Dieses Kapitel geht näher auf verschlossene, ablehnende oder ausgrenzende Einstellungen in Zusammenhang mit Vielfalt und Anderssein ein. Solche Haltungen sind zwar deutlich weniger verbreitet als die positiven Einstellungen, aber durchaus vorhanden (vgl. Kapitel 1.2). Die negativen Einstellungen stehen hier im Fokus, da sie die Integration und Partizipation bestimmter Bevölkerungsgruppen behindern und das Zusammenleben in der Schweizer Gesellschaft beeinträchtigen können.
Anhand von Indizes lassen sich die wichtigsten Einstellungen gegenüber Vielfalt in der Bevölkerung analysieren und im Zeitverlauf nachverfolgen. Sie konzentrieren sich auf eine Reihe negativer Einstellungen, die mit verschiedenen Aspekten des Rassismus und der Ablehnung von «Anderen» zusammenhängen, namentlich «klassischer» Rassismus Im Sinne eines Rassismus, der von unterschiedlichen, biologisch und genetisch bedingten menschlichen «Rassen» ausgeht: Er bedient sich einer wissenschaftlichen Argumentation und gibt vor, dass natürliche oder grundlegende Unterschiede bestehen. Eine detailliertere Beschreibung verschiedener Rassismusformen findet sich in Efionayi-Mäder, Denise und Ruedin, Didier (2017): Etat des lieux du racisme anti-Noir·e en Suisse, SFM Studies #67ff. Neuchâtel: Université de Neuchâtel. , Fremdenfeindlichkeit, Bedrohung, Feindseligkeit und negative Stereotype.
Wie werden die Indizes berechnet?
Die als Indizes präsentierten Grundkonzepte entsprechen mehreren gebündelten negativen Aussagen zu Minderheiten, ausländischen Staatsangehörigen sowie muslimischen, jüdischen und schwarzen Personen. Die Zustimmung zu den Aussagen wird auf einer Skala von 1 bis 4 oder 1 bis 6 gemessen. Auf dieser Basis wird für jede befragte Person pro Konzept ein Durchschnittswert berechnet. Dieser beträgt also bei den Einstellungen zwischen 1 und 4 und bei den Stereotypen zwischen 1 und 6. 1 drückt eine positive Einstellung aus, 4 eine negative. Bei den Stereotypen entspricht 1 einer schwach stereotypen Wahrnehmung und 6 einer stark stereotypen Wahrnehmung. Die allgemeinen Indexwerte entsprechen dem Mittel der individuellen Durchschnittswerte, die auf den zusammengefassten Antworten zu den verschiedenen Aussagen basieren. Teilweise Antwortausfälle werden auf Grundlage der Antworten derselben Person auf andere Fragen zum gleichen Konzept zufällig imputiert. Liegt zu einem Konzept keine Antwort vor, wird der Durchschnittswert einer anderen Person übernommen.
2.1 Überblick über die Indizes
Nachfolgend werden die Durchschnittswerte der Indizes von 2020 präsentiert und miteinander verglichen. So kann für ein bestimmtes Jahr ermittelt werden, welche ablehnende Einstellung besonders ausgeprägt ist und welche Situationen oder Personengruppen von diesen sozialen Spannungen betroffen sind.
Anhand der Analyse der verschiedenen Indizes lässt sich eine wiederkehrende, wichtige Erkenntnis der vergangenen deskriptiven Analysen auf Basis der Standardindikatoren bestätigen: Negative Einstellungen sind in der Bevölkerung weniger verbreitet als positive. Dies zeigt sich insbesondere im vergleichsweise tiefen Durchschnittswert des Index zur Messung rassistischer Einstellungen (1,4 von 4). Die Mittelwerte der anderen Indizes liegen alle bei rund 2,0 was ebenfalls darauf hinweist, dass negative Einstellungen wenig Zustimmung finden. Die detaillierten Ergebnisse dieser Indizes, die im nächsten Kapitel präsentiert werden (vgl. Kapitel 2.2), zeugen davon, dass positive Einstellungen im Vergleich zu negativen vorherrschen.
