Q) immer näher zu den ersten beiden Wirtschaftszweigen auf und könnte bei anhaltendem Trend in den nächsten Jahren zum grössten Arbeitgeber der Schweiz werden.   

Zur Dynamik im Gesundheits- und Sozialwesen trugen sowohl die KMU (+62 852 Stellen) als auch die Grossunternehmen (+59 389 Stellen) bei. Die Grossunternehmen verzeichnen hauptsächlich bei den «Krankenhäusern» (NOGA 8610) und «Pflegeheimen» (NOGA 8710) mehr Stellen, während der Beschäftigungsanstieg in den KMU in erster Linie auf die «sonstigen Tätigkeiten im Gesundheitswesen» (NOGA 8690) wie Physiotherapie, Psychotherapie und Psychologie oder auf die «Facharztpraxen» (NOGA 8622) und die «Tagesbetreuung von Kindern» (NOGA 8891) zurückzuführen ist.

Beim Wachstum der KMU im Gesundheitsbereich fällt auf, dass sich dieses auf sehr kleine Unternehmen konzentriert. So hatten die KMU bei den «sonstigen Tätigkeiten im Gesundheitswesen» (NOGA 8690) und in den «Facharztpraxen» (NOGA 8622) durchschnittlich 2,4 bzw. 3,3 Beschäftigte. Diese Zahlen untermauern den zunehmenden Trend der KMU hin zu kleinen, im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen tätigen Unternehmen mit wenig Beschäftigten.

Während die Entwicklung im Gesundheits- und Sozialwesen einem eindeutigen und relativ homogenen Trend folgt, zeigt sich bei den beiden grössten Wirtschaftszweigen – dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel – ein heterogenes Bild. Sie entwickeln sich je nach Tätigkeitsbereich unterschiedlich.

Im verarbeitenden Gewerbe gingen in der «Herstellung von elektrischen Ausrüstungen» (NOGA 27, –6497 Stellen) und der «Herstellung von Druckerzeugnissen» (NOGA 18, –7220) viele Stellen verloren. Umgekehrt wurden in der «Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln» (NOGA 10) sowohl bei den KMU (+2289 Stellen) als auch den Grossunternehmen (+3379 Stellen) Arbeitsplätze geschaffen. Auch die Beschäftigung der in der «Getränkeherstellung» (NOGA 11) tätigen KMU hat sich positiv entwickelt (+1310 Stellen), insbesondere dank der «Bierherstellung» (NOGA 1105), die in den KMU zwischen 2011 und 2019 für eine Zunahme von 812 auf 1440 Stellen sorgte (+77,2%). Der Beschäftigungsrückgang im Sekundärsektor wäre ohne die «Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen» (NOGA 21) und die dort rund 9000 neu geschaffenen Arbeitsplätze zwischen 2011 und 2019 viel markanter ausgefallen.

Im Wirtschaftszweig «Handel» (G) ist die Beschäftigung rückläufig, hauptsächlich aufgrund des Wegfalls von nahezu 12 000 Stellen im «Detailhandel» (NOGA 47) zwischen 2011 und 2019. Rund 10 200 dieser Stellen wurden in KMU gestrichen. Betroffen ­waren in erster Linie die Bereiche «Nahrungsmittel» (NOGA 4711), «Bekleidung» (NOGA 4771) sowie «Möbel, Einrichtungsgegenstände und sonstiger Hausrat» (NOGA 4759). Daraus lässt sich ­schliessen, dass kleine Nahversorgungsläden zunehmend ­verschwinden.

Die in den Bereichen «Grosshandel» (NOGA 46, +6410 Stellen) und «Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen» (NOGA 45, +2367 Stellen) tätigen Grossunternehmen vermochten indessen den Beschäftigungsrückgang im Wirtschaftszweig «Handel» (G) im Untersuchungszeitraum abzufedern.

Städtische Zentren sind besonders attraktiv

Im folgenden Abschnitt wird die geografische Verteilung der KMU analysiert. Der Anteil der KMU ist in allen Kantonen sehr hoch und es sind kaum kantonale Unterschiede festzustellen. Auf Ebene der Beschäftigung zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild (siehe Grafik G5).  

