4 Familiengründung

Die gewünschte Kinderzahl ist vom Modell mit zwei Kindern geprägt. Junge Erwachsene, die nur ein Kind möchten oder keine Kinder haben wollen, sind selten. Viele Frauen und Männer haben aber weniger Kinder als sie sich ursprünglich gewünscht haben. Rund ein Viertel bleibt kinderlos. Besonders hoch ist die Kinderlosigkeit bei den Frauen mit einem Tertiärabschluss. Seit mehreren Jahrzehnten erhöht sich das Alter bei Geburt des ersten Kindes konstant. Insbesondere Frauen und Männer mit einer Tertiärbildung warten mit der Familiengründung zu.

4.1 Wunsch und Wirklichkeit

Rund sieben von zehn Frauen (69%) und knapp zwei Drittel der Männer (62%) im Alter von 25 bis 80 Jahren sind Eltern von einem oder mehreren leiblichen oder adoptierten Kindern. Die zusammengefasste Geburtenziffer, die angibt, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens durchschnittlich zur Welt bringt, lag 2018 bei 1,52. Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung (BEVNAT).

Die persönlich gewünschte Kinderzahl ist von der Zwei-Kind-Norm geprägt. Fast zwei Drittel der (noch) kinderlosen Frauen und Männer im Alter von 20 bis 29 Jahren möchten zwei Kinder haben (Frauen: 61%, Männer: 62%). Ebenfalls relativ hoch, nämlich 27% (Frauen) bzw. 25% (Männer), ist der Anteil der 20- bis 29-Jährigen, die am liebsten drei oder mehr Kinder hätten. Hingegen gibt es nur wenige Frauen und Männer, die nur ein Kind wollen (2,5% bzw. 5,2%) oder kinderlos bleiben möchten (9,7% bzw. 8,0%, Grafik 4.1). Junge Frauen und Männer wünschen sich durchschnittlich 2,1 Kinder, dies entspräche der Anzahl Kinder pro Frau, die für den Generationenerhalt erforderlich wäre.

Die Kinderwünsche der 20- bis 29-Jährigen haben sich über die Zeit hinweg kaum verändert. Im Mikrozensus Familie in der Schweiz von 1994/95 gaben 6,1% der Frauen und 8,9% der Männer an, dass sie keine Kinder möchten. 3,3% der Frauen und 4,6% der Männer wollten ein Kind und 2,0% bzw. 1,2% wünschten sich ein bis zwei Kinder. Alle übrigen Frauen und Männer strebten eine Familie mit zwei oder mehr Kindern an. Die Frage war etwas anders formuliert. Es war auch möglich anzugeben 1 bis 2 Kinder, 2 bis 3 Kinder usw.

Da die zusammengefasste Geburtenziffer aber seit 1970 bei rund 1,5 Kindern pro Frau liegt, werden die Kinderwünsche offensichtlich im Laufe des Lebens nach unten korrigiert.

Um zu bestimmen, wie viele Frauen kinderlos bleiben oder eines bzw. mehrere Kinder geboren haben, muss sich die Analyse auf Frauen beschränken, die sich am Ende des gebärfähigen Alters befinden. Von den Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren sind 23% kinderlos und 15% haben ein Kind. Bei den 50- bis 59-Jährigen Männern sind die Anteile sehr ähnlich: 26% haben keine Kinder und 15% ein Kind (Grafik 4.1). Wird allerdings nach Bildungsstand unterschieden, werden Abweichungen zwischen den Geschlechtern erkennbar. Während sich die Anteile der Männer mit Tertiärbildung kaum von denen der Männer mit tieferem Bildungsstand unterscheiden, ist bei den Frauen eine Diskrepanz zu beobachten. Bei den Frauen mit Tertiärabschluss macht der Anteil der «Kinderlosen» 31% aus, während er bei den Frauen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II oder ohne nachobligatorische Ausbildung 20% beträgt (Grafik 4.2).

