DEMOS 1/2021
DEMOS 1/2021

DEMOS 1/2021

Frauen

Vorwort

2021 ist ein besonderes Jahr für die Gleichstellung: Die Schweiz feiert 50 Jahre Frauenstimmrecht (7. Februar 1971), 30 Jahre Frauenstreik (14. Juni 1991) und 25 Jahre Gleichstellungsgesetz (1. Juli 1996). Aus diesem Anlass widmet sich die Ausgabe 1/2021 des Newsletters Demos den Frauen. Beleuchtet werden insbesondere ihre demografischen Merkmale sowie ihre Situation in den Bereichen Bildung, akademische Laufbahn und Politik.

Bereits auf rein demografischer Ebene lassen sich zwischen Frauen und Männern Unterschiede erkennen. In der Schweiz werden mehr Knaben geboren als Mädchen, und die Migration ist mehrheitlich von Männern geprägt. Daraus könnte man schliessen, dass die Frauen in der Unterzahl sind. Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz umfasst jedoch etwas mehr Frauen als Männer.

Die Bildung ist ein wichtiger Einflussfaktor für die Lebensqualität sowie für die Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten. Wie hat sich die Bildung bei den Frauen entwickelt? Gibt es bei den absolvierten Ausbildungen auf Sekundarstufe II oder Tertiärstufe nach wie vor Geschlechterunterschiede?

Seit Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts hat der Frauenanteil in der Politik laufend zugenommen. Ein Referenzkriterium für die erfolgreiche politische Einbindung der Frauen ist ihre Mitwirkung in den Entscheidungsprozessen der Parlamente und Regierungen.

All diese Ausführungen werden ergänzt mit informativen Kästen zu verschiedenen Gleichstellungsstatistiken mit Daten zur Gewalt an Frauen, zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern sowie zur Vertretung der Frauen in der Forschung sowie in Führungspositionen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre!

Fabienne Rausa, BFS

1 Frauen und Migration: einige Fakten

In der Schweiz werden mehr Knaben geboren als Mädchen, und die Migration – die Hauptkomponente der Bevölkerungsentwicklung – ist mehrheitlich von Männern geprägt. Dennoch umfasste die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz 2019 etwas mehr Frauen als Männer (50,4% gegenüber 49,6%). Lässt sich dieser Geschlechterunterschied erklären und wie zeigt er sich in der Bevölkerung?

Die vorliegende Studie porträtiert die Frauen in der Schweiz aus demografischer Sicht und behandelt somit nicht direkt die Gleichstellungsfrage. In der Schweiz werden in den jüngeren Altersklassen mehr Männer gezählt, in den älteren dagegen mehr Frauen. Wie lässt sich dies erklären? Der leichte Überschuss an Knaben in den jüngeren Altersklassen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass mehr Knaben geboren werden (Neugeborene: 105 Knaben auf 100 Mädchen). Knaben und Männer verzeichnen aber in allen Altersklassen eine höhere Sterblichkeit. Bei den 20- bis 64-Jährigen wird diese höhere Sterblichkeit durch die Migration kompensiert, da mehr Männer einwandern als Frauen. Da die Frauen eine höhere Lebenserwartung aufweisen, sind sie in den Altersklassen ab 60 Jahren deutlich in der Mehrheit. Das Zusammenspiel dieser verschiedenen Faktoren führt dazu, dass es leicht mehr Frauen gibt als Männer. 2019 belief sich das Geschlechterverhältnis in der Schweiz auf 98 Männer pro 100 Frauen (vgl. Kasten).

Geschlechterverhältnis

Um die relative Anzahl Frauen und Männer in einer Bevölkerung zu messen, wird in der Demografie das Geschlechterverhältnis verwendet. Es wird als Anzahl Männer pro 100 Frauen ausgedrückt. Liegt dieser Wert unter 100, gibt es mehr Frauen als Männer, beläuft sich der Wert auf über 100, sind die Männer in der Überzahl.

Schweizerinnen sind älter

Das Medianalter Das Medianalter teilt die Bevölkerung in zwei gleich grosse Hälften, wobei ein Teil älter und der andere Teil jünger als der Median ist. der Frauen ist höher als jenes der Männer (2019: 44 gegenüber 42 Jahren). Grafik G1 zeigt, dass dies schon immer der Fall war, sowie dass das Medianalter bei beiden Geschlechtern laufend ansteigt.

Die Grafik bringt auch zum Ausdruck, dass das Medianalter von Schweizer Staatsangehörigen deutlich höher ist als jenes von in der Schweiz ansässigen Ausländerinnen und Ausländern. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen vergrössert sich stetig. 2019 lag die Differenz zwischen dem Medianalter der Schweizerinnen und jenem der Ausländerinnen bei 10 Jahren (47 bzw. 37 Jahre). Die Schweizerinnen sind zudem auch älter als die Schweizer (44 Jahre) und die Ausländer (38 Jahre).

Diese Unterschiede lassen sich jedoch nicht allein mit der Staatsangehörigkeit erklären. Um zu ermitteln, ob die Migration einen Einfluss auf den Altersaufbau der Bevölkerung in der Schweiz hat, kann der Geburtsort der Personen unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit aufschlussreich sein. Die Mehrheit aller in der Schweiz lebenden Frauen und Männer wurde auch in der Schweiz geboren. Bei den in der Schweiz geborenen Frauen wurden 2019 über 2,8 Millionen Schweizerinnen und knapp 200 000 Ausländerinnen gezählt. Der Anteil der in der Schweiz geborenen Frauen nimmt seit 2010 stetig ab (2010: 73,2%; 2019: 69,6%). 1,3 Millionen Frauen wurden im Ausland geboren, davon 485 100 Schweizerinnen und 833 900 Ausländerinnen. Bei den Männern ist die Verteilung vergleichbar: Drei Millionen Männer wurden in der Schweiz geboren (knapp 2,8 Mio. Schweizer und gut 200 000 Ausländer) und 1,3 Millionen im Ausland (349 700 Schweizer und 921 300 Ausländer).

Der Altersaufbau bei den Frauen unterscheidet sich je nach Geburtsort und nach Staatsangehörigkeitskategorie Die Staatsangehörigkeitskategorie unterscheidet zwischen der schweizerischen und der ausländischen Bevölkerung. Die einzelnen Staatsangehörigkeiten der ausländischen Bevölkerung werden hier nicht berücksichtigt. (vgl. Grafik G2) Die Bevölkerung wurde in drei Gruppen eingeteilt: 0–19 Jahre, 20–64 Jahre und 65+ Jahre. Bei den 0- bis 19-Jährigen wird gemeinhin von Kindern und Jugendlichen gesprochen, bei den Personen ab 65 Jahren von Seniorinnen und Senioren. . Die in der Schweiz geborenen Schweizerinnen sind älter als die in der Schweiz geborenen Ausländerinnen der zweiten oder dritten Generation. Bei den Schweizerinnen machen die 20- bis 64-Jährigen die grösste Altersklasse aus. Frauen über 64 Jahren sind etwas zahlreicher als Mädchen zwischen 0 und 19 Jahren. 2019 betrug das Medianalter der in der Schweiz geborenen Schweizerinnen rund 45 Jahre. Die in der Schweiz geborenen Ausländerinnen sind dagegen bei den 0- bis 19-Jährigen übervertreten (71%), während ihr Anteil bei den über 64-Jährigen praktisch bei 0 liegt. Ihr Medianalter liegt folglich unter 20 Jahren. Im Ausland geborene Schweizerinnen weisen ein höheres Medianalter auf als in der Schweiz geborene. Da der Anteil der Mädchen zwischen 0 und 19 Jahren in dieser Bevölkerungsgruppe sehr gering ist und jener der Frauen ab 20 Jahren überwiegt, belief sich ihr Medianalter 2019 auf 53 Jahre. Jenes der im Ausland geborenen Ausländerinnen beläuft sich auf 40 Jahre.

Da es bei den Männern mehr Jugendliche und weniger Senioren gibt, fällt ihr Medianalter tiefer aus als jenes der Frauen. Einzige Ausnahme bilden die im Ausland geborenen Ausländer, die älter sind als die ausländischen Einwanderinnen Als Einwanderinnen bzw. Einwanderer werden Personen bezeichnet, die im Ausland geboren wurden und sich in der Schweiz dauerhaft oder längerfristig niedergelassen haben. (2019: 41 bzw. 40 Jahre).