Obwohl die Werte der Indizes vergleichbar sind, gibt es statistisch signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten negativer Einstellungen. Rassistische Einstellungen sind weniger verbreitet als die anderen negativen Einstellungen gegenüber Diversität (Rassismus: 1,4; Feindseligkeit gegenüber bestimmten Personengruppen: 1,9–2,0; Fremdenfeindlichkeit: 2,1). Wenngleich die Gesamtwerte der Indizes zur Feindseligkeit diese Unterschiede nicht aufzuzeigen vermögen, wird bei detaillierter Betrachtung deutlich, dass die Einstellungen je nach betrachteter Personengruppe variieren. Muslimische Personen werden tendenziell häufiger negativ wahrgenommen (12%) als schwarze (8%) oder jüdische (6%). Werden nur die Personen mit einer stereotypen Wahrnehmung berücksichtigt, ist die Prävalenz von Stereotypen über muslimische (34%) und jüdische Personen (39%) höher als jene über schwarze Personen (20%).
Was feindselige Einstellungen betrifft, zeigt eine detaillierte Analyse der Antwortverteilung auf einer Skala von 1 (Ablehnung von feindseligen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu feindseligen Einstellungen) ähnliche Ergebnisse. Die starke Zustimmung zu feindseligen Einstellungen – zwischen 3,5 (starke Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung) – ist gegenüber der muslimischen Gemeinschaft verbreiteter als gegenüber schwarzen oder jüdischen Personen. 4% der Bevölkerung zeigen sich Musliminnen und Muslimen gegenüber feindselig; bei den anderen Gruppen beläuft sich der Anteil lediglich auf 2%.

Konzepte, Indizes und zugehörige Variablen1 T1
Konzepte | Indizes | Variablen und Bezeichnungen | Skalen |
---|---|---|---|
Rassismus | Rassistische Einstellungen |
Gestört fühlen im Alltag: Hautfarbe Gestört fühlen im Alltag: Religion Gestört fühlen im Alltag: Sprache Gestört fühlen im Alltag: Nationalität Gestört fühlen in der Arbeitswelt: Hautfarbe Gestört fühlen in der Arbeitswelt: Religion Gestört fühlen in der Arbeitswelt: Sprache Gestört fühlen in der Arbeitswelt: Nationalität Gestört fühlen durch Nachbarn: Hautfarbe Gestört fühlen durch Nachbarn: Religion Gestört fühlen durch Nachbarn: Sprache Gestört fühlen durch Nachbarn: Nationalität |
(1) überhaupt nicht störend (2) eher nicht störend (3) eher störend (4) sehr störend |
Fremden-feindlichkeit | Fremden-feindliche Einstellungen |
Wegen Ausländern auf der Strasse fühle ich mich nicht sicher Ausländer missbrauchen das System der Sozialleistungen Ausländer sind verantwortlich für die Zunahme der Arbeitslosigkeit Durch die Ausländer fühlt man sich in der Schweiz fremd Die ausländischen Kinder in der Schule verhindern eine gute Ausbildung der Schweizer Kinder Die Ausländer in der Schweiz sind für den Gang der Wirtschaft nötig ** Die Einwanderung von Ausländern fördert eine Denkweise, in der Männer bestimmen Die Ausländer müssen ihre eigene Kultur aufgeben Ausländer sollten ein Recht haben, enge Familienangehörige nachkommen zu lassen ** Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken In der Schweiz geborene Ausländer sollten automatisch eingebürgert werden können ** Ausländer sollten politische Mitspracherechte haben ** |
(1) überhaupt nicht einverstanden (2) eher nicht einverstanden (3) eher einverstanden (4) voll und ganz einverstanden |
Bedrohung | Gefühl der Bedrohung |