Die Kinderwünsche der 20- bis 29-Jährigen stimmen also nicht mit der tatsächlichen Anzahl Kinder der 50- bis 59-Jährigen überein. Die beiden Gruppen lassen sich zwar nicht direkt vergleichen, und die Frauen gehören unterschiedlichen Generationen an. Da aber die Kinderwünsche in den letzten 20 Jahren relativ stabil geblieben sind (siehe oben), liefern die Zahlen doch Hinweise dafür, dass es insbesondere den Frauen mit einem hohen Bildungsstand oft nicht gelingt, ihre ursprünglichen Kinderwünsche umzusetzen. Dieser Befund wird durch zahlreiche Studien aus der Schweiz und anderen westlichen Ländern gestützt. Siehe z. B. Régnier-Loilier, A., Vignoli, D. (2011). Fertility intentions and obstacles to their realization in France and Italy. Population-E, 66 (2), p. 361–390; Kapitány, B., Spéder, Z., Festy, P. (2012). Réalisation et évolution des intentions de fécondité dans quatre pays européens. Population (french edition), 67(4), p. 711–744.

4.2 Die Geburt des ersten Kindes

Das erste Kind kommt immer später: Bei den Geburtsjahrgängen 1939 bis 1948 hatten 71% der Frauen und 55% der Männer im Alter von 30 Jahren bereits mindestens ein Kind bekommen. Dieser Anteil ging kontinuierlich zurück und lag bei den zwischen 1979 und 1988 Geborenen bei 34% (Frauen) bzw. 22% (Männer).

Insbesondere Frauen und Männer mit einer Tertiärbildung warten mit der Familiengründung zu: Über alle Jahrgangsgruppen hinweg waren sie bei der Geburt des ersten Kindes seltener unter 30 Jahren als solche mit einem tieferen Bildungsstand.

Die Unterschiede haben sich bei den jüngeren Geburtsjahrgängen aber noch akzentuiert: Bei den zwischen 1979 und 1988 geborenen Frauen mit einem Tertiärabschluss haben 20% das erste Kind mit weniger als 30 Jahren zur Welt gebracht, während es bei den Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung 49% sind; also mehr als zweimal so viele.

Männer sind bei der Geburt des ersten Kindes generell etwas älter als Frauen. Auch bei ihnen ergibt sich ein klarer Zusammenhang mit dem Bildungsstand. Bei den Männern der Geburtsjahrgänge 1979 bis 1988 sind 16% mit einer Tertiärausbildung im Vergleich zu 31% mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung vor dem 30. Geburtstag zum ersten Mal Vater geworden. Die Zunahme der Unterschiede zwischen Personen mit Tertiärabschluss und solchen mit tieferem Bildungsstand bei den jüngeren Geburtsjahrgängen ist bei den Männern sogar noch etwas ausgeprägter als bei den Frauen (Grafik 4.3).

Diese Entwicklung lässt sich vermutlich auf den verbesserten Bildungsstand der Frauen zurückführen. Da früher wenig Frauen über einen Abschluss auf Tertiärstufe verfügten, waren viele Männer mit Universitätsabschluss mit einer Frau mit tieferem Bildungsstand zusammen. Inzwischen hat sich der Bildungsstand der Frauen verbessert und der Anteil der Männer mit Tertiärabschluss, die mit einer Frau mit gleichem Bildungsstand zusammenleben, ist angestiegen (siehe Kapitel 3.2). Da der Bildungsstand der beiden Partner den Zeitpunkt der Geburt des ersten Kindes beeinflusst und sowohl Frauen als auch Männer mit höherem Bildungsstand später Eltern werden, verstärkt sich der Einfluss des Bildungsstands auf das Alter der Männer zum Zeitpunkt des Vaterwerdens indirekt.

4.3 Welche Faktoren sind wichtig
beim Entscheid für ein Kind?

Gefragt nach den Aspekten, die einen starken oder sogar sehr starken Einfluss auf den Entscheid für ein Kind haben, nennen die 25- bis 39-Jährigen, die noch keine Kinder haben, die aber Kinder möchten, am häufigsten die Qualität der Beziehung (74%) sowie den eigenen Gesundheitszustand bzw. den Gesundheitszustand der Partnerin oder des Partners (61% und 65%). Die Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung spielt hingegen eine untergeordnete Rolle und beeinflusst den Entscheid nur bei 22% (Hausarbeit) bzw. 33% (Kinderbetreuung) der potentiellen Eltern. Allerdings gibt es klare Unterschiede nach Geschlecht und Bildungsstand.

