Der vorliegende Bericht basiert auf den Daten der Erhebung 2016 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden (SSEE). Diese Erhebung umfasst Personen, die im Herbstsemester 2015/16 an einer Schweizer Hochschule (UH, FH und PH) auf einer der folgenden Studienstufen immatrikuliert waren: Bachelor, Master, andere Stufe Unter die Kategorie «andere Stufe» fallen Studierende, die ein Lehrdiplom für die Sekundarstufe II, Studienleistungen zwischen Bachelor- und Master oder ein Lizenziatsstudium (früheres System) absolvieren. . Doktorierende und Personen in Weiterbildungsstudien wurden nicht berücksichtigt.
In diesem Kapitel wird das Profil der Teilzeitstudierenden analysiert. Folgende beiden Fragen stehen dabei im Zentrum: Inwiefern unterscheiden sich Teilzeitstudierende von Vollzeitstudierenden? Und wie sind sie verglichen mit den Vollzeitstudierenden im Hochschulsystem verteilt? Zum besseren Verständnis wird zunächst erklärt, wie die Typologie der Teilzeitstudierenden aufgebaut ist. Anschliessend wird das Profil der Studierenden einerseits unter dem Gesichtspunkt ihrer soziodemografischen Merkmale und andererseits in Bezug auf institutionelle Aspekte untersucht. Zu Vergleichszwecken wird jeweils auch auf das Profil der Vollzeitstudierenden eingegangen.
1.1 Typologie der Teilzeitstudierenden
Die im vorliegenden Bericht verwendete Typologie der Teilzeitstudierenden basiert auf der Selbstdeklaration der Studierenden. Sie unterscheidet sich dadurch von anderen Analysen, die beispielsweise auf dem offiziellen Studienstatus Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (2018): Social and Economic Conditions of Student Life in Europe. Eurostudent VI 2016–2018. Bielefeld: WBV. Seiten 94 und 95; www.eurostudent.eu → results → comparative and national reports oder auf der Anzahl evaluierter Kreditpunkte pro Semester beruhen für nähere Angaben zum ASBOS-Projekt siehe Kasten auf der nächsten Seite . Im Gegensatz zum formellen Status der Studierenden, der ausschliesslich berufsbegleitende Studiengänge abdeckt, umfasst die Typologie sämtliche Formen des Teilzeitstudiums, also sowohl die formell geregelten berufsbegleitenden Studiengänge an den Fachhochschulen (FH) als auch Teilzeitstudien, die beispielsweise durch Gesundheitsprobleme oder Kinderbetreuung begründet sind (siehe Einleitung).
Die Typologie verwendet den Indikator Studienform, der auf zwei Variablen basiert (siehe Tabelle T1.1). Auf einer ersten Stufe wurde zwischen den Studienmodi «Vollzeitstudium» und «Teilzeitstudium/berufsbegleitendes Studium» unterschieden. Personen, die nach eigenen Angaben Vollzeit studieren, wurden der Kategorie «Vollzeit» (1. Kategorie) zugeteilt. Um die vielfältigen Studien- und Lebenssituationen der Teilzeitstudierenden zu berücksichtigen, wurde auf einer zweiten Stufe die Kategorie «Teilzeitstudium/‑berufsbegleitendes Studium» anhand der Selbstdeklaration der Studierenden zu ihrer prioritären Tätigkeit in zwei Gruppen unterteilt. Personen, die angaben, in den letzten zwölf Monaten einer Erwerbstätigkeit nachgegangen zu sein, zur Erwerbstätigkeit neben dem Studium siehe BFS (2017): Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen. Hauptbericht der Erhebung 2016 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden. Neuchâtel: BFS. Seite 39ff und der Ansicht sind, dass ihre Erwerbstätigkeit in ihrem Leben mehr Platz einnimmt als ihr Studium, wurden der Kategorie «Teilzeit, Fokus Erwerbstätigkeit» (3. Kategorie) zugewiesen. In die 2. Kategorie «Teilzeit, Fokus andere Tätigkeiten» fallen Studierende, deren Teilzeitstudium unterschiedlich und nicht hauptsächlich durch eine Erwerbstätigkeit begründet ist. Sie umfasst einerseits Studierende, die der Ansicht sind, dass ihr Studium einen grösseren Platz in ihrem Leben einnimmt als ihre Erwerbstätigkeit, und andererseits solche, die nach eigenen Angaben Teilzeit studieren, aber keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Da der Indikator Studienmodus stärker gewichtet wird als der Indikator Primäre Tätigkeit, wurden Vollzeitstudierende, bei denen die Erwerbstätigkeit mehr Platz einnimmt als das Studium, der Kategorie «Vollzeit» zugeordnet. Das betrifft allerdings nur einen kleinen Teil der Studierenden (2%).
