3 Gesundheitszustand der Bevölkerung

3.1 Allgemeiner Gesundheitszustand und Mortalität

Männer Frauen
Lebenserwartung bei Geburt, in Jahren (2018) 81,7 85,4
Lebenserwartung in guter Gesundheit bei Geburt, in Jahren (2017) 69,8 70,8
(sehr) guter selbst wahrgenommener ­Gesundheitszustand1 (2017) 85,9% 83,5%
dauerhaftes Gesundheitsproblem1 (2017) 30,5% 34,7%
Todesfälle, Total (2017) 32 405 34 566
 Herz-Kreislauf-Erkrankungen 9 589 11 453
 Krebs 9 523 7 772
 Demenz 2 079 4 509
 Unfälle 1 324 1 210

1 Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten

Quellen: BFS – SGB, BEVNAT, STATPOP, CoD

© BFS 2020

Seit 1990 ist die Lebenserwartung bei Geburt bei den Männern um 7,7 Jahre und bei den Frauen um 4,6 Jahre angestiegen. Sie ist eine der höchsten der Welt. Die Lebenserwartung in guter Gesundheit beträgt rund 70 Jahre. Sie bezieht sich auf den selbst wahr­genommenen Gesundheitszustand und ist bei Männern und Frauen ­praktisch gleich hoch.

  

86% der Männer und 84% der Frauen schätzen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Der Anteil der Personen mit chronischen Gesundheitsproblemen steigt von der jüngsten zur ältesten Altersgruppe um das Dreifache an.

Rücken- oder Kreuzschmerzen sowie eine allgemeine Schwäche sind die häufigsten körperlichen Beschwerden: Zwei von fünf Personen leiden daran.

Die Grafik zeigt die relative Bedeutung der Todesursachen je nach Altersgruppen. Im Detail: In den ersten beiden Lebensjahren über­wiegen die angeborenen Krankheiten als Todesursache. Im Alter ­zwischen 2 und 15 Jahren verteilen sich die sehr seltenen Todesfälle auf eine Vielzahl von Todesursachen. Bei den Jugendlichen und ­jungen Erwachsenen ab 16 Jahren überwiegen Unfälle und Suizid. Bei Frauen über 30 Jahren sowie bei Männern über 40 Jahren ist Krebs die häufigste Todesursache. Dieser wird ab etwa dem 80. Alters­jahr durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen abgelöst.

Krebs ist die Hauptursache für vorzeitige Sterblichkeit (vor 70 Jahren): Bei den Männern gehen 28% und bei den Frauen 47% der verlorenen potenziellen Lebensjahre (VPL) auf das Konto dieser Krankheit. Unfälle und andere Gewalteinwirkungen sind die zweithäufigste Ursache für vorzeitige Sterblichkeit. Seit 1970 hat sich die standardisierte Sterberate mehr als halbiert. Bei den Herz-Kreis­­lauf- Erkrankungen sank sie um nahezu drei Viertel und bei den Krebs­erkrankungen um knapp zwei Fünftel.

3.2 Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes

Männer Frauen
wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hospitalisierte Personen (2017) 64 030 48 562
Todesfälle infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (2017) 9 589 11 453
akuter Myokardinfarkt (Anzahl Fälle 2017) 9 686 5 078
Schlaganfall (Anzahl Fälle 2017) 8 060 7 318
Bluthochdruck1 (2017) 19,2% 16,0%
zu hoher Cholesterinspiegel1 (2017) 14,3% 10,8%
Diabetes1 (2017) 5,4% 3,5%

1 Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten

Quellen: BFS – MS, CoD, SGB

© BFS 2020

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen die dritthäufigste Hospitalisierungsursache und die häufigste Todesursache dar. Seit 2002 ist die Zahl der Spitaleinweisungen infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 17% angestiegen. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die Bevölkerungszunahme und -alterung zurückzuführen. Die Todesfälle infolge dieser Erkrankungen gingen im gleichen Zeitraum hingegen um 11% zurück. 2017 erlitten 14 764 Personen, zwei Drittel davon Männer, einen akuten Myokardinfarkt und 2261 starben an dessen Folgen. 15 378 Personen (davon etwas mehr als die Hälfte Männer) wurden Opfer eines Schlaganfalls; 2816 starben daran.

Der Anteil der Personen mit Bluthochdruck ist zwischen 1992 und 2017 von 14% auf 18% angestiegen. Ebenso erhöhte sich der Anteil der Personen mit einem zu hohen Cholesterinspiegel von 9% im Jahr 2002 auf 13% im Jahr 2017.