Die Migration als Erneuerungsfaktor

Das Geschlechterverhältnis und der Altersaufbau der ständigen Wohnbevölkerung werden von den Wanderungsbewegungen beeinflusst. Im Folgenden werden die Wanderungsbewegungen zwischen 2011 und 2019 betrachtet. Unabhängig von Geschlecht, Altersklasse oder Staatsangehörigkeitskategorie lassen sich Einwanderungen, Auswanderungen und folglich ein Wanderungssaldo beobachten. Insgesamt migrieren weniger Frauen als Männer. Die Berechnung des Geschlechterverhältnisses zeigt, dass bei den Ein- und Auswanderungen von Schweizer und ausländischen Staatsangehörigen die Anzahl Männer auf 100 Frauen höher ist (Einwanderungen 2019: 111 Schweizer und 114 Ausländer auf 100 Frauen; Auswanderungen 2019: 107 Schweizer und 129 Ausländer auf 100 Frauen). Mit einigen wenigen Ausnahmen gilt diese Feststellung für alle betrachteten Jahre und Altersklassen In den Jahren 2011, 2018 und 2019 wanderten mehr Ausländerinnen ab 65 Jahren ein als Ausländer. . Der aus den Wanderungsbewegungen resultierende Wanderungssaldo ist jedoch seit einigen Jahren zunehmend weiblich geprägt (vgl. Grafik G3).

Der Frauenanteil wächst unabhängig von der Staatsangehörigkeitskategorie insbesondere bei den 20- bis 64-Jährigen. Sie stellen die grösste Kohorte von Migrantinnen dar und tragen somit zum Wachstum der Generationen im erwerbsfähigen Alter in der Schweiz bei. Durch ihre hohe Mobilität erneuert sich diese Kohorte laufend; die einwandernden Bevölkerungsgruppen sind nicht identisch mit denjenigen, die auswandern. Bei den Ausländerinnen wandern deutlich mehr junge Frauen ein und Seniorinnen aus. Bei den Schweizerinnen ist der Trend aufgrund der weniger starken Zuwanderung von jungen Frauen und der geringeren Mobilität von Seniorinnen umgekehrt, was sich auf das Medianalter auswirkt. Bei den Frauen ab 65 Jahren sind die Schweizerinnen zwar weniger mobil als die Ausländerinnen, doch die Anzahl Auswanderinnen ist unabhängig von der Staatsangehörigkeitskategorie seit einigen Jahren höher als die Anzahl Einwanderinnen. Bei den Männern ist dies schon länger und deutlicher der Fall.

Weitere interessante Aspekte zeigt eine Analyse der Wanderungsbewegungen nach individueller Staatsangehörigkeit. Obwohl die Migration insgesamt mehrheitlich von Männern geprägt ist, gibt es einzelne Länder Berücksichtigt wurde die Staatsangehörigkeit der Personen, nicht das Herkunftsland. , aus denen regelmässig mehr Frauen einwandern als Männer Betrachtet wird die Differenz zwischen den Einwanderungen und Auswanderungen von Frauen und Männern der gleichen Staatsangehörigkeit. Die Staatsangehörigkeiten, bei denen diese Unterschiede am grössten sind, werden hier aufgeführt. . Die Top Ten dieser Länder waren 2019 Russland, China, Brasilien, Thailand, Nordmazedonien, die Philippinen, die Ukraine, Eritrea, Vietnam und die Vereinigten Staaten. Die kursiv gedruckten Länder waren bereits in den Vorjahren zuoberst auf der Rangliste. Bei den Auswanderinnen Betrachtet wird die Differenz zwischen den Einwanderungen und Auswanderungen von Frauen und Männern der gleichen Staatsangehörigkeit. Die Staatsangehörigkeiten, bei denen diese Unterschiede am grössten sind, werden hier aufgeführt. waren die Top-Ten-Staatsangehörigkeiten im Jahr 2019 China, Russland, Brasilien, Thailand, den Philippinen, Rumänien, der Ukraine, Mexiko, Südkorea und Taiwan. Die kursiv gedruckten Länder waren bereits in den Vorjahren zuoberst auf der Rangliste.

Die meisten Ausländerinnen, die in die Schweiz einwandern, sind jung, d. h. zwischen 20 und 39 Jahre alt Bei der Analyse der Migrationsbewegungen wurden die 20- bis 64-Jährigen in die Untergruppen 20–39 Jahre und 40–64 Jahre unterteilt. ; Gleiches gilt für die Schweizerinnen, die aus dem Ausland einwandern. 2019 liessen sich zwei Drittel der Ausländerinnen und zwei Fünftel der Schweizerinnen dieser Altersklasse zuordnen. Die Ausländerinnen zwischen 20 und 39 Jahren sind am mobilsten, doch der Anteil der 40- bis 64-jährigen Frauen, die auswandern, steigt. 2019 war die Hälfte der Ausländerinnen, die die Schweiz verliessen, zwischen 20 und 39 Jahre alt, und über ein Viertel war zwischen 40 und 64 Jahre alt. Bei den Schweizerinnen waren die Anteile der 20- bis 39-Jährigen und der 40- bis 64-Jährigen mehr oder weniger vergleichbar mit den Zahlen bei den Einwanderungen.

Bei den Männern ist bezüglich Einwanderung oder Auswanderung kein Unterschied festzustellen. Wie die Frauen sind sie zwischen 20 und 39 Jahren am mobilsten. Bei den Schweizern, die in die Schweiz einwandern oder das Land verlassen, sind die Anteile der 20- bis 39-Jährigen und der 40- bis 64-Jährigen mehr oder weniger ähnlich. Bei den Ausländern ist der Anteil der Auswanderer bei den 40- bis 64-Jährigen höher.

Was sind die Hauptgründe der Migration?

Migration kann vielfältige Gründe haben. Sie kann unter anderem politisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell oder klimatisch motiviert sein. Die Gründe sind oft auch miteinander verflochten. Das Modul Migration 2018 der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) liefert einige Informationen zum Hauptgrund der letzten Einwanderung (vgl. Kasten). Frauen geben zu 54% familiäre und zu 24% berufliche Gründe an. Bei den Männern ist es umgekehrt. Dort werden berufliche Gründe mit 41% am häufigsten genannt, familiäre nur zu 33%.

Die Einwanderungsgründe sind zudem je nach Staatsangehörigkeit unterschiedlich. Personen aus den EU28- und EFTA-Ländern kommen in erster Linie aus beruflichen Gründen in die Schweiz (43%), die übrigen Migrantinnen und Migranten eher aus familiären Gründen (rund 55%).

Schlussfolgerung

In der Schweiz gibt es etwas mehr Frauen als Männer. Der Altersaufbau unterscheidet sich nach Geschlecht. Die Frauen, insbesondere die Schweizerinnen, sind älter, was auf ihre längere Lebenserwartung, die höhere Sterblichkeit der Männer sowie den Einfluss der Migration auf die Zusammensetzung und den Altersaufbau der Bevölkerung zurückzuführen ist. Der Wanderungssaldo ist zunehmend weiblich geprägt. Die Dominanz des einen oder anderen Geschlechts widerspiegelt häufig die Gründe für die Wanderungsbewegungen selbst.

Fabienne Rausa, BFS

Was zeigt sich in den Zahlen der polizeilich registrierten Gewalt?

Im Rahmen aller polizeilich registrierten Gewaltstraftaten im Jahr 2019 waren 43,9% der geschädigten Personen Frauen und 56,1% Männer. Bei schwerer Gewalt waren unter den Geschädigten von schwerer Körperverletzung ein Viertel Frauen (25,3%) und von versuchten und vollendeten Tötungsdelikten ein Drittel Frauen (34,4%).

Im häuslichen Bereich waren rund 7 von 10 Geschädigten Frauen (71,9%) und umgekehrt waren gut 7 von 10 Beschuldigten Männer (75,2%). Die Hälfte (52,4%) der 2019 polizeilich registrierten Straftaten im häuslichen Bereich (Total: 19 669 Straftaten) ereigneten sich innerhalb einer bestehenden und 27,6% innerhalb einer ehemaligen Partnerschaft.

Im Jahr 2019 wurden im häuslichen Bereich 29 vollendete Tötungsdelikte registriert, dies entspricht knapp zwei Drittel aller polizeilich registrierten vollendeten Tötungsdelikte in der Schweiz (Total: 46). Dabei starben 19 weibliche Personen, was einem Anteil von 66% der getöteten Personen entspricht. Von den 29 Tötungsdelikten ereigneten sich 15 in einer Partnerschaft, bei denen 14 Frauen und ein Mann getötet wurden. Dies bedeutet, dass rund alle vier Wochen eine Frau innerhalb einer Partnerschaft getötet wird. Die Beschuldigten der 29 vollendeten Tötungsdelikte waren zu 88% Männer.

Katja Branger, BFS

2 Entwicklung des Bildungsniveaus
der Frauen und Frauenanteil im Bildungssystem der Schweiz seit 1970

Die Bildung ist eines der wichtigsten Mittel zur Sicherstellung von Chancengleichheit in der Bevölkerung sowie einer innovativen und florierenden Wirtschaft. Zudem fördert sie die persönliche Entfaltung, dient als Indikator für das Wohlbefinden der Gesellschaft und trägt dazu bei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Jahr 1970 hatten nahezu 60% der Frauen ab 25 Jahren an den Frauen in der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz keine nachobligatorische Ausbildung; lediglich 4% verfügten über einen Tertiärabschluss. Wie ist die Lage heute? Wie hat sich die Vertretung der Frauen im Bildungssystem in den letzten Jahrzehnten verändert?