Aufbau des Indikators StudienformT1.1
| Studienmodus | |||||
|---|---|---|---|---|---|
| Vollzeitstudium | Teilzeitstudium / berufsbegleitendes Studium | ||||
|
Erwerbstätigkeit neben Studium |
nicht erwerbstätig | I | II | ||
| ja | primäreTätigkeit | Ich bin hauptsächlich Student/in und bin neben meinem Studium berufstätig | I | II | |
| Ich bin hauptsächlich berufstätig und studiere neben meiner Erwerbstätigkeit | I | III | |||
Studienform
I = Vollzeit
II = Teilzeit, Fokus andere Tätigkeiten
III = Teilzeit, Fokus Erwerbstätigkeit
Quelle: BFS – SSEE 2016
© BFS 2020
Die Studierenden verteilen sich wie folgt auf die drei Kategorien: 78% Vollzeitstudierende, 10% Teilzeitstudierende mit Fokus andere Tätigkeiten und 12% Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit.
Obwohl diese Kategorisierung der Studienform auf der Selbstdeklaration der Studierenden beruht, bildet sie die effektive Situation doch sehr genau ab, wie die folgenden Analysen des Zeitbudgets und der Studienintensität zeigen.
Im Unterschied zu den Teilzeitstudierenden wendet die Mehrheit der Vollzeitstudierenden den grössten Teil ihres Zeitbudgets Das Zeitbudget entspricht dem zeitlichen Aufwand (gemessen in Stunden) für verschiedene Aktivitäten während einer typischen Semesterwoche (vollständige Definition siehe Kapitel 2). für das Studium auf. Vollzeitstudierende widmen den Lehrveranstaltungen und den sonstigen studienbezogenen Tätigkeiten durchschnittlich 38,7 Stunden pro Woche Der durchschnittliche wöchentliche Zeitaufwand aller Studierender für das Studium entspricht 35 Stunden. , Teilzeitstudierende mit Fokus andere Tätigkeiten 26,9 Stunden und Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit 19,7 Stunden.
Das BFS führt seit 2013 das Projekt Anpassung der Studierendenstatistik an das Bologna-System (ASBOS). Damit können die Studienleistungen auf Basis der evaluierten ECTS-Kreditpunkte erfasst sowie die Studienintensität und die studentische Mobilität analysiert werden. Um die Stichhaltigkeit der für diesen Bericht definierten Typologie der Studienform zu überprüfen, wurden die Quellen ASBOS und SSEE miteinander verknüpft. Die Typologie der Studienform wurde dem ASBOS-Indikator Studienintensität gegenübergestellt. Dieser Indikator drückt die Studienintensität in Prozenten aus, wobei 100% einer Studienleistung von 30 ECTS-Kreditpunkten pro Semester entsprechen. Um die Studienintensität zu berechnen, wurde für jede studierende Person die Anzahl der von der Hochschule pro Semester evaluierten ECTS-Punkte durch 30 geteilt. Anschliessend wurde der durchschnittliche Prozentsatz berechnet, der die Studienintensität verschiedener Gruppen von Studierenden angibt. Der so ermittelte Indikator bezieht UH- und PH-Studierende ein, nicht aber FH-Studierende
für eine detaillierte Beschreibung dieses Indikators siehe BFS (2016): Studienintensität und studentische Mobilität: Methoden und Resultate der ASBOS-Erhebung 2013/14. Neuchâtel: BFS. Seiten 37 und 38;
für aktuelle Ergebnisse siehe BFS (2020): Studienintensität und studentische Mobilität. 2013/ 2014–2017/ 2018. Neuchâtel: BFS
.
Grafik G1.2 stellt die Studienintensität (durchschnittlicher Prozentsatz) nach Hochschultyp, Studienstufe und Studienform dar. Daraus geht hervor, dass die Studienintensität unabhängig von Hochschultyp und Studienstufe von der Kategorie Vollzeit bis hin zur Kategorie Teilzeit, Fokus Erwerbstätigkeit kontinuierlich abnimmt. Mit Ausnahme des Unterschieds zwischen den beiden Kategorien der Teilzeitstudierenden in einem PH-Masterstudiengang sind alle anderen Unterschiede statistisch signifikant.