Bedroht fühlen durch Ausländer: generell Bedroht fühlen durch Ausländer: politische Konflikte Bedroht fühlen durch Ausländer: Arbeitsmarkt |
(1) überhaupt nicht einverstanden (2) eher nicht einverstanden (3) eher einverstanden (4) voll und ganz einverstanden |
Feindseligkeit | Feindselige Einstellung gegenüber muslimischen Personen |
Muslimen sollte die Zuwanderung in die Schweiz untersagt werden Muslimen sollte die Religionsausübung in der Schweiz verboten werden Es sollte besser keine Muslime in der Schweiz geben Die islamistischen Terroristen finden Rückhalt bei den Muslimen Muslime wollen die Scharia durchsetzen Muslime streben die Weltherrschaft an |
(1) überhaupt nicht einverstanden (2) eher nicht einverstanden (3) eher einverstanden (4) voll und ganz einverstanden |
Feindselige Einstellung gegenüber schwarzen Personen |
Es hat zu viele Schwarze in der Schweiz Die Schwarzen in der Schweiz tragen zur Zunahme der Kriminalität im Land bei Es ist nicht gut, wenn es zu viele Heiraten zwischen Schwarzen und Weissen gibt Man kann Schwarzen nicht wirklich trauen Schwarze, die sich nicht an unsere Lebensweise anpassen, sollte man ausschaffen An ihren Herkunftsländern sieht man, dass Schwarze auf fremde Hilfe angewiesen sind |
(1) überhaupt nicht einverstanden (2) eher nicht einverstanden (3) eher einverstanden (4) voll und ganz einverstanden |
|
Feindselige Einstellung gegenüber jüdischen Personen |
Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen mitschuldig Nach wie vor üben Juden zu viel Einfluss in der Welt aus Juden nutzen die Vernichtungspolitik der Nazis für ihren eigenen Vorteil aus Schweizer Juden sind gegenüber Israel loyaler als gegenüber der Schweiz Juden haben in der Schweiz zu viel Einfluss Für die Schweizer wäre es am besten, wenn alle Juden nach Israel gingen |
(1) überhaupt nicht einverstanden (2) eher nicht einverstanden (3) eher einverstanden (4) voll und ganz einverstanden |
|
Stereotypen | Negative Stereotypen gegenüber muslimischen Personen |
Muslime sind fanatisch Muslime sind aggressiv Muslime unterdrücken Frauen Muslime respektieren Menschenrechte nicht |
(1) dieser Stereotyp trifft kaum zu (–) (6) dieser Stereotyp trifft vollständig zu |
Negative Stereotypen gegenüber schwarzen Personen |
Schwarze sind nicht sehr arbeitswillig Schwarze sind gewalttätig Schwarze haben Schwierigkeiten, Regeln zu respektieren Schwarze sind auf ihren eigenen Vorteil aus |
(1) dieser Stereotyp trifft kaum zu (–) (6) dieser Stereotyp trifft vollständig zu |
|
Negative Stereotypen gegenüber jüdischen Personen |
Juden sind geldgierig Juden sind machthungrig Juden sind politisch radikal Juden bleiben zu sehr unter sich |
(1) dieser Stereotyp trifft kaum zu (–) (6) dieser Stereotyp trifft vollständig zu |
1 Da einige Indizes auf der Grundlage von positiven und negativen Aussagen erstellt
werden, musste die Antwortskala teilweise angepasst werden. Dies gilt insbesondere für den Index
«Fremdenfeindlichkeit», bei dem die Skala für die positiven Aussagen (**) umgekehrt wurde,
sodass 1 «Ablehnung von fremdenfeindlichen Einstellungen» und 4 «Zustimmung zu
fremdenfeindlichen Einstellungen» entspricht.
In Übereinstimmung mit dem Originaltext des
Erhebungsfragebogens wird in dieser Tabelle das generische Maskulin verwendet.