Die Bildung spielt für die Lebensqualität sowie die Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten eine zentrale Rolle. In der Schweiz hat sich das Bildungsniveau der Bevölkerung seit den 1970er-Jahren insgesamt stark verändert. Insbesondere bei den Frauen ist es laufend angestiegen; ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Diese Entwicklung bei den Frauen schlägt sich in ihrer Vertretung auf allen Bildungsstufen nieder, seit den 2000er-Jahren insbesondere auf ihre Vertretung in den Hochschulen. Seit 2010 gibt es mehr Hochschulabsolventinnen als Hochschulabsolventen, und ihr Vorsprung dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen. Die Verteilung der Frauen und Männer auf die verschiedenen Fachbereiche bleibt dagegen sowohl in der Berufsbildung als auch im akademischen Bereich sehr unterschiedlich. Einige Studiengänge werden nach wie vor mehrheitlich von Frauen gewählt, andere von Männern, was sich in der Folge auf dem Arbeitsmarkt widerspiegelt.

Das Bildungsniveau der Frauen ist in den letzten 50 Jahren gestiegen

Das Bildungsniveau der Bevölkerung in der Schweiz, gemessen an der höchsten abgeschlossenen Ausbildung, ist seit 1970 stetig gestiegen. Einerseits ist die Anzahl Personen ohne nachobligatorische Ausbildung markant zurückgegangen (von 47% im Jahr 1970 auf 19% im Jahr 2018), andererseits nimmt die Anzahl Personen mit Abschluss auf Tertiärstufe stark zu (von 8% auf 34%; vgl. Grafik G4). Dieser Anstieg des Bildungsniveaus der Bevölkerung ist insbesondere auf die Zunahme der Anzahl Frauen und Männer mit einer Tertiärausbildung, aber auch auf die allgemeine Zunahme des Frauenanteils im Bildungssystem zurückzuführen. Zwischen 1970 und 2018 ist die Zahl der Frauen ohne nachobligatorische Ausbildung um nahezu zwei Drittel geschrumpft (von 59% auf 23%), gleichzeitig ist der Anteil der Absolventinnen eines Tertiärabschlusses (höhere Berufsbildung und Hochschulen) an den Frauen ab 25 Jahren in der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz von 4% auf 30% gestiegen.

Seit 1970 hat die Tertiärstufe von allen Bildungsstufen den stärksten Zuwachs erfahren. Insbesondere die Anzahl Frauen zwischen 25 und 34 Jahren mit einem Hochschulabschluss hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht (vgl. Grafik G5). Das steigende Interesse der jungen Frauen für die Tertiärstufe ist hauptsächlich den strukturellen Reformen in den Hochschulen seit Mitte der 1990er-Jahre zuzuschreiben. BFS, LABB 2020 (www.statistik.ch → Statistiken finden → 15 – Bildung und Wissenschaft → Bildungsindikatoren → Nach Themen → Bildungserfolg → Hochschulen: Abschlussquote) Die Umwandlung zahlreicher Institutionen für höhere Berufsbildung (HBB) in Fachhochschulen (FH) trug dazu bei, dass letztere grossen Zuwachs erhielten. Darüber hinaus wurden viele Bildungsfelder, die hauptsächlich von Frauen gewählt werden (z. B. Pflegeberufe, soziale Arbeit, Lehrkräfteausbildung), mit der Schaffung der FH von der Sekundarstufe II auf die Tertiärstufe verlegt. vgl. BFS, 2014, S. 52

Seit diesem Boom der Tertiärstufe und dem allgemeinen Rückgang der Anzahl Personen ohne nachobligatorische Ausbildung hat sich das Bildungsniveau der Frauen und Männer kontinuierlich angeglichen. In den Hochschulen kehrt sich der Trend sogar um. Bei den 25- bis 34-Jährigen erlangen inzwischen mehr Frauen einen Abschluss als Männer: Während im Jahr 2000 lediglich 10% der Frauen und 13% der Männer einen Tertiärabschluss vorweisen konnten, waren es im Jahr 2019 bei den Frauen 43% und bei den Männern 36%. Zum Vergleich: Bei den 55- bis 64-Jährigen verfügten 2019 lediglich 26% der Frauen über einen Abschluss auf Tertiärstufe (davon 16% Hochschulabschlüsse), gegenüber 43% der Männer (davon 23% Hochschulabschlüsse).

Das Bildungsniveau der Frauen bleibt bis heute insgesamt niedriger als jenes der Männer; einerseits, weil Frauen in der Vergangenheit im Bildungssystem weniger stark vertreten waren und andererseits, weil sich Veränderungen des Indikators zum Bildungsniveau der Bevölkerung mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar machen. Diese Verzögerung lässt sich wiederum damit erklären, dass die Auswirkungen der Entwicklung bei den jungen Generationen von jenen bei den älteren Personen abgeschwächt werden. Gemäss dem «Referenzszenario» BFS, Szenarien zum Bildungsniveau der Bevölkerung, 2020 (www.statistik.ch → Statistiken finden → 15 – Bildung und Wissenschaft → Szenarien für das Bildungssystem → Bildungsniveau der Bevölkerung) des Bildungsniveaus der Bevölkerung dürfte sich dieses Bild künftig weiter verändern. Der Anteil Frauen mit einem Tertiärabschluss wird mit jenem der Männer in rund zehn Jahren gleichziehen und ihn anschliessend übertreffen. Gemäss dem Referenzszenario beträgt dieser Anteil im Jahr 2040 bei den Frauen 57% und bei den Männern 54%. Gleichzeitig dürfte der Anteil der Frauen ohne nachobligatorische Ausbildung stark zurückgehen, von 12% im Jahr 2019 auf 7,9% im Jahr 2040. Generell steigt das Bildungsniveau der Frauen in der Schweiz dank ihrer zunehmenden Vertretung in nachobligatorischen Ausbildungen, insbesondere im allgemeinbildenden Bereich auf Sekundarstufe II und in den Hochschulen auf Tertiärstufe stark an. Der wachsende Frauenanteil auf Tertiärstufe ist insbesondere den strukturellen Reformen auf Ebene der Schweizer Hochschulen seit Mitte der 1990er-Jahren zuzuschreiben.

Unterschiede bei der Bildungswahl bleiben bestehen

Das Bildungsniveau der Frauen und der Männer hat sich in den letzten 50 Jahren angenähert. Bei der Bildungswahl gibt es hingegen nach wie vor Unterschiede, und zwar sowohl beim Ausbildungstyp als auch bei den Fachbereichen.

Auf Sekundarstufe II haben sich die Frauen- und Männeranteile seit den 1990er-Jahren stark entwickelt, wobei sich bestimmte Trends bestätigt und Unterschiede sogar vergrössert haben. So entscheiden sich Männer nach der obligatorischen Schule mehrheitlich für die berufliche Grundbildung (BGB), während Frauen seit jeher allgemeinbildende Ausbildungen bevorzugen (gymnasiale Maturität oder Fachmittelschule; vgl. Grafik G6). Vor 30 Jahren waren die Unterschiede noch weniger stark ausgeprägt als heute. 1990/91 waren 74% der Frauen und 80% der Männer beim Eintritt in die Sekundarstufe II in der BGB. 2018/19 belief sich der Anteil der Frauen in der BGB auf 60%, d. h. nahezu 15 Prozentpunkte weniger, während der Männeranteil lediglich um 4,6 Prozentpunkte gesunken ist. In den allgemeinbildenden Ausbildungen hat sich die Verteilung der Frauen und Männer gegenteilig entwickelt: Während der Männeranteil im allgemeinbildenden Bereich zwischen 1990/91 und 2018/19 um 4,6 Prozentpunkte abgenommen hat, ist jener der Frauen um 15 Prozentpunkte auf 40% angestiegen. Diese Zunahme ist insbesondere auf den wachsenden Anteil der Eintritte von Frauen in die gymnasiale Maturität zurückzuführen. Er beläuft sich heute auf 30% aller in die Sekundarstufe II eintretenden Frauen, während es 1990/91 noch 19% waren (+11 Prozentpunkte). Der Zuwachs bei den gymnasialen Maturitäten, die einen direkten Zugang zu den Hochschulen ermöglichen, erklärt sich teilweise mit der Erweiterung des Ausbildungsangebots der letzteren.

Die unterschiedliche Verteilung der Frauen und Männer auf die BGB und die allgemeinbildenden Ausbildungen auf Sekundarstufe II widerspiegelt sich auch auf Tertiärstufe, d. h. in der Population der Studierenden in der höheren Berufsbildung und in den Hochschulen. In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der Studentinnen in der höheren Berufsbildung kaum entwickelt und schwankt seit 2000/01 zwischen 43% und 44%. Die detaillierten Ergebnisse sind auf dem BFS-Statistikportal verfügbar: www.statistik.ch → Statistiken finden → Bildung und Wissenschaft → Personen in Ausbildung → Tertiärstufe – Höhere Berufsbildung Am höchsten ist der Frauenanteil mit 47% (2018/19) an den höheren Fachschulen, an denen 56% der HBB-Studierenden ausgebildet werden. In den Hochschulen (Universitäre Hochschulen UH, Fachhochschulen FH und Pädagogische Hochschulen PH) ist der Anteil der Studentinnen zwischen 1990/91 und 2019/20 um 13 Prozentpunkte von 39% auf 52% gewachsen. Die detaillierten Ergebnisse sind auf dem BFS-Statistikportal verfügbar: www.statistik.ch → Statistiken finden → Bildung und Wissenschaft → Personen in Ausbildung → Tertiärstufe – Hochschulen .