Bei der Gegenüberstellung der für diesen Bericht festgelegten Typologie mit den Daten des Zeitbudgets und den Administrativdaten des ASBOS-Projekts zeigt sich, dass die von den Studierenden selbst beurteilte Situation weitgehend mit der effektiven Studienform übereinstimmt. Folglich ist diese Typologie der Studienform nicht nur stichhaltig, sie bietet auch wichtige Zusatzinformationen für die Analyse jener Formen eines Teilzeitstudiums, die über ein berufsbegleitendes Studium hinausgehen.
1.2 Soziodemografische Merkmale
Das Profil der Teilzeitstudierenden wird anhand von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Migrationshintergrund untersucht. Auf der Grundlage dieser soziodemografischen Merkmale lassen sich die wichtigsten Unterschiede zwischen den Studierenden nach Studienform erkennen.
1.2.1 Alter und Geschlecht
Die Altersstruktur variiert je nach Studienform sehr stark. Während die meisten Vollzeitstudierenden zwischen 21 und 25 Jahre alt sind, verteilen sich die Teilzeitstudierenden unabhängig vom Fokus gleichmässiger auf die Altersgruppen (21–25 Jahre bis über 35 Jahre). 67% der Vollzeitstudierenden sind zwischen 21 und 25 Jahre alt, bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus andere Tätigkeiten fallen 41% in diese Altersgruppe, bei denjenigen mit Fokus Erwerbstätigkeit sogar nur 21%. Wie die folgenden Kapitel zum Zeitbudget, zur finanziellen Situation und zu den Lebensbedingungen zeigen, ist diese unterschiedliche Altersstruktur ein wichtiger Erklärungsfaktor für die Unterschiede zwischen den einzelnen Studienformen.
Weniger deutlich sind die Unterschiede nach Geschlecht. Der Frauenanteil in den verschiedenen Studierendengruppen und der Frauenanteil aller Studierenden weichen nur wenig voneinander ab. 52% aller Studierenden, 52% der Vollzeitstudierenden, 55% der Teilzeitstudierenden mit Fokus andere Tätigkeiten und 50% der Teilzeitstudierenden mit Fokus Erwerbstätigkeit sind Frauen. Die Unterschiede sind statistisch nicht signifikant.
Kombiniert man das Geschlecht mit dem Alter (siehe Grafik G1.4), fällt auf, dass die Altersverteilung der Frauen und Männer in den einzelnen Studienformen in etwa gleich ist. Personen über 35 Jahre sind bei den Teilzeitstudentinnen allerdings deutlich stärker vertreten als bei den Teilzeitstudenten. Besonders gross ist der Unterschied in der Kategorie Teilzeit, Fokus andere Tätigkeiten. Dort sind 15% der Studentinnen und nur 5% der Studenten älter als 35 Jahre. Das heisst: Frauen ab 35 Jahren, die ein Studium beginnen oder wieder aufnehmen, tun dies häufiger auf Teilzeitbasis als Männer im gleichen Alter.
1.2.2 Studierende mit Kinder
Teilzeitstudierende haben mit 11,9% (Fokus andere Tätigkeiten) bzw. 18,6% (Fokus Erwerbstätigkeit) häufiger Kinder als Vollzeit-studierende (1,9%). Diese Unterschiede hängen damit zusammen, dass sich die Altersstruktur der Studierenden wie oben bereits gezeigt je nach Studienform deutlich unterscheidet. So sind Vollzeitstudierende im Durchschnitt 24,2 Jahre alt, während das Durchschnittsalter bei den Teilzeitstudierenden 28,2 Jahre (Fokus andere Tätigkeiten) bzw. 31,7 Jahre (Fokus Erwerbstätigkeit) beträgt.
Bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus andere Tätigkeiten haben Frauen mit 17,4% deutlich häufiger Kinder als Männer (5,2%). Bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus Erwerbstätigkeit und bei den Vollzeitstudierenden unterscheiden sich Frauen und Männer bezüglich der Häufigkeit der Elternschaft nicht.
1.2.3 Soziale Herkunft und Migrationshintergrund
Die soziale Herkunft der Studierenden wird über die soziale Stellung der Eltern definiert. Die Studierenden wurden zu ihren Eltern, d. h. den Personen, bei denen sie aufgewachsen sind, befragt. Diese leitet sich vom höchsten Bildungsabschluss und der höchsten sozioprofessionellen Kategorie ab.