Zwischen städtisch geprägten Kantonen (z. B. Basel-Stadt oder Zürich) und ländlichen Kantonen (z. B. Appenzell Inner­rhoden oder Schwyz) bestehen deutliche strukturelle Unterschiede. Erstere weisen einen hohen Anteil an Beschäftigten in Grossunternehmen auf, Letztere verfügen in erster Linie über Beschäftigte in Mikro- und Kleinunternehmen.

Wird die Entwicklung der KMU-Struktur nach Gemeindetyp betrachtet (siehe Tabelle T6), lässt sich ein steigendes Interesse der Mikrounternehmen für städtisch geprägte Gemeinden Die Definition einer städtisch geprägten Gemeinde stützt sich auf die Gemeinde­typologie des BFS. Weitere Informationen sind unter folgender ­Adresse verfügbar: www.statistik.ch R Statistiken finden R 02 – Raum, Umwelt R Gemeindetypologie und Stadt/Land-Typologie beobachten. Der Anteil der Mikrounternehmen in den städtischen Zentren ist um 1,5 Prozentpunkte gestiegen, während derjenige der übrigen Unternehmenstypen unverändert geblieben oder gesunken ist.   

Verteilung der Beschäftigten und der Unternehmen nach Grössenklasse und Art der Gemeinde,
2011 und 2019T6

Grössenklasse Art der Gemeinde Unternehmen Beschäftigung
2011 2019 2011 2019
Total 100% 100% 100% 100%
KMU städtisch 62,2% 63,5% 46,5% 46,0%
ländlich 19,6% 19,3% 12,3% 12,2%
intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 17,9% 16,9% 9,4% 9,0%
Mikrounternehmen städtisch 55,0% 56,5% 16,1% 15,9%
ländlich 17,8% 17,5% 5,3% 5,0%
intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 16,7% 15,7% 5,1% 4,6%
kleine Unternehmen städtisch 6,0% 5,9% 15,2% 15,0%
ländlich 1,6% 1,5% 3,9% 3,9%
intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 1,1% 1,0% 2,6% 2,5%
mittlere Unternehmen städtisch 1,2% 1,1% 15,1% 15,1%
ländlich 0,3% 0,3% 3,1% 3,3%
intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 0,1% 0,1% 1,7% 1,8%
Grossunternehmen städtisch 0,2% 0,2% 29,3% 29,9%
ländlich 0,0% 0,0% 1,8% 2,0%
intermediär (dichter periurbaner Raum und ländliche Zentren) 0,0% 0,0% 0,7% 0,9%

Quelle: BFS – Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT)

© BFS 2021

Mikrounternehmen sind zwar zunehmend in städtischen Gemeinden angesiedelt, dennoch verzeichnen sie einen Beschäftigungsrückgang (–0,2 Prozentpunkte). Grund dafür ist die zuvor erwähnte tendenziell rückläufige Durchschnittsgrösse der Mikrounternehmen. Im Übrigen konzentrieren sich auch die Stellen der Grossunternehmen vermehrt auf die städtischen Zentren (+0,6 Prozentpunkte).

Sowohl die gestiegene Anzahl Mikrounternehmen als auch die zusätzlichen Stellen der Grossunternehmen sind somit den städtischen Zentren zuzuschreiben. Sie scheinen Schweizer Unternehmen einen klaren Standortvorteil zu bieten.

Güteraussenhandel in den Händen von Unternehmensgruppen und Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten

Als kleines Land im Herzen Europas ist die Schweiz mit globalen Wertschöpfungsketten konfrontiert. Sie profitiert von einer prosperierenden Wirtschaft, die sich durch eine starke Dynamik auf den internationalen Märkten auszeichnet und eine traditionell ­positive Handelsbilanz ausweist. In diesem Umfeld spielen die multinationalen Unternehmensgruppen aufgrund ihrer grenzübergreifenden Strukturen eine zentrale Rolle. Sie sind in verschiedenen Ländern tätig, deren Wirtschaft massgeblich aus KMU besteht. In diesem Kapitel wird zunächst auf die Grösse der Unternehmen im Güteraussenhandel eingegangen. Danach wird ein Blick auf die Gruppenzugehörigkeit geworfen, um die Teilnahme der KMU am internationalen Handel zu untersuchen. Zu diesem Zweck werden zwei Informationsquellen herangezogen. Die Daten der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) zeigen die Export- und Importunternehmen sowie die Transaktionsbeträge auf. Die Statistik der Unternehmensgruppen (STAGRE für weitere Details zur STAGRE: www.statistik.ch R Statistiken finden R 06 – Industrie, Dienstleistungen R Statistik der Unternehmensgruppen ) liefert Informationen zur Struktur und zum Umfang der Unternehmensgruppen.