Quelle: BFS – Erhebung zum Zusammenleben in der Schweiz (ZidS)
© BFS 2021
2.2 Verteilung und zeitliche Entwicklung
In diesem Kapitel werden zunächst die detaillierten Ergebnisse der Indizes von 2020 präsentiert, d. h. die Verteilung der Antworten der Bevölkerung Die Erhebung wird bei einer repräsentativen Stichprobe der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz zwischen 15 und 88 Jahren durchgeführt. 2020 belief sich die ungewichtete Stichprobe auf n = 3258. auf einer Skala von 1 (positive Einstellung) bis 4 (negative Einstellung) bzw. 6 (starke Stereotype). Die analysierten negativen Einstellungen werden in drei Gruppen eingeteilt: Einstellungen gegenüber Diversität (Rassismus), Einstellungen gegenüber Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (Fremdenfeindlichkeit und Bedrohung) sowie Einstellungen gegenüber bestimmten Personengruppen (Feindseligkeit und Stereotype). Anschliessend werden die Indizes als Zeitreihen dargestellt, wobei die Ergebnisse von 2016, 2018 und 2020 verglichen werden. So lässt sich ermitteln, ob sich die Einstellungen im Zeitverlauf verändern oder ob sie stabil bleiben.
2.2.1 Einstellungen gegenüber Diversität: Rassismus
Das zentrale Konzept bei der Untersuchung negativer Einstellungen ist Rassismus. Es misst die Geringschätzung bestimmter Personen oder Gruppen aufgrund biologischer oder kultureller Merkmale. Diese Geringschätzung kann zu sozialer Ausgrenzung führen. gfs.bern (2014): Kurzbericht «Zusammenleben in der Schweiz 2010–2014» Verbreitung und Entwicklung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit und Judenfeindlichkeit Bern: gfs.bern. Mit dem Index zum Rassismus lässt sich diese Einstellung messen. Ausschlaggebend ist dabei das Gefühl, im Alltag, in der Nachbarschaft oder bei der Arbeit von «Anderen» gestört zu werden. Die betrachteten Gründe für das Gefühl, gestört zu werden, sind die Hautfarbe, die Sprache, die Religion und die Staatsangehörigkeit.
Der Mittelwert des Index zum Rassismus ▲ belief sich 2020 auf 1,4 (G2) auf einer Skala von 1 (Ablehnung von rassistischen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu rassistischen Einstellungen). Rassistische Einstellungen werden mehrheitlich klar abgelehnt. 69% der Bevölkerung liegen zwischen 1 (vollständige Ablehnung) und 1,5 (starke Ablehnung). Weitere 19% geben einen Wert zwischen 1,5 und 2 und 8% zwischen 2 und 2,5 an. Rassistische Einstellungen finden kaum Zustimmung, lediglich 0,4% der Bevölkerung positionieren sich zwischen 3,5 (starke Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung), und 1% zwischen 3 und 3,5. Mit jedem Schritt um 0,5 Punkte halbiert sich somit der Bevölkerungsanteil mit dem jeweiligen Indexwert. Der Medianwert, der die Stichprobe in zwei gleich grosse Hälften teilt, beläuft sich auf 1,25 (G1). Beim Index zum Rassismus ist die Verteilung relativ konzentriert, was darauf hinweist, dass die Bevölkerung rassistische Einstellungen überwiegend ablehnt.
Der Durchschnittswert des Indexes zu rassistischen Einstellungen ist von 1,5 im Jahr 2018 auf 1,4 im Jahr 2020 gesunken. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant.

2.2.2 Einstellungen gegenüber ausländischen Personen: Fremdenfeindlichkeit und Bedrohung
Als zweites Konzept wird die Fremdenfeindlichkeit gemessen. Dabei werden die negativen Einstellungen in der Schweiz gegenüber Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit untersucht. Wie die Konzepte zur Messung der negativen Einstellungen gegenüber bestimmten Personengruppen basiert auch das Konzept der Fremdenfeindlichkeit auf Stereotypen. Es unterscheidet sich jedoch von den anderen Konzepten durch die Ausdrucksform und die Ursachen der betrachteten Stereotype. In der vorliegenden Analyse bezieht sich Fremdenfeindlichkeit in erster Linie auf die (ausländische) Staatsangehörigkeit von Personen und wird anhand von Aussagen zur aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation in der Schweiz gemessen. gfs.bern (2014): Kurzbericht «Zusammenleben in der Schweiz 2010–2014» Verbreitung und Entwicklung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit und Judenfeindlichkeit, Seite 4. Bern: gfs.bern.