Allgemein haben die Eltern von Hochschulstudierenden verglichen mit der Wohnbevölkerung einen höheren Bildungsabschluss. siehe BFS (2017): Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen. Hauptbericht der Erhebung 2016 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden. Neuchâtel: BFS. Seite 18;siehe auch BFS (2018): Lebenslanges Lernen in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Aus- und Weiterbildung 2016. Neuchâtel: BFS. Seite 9 Es zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede nach Studienform. 46% aller Vollzeitstudierenden stammen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil über einen Hochschulabschluss verfügt. Bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus andere Aktivitäten liegt dieser Anteil bei 39%, bei jenen mit Fokus Erwerbstätigkeit bei 27%. Der Anteil Studierender, deren Eltern als höchsten Bildungsabschluss eine berufliche Grundbildung der Sekundarstufe II aufweisen, verteilt sich hingegen umgekehrt. Bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus Erwerbstätigkeit beträgt er 37%, bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus andere Aktivitäten 30% und bei den Vollzeitstudierenden 25%. Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass Teilzeitstudierende, vor allem jene, deren Fokus auf der Erwerbstätigkeit liegt, aus einem weniger privilegierten sozialen Umfeld stammen als Vollzeitstudierende.
Indem zur Bestimmung der sozialen Herkunft die höchste sozioprofessionelle Kategorie der Eltern herangezogen wird, kann die Analyse nach dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern verfeinert werden. Stellt man die soziale Herkunft auf die höchste sozioprofessionelle Kategorie der Eltern ab, verringern sich die Unterschiede zwischen den Studienformen Vollzeit und Teilzeit, Fokus andere Aktivitäten und sind statistisch nicht mehr signifikant. Die im Vergleich zu den Vollzeitstudierenden weniger privilegierte soziale Herkunft der Teilzeitstudierenden mit Fokus Erwerbstätigkeit bestätigt sich hingegen: Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit stammen viel seltener aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil der Kategorie freie und gleichgestellte Berufe angehört oder in der Kategorie akademische Berufe und oberes Kader arbeitet (4% bzw. 21%) als Vollzeitstudierende (10% bzw. 31%) und Teilzeitstudierende mit Fokus andere Tätigkeiten (7% bzw. 28%).
Die höchste sozioprofessionelle Kategorie basiert auf einer Kombination von drei Merkmalen, die sich auf die Eltern der Studierenden beziehen: ausgeübter Beruf, berufliche Stellung und höchster Bildungsabschluss. Zur Beschreibung der sozialen Herkunft der Studierenden wird in diesem Bericht die sozioprofessionelle Kategorie der Eltern und nicht jene getrennt nach Mutter und Vater verwendet. Gehören der Vater und die Mutter nicht der gleichen sozioprofessionellen Kategorie an (in 70% der Fälle), wird die höhere Kategorie berücksichtigt Die sozioprofessionellen Kategorien beziehen sich in der Regel nur auf Erwerbspersonen. Für die SSEE wurden sie aber auf alle Eltern, zu denen verwendbare Informationen vorliegen, angewandt, unabhängig davon, ob diese zum Erhebungszeitpunkt erwerbstätig waren oder nicht. Für weitere Informationen zum Aufbau dieser Nomenklatur siehe Dokumentation unter www.statistik.ch → Grundlagen und Erhebungen → Nomenklaturen → Sozioprofessionelle Kategorien 2010 .
Die unterschiedliche soziale Herkunft der Vollzeit- und der Teilzeitstudierenden lässt sich teilweise mit der Verteilung auf die verschiedenen Studienfächer erklären. In den Fachbereichen mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Studierenden aus einem privilegierten sozialen Umfeld für eine Analyse der sozialen Herkunft nach Fachbereich(sgruppe) siehe BFS (2017): Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen. Hauptbericht der Erhebung 2016 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden. Neuchâtel: BFS. Seiten 18ff sind Vollzeitstudierende ebenfalls stärker vertreten als Teilzeitstudierende. Dies ist zum Beispiel bei UH-Bachelor-Studierenden der Medizin und Pharmazie (99% Vollzeitstudierende) oder bei FH/PH-Bachelor-Studierenden im Fachbereich «Musik, Theater und andere Künste» (95% Vollzeitstudierende) der Fall (für eine Analyse nach Fachbereich und Studienstufe siehe Kapitel 1.3).