Werden diese Zahlen etwas detaillierter nach Abschlussart betrachtet, indem die Frauenanteile bei den Erstabschlüssen auf Tertiärstufe untersucht werden, bestätigt sich die Geschlechterverteilung (vgl. Grafik G7). Bei den Personen mit einem HBB-Abschluss sind die Frauen nach wie vor bei allen Abschlussarten seit 2010/11 in der Minderheit (2019/20: eidg. Fachausweis: 40%; eidg. Diplom: 33%; höherer Fachausweis HF: 49%). In den Hochschulen machen die Frauen mit einem Lizenziat oder Master einer UH 51% der Absolventinnen und Absolventen 2019/20 aus (2010/11 und 2015/16: 52%), während sie bei den FH-Absolventinnen und Absolventen weiterhin in der Unterzahl sind (2010/11: 47%; 2019/20: 49%).

Insgesamt erlangen seit 2010 mehr Frauen einen Erstabschluss an einer Hochschule als Männer. Je nach Hochschultyp 2020 verteilten sich die insgesamt 258 076 Studierenden wie folgt auf die drei Hochschultypen: FH 31%, PH 8%, UH 61%. Nach Ausbildungstyp betrachtet absolvieren von den insgesamt 60 598 HBB-Studierenden 56% eine HF, 32% einen Vorbereitungskurs für eine Berufsprüfung, 6% einen Vorbereitungskurs für eine höhere Fachprüfung und 7% einen HBB-Studiengang, der nicht unter das Berufsbildungsgesetz (BBG) fällt. und Fachbereich verteilen sie sich jedoch unterschiedlich.

Bei den UH-Lizenziaten/Masterabschlüssen waren die Frauen 2019/20 in den Fachbereichen «Sprach- und Literaturwissenschaften» (76%), «Sozialwissenschaften» (75%), «Recht» (63%), «Veterinärmedizin» (86%) und «Pharmazie» (78%) in der Mehrheit. Hingegen waren die Absolventinnen eines Abschlusses in den Bereichen «Wirtschaftswissenschaften» (36%), «exakte Wissenschaften» (21%), «Bauwesen und Geodäsie» (38%) sowie «Maschinen- und Elektroingenieurwissenschaften» (15%) untervertreten. Die detaillierten Ergebnisse sind auf dem BFS-Statistikportal verfügbar: www.statistik.ch → Statistiken finden → Bildung und Wissenschaft → Bildungsabschlüsse → Tertiärstufe – Hochschulen

Bei den FH-Diplomen/Bachelorabschlüssen waren die Frauen 2019/20 in den Fachbereichen «Soziale Arbeit» (76%), «Gesundheit» (86%) und «Design» (64%) stark übervertreten und bildeten bei den Abschlüssen in den Bereichen «Architektur, Bau- und Planungswesen» (30%), «Technik und IT» (9,8%) und «Land- und Forstwirtschaft» (37%) weiterhin eine Minderheit.

Frauen in den MINT-Fachbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technologien

Wie oben bereits erwähnt, hat der Anteil der Frauen, die einen Erstabschluss in einer Hochschule erlangen, in den letzten 20 Jahren zugenommen. Zwar sind bezüglich der Bildungswahl nach wie vor Unterschiede zu den Männern festzustellen, eine genauere Betrachtung des Frauenanteils in den einzelnen Fachbereichen zeigt jedoch, dass sie auch in Bereichen stärker vertreten sind, die vor zwei Jahrzehnten grossmehrheitlich von Männern gewählt wurden.

Ein Beispiel: Bei den Personen mit einem UH-Abschluss hat sich der Anteil Frauen mit einem Master in «Naturwissenschaften» von 36% im Schuljahr 2000/01 auf 50% im Schuljahr 2019/20 erhöht. In der «Medizin und Pharmazie» ist diese Entwicklung noch deutlicher: Der Anteil der Absolventinnen belief sich 2000/01 auf 32% und 2019/20 auf 60%.

Fachbereiche wie «Technik» oder «Informatik» werden weiterhin mehrheitlich von Männern gewählt. Angesichts des Fachkräftemangels in den entsprechenden Wirtschaftsbranchen sind die Absolventinnen und Absolventen von MINT-Fachbereichen besonders interessant. Der Frauenanteil bleibt insgesamt unverändert, doch innerhalb der einzelnen Fachbereiche variiert die Entwicklung. Über alle Hochschulen und MINT-Fachbereiche hinweg gesehen belief er sich 2019/20 auf 25%. Im Bereich «Chemie und Life Sciences» machten die Frauen 52%, in der «Technik» und der «Informatik» dagegen lediglich 11% aus. Vor zehn Jahren waren diese Anteile leicht tiefer (vgl. Grafik G8a).

In einigen, mehrheitlich von Männern gewählten Fachbereichen nimmt der Frauenanteil zu, so etwa im Bereich «Technik». 2010/11 wurden in diesem Fach lediglich 7% der Abschlüsse von Frauen erlangt, wobei der Anteil bei den UH-Abschlüssen leicht höher (8%) und bei den FH-Abschlüssen leicht tiefer ausfiel (6%). Zehn Jahre später beliefen sich die Frauenanteile im Fachbereich «Technik» auf 18% bei den UH-Abschlüssen und auf 9% bei den FH-Abschlüssen (vgl. Grafik G8b). Die schwache Zunahme der FH-Absolventinnen im Fachbereich «Technik» lässt sich möglicherweise mit der Wahl der beruflichen Grundbildung erklären, die dem FH-Eintritt vorangeht. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Frauenanteil in einigen der mehrheitlich männlich geprägten Fachbereichen wächst.

Schlussfolgerung

Das Bildungsniveau der Frauen und Männer in der Schweiz gleicht sich zunehmend an. Dies ist auf die stärkere Vertretung der Frauen im Bildungssystem, insbesondere auf Tertiärstufe, zurückzuführen. Seit 2010 erlangen mehr Frauen einen Hochschulabschluss als Männer; ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken dürfte. Gleichzeitig bleiben bei der Bildungswahl grosse Geschlechterunterschiede nach Fachbereich bestehen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich aber, dass sich der Frauenanteil auch in männlich geprägten Bereichen, etwa in bestimmten MINT-Fachbereichen, vergrössert. Obwohl es nicht wirklich eine Hierarchie zwischen den verschiedenen Ausbildungstypen und -bereichen gibt, wirkt sich die Bildungswahl auf die berufliche Karriere aus. Sie widerspiegelt sich auf dem Arbeitsmarkt, wo sich die Entwicklungen im Bildungsbereich mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar machen.

Die Frauen haben zwar inzwischen einen beträchtlichen Teil ihres Rückstands im Bildungsbereich aufgeholt. Dennoch unterscheiden sich ihre beruflichen Laufbahnen nach wie vor in mehrerlei Hinsicht von jenen der Männer (vgl. Artikel «Die Entwicklung des Frauenanteils bei den im Jahr 2019 am häufigsten erlangten EFZ»).

Audrey Michelet, Stéphane Cappelli, BFS

Literatur:

BFS (2014): Bildungsabschlüsse. Ausgabe 2014.

BFS (2019): Auf dem Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann. Stand und Entwicklung – (Korrigierte Version 17.06.2019)

Wie haben sich die Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung und der Löhne von Frauen und Männern verändert?

Im Jahr 2019 waren 76,3% der 15- bis 64-jährigen Frauen erwerbstätig. Von den gleichaltrigen Männern waren 84,5% erwerbstätig. Der Unterschied in der Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern betrug somit 8 Prozentpunkte. Vor drei Jahrzehnten, im Jahr 1991, betrug dieser Unterschied mit 24 Prozentpunkten das Dreifache. Durch die deutliche Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit (+10 Prozentpunkte) und den Rückgang bei den Männern (–5 Prozentpunkte) haben sich die Erwerbstätigenquoten der Frauen und Männer angenähert.

Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren sind deutlich häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer (2019: 58,8% im Vergleich zu 15,2%). Im Jahr 1991 waren die Anteile der Teilzeiterwerbstätigen bei beiden Geschlechtern um etwa 10 Prozentpunkte tiefer (48,0% bzw. 5,8%). In Prozentpunkten ausgedrückt hat sich der Unterschied zwischen Frauen und Männern kaum verändert (von 42 auf 44 Prozentpunkte). Das Verhältnis hat sich aber angenähert: 1991 waren Frauen achtmal häufiger teilzeiterwerbstätig als Männer, 2019 waren es noch viermal mehr Frauen.