Grafik G6 gibt Aufschluss über den Anteil der Grossunternehmen am Güteraussenhandel. Die Hälfte der Wertschöpfung (in Schweizer Franken) des Güterhandels zwischen der Schweiz und dem Ausland wird von Grossunternehmen erwirtschaftet. Sie generieren 65,5% des Exports und 50,2% des Imports. ­Dahinter folgen die mittleren Unternehmen (26,5% der Exporte und 31,4% der Importe) sowie die kleinen Unternehmen und die Mikro­unternehmen. Alle Grössen zusammengenommen haben die KMU einen wesentlichen Anteil am Güteraussenhandel; sie teilen sich das Importvolumen hälftig mit den Grossunternehmen und sind für etwas mehr als einen Drittel der Exporte verantwortlich. Zwischen der Unternehmensgrösse und dem Wert der Importe und Exporte von Gütern besteht ein direkter Zusammenhang: Je mehr Beschäftigte ein Unternehmen hat, desto grösser ist sein Anteil am Güteraussenhandel.  

Um die Rolle der KMU beim Handel mit dem Ausland detailliert zu untersuchen, müssen auch die Merkmale der Import- und ­Exportunternehmen, unabhängig von den absoluten Transak­tionsbeträgen, berücksichtigt werden. Grafik G7 unterscheidet dazu zwischen Unternehmen, die mindestens ein Gut exportieren oder importieren und jenen, die dies nicht tun.   

Weniger als ein Viertel der Schweizer Unternehmen (23,5%) ist im Aussenhandel tätig und exportiert bzw. importiert Güter. Diese Unternehmen machen jedoch mehr als zwei Drittel (68,5%) der Beschäftigten im marktwirtschaftlichen Sektor aus.

In allen Grössenklassen ab zehn Beschäftigten sind direkt im Güteraussenhandel tätige Unternehmen Unternehmen, die keine Güter importieren oder exportieren, können dennoch einen indirekten Bezug zum Güteraussenhandel haben. Sie können beispiels­weise Unterstützungsaufgaben übernehmen oder Waren für direkt im Güter­aussenhandel tätige Unternehmen bereitstellen. Für diese Publikation gelten solche Unternehmen als Unternehmen ohne Güterimport- und -exporttätig­keiten. und Beschäftigte in der Mehrheit. Nahezu alle Grossunternehmen sind im Güterexport und -import tätig (93,8% der Einheiten und 97,1% der Beschäftigten). Grafik G7 verdeutlicht, dass zwischen der Unternehmensgrösse und der direkten Teilnahme am Güteraussenhandel ein positiver Zusammenhang besteht.

Nachdem die Unternehmensgrösse als wesentliches Merkmal von im Güteraussenhandel tätigen Unternehmen nachgewiesen wurde, wird die Gruppenzugehörigkeit näher beleuchtet. Gemäss einer neueren Studie des BFS zum Verhalten der Unternehmensgruppen «Portrait der Unternehmensgruppen in der Schweiz 2014–2018», BFS, 29.11.2019, siehe: www.statistik.ch R Statistiken finden R 06 – Industrie, Dienstleistungen R Statistik der Unternehmensgruppen werden neun von zehn Transaktionen im Güteraussenhandel (in Schweizer Franken) durch Unternehmen durchgeführt, die zu einer Gruppe gehören. Wie verhält es sich mit den Schweizer KMU? Wie gross ist der Anteil der zu einer Gruppe gehörenden KMU? Und wie stark ist deren Einfluss auf den Güteraussenhandel?

Die Terminologie der zu Beginn dieser Publikation präsentierten Unternehmenskategorien liefert einige Antwortansätze (siehe Tabelle T7).