2017 litten 5% der Männer an Diabetes (2007: 4%). Bei den Frauen ist dieser Anteil in diesem Zeitraum stabil geblieben (3%). Bildungsschwache Personen haben ein doppelt so hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken, wie Personen mit einem Tertiärabschluss (8% gegenüber 4%).

3.3 Krebs

2012–20161 Männer Frauen
neue Fälle Todesfälle neue Fälle Todesfälle
alle Krebsarten 22 400 9 293 19 290 7 586
Lunge, Bronchien, Luftröhre 2 678 1 986 1 750 1 204
Brust 6 163 1 373
Prostata 6 098 1 316
Dickdarm 2 478 915 1 938 753
Hautmelanom 1 465 197 1 301 131
Krebserkrankungen bei Kindern2 (alle Arten) 119 13 96 10

1 Jahresdurchschnitt in diesem Zeitraum
2 0 bis 14-Jährige

Quelle: BFS, NICER, KKR, SKKR – Nationale Krebsstatistik

© BFS 2020

Jedes Jahr werden mehr als 40 000 neue Krebsdiagnosen gestellt. Mehr als jede fünfte Person erkrankt vor dem 70. Altersjahr an Krebs. Die Neuerkrankungsrate bei den Frauen nimmt nur langsam zu. Bei den Männern ist sie zunächst gestiegen und seit dem vorletzten Beobachtungszeitraum wieder gesunken. Bei Männern ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung, bei Frauen ist es Brustkrebs.

Jedes Jahr erkranken ungefähr 215 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren an Krebs und ungefähr 23 sterben daran. Leukämien (32%) und Tumore des zentralen Nervensystems (22%) sind die zwei häufigsten Krebsarten bei Kindern.

3.4 Erkrankungen des Bewegungsapparates

2018 Männer Frauen
wegen Erkrankungen des Bewegungsapparates ­hospitalisierte Personen 67 726 82 379
 Hüftgelenkprothese 11 072 14 007
 Kniegelenkprothese 8 305 11 912

Quelle: BFS – Medizinische Statistik der Krankenhäuser (MS)

© BFS 2020

Die Erkrankungen des Bewegungsapparates sind nach den Verletzungen der zweithäufigste Hospitalisierungsgrund. Von diesen ­Spitaleinweisungen sind 54% auf Gelenkerkrankungen der Glied­massen (Arthrosen, Arthritis) und 23% auf Rückenleiden zurück­zuführen. Manchmal muss eine Prothese eingesetzt werden. 2018 wurden 25 079 Personen für die Implantation einer Hüftgelenk­prothese hospitalisiert. Das sind 64% mehr als im Jahr 2002. Kniegelenkprothesen werden weniger häufig eingesetzt (20 217).

3.5 Infektionskrankheiten

2018
neue HIV-Diagnosen 425
neue HIV-Diagnosen/100 000 Einwohner 5,0
neue Tuberkulosefälle 513
neue Tuberkulosefälle/100 000 Einwohner 6,0

Quelle: BAG – Meldesystem der meldepflichtigen Infektionskrankheiten

© BFS 2020

Die Zahl der neu diagnostizierten Fälle des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) ist seit 2009 im Sinken begriffen. Bereits in den 1990er-Jahren wurde ein starker Rückgang beobachtet. Im Jahr 2018 betrafen 42% der neuen Diagnosen Männer, die Sex mit Männern hatten.

Die Zahl der neuen Tuberkulosefälle hat seit den 1980er-Jahren um das Zweieinhalbfache abgenommen. Seit 2005 ist sie jedoch nicht mehr rückläufig. Seither wurden pro Jahr 500 bis 600 Fälle registriert. Zwei Drittel der Tuberkulosefälle treten bei Personen ausländischer Herkunft auf.

3.6 Psychische Gesundheit

Männer Frauen
mittlere oder hohe psychische Belastung1 (2017) 11,7% 18,3%
Major Depression1 (2017) 7,8% 9,5%
Behandlung infolge psychischer Probleme1 (2017) 4,4% 7,7%
Suizid, ohne assistierten Suizid (2017) 773 270

1 Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten

Quellen: BFS – SGB, CoD

© BFS 2020

Die grosse Mehrheit der Bevölkerung empfindet sehr viel häufiger positive als negative Gefühle. 15% der Bevölkerung weisen jedoch Symptome einer mittleren (11%) oder hohen (4%) psychischen Belastung auf. Die Depression ist die häufigste psychische Krankheit. 8% der Männer und 10% der Frauen litten 2017 an einer mittleren bis schweren Depression (Major Depression). Der Anteil der betroffenen Personen nimmt mit zunehmendem Alter tendenziell ab.