Frauen sind stärker von Erwerbslosigkeit betroffen als Männer. Im Zeitraum 1991–2019 schwankte die Differenz der Erwerbslosenquote gemäss ILO zwischen knapp über null und bis zu 2 Prozentpunkte (mit Ausnahme von 1997). Somit ist keine rückläufige Tendenz der Differenz zwischen Frauen und Männern feststellbar. Die Erwerbslosenquote ist für beide Geschlechter etwa in gleichem Masse gestiegen.

Die Löhne von Frauen und Männern werden seit 1994 in einem Zweijahresintervall erhoben. Frauen haben deutlich tiefere Löhne als Männer. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied (Median) nimmt langsam ab: Im privaten Sektor betrug er 23,8% im Jahr 1994 und 14,4% im Jahr 2018.

Bei der Erwerbstätigenquote und beim Lohn zeigt sich somit ein Rückgang der Geschlechterunterschiede, bei der Erwerbslosenquote lässt sich hingegen keine Annäherung zwischen Frauen und Männern über die betrachtete Zeitspanne von knapp 30 Jahren feststellen. Die Veränderung der Teilzeit­erwerbstätigkeit kann nicht eindeutig zugeordnet werden. Je nach Betrachtungsweise kann sie als Annäherung oder als konstant bleibender Unterschied interpretiert werden.

Katja Branger, BFS

3 Die Entwicklung des Frauenanteils bei den im Jahr 2019 am häufigsten erlangten EFZ

In diesem Artikel werden die 18 am häufigsten gewählten Ausbildungen beschrieben, auf die 67% aller im Jahr 2019 erlangten eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse (EFZ) entfallen. In keiner dieser Ausbildungen ist die Vertretung der Frauen und Männer gleichmässig. Die meisten Ausbildungen sind stark von einem Geschlecht geprägt; lediglich die EFZ als Kauffrau bzw. Kaufmann (B- oder E-Profil) weisen relativ ausgeglichene Frauen- und Männeranteile auf (zwischen 57% und 61% Frauen). Innerhalb von neun Jahren war in mehr als zwei Dritteln der Ausbildungen ein Trend zu einem ausgewogeneren Geschlechterverhältnis festzustellen. Bei männertypischen EFZ ist diese Entwicklung jedoch weniger ausgeprägt als bei frauentypischen Ausbildungen.

Die Sekundarstufe II in der Schweiz setzt sich aus der beruflichen Grundbildung und allgemeinbildenden Ausbildungen zusammen. Letztere umfassen hauptsächlich die verschiedenen Maturitätstypen (gymnasiale Maturität, Berufs- und Fachmaturität). Sie werden häufiger von Frauen gewählt (57% aller Abschlüsse 2019), während die berufliche Grundbildung mehrheitlich männlich geprägt ist (55% aller Abschlüsse 2019). In der beruflichen Grundbildung wird unterschieden zwischen eidgenössischen Berufsattesten (EBA), die in zwei Jahren erlangt werden, und eidgenössischen Fähigkeitszeugnissen (EFZ), die nach drei oder vier Jahren ausgestellt werden. Letztere machen über 90% aller Abschlüsse der beruflichen Grundbildung aus. 2019 wurden 41% der EBA und 45% der EFZ von Frauen erlangt. Der Frauenanteil variiert nach EFZ-Dauer. Bei den dreijährigen Ausbildungen beträgt er 55% und bei den vierjährigen 16%.

Nachfolgend wird die Entwicklung des Frauenanteils in den 18 im Jahr 2019 am häufigsten abgeschlossenen EFZ-Ausbildungen innerhalb von neun Jahren untersucht. Es wird zwischen mehrheitlich weiblich und mehrheitlich männlich geprägten EFZ unterschieden. Die Zuteilung zur einen oder anderen Kategorie erfolgt anhand der Anzahl ausgestellter Abschlüsse pro Geschlecht. Wenn mehr als 50% der Abschlüsse von Frauen erlangt wurden, gilt ein EFZ als mehrheitlich weiblich geprägt.

Die im Jahr 2019 am häufigsten ausgestellten EFZT1

Mehrheitlich weiblich geprägte EFZ Mehrheitlich männlich geprägte EFZ
Kauffrau/-mann E Koch/Köchin
Fachfrau/-mann Gesundheit Informatiker/in
Fachfrau/-mann Betreuung Elektroinstallateur/in
Detailhandelsfachfrau/-mann Logistiker/in
Kauffrau/-mann B Polymechaniker/in
medizinische/r Praxisassistent/in Automobilmechatroniker/in
Dentalassistent/in Zeichner/in
Coiffeuse/Coiffeur Landwirt/in
Pharmaassistent/in Schreiner/in

© BFS 2021

Die im Jahr 2019 am häufigsten ausgestellten EFZ

Die zehn im Jahr 2019 am häufigsten von Frauen erlangten EFZ und die zehn am häufigsten von Männern erlangten EFZ umfassen insgesamt 18 Berufe (vgl. Grafiken G9 und G10). Bei den Frauen wurden die meisten EFZ an Kauffrauen im E-Profil Kauffrau/-mann B-Profil (Basisbildung), Kauffrau/-mann E-Profil (erweiterte Grundbildung) ausgestellt (6276 Abschlüsse), gefolgt von den Fachfrauen Gesundheit (FaGe; 3997) und den Fachfrauen Betreuung (FaBe; 2856). Bei den Männern erlangten ebenfalls die Kaufmänner im E-Profil die meisten EFZ (4699), gefolgt von den Informatikern (1741) und den Detailhandelsfachmännern (1630). Ausser bei den Kaufleuten (B- oder E-Profil) und den Detailhandelsfachleuten, bei denen das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen war (zwischen 57% und 61% Frauen), waren die Berufe stärker von einem Geschlecht geprägt. Beispielsweise waren die Pharma-, Dental- und medizinischen Praxisassistentinnen für mehr als 97% aller EFZ-Abschlüsse in diesen Berufen verantwortlich. Umgekehrt erlangten die Automobilmechatroniker, Polymechaniker und Elektroinstallateure 96% der Abschlüsse in diesen Berufen. Auch die Dauer der am häufigsten absolvierten EFZ-Ausbildungen unterscheidet sich nach Geschlecht. Unter den zehn von Frauen am häufigsten erlernten Berufen wird keine EFZ-Ausbildung in vier Jahren absolviert; bei den Männern ist dies bei der Hälfte der zehn am häufigsten absolvierten EFZ-Ausbildungen der Fall.

Entwicklung des Anteils der Absolventinnen seit 2011

Die Hälfte der 18 Berufe, für die 2019 die meisten EFZ ausgestellt wurden, sind mehrheitlich weiblich geprägt (Frauenanteil über 50%). Die Verteilung der Geschlechter innerhalb eines Berufs entwickelt sich nicht überall gleich schnell. Die langfristige Beobachtung von Berufen gestaltet sich teilweise schwierig, da letztere einem ständigen Wandel unterliegen, neue geschaffen werden, einige verschwinden oder die Art der Zertifizierung ändert. Alle 18 beschriebenen Berufe sind seit 2011 strukturell stabil, weshalb sich die aktuelle Analyse auf die Entwicklung in diesem Zeitraum konzentriert. Der Anteil der EFZ-Absolventinnen in den im Jahr 2019 mehrheitlich weiblich geprägten Bereichen entwickelte sich je nach Beruf unterschiedlich, nahm aber tendenziell ab (vgl. Grafik G11). Die grösste Veränderung war bei den Detailhandelsfachleuten festzustellen, wo der Frauenanteil um 9,3 Prozentpunkte sank. Die Anteile der Kauffrauen (B- und E-Profil) entwickelten sich mit einem Rückgang von 8,7 bzw. 7,5 Prozentpunkten ähnlich. Bei den FaBe, den FaGe sowie bei den Coiffeusen war die Veränderung weniger markant. In diesen Bereichen nahm der Frauenanteil in der gleichen Zeitspanne um 3,6 bis 4,1 Prozentpunkte ab. In anderen Berufen (Pharma-, Dental- und medizinische Praxisassistenz) veränderte sich der Frauenanteil kaum (–1,3 bis –0,2 Prozentpunkte).

Bei den im Jahr 2019 mehrheitlich männlich geprägten EFZ (vgl. Grafik G12) war die Entwicklung ab 2011 sehr heterogen. Der Anteil der Absolventinnen blieb in bestimmten Berufen nahezu stabil, während er in anderen abnahm oder zunahm. Während der Anteil der Automobilmechatronikerinnen und der Elektroinstallateurinnen in neun Jahren um 1,0 bzw. 0,5 Prozentpunkte anstieg, ging jener der Polymechanikerinnen um 1,1 Prozentpunkte zurück. Wie bereits erwähnt, wiesen diese drei Berufe 2019 den tiefsten Frauenanteil auf (überall weniger als 5%). Am stärksten schrumpfte der Anteil der Köchinnen und der Informatikerinnen (–3,5 bzw. –3,1 Prozentpunkte). Den markantesten Anstieg verzeichneten die Schreinerinnen und die Landwirtinnen (+2,7 bzw. +3,4 Prozentpunkte).

