3 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen

In der Schweiz ist die Mehrsprachigkeit nicht nur in der Verfassung verankert, sondern wird von einer Mehrheit der Bevölkerung auch praktiziert. Im Vergleich zur Erhebung von 2014 ist diese inzwischen noch stärker verbreitet. So verwenden über zwei Drittel (68%, 2014: 64%) regelmässig mehr als eine Sprache (siehe Kasten unten); 38% brauchen regelmässig zwei, 21% drei, 6,4% vier und 1,7% fünf oder mehr Sprachen. 32% gaben an, eine einzige Sprache zu verwenden, wobei einige von ihnen zwar andere Sprachen benutzen, jedoch weniger als einmal in der Woche (Grafik 2). Dieser Anteil liegt in der französisch- (28%) und der italienischsprachigen Schweiz (30%) tiefer als in der Deutschschweiz (34%).  

In diesem Kapitel werden Deutsch und Schweizerdeutsch als eine einzige Sprache gezählt; das Gleiche gilt für Italienisch und Tessiner oder bündneritalienische Dialekte.

Die hier als «regelmässig verwendete Sprachen» bezeichneten Sprachen werden mindestens einmal pro Woche in mindestens einem der folgenden Kontexte gesprochen, ­geschrieben, ­gelesen oder gehört:

– innerhalb des Haushalts: mit der Partnerin oder
dem Partner oder mit Kindern

– ausserhalb des Haushalts: mit Familienmitgliedern
und mit Freundinnen und Freunden

– beim Fernsehschauen, Radiohören, Surfen im Internet

– beim schriftlichen Austausch über soziale Medien, SMS, E-Mails etc. Neue Frage in der ESRK 2019: Die Berücksichtigung der elektronischen Kommunikation trägt gesellschaftlichen Entwicklungen wie dem vermehrten Gebrauch dieser Medien Rechnung. Sie führt jedoch auch dazu, dass der Vergleich mit 2014 nicht uneingeschränkt möglich ist. Die hier gezeigten Unterschiede zwischen 2014 und 2019 sind aber auch ohne Einbezug dieses Kontexts signifikant.

– beim Lesen in der Freizeit

– bei der Arbeit

Hier findet demnach eine weite Definition von Mehrsprachigkeit Verwendung, was zu einer relativ hohen Anzahl Mehr­sprachiger führt.

Die Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen hängt unter anderem vom Alter, vom Bildungsstand und von der Herkunft ab. So ist die Einsprachigkeit bei den älteren Personen häufiger: Während 13% derjenigen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren und 18% im Alter zwischen 25 und 39 Jahren eine Sprache regelmässig verwenden, beläuft sich dieser Anteil bei den 40- bis 54-Jährigen auf 27%, bei den 55- bis 64-Jährigen auf 39%, bei den 65- bis 74-Jährigen auf 56% und bei den Menschen im Alter von 75 oder mehr Jahren auf 64% (Grafik 3).

Insgesamt, aber auch besonders in der jüngsten und in der ­ältesten Altersgruppe, hat sich der Anteil Personen, die eine einzige Sprache regelmässig verwenden, im Vergleich zu 2014 verringert. So waren es bei den 15- bis 24-Jährigen noch 21% und bei den über 74-Jährigen noch 70%.

Auch der Bildungsstand hat einen Einfluss auf die Anzahl Sprachen, die mindestens einmal pro Woche verwendet werden. Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe nannten häufiger mehrere regelmässig verwendete Sprachen als Personen mit tieferem Bildungsstand. Weniger als ein Viertel derjenigen mit Tertiär­abschluss verwenden eine Sprache, gegenüber 41% der Personen mit abgeschlossener Sekundarstufe II (Grafik 4). Unter der Bevölkerung ohne nachobligatorische Ausbildung hat sich der Anteil mit einer regelmässig verwendeten Sprache im Vergleich zu 2014 aber von 38% auf 28% deutlich verringert.

   

Der Migrationsstatus beeinflusst die Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen ebenfalls erheblich. Denn die Biografie, Begegnungen mit verschiedenen Men­schen und Wohnortswechsel sind entscheidend dafür, in­wiefern eine Person in Berührung mit verschiedenen Sprachen kommt. Personen mit Migrationshintergrund verwenden proportional häufiger regelmässig mehrere Sprachen: 41% der Erstmigrantinnen und -migranten sowie 49% der zweiten oder dritten Generation benutzen regelmässig mindestens drei Sprachen, ­während dies nur auf gut einen Fünftel der Personen ohne Migrationshintergrund zutrifft (21%). Hingegen verwenden 44% der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund nur eine Sprache regelmässig, gegenüber 14% der Erstmigrantinnen und -migranten und 12% der zweiten oder dritten Generation (Grafik 5).