Im Jahr 2017 starben 1043 Personen (davon 74% Männer) durch Suizid, die Fälle von assistiertem Suizid nicht mitgerechnet. Die alters­standardisierte Sterbeziffer für Suizid ist seit 1995 um mehr als zwei Fünftel zurückgegangen. Bei den Männern steigt die Suizidrate mit dem Alter stark an. Wird bei der Suizidmeldung eine Begleitkrankheit angegeben, so ist es in sechs von zehn Fällen eine Depression.

3.7 Behinderungen

% Personen
Sehvermögen: starke oder vollständige Einschränkung1 (2017) 1,1 77 000
Hörvermögen: starke oder vollständige Einschränkung1 (2017) 1,1 78 000
Gehvermögen: kann nicht gehen oder nur einige Schritte1 (2017) 1,0 67 000
Sprechvermögen: starke oder vollständige ­Einschränkung1 (2017) 0,4 28 000
Menschen mit Behinderungen1 (2017) 18,0 1 264 000
 stark eingeschränkt 4,1 285 000
IV-Rentenempfänger/innen (31.12.2018) 217 900

1 Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten

Quellen: BFS – SGB; BSV – IV-Statistik

© BFS 2020

Funktionelle Einschränkungen nehmen mit steigendem Alter stark zu. Einschränkungen des Sehvermögens betreffen etwa 77 000 Personen, wovon 35 000 Personen 65 Jahre alt oder älter sind. Rund 1 300 000 Personen gelten nach der Definition des Behindertengleichstellungsgesetzes als behindert. 300 000 von ihnen sind bei gewöhnlichen Aktivitäten stark eingeschränkt.

3.8 Unfälle

Männer Frauen
Unfälle im Haus, im Garten, beim Sport oder beim Spiel1 (2017) 19,0% 14,5%
Arbeitsunfälle2 (2017) 7,2% 3,8%
Strassenverkehrsunfälle1 (2017) 2,2% 1,5%
bei Strassenverkehrsunfällen verstorbene Personen (2018) 172 61

1 Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten
2 Erwerbstätige ab 15 Jahren

Quellen: BFS – SGB, SVU

© BFS 2020

Unfälle zählen zu den Hauptursachen vorzeitiger Sterblichkeit und sind die häufigste Hospitalisierungsursache. Am häufigsten verunfallen Personen im Haus, im Garten, beim Sport oder beim Spiel. Oftmals handelt es sich bei den Unfällen um Stürze. Erwerbstätige Männer erleiden fast doppelt so häufig Arbeitsunfälle wie Frauen (7% gegenüber 4%). Knapp 2% der Bevölkerung werden Opfer eines Verkehrsunfalls. Im Jahr 2018 starben 233 Personen bei Strassen- ­verkehrsunfällen, nahezu drei Viertel waren Männer.

3.9 Geburten und Gesundheit der Neugeborenen

2018
Lebendgeburten 87 851
Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt 32,0
Kaiserschnittrate 32,1%
Frühgeburten ( 7,0%
Neugeborene mit niedrigem Gewicht (<2500g) 6,5%
Totgeburten 4,3‰
Säuglingssterblichkeit 3,3‰

Quellen: BFS – BEVNAT, MS, CoD

© BFS 2020

Das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt steigt seit 1970 kontinuierlich an. 2018 entfielen weniger als 30% der Geburten auf Frauen unter 30 Jahren, 1970 waren es noch knapp 70%. Wenn Frauen ihre Kinder später bekommen, hat das unter anderem eine Abnahme der Fruchtbarkeit sowie eine Zunahme bestimmter Risiken wie ­spontane Zwillingsschwangerschaften oder Chromoso­me­na­nomalien zur Folge.

96% der Geburten erfolgen im Spital, ein Drittel davon per Kaiserschnitt. Die Kaiserschnittrate ist in bestimmten Regionen doppelt so hoch wie in anderen.

2018 sind 287 Säuglinge und Kleinkinder im ersten Lebensjahr gestorben, was einer Sterberate von 3,3 auf 1000 Lebendgeburten entspricht. Etwas weniger als die Hälfte dieser Todesfälle ereignete sich innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt. Betroffen sind vor allem Kinder mit sehr tiefem Geburtsgewicht und deutlich zu früh Geborene. Im gleichen Jahr wurden 381 Totgeburten verzeichnet.