Für die Analyse des Migrationshintergrunds der Studierenden wird eine Typologie verwendet, die den Geburtsort und die Staatsangehörigkeit der Studierenden und ihrer Eltern sowie die Bildungsherkunft der Studierenden berücksichtigt (siehe Anhang A.2).
Der Migrationshintergrund der Studierenden unterscheidet sich leicht je nach Studienform. Im Ausland geborene Studierende der ersten Generation mit ausländischem Zulassungsausweis studieren häufiger Vollzeit (15%) als Teilzeit mit Fokus Erwerbstätigkeit (8%). Umgekehrt sind Studierende ohne Migrationshintergrund in der Kategorie Teilzeit, Fokus Erwerbstätigkeit (76%) häufiger vertreten als bei den Vollzeitstudierenden (69%). Zwischen dem Anteil Studierender ohne Migrationshintergrund der Gruppe Teilzeit, Fokus andere Tätigkeiten (72%) und den Vollzeitstudierenden (69%) oder der Gruppe Teilzeit, Fokus Erwerbstätigkeit (76%) besteht hingegen kein statistisch signifikanter Unterschied. Die Untervertretung der im Ausland geborenen Studierenden mit ausländischem Zulassungsausweis bei den Teilzeitstudierenden mit Fokus Erwerbstätigkeit hängt mit ihrem Migrationsverlauf zusammen. Oft sind sie zum Studieren in die Schweiz gekommen und beabsichtigen nicht, neben ihrem Studium zu arbeiten oder haben keine Arbeitsbewilligung. siehe BFS (2017): Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen. Hauptbericht der Erhebung 2016 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden. Neuchâtel: BFS. Seite 41
1.3 Hochschultyp, Studienstufe, Studienfach und Hochschule
Nachdem die Frage beantwortet wurde, wer die Teilzeitstudierenden sind, wird im Folgenden auf ihre Verteilung innerhalb des Schweizer Hochschulsystems eingegangen. Mit anderen Worten: Während die Teilzeitstudierenden im vorangehenden Kapitel nach bestimmten soziodemografischen Merkmalen beschrieben wurden, untersucht dieses Kapitel, ob und wie stark die Vollzeit- bzw. Teilzeitstudierenden in den verschiedenen Hochschultypen, Studienstufen, Fachbereichen bzw. Fachbereichsgruppen sowie an den einzelnen Hochschulen über- oder untervertreten sind.
1.3.1 Hochschultyp und Studienstufe
Je nach Hochschultyp zeigen sich bei der Studienform beträchtliche Unterschiede. 85% der an einer UH immatrikulierten Personen studieren Vollzeit. Bei den FH- oder PH-Studierenden sind es jeweils 68%. Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit machen nur gerade 6% aller UH-Studierenden aus, gegenüber 20% bei den FH- und 24% bei den PH-Studierenden. Die Differenz zwischen FH und PH ist statistisch nicht signifikant. Die grossen Abweichungen nach Hochschultyp liegen hauptsächlich im unterschiedlichen Studienaufbau begründet: An den FH und an den PH ist das berufsbegleitende Studium formell anerkannt, nicht so an den UH. An den Universitäten und den eidgenössischen technischen Hochschulen ist das Vollzeitstudium die Regel.
Die Verteilung der drei Studierendengruppen auf die verschiedenen Hochschultypen und Studienstufen vermittelt ein genaueres Bild. An den UH weichen die Anteile der Personen, die nach eigenen Angaben Vollzeit studieren, auf Stufe Bachelor und Master leicht voneinander ab (89% bzw. 79%). An den FH sind die Unterschiede etwas stärker ausgeprägt (69% bzw. 55%) und an den PH sogar sehr gross (89% bzw. 24%). Betrachtet man lediglich die Unterschiede nach Hochschultyp, so studieren sowohl an den FH als auch an den PH 68% der Immatrikulierten Vollzeit. Zusätzlich nach Studienstufe betrachtet, zeigen sich zwischen den Bachelor- und Master-Studierenden an den PH und denjenigen an den FH allerdings grosse Unterschiede. So machen an den PH auf Stufe Master Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit 58% aus, an den FH 25% (UH: 8%).