Frauen und Männer mit einem Tertiärabschluss messen den genannten Aspekten generell eine grössere Bedeutung zu. Insbesondere die Qualität der Beziehung scheint für sie eine grosse Rolle zu spielen: 81% der Frauen und 78% der Männer mit Tertiärausbildung erachten diesen Aspekt als wichtig, im Vergleich zu 69% der Frauen und 65% der Männer mit einem niedrigeren Bildungsstand. Auch die Arbeitsbedingungen haben für Personen mit höherem Bildungsstand tendenziell eine grössere Bedeutung, wobei der Unterschied vor allem bei den Frauen deutlich ausfällt: Bei 48% der potentiellen Mütter mit Tertiärausbildung wird der Entscheid für ein Kind stark oder sehr stark von den Arbeitsbedingungen beeinflusst; bei den Frauen mit Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung sind es hingegen nur 40%.

Die Aufteilung der Kinderbetreuung – das Gleiche gilt für die Hausarbeit – sowie die Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind hauptsächlich für Frauen mit einem Tertiärabschluss wichtig: Bei rund der Hälfte beeinflussen sie den Entscheid für ein Kind stark oder sehr stark (Aufteilung der Kinderbetreuung: 42%, Kinderbetreuungsmöglichkeiten 57%). Bei den Frauen mit einem niedrigeren Bildungsstand sind die beiden Aspekte hingegen für 26% (Aufteilung der Kinderbetreuung) bzw. 51% (Kinderbetreuungsmöglichkeiten) ausschlaggebend. Die Männer messen der Aufteilung der Kinderbetreuung sowie den Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine geringere Bedeutung zu, wobei die Kinder­­betreuungs­möglichkeiten für die potentiellen Väter mit einem Tertiärabschluss tendenziell etwas wichtiger sind als für jene mit einem niedrigeren Bildungsstand (Grafik 4.4).

Die Mehrheit der (noch) kinderlosen 25- bis 39-Jährigen erwartet, dass ein Kind ihre Freude und Zufriedenheit im Leben erhöhen würde (59%), rechnet hingegen mit Einschränkungen bei der persönlichen Freiheit (61%) sowie in finanzieller Hinsicht (78%). Die Hälfte (50%) befürchtet zudem negative Auswirkungen eines Kindes auf die Berufsaussichten – wobei hier Geschlecht und Bildungsstand eine wichtige Rolle spielen. Bei den Frauen mit einem Tertiärabschluss rechnen 75% mit Karrierenachteilen, während es bei Frauen mit einem niedrigeren Bildungsstand nur 62% sind. Deutlich tiefer sind diese Anteile mit 37% (Tertiärabschluss) bzw. 30% (Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II oder keine nachobligatorische Ausbildung) bei den Männern (Grafik 4.5).

Die berücksichtigte Zielgruppe der (noch) kinderlosen 25- bis 39-Jährigen ist im Alter, in dem in der Regel eine Familie gegründet wird und befindet sich gleichzeitig in einer für die berufliche Laufbahn wichtigen Lebensphase. Besonders gut gebildete Frauen befürchten, ein Kind könnte negative Konsequenzen für ihr berufliches Weiterkommen haben. Eher erstaunlich ist, dass auch rund ein Drittel der Männer mit beruflichen Nachteilen rechnet, obwohl die Forschung bei ihnen eher von einer positiven Wirkung von Kindern auf die Karrierechancen ausgeht. Siehe z. B. Schubert, F., Engelage, S. (2010). Sind Kinder ein Karrierehindernis für Hochgebildete? Karriere und Familie bei Promovierten in der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie, 39(5), S. 380–401.

Interessant ist auch, dass Frauen und Männer, die gerne Kinder möchten, häufiger von negativen Effekten ausgehen, wenn sie einen Tertiärabschluss haben (51% gegenüber 40% der potentiellen Eltern mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II oder ohne nachobligatorische Ausbildung). Während Personen, die keine Kinder wollen, zwar generell häufiger mit negativen Auswirkungen rechnen, sind dort die Unterschiede nach dem Bildungsstand relativ klein (73% der Frauen und Männer mit Tertiärabschluss und 70% der Frauen und Männer mit Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II oder ohne nachobligatorische Ausbildung).