Eine Veränderung des Frauenanteils im Zeitverlauf lässt sich mit einer Entwicklung bei den Frauen, bei den Männern oder bei beiden Geschlechtern erklären. Wenn der Anteil der EFZ-Absolventinnen in einem Beruf ansteigt und jener der Absolventen stagniert, nimmt der Frauenanteil zu. Die Entwicklung kehrt sich um, wenn der Frauenanteil stagniert und jener der Männer wächst. Bei den oben erwähnten Entwicklungen wird der Frauenanteil hauptsächlich von den Veränderungen bei der Anzahl Männer beeinflusst. So ist der Rückgang des Anteils der Kauffrauen (B- und E-Profil) sowie der weiblichen FaBe auf die Zunahme der Männer in diesen Berufen zurückzuführen. Eine Ausnahme bilden die Detailhandelsfachleute, bei denen der rückläufige Anteil der Absolventinnen in erster Linie mit einem Rückgang der Anzahl Frauen um 25% sowie einer Stagnierung des Männeranteils in den neun Beobachtungsjahren zu erklären ist. Im Schreinerberuf nimmt der Frauenanteil zu, weil dieser Beruf bei den Männern an Attraktivität verloren hat, und nicht, weil die Anzahl Schreinerinnen zunimmt. Ein anderes Bild zeigt sich wiederum in der Landwirtschaft, wo die Zahl der Frauen steigt und jene der Männer gleichzeitig sinkt, wodurch der Anteil der Absolventinnen wächst.

Laurent Inversin, BFS

Wie hat sich der Anteil Frauen mit Führungsfunktion
entwickelt?

Der Anteil Frauen in Führungspositionen hat sich im vergangenen Jahrzehnt nur geringfügig verändert. Sie machten rund einen Viertel der arbeitnehmenden Frauen aus: 24,0% im Jahr 2011 und 25,3% im 2019. Die entsprechenden Anteile der Männer blieben stabil bei 41,5% bzw. 40,8%. Unabhängig vom Geschlecht kommen Führungsfunktionen bei Vollzeiterwerbstätigen deutlich häufiger vor als bei Teilzeiterwerbstätigen.

Der Anteil der vollzeiterwerbstätigen Frauen mit Führungsfunktion hat sich nicht wesentlich verändert (2011: 33,0%, 2019: 34,3%; Männer: 44,6% bzw. 44,1%). Differenziert nach Altersgruppen zeigt sich jedoch, dass der Anteil Frauen mit Führungsfunktion unter den erwerbstätigen Frauen von 25 bis 64 Jahren zugenommen hat, am meisten bei den 40- bis 54-Jährigen (von 36,7% im 2011 auf 40,3% im 2019; Männer: je 50,2%). Abgenommen hat er hingegen bei den jüngeren Frauen: Im Jahr 2011 hatten unter den vollzeiterwerbstätigen 15- bis 24-Jährigen 28,0% eine Führungsfunktion, 2019 waren es mit 21,2% deutlich weniger (Männer: 28,5% bzw. 28,4%).

Wird nur die Vertretung der Frauen in Unternehmensleitungen betrachtet, ist keine nennenswerte Zunahme zwischen 2011 und 2019 zu beobachten: 6,7% bzw. 6,4% der vollzeitarbeitnehmenden Frauen waren in einer Unternehmensleitung tätig (Männer: 10,9% bzw. 10,2%).

Katja Branger, BFS

4 Die «Leaky Pipeline» an Schweizer
Hochschulen

Zwischen dem ersten Frauenstreik (1991) und dem zweiten Frauenstreik (2019) hat der Frauenanteil sowohl im Personal als auch unter den Studierenden an den Schweizer Hochschulen kontinuierlich zugenommen. Weiterhin reduziert sich aber der Frauenanteil mit jedem möglichen Karriereschritt innerhalb des Hochschulsystems. Dieses Phänomen, bekannt unter dem Ausdruck «Leaky Pipeline», bleibt auch für zukünftige Studierendengenerationen bei Betrachtung der Anstellungen und Beförderungen von Professorinnen in den letzten drei Jahren eine Herausforderung.

Die Hochschulen sind dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Chancengleichheit, insbesondere der tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau, verpflichtet. Seit dem Jahr 2000 unterstützt der Bund Programme zur Verbesserung der Chancengleichheit an den Universitären Hochschulen, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Mit den Beiträgen des Bundes haben diese vielfältige Massnahmen und Projekte zur Gleichstellung von Mann und Frau entwickelt. Während die ersten Programme konkrete Frauenanteile anstrebten, sind die neueren Programme (seit 2016) noch praxisorientierter und breiter aufgestellt; neben Kompetenzerweiterungs- und Mentoringangeboten, die auf Führungsfunktionen vorbereiten, zielen sie darauf ab, Diversität, Inklusion und Chancengerechtigkeit (DIC) als Ressource für Hochschulen zu erkennen, zu nutzen und Erfahrungen zwischen den Hochschulen auszutauschen. Diversität, Inklusion und Chancengerechtigkeit in der Hochschulentwicklung 2021-2024 https://www.swissuniversities.ch/fileadmin/swissuniversities/Dokumente/Forschung/Chancengleichheit/P-7_Chanchengleichheit_2021-2024/P7_1._Auschreibung_2021-2024.pdf Bislang gibt es kein offizielles Gender- oder DIC-Monitoring, um Entwicklungen langfristig und hochschulübergreifend zu verfolgen, sondern eher punktuelle Untersuchungen, wie der vorliegende Beitrag. Die genutzten Daten stammen aus dem Schweizerischen Hochschulinformationssystem (SHIS). Diese zeigen, dass der Frauenanteil mit jedem möglichen Karriereschritt innerhalb des Hochschulsystems geringer wird, ein Phänomen auch bekannt unter dem Ausdruck «Leaky Pipeline» (für den Stand im Jahr 2019, siehe Grafik G13 ).

Universitäre Hochschulen (UH)

Zwischen dem ersten Frauenstreik (1991) und dem zweiten Frauenstreik (2019) hat sich der Frauenanteil bei Abschlüssen (masteräquivalente Masteräquivalente Abschlüsse an UH: Master (seit 2003), Diplome und Lizenziate und Doktorate) und in den Personalkategorien der UH kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 1991 lag der Frauenanteil bei masteräquivalenten Abschlüssen bei 35%, für Doktorate wurde dieser Wert 2002 überschritten und lag 2019 bei 46%. Für UH-Professorinnen und übrige Dozierende an den UH ist dieser Wert nach fast 30 Jahren noch nicht erreicht (Professorinnen 2019: knapp 25%, siehe Grafik G14).

Ein Blick auf die Anstellungen und Beförderungen von Professorinnen und Professoren an den UH in der Dreijahresperiode 2017–2019 in Grafik G15 lässt feststellen, dass die Anzahl der Männer generell (Männeranteil: 68%), aber auch im Vergleich zu den Doktorierten zwischen 2010 und 2019 (Frauenanteil: 44%) überwiegt. Das Geschlechtergefälle bei den Anstellungen und Beförderungen ist zwischen den Fachbereichsgruppen unterschiedlich stark ausgeprägt (24–45%). In der Medizin und Pharmazie sind Männer übervertreten, und die Frauen machen weniger als ein Viertel (24,4%) der Anstellungen und Beförderungen aus, obwohl seit 2010 der Frauenanteil unter den Doktorierten bei 57% liegt. Der Gleichstellung nahe kommen die Geistes- und Sozialwissenschaften (55,2% gegenüber 44,8%), wobei auch hier 57% der Doktorate der letzten 10 Jahre an Frauen erteilt wurden. In den Exakten und Naturwissenschaften beträgt der Frauenanteil unter den Anstellungen und Beförderungen knapp 34%, während dieser Anteil im Bestand der Professorinnen und Professoren des Jahres 2019 etwa 17% ausmacht. Man kann daher eine Verbesserung der Vertretung von Frauen in diesen Disziplinen ableiten. Derselbe Schluss lässt sich in Bezug auf die Technischen Wissenschaften ziehen (31,1% gegenüber 18,2 % im Bestand 2019). Einzig in dieser Fachbereichsgruppe liegt der Frauenanteil bei den Doktoraten seit 2010 mit 27% etwas unter dem der Anstellungen und Beförderungen.

Ein Vergleich der Vollzeitäquivalente (VZÄ) zeigt, dass Frauen als UH-Dozierende (Professorinnen und übrige Dozierende) sowohl in der Lehre als auch in der Forschung mit unter einer Stunde eine leicht geringere vertragliche Arbeitszeit haben als Männer. Eine grössere Differenz findet sich bei den Assistierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden der UH mit über 3 Stunden mehr vertraglicher Arbeitszeit bei den Männern, wovon über 2 Stunden auf die Forschung und Entwicklung entfallen.

Fachhochschulen (FH)

Die FH etablierten sich ab Ende der 1990er-Jahre. Die statistischen Erhebungen im Bundesamt für Statistik wurden ab dem Jahr 2000 aufgebaut. Die Daten zu den Masterabschlüssen sind wegen Änderungen in den Fachbereichen ab dem Jahr 2010 für die FH gesamthaft vergleichbar. Die konkrete Einplanung einer Position an einer FH innerhalb einer Hochschulkarriere hat erst in den letzten Jahren begonnen und kann in Zukunft beobachtet werden. Das akademische Personal der FH rekrutiert sich vor allem aus Absolvierenden der UH und der FH.