1.3.2 Fachbereich(sgruppe)
Die Studienform unterscheidet sich je nach UH-Fachbereichsgruppe und FH/PH-Fachbereich. Bei den UH-Bachelor-Studierenden sind Vollzeitstudierende in den Fachbereichsgruppen Medizin und Pharmazie (99%), Technische Wissenschaften (97%) sowie Exakte und Naturwissenschaften (95%) gemessen am UH-Durchschnitt (89%) übervertreten. In den Geistes- und Sozialwissenschaften (79%) sind sie hingegen untervertreten. Bei den UH-Masterstudierenden verhält es sich sehr ähnlich wie bei den UH-Bachelorstudierenden. Geistes- und Sozialwissenschaften weisen sowohl auf Stufe Bachelor als auch auf Stufe Master einen grösseren Anteil Teilzeitstudierende mit Fokus andere Tätigkeiten auf als Teilzeitstudierende mit Fokus Erwerbstätigkeit.
Bei den FH/PH-Studierenden fallen die Unterschiede nach Fachbereich deutlich grösser aus. Besonders auffällig sind die Unterschiede auf Stufe Bachelor. Dort reicht der Anteil der Vollzeitstudierenden von 52% im Fachbereich Wirtschaft und Dienstleistungen bis 95% in den Fachbereichen Musik, Theater und andere Künste sowie Design. Die markantesten Unterschiede sind hingegen im FH/PH-Masterstudium zu beobachten, wo die Vollzeitstudierenden zwischen 18% (Soziale Arbeit) und 86% (Design) ausmachen. Diese Ergebnisse sind kennzeichnend für die grosse Heterogenität zwischen den Fachbereichen und den Studienstufen der FH und PH. Wie die Analyse der Studienform nach Fachbereich und Studienstufe zeigt, bestehen an den FH und den PH sowohl beim Studieninhalt und -aufbau als auch in Bezug auf die Lebensbedingungen der Studierenden sehr grosse Unterschiede.
1.3.3 Hochschulen
Da sich die Hochschulen in Bezug auf formelle Studienregelungen, das Profil der Studierenden und die Fachbereiche unterscheiden, variiert auch die Studienform je nach Hochschule. Die auf der Selbstdeklaration der Studierenden basierende Analyse, die für die UH und die FH/PH getrennt vorgenommen wurde, beleuchtet diese hochschulspezifischen Unterschiede genauer.
Bei den UH sind die Vollzeitstudierenden an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), der Universität Lausanne (UNIL), der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) und der Universität Genf (UNIGE) übervertreten. Untervertreten sind sie hingegen an der Universität Luzern (UNILU), der Universität Zürich (UZH), der Universität Basel (UNIBAS) und der Universität Bern (UNIBE). Die universitären Fernstudien Schweiz (FS-CH) stellen betreffend Studienform einen Sonderfall dar, da die grosse Mehrheit der an dieser Hochschule immatrikulierten Personen Teilzeit studiert. Die Unterschiede zwischen den Hochschulen in der Westschweiz und denjenigen in der Deutschschweiz für ähnliche Resultate auf Basis der Daten des ASBOS-Projekts siehe BFS (2016): Studienintensität und studentische Mobilität. Studienjahre 2013/2014 und 2014/2015. Neuchâtel: BFS. Seite 12 sind auf institutionelle Faktoren (u. a. Angebot der Studienfächer an den Hochschulen) und auf die Merkmale der Studierenden (Durchschnittsalter an den Hochschulen, soziale Herkunft, Migrationshintergrund) zurückzuführen. Möglich wäre aber auch, dass bei den formellen Studienregelungen und dem Studienaufbau regionale Unterschiede bestehen. Diese müssten jedoch genauer untersucht werden.
An den FH/PH sind die Vollzeitstudierenden einzig an der HES‑SO übervertreten. An der SUPSI sowie in geringerem Masse an der Fachhochschule Zentralschweiz (FHZ), der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Zürcher Fachhochschule (ZFH) sind sie hingegen untervertreten. Die Kalaidos Fachhochschule (KAL) stellt einen Sonderfall dar, da die Studierenden dort grossmehrheitlich Teilzeit studieren. Auch bei den FH/PH lassen sich diese Gegensätze zwischen den Hochschulen in der Deutschschweiz und der SUPSI einerseits und der HES-SO andererseits teilweise mit den Altersunterschieden der Studierenden und dem Studienangebot erklären. Ein weiterer Grund sind regionale Unterschiede beim Studienaufbau.