Wie die Verteilung der Unternehmen und Beschäftigten nach Gruppenzugehörigkeit zeigt (siehe Tabelle T7), besteht die Schweizer Unternehmenslandschaft mehrheitlich aus eigenständigen KMU (95,1%). Nicht einmal jedes 20. KMU gehört zu einer Unternehmensgruppe. Wird die Anzahl Beschäftigte innerhalb einer KMU-Gruppe untersucht, präsentiert sich ein anderes Bild. Hier ist der Anteil dreimal höher und liegt bei über 15% der Gesamtbeschäftigung. In Bezug auf das Handelsvolumen ist die Gruppenzugehörigkeit der KMU entscheidend: KMU-Gruppen haben einen Handelsvolumenanteil von 33,8%. Eigenständige KMU spielen hier nur eine geringe Rolle (6,8% des Handelsvolumens), obwohl auf sie mehr als 95% der Unternehmen und die Hälfte der Beschäftigten (51,6%) entfallen.  

Import-/Exportvolumen und Anzahl der Unternehmen und Beschäftigung nach Unternehmenskategorien, 2019T7

Kategorien Unternehmen Beschäftigte durchschnittliche Beschäftigung Volumen Importe/Exporte
abs. in % abs. in % in Millionen Franken in %
Total marktwirtschaftliche Unternehmen 601 392 100 4 570 670 100 7,6 532 186 000 100
KMU: 599 686 99,7 3 069 129 67,1 5,1 215 983 922 40,6
 – eigenständige KMU 571 737 95,1 2 357 527 51,6 4,1 36 137 319 6,8
  – KMU-Gruppen: 27 949 4,6 711 602 15,6 25,5 179 846 604 33,8
   – kleine KMU-Gruppen (< 250 Beschäftigte) 22 974 3,8 446 044 9,8 19,4 124 027 439 23,3
   – grosse KMU-Gruppen (≥ 250 Beschäftigte) 4 975 0,8 265 558 5,8 53,4 55 819 165 10,5
Grossunternehmen 1 706 0,3 1 501 541 32,9 880,2 316 202 078 59,4

Quellen: BFS – STATENT, STAGRE, EZV

© BFS 2021

Daraus lässt sich schliessen, dass die Schweizer KMU relativ wenig von Gruppen kontrolliert werden. Diejenigen, die zu einer Gruppe gehören, sind im Durchschnitt deutlich grösser und haben einen weitaus grösseren Einfluss auf den Güteraussenhandel.

Grafik G8 zeigt die Unterschiede zwischen eigenständigen KMU und KMU-Gruppen. Nur eines von fünf eigenständigen KMU (21,5%) beteiligt sich am internationalen Warenhandel. Bei den KMU, die Teil einer Gruppe sind, ist dieser Anteil dreimal so hoch (58,6%).  

Aus der vorliegenden Analyse geht hervor, dass nicht nur die Unternehmensgrösse, sondern auch die Gruppenzugehörigkeit eine entscheidende Rolle für den internationalen Warenhandel spielt. Neben diesen beiden wichtigen Faktoren können zahl­reiche andere Gründe ein Unternehmen veranlassen, im Güteraussenhandel tätig zu werden.

Eine Untersuchung der Struktur der Export-/Importeinheiten nach Wirtschaftszweig zeigt, dass in gewissen Zweigen ein bedeutender Anteil der eigenständigen KMU Güterhandel mit dem Ausland betreibt. Das Kriterium der Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist deshalb nicht als Grundvoraussetzung zu betrachten. Dabei fällt jedoch auf, dass diese eigenständigen KMU durchschnittlich grösser sind als eigenständige KMU ohne internationalen ­Warenhandel.

Einer der im Güteraussenhandel stark vertretenen Wirtschaftszweige ist der Grosshandel (NOGA 46). Er umfasst rund 18 000 eigenständige KMU, von denen knapp zwei Drittel (65,8%) Waren importieren oder exportieren. Diese Kategorie von KMU beschäftigt durchschnittlich nahezu sechs Personen. Bei den ­eigenständigen, nicht im Güteraussenhandel tätigen KMU Die Unternehmen im Grosshandel, die keinen Warenhandel zwischen der Schweiz und dem Ausland betreiben, können jedoch im Handel zwischen zwei Ländern ausserhalb der Schweiz tätig sein und diese Tätigkeiten von der Schweiz aus überwachen (z. B. Transithandel). Im Rahmen dieser Analyse gelten solche Einheiten nicht als Unternehmen mit Güterimport/-export, da bei ihren Handelstätigkeiten keine Güter die Landesgrenze überqueren. ­dieses Wirtschaftsabschnitts sind es weniger als zwei.