Die Grafik G16 zeigt die Auswirkung der unterschiedlichen Teilzeitbeschäftigung auf den Frauenanteil an den FH, wenn die Berechnung auf VZÄ basiert, statt auf Personen. Der Beschäftigungsgrad bei Frauen an den FH hat zwar seit 2003 zugenommen, doch der Frauenanteil im Personal konnte noch nicht zu einem ausgeglichenen Anteil aufschliessen, wie er bei den Masterabschlüssen der UH und FH zu finden ist.

An den FH beträgt die Unausgewogenheit an VZÄ zugunsten der männlichen Dozierenden (Dozierende mit Führungsverantwortung und übrige Dozierende) 3,5 Stunden und bei männlichen Assistierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden über 4 Stunden. Von Letzteren entfallen auf die Lehre 1,3 Stunden und auf die angewandte Forschung und Entwicklung 2,4 Stunden.

Pädagogische Hochschulen (PH)

Der Bedarf nach einer Studienfachrichtung Pädagogik hat vielerorts einen eigenen Hochschultyp erfordert, in wenigen Fällen integriert in eine FH. Die Abweichung des Frauenanteils nach VZÄ und pro Person für die PH-Dozierenden (Dozierende mit Führungsverantwortung und übrige Dozierende) ist in Grafik G17 zu sehen. Für die Assistierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden zeigt sich, dass der Frauenanteil nach VZÄ und pro Person in den letzten Jahren (66–71%) näher zusammenkamen. Da das akademische Personal der PH sich aus Absolvierenden aller Hochschultypen zusammensetzt und die PH-Abschlusstypen sich in ihrer Zielsetzung unterscheiden, wird der Vollständigkeit halber der Frauenanteil mit 73–77% für alle PH-Abschlusstypen (Diplom, Bachelor, Master) ausgewiesen. Der Anstieg des Frauenanteils unter den PH-Dozierenden auf mittlerweile über 50% basiert auf einer Zunahme sowohl bei den Dozierenden mit Führungsverantwortung (2019: 47%) als auch bei den übrigen Dozierenden (2019: 57%).

An den PH ergibt die höhere VZÄ der Männer ein Mehr für PH-Dozierende von 2 Stunden und für Assistierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der PH von unter 1 Stunde. Der höhere Beschäftigungsgrad der Männer liegt in der Lehre der PH bei 2 Stunden und in der angewandten Forschung und Entwicklung der PH unter 1 Stunde.

Generationenwechsel

Die Altersverteilung zwischen den Geschlechtern kann aufzeigen, ob in den kommenden Jahren durch Pensionierungen Chancen für eine Veränderung der «Leaky Pipeline» bestehen. Im Allgemeinen ist das Alter des Personals in den drei Hochschultypen in fast allen Personalkategorien in den letzten zehn Jahren (2010–2019) gestiegen. Altersverteilungen zu den drei Hochschultypen finden sich auf den jeweiligen Unterseiten zum Hochschulpersonal: www.statistik.ch → Statistiken finden → Bildung und Wissenschaft → Personal von Bildungsinstitutionen → Tertiärstufe – Hochschulen

Mit Bezug auf die höchste Personalkategorie, sind die Professorinnen und die Dozentinnen mit Führungsverantwortung generell jünger als ihre männlichen Kollegen. Der Unterschied beträgt in den UH und FH 3 Jahre (UH Medianalter: 48 gegenüber 51 Jahre und FH Medianalter: 50 gegenüber 53 Jahre) und in den PH 2 Jahre (52 gegenüber 54 Jahre).

Schlussfolgerung

Die «Leaky Pipeline» ist in allen drei Hochschultypen zu erkennen. Die höhere Präsenz eines Geschlechts ist nicht nur eine Momentaufnahme, sondern kann auch konsolidierenden Einfluss auf Rollenmodelle haben, welche die Hochschulen stets auch mitvermitteln. Je nach Hochschultyp kann dies eine Art von «Brain Drain» der Frauen verursachen.

Obwohl an den PH die Frauen deutlich stärker vertreten sind als die Männer, stellen die Dozierenden mit Führungsverantwortung eine Ausnahme dar. Angesichts des hohen Medianalters der Dozierenden mit Führungsverantwortung und des damit anstehenden Generationenwechsels wird es spannend sein zu verfolgen, ob in den kommenden Jahren die «Leaky Pipeline» in dieser Kategorie als Erstes an den PH geschlossen wird.

Mehmet Aksözen und Elena Zafarana, BFS

Wie steht es mit der Vertretung der Frauen in der Forschung?

In der Privatwirtschaft nimmt die Vertretung der Frauen unter den Forschenden langsam, aber stetig zu. Im Jahr 2000 waren 13,0% Frauen. Zwanzig Jahre später, im Jahr 2019, hat sich die Frauenvertretung verdoppelt und ist bei gut einem Viertel angelangt (26,2%).

Die Pharmaindustrie ist der Wirtschaftszweig mit der höchsten Anzahl Forschenden (5535) und mit annähernd gleich vielen Forscherinnen wie Forschern im Jahr 2019 (Frauenanteil: 47,4%). Im Wirtschaftszweig Forschung und Entwicklung, der ebenfalls eine hohe Anzahl Forschende beschäftigte, belief sich der Frauenanteil auf knapp einen Viertel (23,9%). In den beiden Wirtschaftszweigen mit der im Jahr 2019 tiefsten Anzahl Forschenden, der Metall- und der Nahrungsmittelindustrie (390 bzw. 187), lag die Frauenvertretung bei tiefen 8,3% bzw. relativ hohen 34,5%.

Die beiden Wirtschaftszweige Pharma sowie Forschung und Entwicklung beschäftigten knapp sechs von zehn Forscherinnen (57,5%). Hingegen verteilten sich gut sechs von zehn Forschern (62,3%) auf vier verschiedene Wirtschaftszweige, und zwar zusätzlich zu den zwei genannten auch auf jene der Hochtechnologieinstrumente und der Maschinen.

Mit einem Anteil von über einem Drittel waren die Frauen unter den Forschenden an den Hochschulen und beim Bund deutlich besser vertreten als im privaten Sektor (26,2%).

Katja Branger, OFS

5 Der Einzug der Frauen in die Parlamente – trotz positivem Trend noch keine paritätische Vertretung

Vor 50 Jahren stimmten die Schweizer Männer in einer Volksabstimmung der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts auf eidgenössischer Ebene zu. Seither ist der Einbezug der Frauen in die Politik schrittweise und teilweise eher gemächlich erfolgt. Trotz insgesamt positivem Trend gab es auch Phasen der Stagnation oder gar Rückschläge und vielerorts ist eine paritätische Vertretung der Frauen noch nicht erreicht. Im vorliegenden Artikel wird die Vertretung der Frauen in den Parlamenten auf nationaler, kantonaler und städtischer Ebene seit 1971 nachgezeichnet.

Eine Bezugsgrösse für den tatsächlichen Einbezug der Frauen in die Politik ist deren Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen in Form der Einsitznahme in Parlamenten und Regierungen. Den Parlamenten kommt die Rolle der Vertretung der Bevölkerung zu. Entsprechend misst sich die Repräsentativität des Nationalrates als Volksvertretung an der Diskrepanz zwischen den Verhältnissen in der Bevölkerung – beispielsweise nach Sprache, Alter oder auch nach Geschlecht – und im Parlament.

Legislativen existieren in der Schweiz auf allen drei föderalen Stufen: Alle Kantone verfügen über ein Parlament und viele grös­sere Gemeinden und Städte haben eine kommunale Volksvertretung. Somit lässt sich die Entwicklung des Einbezugs der Frauen in die Politik in den letzten 50 Jahren beispielhaft am Frauenanteil im Nationalrat, den kantonalen Parlamenten und einigen kommunalen Parlamenten Pro Kanton wird das Parlament der Hauptstadt/des Hauptortes für diese Auswertung genutzt, sofern vorhanden (Bern, Basel, Lausanne, Genève, Luzern, St. Gallen, Zug, Fribourg, Chur, Aarau, Frauenfeld, Bellinzona, Sion, Neuchâtel, Liestal, Herisau und Delémont). nachvollziehen.

In Grafik G18 ist die Repräsentation der Frauen auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene nachgezeichnet. In Dunkelrot ist die Entwicklung des Frauenanteils im Nationalrat dargestellt, der fast konstant nach oben zeigt. Er erreichte mit den letzten Wahlen 42% und somit den Höchststand seit Einführung des Frauenstimmrechts. Im Nationalrat gab es zwar noch nie eine Mehrheit von Frauen und auch heute noch sind die Männer in der Überzahl. Trotzdem zeigt der Trend klar hin zu einer ausgeglichenen Vertretung der Frauen in der grossen Kammer.