4.4 Kinderlosigkeit

Kinderlosigkeit ist in der Schweiz ein relativ verbreitetes Phänomen, rund ein Viertel der Frauen und Männer im Alter von 50 bis 80 Jahren haben keine leiblichen oder adoptierten Kinder. In diesem Kapitel werden kinderlose Männer von 50 bis 80 Jahren berücksichtigt. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Männer mit einer jüngeren Partnerin auch nach 50 Jahren noch Vater werden. 2019 hatten 2,1% der lebend geborenen Kinder einen Vater der 50 Jahre oder älter war (BEVNAT). Wie in Kapitel 4.1 bereits gezeigt, sind Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Tertiärstufe besonders oft kinderlos. Bei den Männern hat der Bildungsstand hingegen keinen Einfluss.

Die Kinderlosigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Neben einem bewussten Verzicht auf Kinder spielen auch äussere Faktoren wie Krankheit, Unfruchtbarkeit oder das Fehlen eines passenden Partners eine wichtige Rolle. Tatsächlich gibt es bei den Frauen mit einer Tertiärausbildung einen etwas höheren Anteil an 50- bis 80-Jährigen, die keine Partnerschaft gehabt haben, bei der sie während mindestens sieben Jahren mit dem Partner zusammengewohnt haben und die zumindest teilweise im Zeitraum zwischen ihrem 25. und 40. Lebensjahr angedauert hat: 22% im Vergleich zu 14% der Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung. Bei den Männern beträgt der Anteil 17% (Tertiärabschluss), bzw. 20% (Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung).

Grafik 4.6 zeigt, dass der Bildungsstand in Bezug zur Kinderlosigkeit insbesondere bei den Frauen, die im Alter von 25 bis 40 Jahren keine Partnerschaft gehabt haben, bei der sie während mindestens sieben Jahren mit dem Partner zusammengewohnt haben, eine Rolle spielt: Während in dieser Gruppe gut zwei Drittel (69%) der Frauen mit einem Tertiärabschluss keine Kinder haben, sind es bei den Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung etwas mehr als die Hälfte (54%). Allerdings bleiben Frauen mit Tertiärabschluss auch dann häufiger kinderlos, wenn sie während mindestens sieben Jahren mit einem Partner zusammengewohnt haben und diese Partnerschaft zumindest teilweise im Zeitraum zwischen ihrem 25. und 40. Lebensjahr angedauert hat: 16% im Vergleich zu 12% der Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung.

Ein weiterer Einflussfaktor ist die Herkunft: Das Geburtsland wirkt sich abhängig von Geschlecht und Bildungsstand unterschiedlich auf die Wahrscheinlichkeit aus, keine leiblichen oder adoptierten Kinder zu haben. Bei in der Schweiz geborenen Männern im Alter von 50 bis 80 Jahren ist der Anteil der Kinderlosen bei den Akademikern niedriger: 22% im Vergleich zu 28% bei den Männern mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung. Bei im Ausland geborenen Männern ist es genau umgekehrt: Der Anteil Kinderloser ist dort bei den 50- bis 80-Jährigen mit einem Tertiärabschluss höher (31%), als bei den 50- bis 80-Jährigen mit einem tieferen Bildungsabschluss (18%). Bei den Frauen sind Akademikerinnen häufiger kinderlos; unabhängig davon, ob sie in der Schweiz oder im Ausland geboren sind. Allerdings sind die Unterschiede in Abhängigkeit vom Bildungsstand bei den in der Schweiz geborenen Frauen deutlich ausgeprägter: Während der Anteil der Kinderlosen bei Frauen mit einem Ausbildungsabschluss auf Sekundarstufe II bzw. ohne nachobligatorische Ausbildung 19% beträgt, liegt er bei Frauen mit einer Tertiärbildung bei 30%.

In den Grossstädten ist der Anteil kinderloser Personen besonders hoch. In Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern und Winterthur sind 33% der Frauen und 36% der Männer im Alter von 50 bis 80 Jahren kinderlos, in kleineren Städten oder ländlichen Gemeinden ist es nur jede vierte oder fünfte Person.