Einige Wirtschaftszweige weisen dasselbe Profil auf wie der Grosshandel, mit einem hohen Anteil eigenständiger, relativ ­grosser warenimportierender und -exportierender KMU. Dies trifft hauptsächlich auf das verarbeitende Gewerbe zu, insbesondere auf die Herstellung von Metallerzeugnissen (NOGA 25), die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (NOGA 26), die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (NOGA 27) sowie den Maschinenbau (NOGA 28).

Schweizer KMU sind im internationalen ­Vergleich deutlich grösser

Auf internationaler Ebene bilden KMU die grosse Mehrheit der Unternehmen. 2018 (das letzte Jahr, für das Daten zu einer ausriechenden Anzahl Länder vorliegen Die Daten stammen aus der OECD-Datenbank zur Statistik der Unterneh-mensstruktur (Dataset: SDBS Structural Business Statistics [ISIC Rev. 4]). Im Vergleich zur BFS-Publikation zum Thema KMU aus dem Jahr 2018 wurde Neuseeland aufgrund fehlender Daten nicht berücksichtigt. Umgekehrt wurde Belgien in die Analyse einbezogen. ) lag der KMU-Anteil im marktwirtschaftlichen Sektor aller betrachteter Länder bei über 99,5% Hierzu ist anzumerken, dass sich die in den OECD-Datenbanken zu strukturellen Statistiken verwendete Definition des marktwirtschaftlichen Sektors stark von der in den vorangegangenen Kapiteln verwendeten Definition unterscheidet. Während der marktwirtschaftliche Sektor in der Schweiz lediglich die ­öffentliche Verwaltung und private Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) ausschliesst, geht die OECD mit ihrer Unterteilung noch weiter. Neben den öffentlichen Verwaltungen und POoE klammert der Konsolidierungsperimeter der OECD auch die Landwirtschaft, die Finanzintermediation (Banken und Versicherungen), die staatsnahen Wirtschaftszweige (Bildung, Gesundheit und Sozialwesen) sowie Tätigkeiten betreffend Kunst, Erholung und andere Dienstleistungen aus. Die Zahlen der Schweiz wurden daher so angepasst, dass sie dem Referenzanalyserahmen der OECD entsprechen. (siehe Tabelle T8).   

Verteilung der Unternehmen nach Grössenklasse in ausgewählten Ländern, 2018T8

Länder Mikrounternehmen kleine Unternehmen mittlere Unternehmen KMU Grossunternehmen Anzahl Unternehmen
Griechenland 94,8% 4,6% 0,5% 99,9% 0,1% 702 192
Italien 94,6% 4,8% 0,6% 99,9% 0,1% 3 672 852
Portugal 95,2% 4,1% 0,6% 99,9% 0,1% 891 007
Slowakei 97,1% 2,3% 0,5% 99,9% 0,1% 490 238
Spanien 94,3% 4,9% 0,6% 99,9% 0,1% 2 621 875
Frankreich 95,6% 3,7% 0,6% 99,9% 0,1% 2 826 695
Niederlande 95,6% 3,5% 0,7% 99,9% 0,1% 1 213 472
Belgien 95,0% 4,2% 0,7% 99,8% 0,2% 630 374
Türkei 93,4% 5,5% 0,9% 99,8% 0,2% 2 840 394
Slowenien 94,5% 4,5% 0,9% 99,8% 0,2% 144 496
Polen 94,8% 4,3% 0,8% 99,8% 0,2% 1 940 618
Norwegen 91,3% 7,4% 1,1% 99,8% 0,2% 276 388
Island 93,2% 5,5% 1,0% 99,8% 0,2% 28 698
Finnland 90,9% 7,5% 1,3% 99,7% 0,3% 228 144
Kroatien 90,8% 7,6% 1,2% 99,7% 0,3% 151 984
Vereinigtes Königreich 90,2% 8,2% 1,3% 99,7% 0,3% 2 180 832
Dänemark 88,4% 9,5% 1,8% 99,7% 0,3% 224 130
Schweiz 86,8% 11,0% 1,9% 99,7% 0,3% 369 153
Österreich 86,8% 11,2% 1,7% 99,6% 0,4% 315 150
Deutschland 83,2% 14,2% 2,2% 99,6% 0,4% 2 587 234
Luxemburg 87,2% 10,3% 2,1% 99,5% 0,5% 34 233