Weniger fortgeschritten präsentiert sich das Bild in den kommunalen und kantonalen Parlamenten. In den untersuchten Städten stagniert der Frauenanteil bei rund einem Drittel. In den kantonalen Parlamenten ist der Frauenanteil mit rund 30% sogar noch niedriger, eine Entwicklung ähnlich jener im Nationalrat ist hier also bislang ausgeblieben.

Vorreiter und Nachzügler

Um die Entwicklung der Frauenvertretung genauer nachzuzeichnen, lohnt es sich, nicht nur eine Übersicht der drei Staatsebenen zu zeigen, sondern den Frauenanteil beispielsweise nach Partei oder Kanton zu differenzieren (siehe Grafik G19). So lässt sich etwa aufzeigen, welche Parteien vor allem zum Anstieg auf 42% im Nationalrat beigetragen haben.

Die grösste Partei im Nationalrat, die SVP, ist keine Vorreiterin in Bezug auf die Frauenvertretung im nationalen Parlament. Erst 1987 ist die erste Frau in ihre Delegation in Bern gewählt worden und noch heute liegt der Frauenanteil unter 25%. Nur wenig grös­ser ist die Frauenvertretung in den Delegationen der FDP und der CVP, die aktuell einen Frauenanteil von je etwa 30% haben.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei den Grünen (GPS). Diese verfügten bereits ab ihrem Eintritt in den Nationalrat über einen grösseren Frauenanteil als noch heute einige bürgerliche Parteien. Die geschlechtermässige Zusammensetzung der grünen Delegation schwankt von Wahl zu Wahl: Es gibt abwechslungsweise Legislaturen mit einer Frauen- oder Männermehrheit innerhalb der grünen Abordnung. Bereits in den 1990er Jahren, als bei den bürgerlichen Parteien die Frauenanteile noch zwischen 10% und 20% schwankten, hatte die GPS eine mehrheitlich aus Frauen zusammengesetzte Delegation im Nationalrat. Ähnlich paritätisch ist die Abordnung der SP zusammengesetzt, die heute sogar über eine Frauenmehrheit verfügt. Die gegenwärtige starke Stellung der SP-Frauen ist die Folge eines konstanten Anstiegs.

Stabilität in den Kantonen

Dieses Bild aus dem Nationalrat – stetiger Anstieg, Vorreiterrolle der Grünen und der SP – wird in den kantonalen Parlamenten nachgezeichnet. In Grafik G20 ist die Entwicklung des Frauenanteils der grössten Parteien in den kantonalen Parlamenten dargestellt, wobei sowohl die einzelnen Parlamente (in Grau) sowie gesamtschweizerische Werte (in Rot) aufgezeigt werden.

Wiederum zeigt sich bei den Grünen und der SP eine Annäherung an eine paritätische Delegation, die je zur Hälfte aus Frauen und Männern zusammengesetzt ist. Die kantonalen Werte schwanken teils stark, was beispielsweise bei den Grünen auch durch die kleine Delegationsgrösse in einigen kantonalen Parlamenten bedingt ist; wechselt beispielsweise ein Frauensitz zu einem Mann bei einer Delegation von zwei oder drei Sitzen, so verändert sich der Anteil stark.

Bei den drei bürgerlichen Parteien zeigt sich der langsame Weg hin zu einer ausgeglicheneren Frauenvertretung ähnlich wie im Nationalrat. Die Entwicklung erscheint konstanter, aber auch schleppender – CVP und FDP stehen aktuell bei rund 25% Frauen in den kantonalen Parlamenten, die SVP liegt im Vergleich zu ihrem Anteil im Nationalrat 10 Prozentpunkte niedriger und kommt auf einen Frauenanteil von knapp 15%.

In den Gemeinden ist das Bild dasselbe (siehe Grafik G21): Grüne und SP verfügen bereits seit 30 bzw. 20 Jahren über eine mehr oder weniger paritätische Vertretung von Frauen und Männern, während SVP, FDP und CVP Mühe bekunden, ihren Frauenanteil in den Parlamenten zu steigern. Festzuhalten ist hier, dass mit der Auswahl der kommunalen Parlamente der Hauptorte der Kantone tendenziell grössere Städte und somit tendenziell liberalere oder progressivere Gemeinden in der Berechnung der kommunalen Repräsentation einbezogen sind.

Interessant zu erwähnen ist, dass die Entwicklungen nach Partei unabhängig von der Staatsebene weitgehend parallel erfolgt sind. Der Wandel ist stetig, gerade bei den vier grössten Parteien, die jeweils über grössere Delegationen in den Parlamenten verfügen und somit weniger Schwankungen ausgesetzt sind. Eine der stärksten Abweichungen vom Trend zeigte sich zuletzt bei der SP, die bei den letzten zwei nationalen Wahlen einen deutlichen Anstieg des Frauenanteils verzeichnete, was für eine stärkere bewusste Förderung von Frauen stehen könnte.

Schlussfolgerung

Auch 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene zeigt sich ein Rückstand in der politischen Gleichstellung der Frauen, wenn die Vertretung in den Parlamenten als Messgrösse herangezogen wird – und zwar auf allen politischen Ebenen in der Schweiz. Somit präsentiert sich ein Bild ähnlich wie bei der Einführung des Frauenstimmrechts: Obwohl erste Versuche bereits im 19. Jahrhundert und dann verstärkt zur Zeit des ersten Weltkriegs unternommen wurden, dauerte es Jahrzehnte, bis das Frauenstimmrecht schliesslich auf allen politischen Ebenen in der Schweiz eingeführt war. Einige Kantone und Gemeinden profilierten sich als Vorreiter, andere brauchten länger. Gleichermassen ist die Frauenrepräsentation heute unterschiedlich je nach politischer Couleur. Die Grüne Partei hat auf allen Staatsebenen eine Frauenrepräsentation, die der Bevölkerung am ähnlichsten ist, wie auch die SP, die in den letzten Jahren weiter aufgeholt hat. Die bürgerlichen Parteien, allen voran die SVP, sind hingegen weniger repräsentativ was die Frauen in Parlamenten anbelangt, und dies unabhängig davon, ob es sich um ein nationales, kantonales oder kommunales Parlament handelt.

Ein ähnliches Bild würde sich zeigen, wenn die Exekutiven ausgewertet würden. Allerdings sind diese Gremien viel kleiner als Parlamente, haben weniger eine direkte Repräsentationsfunktion und können daher weniger als Gradmesser der Repräsentanz dienen. Aber auch in den Regierungen zeigt sich historisch eine Unterrepräsentation der Frauen: So gibt es nur wenige kantonale und kommunale Regierungen, die je einmal eine Frauenmehrheit hatten. Und im Bundesrat waren die Frauen während rund 170 Jahren Regierungstätigkeit nur gerade ein einziges Jahr in der Mehrheit – im Jahr 2011.

Clau Dermont und Julie Silberstein, BFS

Weiterführende Informationen

Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) widmet sich auf ihrer Website derGeschichte der Gleichstellung. Unter anderem hat sie anlässlich der 50 Jahre Frauenstimmrechtdrei Präsentationen, zwei Postkartenserien und ein Online-Lernmodul zum Thema der Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz publiziert. Die Präsentationen und das Lernmodul porträtieren die Pionierinnen des Frauenstimmrechts bis zurück ins 19. Jahrhundert, zeigen die zentralen Entwicklungen und Entscheide auf dem Weg zur Einführung der politischen Rechte für Frauen und erläutern die Meilensteine der Gleichstellung in der Schweiz bis heute.

Auch das Bundesamt für Statistik (BFS) widmet den Statistiken zur Gleichstellung von Frau und Mann einige Seiten. Dort finden sich Informationen zu verschiedenen Themen, die in diesem Newsletter Demos nicht behandelt wurden, unter anderem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die unbezahlte Arbeit oder die Löhne.

Das BFS hat zudem mehrere aktuelle Publikationen zu den verschiedenen Themen der Gleichstellung von Frau und Mann veröffentlicht:

– Die Sektion Arbeit und Erwerbsleben hat ein BFS Aktuell zur Erwerbsbeteiligung der Frauenherausgegeben, in dem die Entwicklung zwischen 2010 und 2019 präsentiert wird.

– In den Ergebnissen der Omnibus-Erhebung 2019zur Umweltqualität und zum Umweltverhalten der Sektion Umwelt, Nachhaltige Entwicklung, Raum werden die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Wahrnehmung der Umwelt aufgezeigt.

– Die Sektion Politik, Kultur, Medien hat im Februar 2021 eine Studie veröffentlicht, die einen geschichtlichen Überblick über die eidgenössischen und kantonalen Wahlen zum Stimmrecht sowie deren Auswirkungen auf die politischen Vertretungen in der Schweiz gibt.

– Basierend auf der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017 hat die Sektion Gesundheit der Bevölkerung eine Analyse der Gesundheit nach Geschlecht veröffentlicht. Diese Studie fördert das Verständnis der gesundheitlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern, indem sie auch die sozialen Faktoren untersucht, die sich auf die Gesundheit auswirken.