Ebenfalls als bedeutsam für Kinderlosigkeit erweist sich die Religionszugehörigkeit: 50- bis 80-Jährige, die einer Religionsgemeinschaft angehören, sind seltener kinderlos, wobei hier die Anteile bei Frauen und Männern sehr ähnlich sind (Frauen: 19%, Männer: 22%, im Vergleich zu 26% bzw. 34% bei Frauen und Männern, die keiner Religionsgemeinschaft angehören).

Weitere Informationen zu den Kapiteln 4.1 - 4.4:
Kinderwunsch, Elternschaft

4.5 Medizinisch unterstützte Fortpflanzung

In der Schweiz kam das erste Baby nach einer In-vitro-Fertilisation (IVF) Befruchtung durch Zusammenführen von Eizellen und Spermien im Reagenzglas. In der Umgangssprache umfasst die In-Vitro-Fertilisation auch die ICSI-Methode, die darin besteht, ein Spermium direkt in eine Eizelle zu injizieren. Dies trifft auch auf diesen Abschnitt zu. 1985 zur Welt. Seither haben viele Paare diese Methode in Anspruch genommen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Zwischen 2002 und 2010 stieg die Zahl der Frauen, die sich einer IVF-Behandlung unterzogen, von rund 3500 auf 6500 pro Jahr an. Danach ging sie leicht zurück und belief sich 2018 auf 6012 Frauen. 2018 betrug das Durchschnittsalter der Frauen, die eine solche Behandlung begannen, 36 Jahre und jenes ihrer Partner 40 Jahre. Rund ein Drittel der behandelten Frauen brachten ein Kind zur Welt. Zurzeit werden jedes Jahr rund 2200 Kinder infolge einer in der Schweiz durchgeführten In-vitro-Fertilisation geboren, etwa 70 davon dank einer Samenspende. Etwa 2000 dieser Kinder haben eine in der Schweiz wohnhafte Mutter; dies entspricht etwas weniger als einer von 40 Geburten. Das revidierte Fortpflanzungsmedizingesetz, das die Präimplantationsdiagnostik gestattet, ist 2017 in Kraft getreten. 2018 liess sich eine Abnahme der Zahl der gleichzeitig in die Gebärmutter transferierten Embryonen und somit eine Änderung der medizinischen Praxis beobachten. Die Rate der IVF-bedingten Mehrlingsgeburten ist folglich ebenfalls zurückgegangen: 2018 betrug sie 8% gegenüber etwa dem Doppelten in den Jahren davor. Die Rate der Mehrlingsgeburten nach einer IVF ist jedoch in der Schweiz nach wie vor rund viermal höher als die durchschnittliche Mehrlingsgeburtenrate.

2018 gab knapp jede zehnte 50- bis 59-jährige Frau an, dass sie oder ihr Partner bereits eine Behandlung in Anspruch genommen hätten, um Kinder zu bekommen (z. B. Bestimmung des Eisprungs, Hormonbehandlung, IVF, Operation oder andere medizinische Behandlung).

Weitere Informationen zu Kapitel 4.5:
Medizinisch unterstütze Fortpflanzung

4.6 Adoptionen

Die Zahl der Adoptionen ist seit 1980 stark rückläufig (Grafik 4.7). 2019 wurden 462 Adoptionen verzeichnet, das entspricht rund fünf Adoptionen pro 1000 Lebendgeburten. Bei fast drei Viertel der Fälle handelt es sich um eine Adoption durch den Stiefvater. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen sowie auch jener der adoptierten erwachsenen Personen. 2019 waren 43% der adoptierten Personen zum Zeitpunkt der Adoption 20 Jahre oder älter, während Kinder unter 5 Jahren lediglich 9% der Adoptierten ausmachten. 2019 wurden 48 internationale Adoptionen gezählt, im Jahr 2006 waren es noch 335.

Per 1. Januar 2018 wurde das Mindestalter der adoptionswilligen Personen von 35 auf 28 Jahre gesenkt, und die Stiefkind­adoption wurde auf Personen in eingetragener Partnerschaft und auf solche ausgeweitet, die mit ihrer Konsensualpartnerin oder ihrem Konsensualpartner (des anderen oder des gleichen Geschlechts) zusammenwohnen.