Der Mittelwert des Indexes zur Fremdenfeindlichkeit ▲, belief sich 2020 auf 2,1 (G3) auf einer Skala von 1 (Ablehnung von fremdenfeindlichen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu fremdenfeindlichen Einstellungen). Die individuellen Indexwerte sind anders verteilt als bei den rassistischen Einstellungen: Die vollständige Ablehnung (zwischen 1 und 1,5) ist hier nicht am häufigsten. 22% der Bevölkerung lehnen fremdenfeindliche Einstellungen vollständig ab (Wert zwischen 1 und 1,5). 30% der Bevölkerung verzeichnen einen Wert zwischen 1,5 und 2. Über diesen Wert hinaus sinken die Anteile, je höher der Indexwert, d. h. die Zustimmung zu fremdenfeindlichen Einstellungen, ausfällt. 25% liegen im Bereich zwischen 2 und 2,5 und damit in der neutralen Mitte. Insgesamt 56% der Bevölkerung weisen einen Wert zwischen 1,5 und 2,5 auf. Die Zustimmung zu fremdenfeindlichen Einstellungen, d. h. Werte über 2,5, ist weniger verbreitet. Bei 15% der Bevölkerung liegt der Durchschnittswert zwischen 2,5 und 3, bei 6% zwischen 3 und 3,5 und bei 2% zwischen 3,5 und 4. Der Medianwert beträgt 2,0.

In der Zeitspanne von 2016 bis 2020 lag der durchschnittliche Indexwert für die Fremdenfeindlichkeit 2016 und 2018 bei 2,2 und 2020 bei 2,1. Diese rückläufige Tendenz entspricht den mit den Standardindikatoren Statistikportal des BFS: www.statistik.ch → Statistiken finden → 01– Bevölkerung → Migration und Integration → Zusammenleben → Ausländerinnen und Ausländer gemessenen Ergebnissen, die jeweils nach den einzelnen Erhebungen veröffentlicht wurden (vgl. Kapitel 1.2).
Der Index, der das Gefühl der Bedrohung misst, zeigt eine weitere Facette negativer Einstellungen gegenüber ausländischen Staatsangehörigen auf. Er konzentriert sich auf die Ängste der Bevölkerung. Wenn sich letztere von in der Schweiz lebenden ausländischen Personen bedroht fühlt, kann sich dies in stärkeren fremdenfeindlichen oder rassistischen Einstellungen äussern. gfs.bern (2014): Kurzbericht «Zusammenleben in der Schweiz 2010–2014» Verbreitung und Entwicklung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit und Judenfeindlichkeit, Seite 33. Bern: gfs.bern.
Der Mittelwert des Indexes zum Gefühl der Bedrohung ▲ durch Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz▲, belief sich 2020 auf 2,0 (G4) auf einer Skala von 1 (kein Gefühl der Bedrohung) bis 4 (starkes Gefühl der Bedrohung). 27% der Bevölkerung bewegen sich zwischen 1 und 1,5 und fühlen sich somit von ausländischen Personen nicht bedroht, sei es im Allgemeinen, bei der Arbeit oder bei politischen Konflikten. Wie beim Index zur Fremdenfeindlichkeit sind Werte zwischen 1,5 und 2 am häufigsten (36% der Bevölkerung). Dieser Teil der Bevölkerung empfindet ein schwaches Gefühl der Bedrohung. Weitere 16% fühlen sich mit Indexwerten von 2 bis 2,5 ebenfalls nur wenig bedroht. Der Anteil der Bevölkerung, die sich von ausländischen Personen in der Schweiz bedroht fühlt, ist dagegen tiefer. Bei 16% der Bevölkerung liegt der Wert zwischen 2,5 und 3, bei 3% zwischen 3 und 3,5 und bei 2% zwischen 3,5 und 4. Der Medianwert beträgt 2,0.