Quellen: BFS – STATENT; OECD – SDBS (Structural Business Statistics)

© BFS 2021

Beim Ländervergleich lassen sich jedoch bei den KMU strukturelle Unterschiede beobachten. Mit 86,8% Mikrounternehmen zählt die Schweiz zusammen mit Deutschland (83,2%) zu den Ländern mit dem niedrigsten Anteil an Mikrounternehmen. Umgekehrt weist die Schweiz mehr kleine und mittlere Unternehmen auf.

Da die Schweiz einen vergleichsweise grossen Anteil an Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten aufweist, verfügt sie im internationalen Vergleich über relativ grosse KMU. Dieser Anteil sorgt auch für eine relative Homogenität bei der Verteilung der Beschäftigten auf die einzelnen Grössenklassen und einen im Ländervergleich überdurchschnittlichen Anteil Stellen in KMU (siehe Grafik G9).

  

Zusammenfassung und Fazit

Mit mehr als 99% der Einheiten und mehr als zwei Dritteln der Beschäftigung im marktwirtschaftlichen Sektor sind die KMU ein Grundpfeiler der Schweizer Wirtschaft. Auffallend ist im Zeitraum 2011–2019 die Bedeutung der Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten, die immer zahlreicher werden, deren durchschnittliche Grösse jedoch tendenziell abnimmt.

Grossunternehmen sind ebenfalls ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Sie prägen das Beschäftigungswachstum im sekundären und tertiären Sektor erheblich, während sich der Beitrag der KMU auf den Dienstleistungssektor beschränkt.

Im Sekundärsektor wurden in der Pharmaindustrie hauptsächlich in Grossunternehmen über 9000 zusätzliche Stellen geschaffen. Diese Entwicklung bremst die im Zeitraum 2011–2019 beobachtete Deindustrialisierung. Im Dienstleistungssektor verzeichnet das Gesundheits- und Sozialwesen absolut betrachtet den stärksten Beschäftigungsanstieg. Die zwischen 2011 und 2019 rund 122 000 zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftszweig entfallen zu gleichen Teilen auf die KMU und die Grossunternehmen. Bei den KMU hängt das Beschäftigungswachstum auch mit einem deutlichen Zuwachs an Unternehmen zusammen, beispielsweise im Bereich der Fachmedizin. Bei den Grossunternehmen konzentriert sich das Beschäftigungswachstum hingegen auf bereits bestehende Strukturen, vornehmlich auf Krankenhäuser.

Abgesehen von der zunehmenden Bedeutung der sehr kleinen Unternehmen weist diese Publikation auf drei weitere spezifische Trends hin: die Spezialisierung in Spitzenbereichen des Dienstleistungssektors, eine verstärkte Konzentration in den städtischen Gemeinden und einen relativ grossen Beitrag der KMU zum Güteraussenhandel. Beim dritten Punkt sind die Beschäftigtenzahl und die Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe massgebende Faktoren.

Schweizer KMU sind selten Teil einer Gruppe. Ist dies jedoch der Fall oder verfügen sie über mindestens zehn Beschäftigte, nehmen sie verhältnismässig häufig am internationalen Warenhandel teil.

In Bezug auf die Grössenklassen weist die Schweiz im internationalen Vergleich eine homogenere Unternehmenslandschaft auf. Die im Rahmen dieser Publikation durchgeführten Analysen zeigen aber eine gegensätzliche Entwicklung: Mikrounternehmen werden immer kleiner und immer zahlreicher, Grossunternehmen immer grösser. Das schweizerische Wirtschaftsgefüge nähert sich mit dieser Verteilung der Unternehmen und Beschäftigten in den einzelnen Grössenklassen tendenziell der Struktur einiger nordeuropäischer Länder wie Norwegen, Dänemark oder den Niederlanden an. Diese verzeichnen sowohl einen hohen Anteil Mikro­unternehmen als auch einen hohen Anteil Grossunternehmen.

Porträt der Schweizer KMU, 2011–2019

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