Angesichts der hohen Nachfrage nach Lehrkräften wird eingangs untersucht, wie viele der Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung nach 5 Jahren noch im Lehrberuf tätig sind, was nicht bedeutet, dass die Abwesenheit dauerhaft sein wird. Für Betrachtungen dieser Art bieten sich Verlaufsanalysen auf Basis von Registerdaten an (LABB). Absolvent/innen, die keinen Lehrberuf ausüben, können im weitesten Sinne als Reservoir an Lehrkräften betrachtet werden. Um dieses Reservoir besser verstehen zu können, wird eine Unterscheidung anhand des Arbeitsmarktstatus vorgenommen. Dabei wird differenziert, ob Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung einer anderen beruflichen Erwerbstätigkeit nachgehen, ob sie erwerbslos oder erwerbsverzichtend sind. Erwerbsverzichtend sind Nichterwerbspersonen, die entweder nicht arbeitssuchend oder auf Arbeitssuche sind, aber innerhalb der nächsten vier Wochen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen.
In teilzeiterwerbstätigen Lehrkräften kann ebenfalls ein zusätzliches Arbeitskräftereservoir gesehen werden. Dies betrifft insbesondere Lehrkräfte, die angeben, dass sie unterbeschäftigt sind, also ihren Beschäftigungsgrad erhöhen wollen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch überbeschäftigte Lehrkräfte, die ihr Arbeitspensum reduzieren möchten. Um zu ermitteln, wie viele zusätzliche Vollzeitstellen durch Lehrkräfte besetzt werden könnten, wenn alle nach erwünschtem Beschäftigungsgrad angestellt wären, wird eine Bilanzierung der Unter- und Überbeschäftigung vorgenommen.
Die Grafik G2.1 zeigt eine schematische Aufteilung der Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung gemäss des Arbeitsmarktstatus (orange) und des Beschäftigungsausmasses (grün).

2.1 Arbeitsmarktstatus
In diesem Unterkapitel werden eingangs die Anteile an erwerbstätigen Lehrkräften der Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung behandelt. Im Anschluss wird ein Teil des oben beschriebenen Reservoirs an zusätzlichen Lehrkräften ausgewiesen. Dabei handelt es sich um Erwerbstätige in anderen beruflichen Tätigkeiten, Erwerbslose und Nichterwerbspersonen.