Die Verteilung der Einzelwerte dieses Indexes ist mit jener des Index zur Messung der Fremdenfeindlichkeit vergleichbar. Die Durchschnittswerte der beiden Indizes sind sogar identisch, was sich mit der Ähnlichkeit der untersuchten Aspekte erklärt.

Beim Index zum Gefühl der Bedrohung durch ausländische Personen belief sich der Durchschnittswert 2016 auf 2,2, 2018 auf 2,1 und 2020 auf 2,0. Da die Unterschiede zwischen den einzelnen Erhebungen statistisch signifikant sind, kann festgehalten werden, dass das Gefühl der Bedrohung abnimmt.
2.2.3 Einstellungen gegenüber bestimmten Personengruppen: Feindseligkeit und negative Stereotype
Im gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontext konzentrieren sich soziale Spannungen auf Personen, die der muslimischen oder jüdischen Religion zugeordnet werden, sowie auf «sichtbare Minderheiten» wie schwarze Personen. Indem feindselige Einstellungen und negative Stereotype erfasst und in Zusammenhang gebracht werden, lässt sich die Einstellung der Bevölkerung gegenüber drei Personengruppen – muslimischen, schwarzen und jüdischen Personen – untersuchen.
Muslimische Personen
Der Mittelwert des Indexes, mit dem die feindselige Einstellung gegenüber muslimischen Personen ▲ gemessen wird, belief sich 2020 auf 2,0 (G5) auf einer Skala von 1 (Ablehnung von feindseligen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu feindseligen Einstellungen). Die Einstellungen gegenüber dieser Personengruppe sind häufiger positiv als negativ: Bei 37% der Bevölkerung liegt der Wert zwischen 1 (vollständige Ablehnung) und 1,5 (starke Ablehnung). Negative Einstellungen sind mit 4% zwischen 3,5 (starke Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung) bzw. 12% zwischen 3 (Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung) weniger verbreitet. 30% der Bevölkerung befinden sich auf der Skala zwischen 2 und 3 und haben folglich eine neutrale Einstellung. Der Medianwert dieses Indexes beträgt 1,8.

Beim Index zur Feindseligkeit gegenüber muslimischen Personen belief sich der Durchschnittswert 2016 auf 2,2, 2018 auf 2,1 und 2020 auf 2,0. Die Unterschiede zwischen den Jahreswerten sind statistisch signifikant. Die zunehmende Tendenz zu positiven Einstellungen zeigt sich auch am Anteil der Personen, die negative Aussagen ablehnen (Werte zwischen 1 und 1,5). Er ist in dieser Zeitspanne von 27% (2016) auf 30% (2018) und dann auf 37% (2020) gestiegen. Der Anteil der Bevölkerung, die mit den negativen Aussagen voll und ganz einverstanden ist (Werte zwischen 3,5 und 4), ist nur leicht zurückgegangen (2016 und 2018: 6%; 2020: 4%).
Stereotype, d. h. bestimmte Eigenschaften, die einer Gruppe verallgemeinernd zugeschrieben werden und sie dadurch von den anderen abgrenzen, sind eine spezielle Form der Einstellung gegenüber Diversität. Der Mittelwert des Indexes zu den negativen Stereotypen gegenüber muslimischen Personen ▲, belief sich 2020 auf 3,5 (G6) auf einer Skala von 1 (schwache Stereotype) bis 6 (starke Stereotype). Dieser Durchschnittswert liegt somit genau in der Mitte der Skala. 34% der Bevölkerung Eingeschränkte Bevölkerung: Personen, die eine bewertende Einstufung muslimischer Personen systematisch ablehnen (5%), werden nicht berücksichtigt. geben einen Wert zwischen 4 und 6 an und tendieren somit stark zu negativen Stereotypen gegenüber Musliminnen und Muslimen Die negativen Eigenschaften, die Musliminnen und Muslimen zugeschrieben werden und zu denen sich die befragten Personen im Hinblick auf die Erstellung des Indexes äussern mussten, waren Fanatismus, Aggressivität, Unterdrückung der Frauen und Missachtung der Menschenrechte. . Darüber hinaus ist der Bevölkerungsanteil, der Stereotype vollständig ablehnen, in Bezug auf muslimische Personen im Vergleich zu den anderen betrachteten Personengruppen am tiefsten (5% gegenüber 18% bezüglich schwarzen und 16% bezüglich jüdischen Personen).

