5 Reaktionen der Gesellschaft

Die Gesellschaft kann auf die veränderten Umweltbedingungen reagieren, z. B. indem Schutzmassnahmen ergriffen, Anreize zur Verringerung der Belastung geschaffen oder Verhaltensweisen geändert werden.


Steuern sind umweltbezogen, wenn das besteuerte Objekt nachweislich negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, wie beispielsweise Treibstoffe. Unerheblich ist dabei, für welchen Zweck die Steuer eingeführt wurde. Im Jahr 2019 beliefen sich die Einnahmen aus den umweltbezogenen Steuern auf 10,1 Milliarden Franken, was 1,4% des Bruttoinlandprodukts (BIP) und 5,1% des Totals der Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben entsprach.


2019 beliefen sich die Umweltschutzausgaben auf 12,8 Milliarden Franken, was einem Anstieg von 50% seit 2000 entspricht (zu lau­fenden Preisen). In dieser Zeitspanne schwankte ihr Anteil am BIP zwischen 1,7% und 1,9%. 2019 waren es 1,8%. Bei den Umweltschutzausgaben handelt es sich um finanzielle Aufwendungen der Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen für die Vermeidung, Reduktion oder Beseitigung von Verschmutzungen oder anderen Beeinträchtigungen der Umwelt, wobei der Grossteil der Abwasser- und Abfallwirtschaft zugutekommt.


Zwischen 2000 und 2019 nahm die Beschäftigung im Umweltsektor um 87% zu, wobei die Anzahl Vollzeitäquivalente von 79 900 auf 149 400 gestiegen ist. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Aktivitäten im Zusammenhang mit Energiesparmassnahmen im Gebäudebau und der Erzeugung erneuerbarer Energie zurückzuführen. Insgesamt ist die Beschäftigung im selben Zeitraum um 21% gewachsen. Dementsprechend hat sich der Anteil des Umweltsektors an der Gesamtbeschäftigung erhöht, von 2,3% auf 3,6%. Der Rückgang der Beschäftigung im Umweltsektor seit 2017 ist weitestgehend eine Folge der Abnahme der Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Bau von zertifizierten Gebäuden mit niedrigem Energieverbrauch.


Gebiete von nationaler Bedeutung zum Schutz der Biodiversität und der Landschaft bedecken insgesamt rund 23% der Landesfläche. Bei 4% der Landesfläche handelt es sich um Gebiete, die streng geschützt sind, d. h. deren ungeschmälerte Erhaltung gesetzlich verankert ist.


Die Verkehrsleistungen des Güterverkehrs wie auch des Personenverkehrs haben in den letzten Jahren zugenommen. Zurückgegangen ist dabei der Anteil am Güterverkehr, der auf Schienen abgewickelt wird. 2019 betrug dieser 37%. Beim Personenverkehr hingegen stagniert der Anteil des öffentlichen Verkehrs seit 2007, nachdem er zuvor noch angestiegen war. 2019 belief er sich auf 21%.


Der durchschnittliche CO2-Ausstoss neuer Personenwagen hat gemäss Prüfstandmessungen zwischen 1996 und 2020 um 43% abgenommen und belief sich 2020 auf 124 Gramm pro Kilometer. Die CO2-Emissionen aller Personenwagen hingegen sind zwischen 1996 und 2019 um 6,7% angestiegen. Dieser Unterschied ergibt sich aus der Mitberücksichtigung älterer Personenwagen, dem wachsenden Ver­kehrs­aufkommen sowie der zunehmenden Diskrepanz zwischen den auf dem Prüfstand gemessenen CO2-Emissionen und den im Stras­senverkehr tatsächlich verursachten. Betrug die Diskrepanz 2005 im Schnitt 13%, waren es 2015 bereits 41%.


In einer Kreislaufwirtschaft werden Materialien möglichst lange in Umlauf gehalten und Rohstoffverbrauch, Abfälle sowie andere Emissionen auf diese Weise minimiert. Seit 2000 ist die Kreislauf-Materialnutzungsquote stetig angestiegen und belief sich im Jahr 2019 auf rund 14%. Mit 71% machten Mineralien den höchsten Anteil am rückgewonnenen Material aus. 18% entfielen auf Biomasse, 10% auf Metalle und 2% auf fossile Energieträger. Selbst wenn sämtliche Abfälle wiederverwertet werden könnten, würde damit lediglich ein Fünftel des aktuellen Materialbedarfs gedeckt.


Als Lebensmittel aus biologischem Anbau werden Produkte bezeichnet, die nach der Verordnung über die biologische Landwirtschaft produziert werden. Es gelten dabei unter anderem die Grundsätze, dass keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und gentechnisch veränderten Organismen zum Einsatz kommen und dass Nutztiere nach spezifischen Vorschriften gehalten werden. Von den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel und Getränke wurden 2018 rund 11,7% für Bioprodukte ausgegeben.


2019 achteten 72% der Bevölkerung beim Kauf von kleineren Elektrogeräten oder Leuchtmitteln immer oder fast immer auf deren Stromverbrauch. Dieser Wert liegt in derselben Grössenordnung wie bei der letzten Erhebung vor 4 Jahren. Beim Konsum von Lebens­mitteln setzte sich der Trend zu mehr Bioprodukten 2019 weiter fort: Zwar war 2019 der Anteil Personen, die von sich behaupten, Bio­produkte immer oder meistens zu kaufen, nicht signifikant grösser als 2015, jedoch ging der Anteil derjenigen zurück, die dies selten oder nie tun.


Bei Altlasten handelt es sich um belastete Standorte (Betriebe, Schiessanlagen, Deponien, Unfälle), die nachweislich schädliche Auswirkungen auf die Umwelt (Grund- und Oberflächengewässer, Boden, Luft) haben und damit ein Risiko für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen darstellen. In der Schweiz gibt es ca. 4000 Altlasten, wovon bis Ende 2020 knapp 40% abschliessend saniert wurden. Daneben gibt es schweizweit rund 34 000 weitere belastete Standorte, welche jedoch keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen auf Mensch und Umwelt haben und daher nicht saniert werden müssen.


2018 wurden 278 umweltbezogene Patente durch Schweizer Erfinderinnen und Erfinder angemeldet. Gemessen an allen eingereichten Patentanmeldungen entspricht dies einem Anteil von 7,4%. Umweltbezogene Patente umfassen u. a. Innovationen in den Bereichen ­erneuerbare Energieproduktion, Energieeffizienz, Umweltmanagement und Technologien zur Verringerung von Emissionen.