Betreffend Musliminnen und Muslimen lassen sich die Einstellungen zudem danach unterscheiden, ob Personen bzw. die Personengruppe oder die Religion gemeint ist. Werden die Einstellungen gegenüber muslimischen Personen und jene gegenüber dem Islam separat analysiert, zeigt sich, dass sich negative Einstellungen überwiegend auf die Religion beziehen und weniger auf die Personen oder Gruppen, die ihr zugeordnet werden. Dies lässt sich aus dem Index zum Misstrauen gegenüber dem Islam Der Index zum Misstrauen gegenüber dem Islam wird anhand der von gfs.bern im Rahmen eines Pilotprojekts entwickelten Methode berechnet. Er beruht auf drei negativen Aussagen zu religiösen Aspekten oder direkt zum Islam. Die Berechnungsmethode basiert auf einer Gegenüberstellung der negativen Aussagen mittels einer Hauptkomponentenanalyse. ablesen. Im Zeitraum 2016–2018 war dieser Indexwert systematisch höher als der Indexwert zur Feindseligkeit gegenüber muslimischen Personen (ohne Bezug auf die Religion).
Schwarze Personen
Der Mittelwert des Indexes, mit dem die feindselige Einstellung gegenüber schwarzen Personen ▲ gemessen wird, belief sich 2020 auf 1,9 (G7) auf einer Skala von 1 (Ablehnung von feindseligen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu feindseligen Einstellungen). Wie die Einstellungen gegenüber Musliminnen und Muslimen sind auch jene gegenüber schwarzen Personen häufiger positiv als negativ. 37% der Bevölkerung liegen zwischen 1 (vollständige Ablehnung) und 1,5 (starke Ablehnung). Demgegenüber positionieren sich 2% zwischen 3,5 (starke Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung) bzw. 8% zwischen 3 (Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung); das sind 4 Prozentpunkte weniger als bei den muslimischen Personen. 32% der Bevölkerung liegen auf der Skala zwischen 2 und 3 und haben folglich eine neutrale Einstellung. Der Medianwert beträgt 1,8.

Der Mittelwert des Index zur Feindseligkeit gegenüber schwarzen Personen war in der Zeitspanne 2016–2020 tendenziell rückläufig. 2016 und 2018 belief er sich auf 2,1 und 2020 auf 1,9. Obwohl sich im Zeitverlauf eine Abnahme abzeichnet, sind die Unterschiede zwischen den Durchschnittswerten der einzelnen Jahre statistisch nicht signifikant. Wie bei den Einstellungen gegenüber muslimischen Personen ist der Anteil der Bevölkerung, die negative Aussagen vollständig ablehnt (Werte zwischen 1 und 1,5), von 29% im Jahr 2016 auf 33% im Jahr 2018 und auf 37% im Jahr 2020 angestiegen. Der Anteil der Bevölkerung, die mit den negativen Aussagen vollständig einverstanden ist (Werte zwischen 3,5 und 4), ist auf tiefem Niveau stabil geblieben (2% bis 4%).
Stereotype sind eine besondere Form der negativen Einstellung, die weniger stark ist als Feindseligkeit. Der Mittelwert des Indexes, mit dem negative Stereotype gegenüber schwarzen Personen ▲ gemessen werden, belief sich 2020 auf 3,1 (G8) auf einer Skala von 1 (schwache Stereotypen) bis 6 (starke Stereotypen). Der Anteil der Bevölkerung, Eingeschränkte Bevölkerung: Personen, die eine bewertende Einstufung schwarzer Personen systematisch ablehnen (18%), werden nicht berücksichtigt. die einen Wert zwischen 4 und 6 aufweist und somit negativen Stereotypen Die negativen Eigenschaften, die schwarzen Personen zugeschrieben werden und zu denen sich die befragten Personen im Hinblick auf die Erstellung des Indexes äussern mussten, waren Faulheit (wenig arbeitsam), Gewalt, Ausnutzung (auf den eigenen Vorteil bedacht) und Schwierigkeiten, Regeln einzuhalten. zustimmt, beläuft sich auf 20%. Obwohl unterschiedliche Gruppen betrachtet werden, Eingeschränkte Bevölkerung: Personen, die eine bewertende Einstufung systematisch ablehnen, werden nicht berücksichtigt. Ihr Anteil beläuft sich auf 5% in Bezug auf Musliminnen und Muslime, auf 16% in Bezug auf die jüdische und auf 18% in Bezug auf schwarze Personen. Folglich wurden je nach betrachteter Personengruppe nicht die gleichen Personen befragt. ist dieser Anteil weniger hoch als jener der Bevölkerung, die negativen Stereotypen zu muslimischen Personen zustimmt (34%).

Jüdische Personen
Der Mittelwert des Indexes, mit dem die feindselige Einstellung gegenüber jüdischen Personen (Antisemitismus) ▲ gemessen wird, belief sich 2020 auf 1,9 (G9) auf einer Skala von 1 (Ablehnung von feindseligen Einstellungen) bis 4 (Zustimmung zu feindseligen Einstellungen). Wie die Einstellungen gegenüber muslimischen und schwarzen Menschen sind auch jene gegenüber Jüdinnen und Juden häufiger positiv als negativ. Bei 34% der Bevölkerung liegt der Indexwert zwischen 1 (vollständige Ablehnung) und 1,5 (starke Ablehnung). Demgegenüber positionieren sich lediglich 2% zwischen 3,5 (starke Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung) bzw. 6% zwischen 3 (Zustimmung) und 4 (vollständige Zustimmung); das sind nahezu 6 Prozentpunkte weniger als bei den muslimischen Personen. 33% der Bevölkerung liegen zwischen 2 und 3 und haben folglich eine neutrale Einstellung. Der Medianwert beträgt 1,8, wie bei den Indizes zur Messung der feindseligen Einstellungen gegenüber schwarzen oder muslimischen Personen.

Der Mittelwert des Indexes zu jüdischen Personen (Antisemitismus) blieb zwischen 2016 und 2018 stabil bei 2,0 und sank 2020 auf 1,9. Dieser Rückgang ist statistisch signifikant. Anders als bei den Ergebnissen zu den muslimischen und schwarzen Personen ist der Anteil der Bevölkerung, die negative Einstellungen stark ablehnt (Werte zwischen 1 und 1,5), im Beobachtungszeitraum relativ stabil geblieben (zwischen 29% und 34%).
Der Mittelwert des Indexes, mit dem negative Stereotypen gegenüber jüdischen Personen ▲ gemessen werden, belief sich 2020 auf 3,6 (G10) auf einer Skala von 1 (schwache Stereotype) bis 6 (starke Stereotype). Von allen drei betrachteten Personengruppen sind die Jüdinnen und Juden grundsätzlich am stärksten mit negativen Stereotypen konfrontiert. 39% der Bevölkerung Eingeschränkte Bevölkerung: Personen, die eine bewertende Einstufung jüdischer Personen systematisch ablehnen (16%), werden nicht berücksichtigt. geben einen Wert zwischen 4 (eher starke Stereotype) und 6 (starke Stereotype) an und stimmen den vorgeschlagenen negativen Stereotypen Die negativen Eigenschaften, die Jüdinnen und Juden zugeschrieben werden und zu denen sich die befragten Personen im Hinblick auf die Erstellung des Indexes äussern mussten, waren Geldgier, Machthunger, politische Radikalität und Abgrenzung (zu sehr unter sich). zu jüdischen Personen somit stark zu (gegenüber 34% bei den muslimischen und 20% bei den schwarzen Personen).