2.1.1 Erwerbstätige Lehrkräfte
Der Anteil an Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung, die als Lehrkräfte erwerbstätig sind, fällt nach Fachrichtung betrachtet unterschiedlich aus. Von den Absolvent/innen der Fachrichtung Vorschul- und Primarstufe sind ein Jahr nach Abschluss 95% als Lehrkraft erwerbstätig. Dieser Anteil fällt bei der Fachrichtung Sekundarstufe I mit 89% etwas niedriger und bei der Sekundarstufe II mit 77% am niedrigsten aus. Die Anteile bewegen sich vier Jahre später auf einem ähnlichen Niveau (93% Vorschul- und Primarstufe; 89% Sekundarstufe I; 77% Sekundarstufe II). Für die Ausbildung zur Lehrkraft an Maturitätsschulen auf der Sekundarstufe II, ist ein Masterabschluss eine Voraussetzung. Nach dem Abschluss sind die Absolvent/innen nur befugt in den Fächern zu unterrichten, in denen sie ihren Masterabschluss absolviert haben. Das Stellenangebot an Gymnasien unterscheidet sich nach Unterrichtsfach, was u. U. erklärt, warum Absolvent/innen der Fachrichtung Sekundarstufe II häufiger keiner Lehrtätigkeit nachgehen als diejenigen der Fachrichtungen Vorschul- und Primarstufe sowie Sekundarstufe I.
2.1.2 Reservoir an zusätzlichen Lehrkräften
Je nach Fachrichtung und Beobachtungszeitpunkt betrachtet sind zwischen 5% bis 23% der Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung nicht als Lehrkräfte erwerbstätig. Während sich dieser Anteil auf der Vorschul- und Primarstufe ein Jahr nach Abschluss auf 5% und vier Jahre später auf 7% beläuft, fällt er auf der Sekundarstufe I (11%) etwas und auf Sekundarstufe II (23%) deutlich höher aus.
Erwerbstätige in einer anderen beruflichen Tätigkeit
Der Anteil an Absolvent/innen, die nicht als Lehrkraft, sondern in einer anderen beruflichen Tätigkeit erwerbstätig sind, fällt nach Fachrichtung betrachtet unterschiedlich aus. Von den Absolvent/innen der Fachrichtung Vorschul- und Primarstufe übt sowohl ein Jahr als auch fünf Jahre nach Abschluss nur ein geringer Anteil eine andere berufliche Tätigkeit als den Lehrberuf aus (2% resp. 3%). Von den Absolvent/innen der Sekundarstufe I gehen 7% resp. 8% einer anderen beruflichen Tätigkeit nach und bei denjenigen der Sekundarstufe II sind es sogar 17% resp. 20%.
Erwerbslose
Unabhängig von der Fachrichtung und dem Beobachtungszeitpunkt liegt der Anteil Erwerbsloser unter 1,9%. Werden die Erwerbslosenquoten gemäss ILO Erwerbslose im Verhältnis zu Erwerbstätigen, Nichterwerbspersonen werden nicht in die Berechnung miteinbezogen. berechnet, damit die Werte innerhalb der Schweiz und international vergleichbar sind, liegen diese unter 2,1%. Dieser Wert liegt deutlich unter der Erwerbslosenquote gemäss ILO von Bachelorabsolvent/innen einer Fachhochschule und Masterabsolvent/innen einer universitären Hochschule des Abschlussjahrgangs 2012 anderer Fachbereiche Erhebung der Hochschulabsolvent/innen – EHA (2018), BFS: Erwerbslosenquote gemäss ILO: www.education-stat.admin.ch → Eintritt in den Arbeitsmarkt → Tertiärstufe Hochschulen → Erwerbslosenquote gemäss ILO . Die Erwerbslosenquote gemäss ILO liegt ein Jahr nach Abschluss bei den Bachelorabsolvent/innen einer Fachhochschule bei 3,6% und bei Masterabsolvent/innen einer universitären Hochschule bei 3,9%. Vier Jahre später liegen diese Anteile bei 2,0% resp. 3,2%.
Nichterwerbspersonen
Der Anteil an Nichterwerbspersonen fällt niedrig aus und bewegt sich nach Fachrichtung und Beobachtungszeitpunkt differenziert zwischen 2% und 4%. Den niedrigsten Anteil an Nichterwerbspersonen weisen Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung der Sekundarstufe II fünf Jahre nach Abschluss auf. Den höchsten Anteil verzeichnen Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung der Sekundarstufe I ein Jahr nach Abschluss.
Als spezifisches Arbeitskräftereservoir kann die Gruppe der Absolvent/innen betrachtet werden, welche in den vier Wochen vor dem Befragungszeitpunkt eine Arbeitsstelle gesucht haben, jedoch nicht innerhalb von vier Wochen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Der Anteil der Nichterwerbspersonen, die auf Stellensuche sind, liegt unter 2% (siehe Tabelle TA2.1.2 im Anhang).
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Reservoir an Lehrkräften hauptsächlich aus den Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung besteht, die anderen beruflichen Erwerbstätigkeiten nachgehen. Das Arbeitskräftereservoir, das sich aus Erwerbslosen sowie arbeitssuchenden Nichterwerbspersonen zusammensetzt, fällt bei den Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung gering aus.
2.2 Teilzeitarbeit
Der Beschäftigungsgrad gibt Auskunft über den Anteil der 2012 neu diplomierten Lehrkräfte, die Vollzeit bzw. Teilzeit arbeiten. Anhand der Zufriedenheit mit dem Arbeitspensum lässt sich darüber hinaus untersuchen, ob eine Person lieber mehr oder weniger arbeiten möchte. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Unter- bzw. Überbeschäftigung eingegangen. Überdies lässt sich anhand der Gründe für Teilzeitarbeit ermitteln, inwie-fern diese freiwillig ausgeübt wird.
2.2.1 Beschäftigungsgrad
Der kumulierte Beschäftigungsgrad aus der Haupterwerbstätigkeit sowie allfälligen Nebenbeschäftigungen der neu diplomierten Lehrkräfte wird in drei Kategorien eingeteilt: Vollzeitstellen mit einem Pensum von 90% oder mehr, Teilzeitstellen mit einem Pensum von weniger als 90% und mindestens 50% sowie Teilzeitstellen mit einem Pensum von weniger als 50%.

Die Mehrheit der neu diplomierten Lehrkräfte der Fachrichtung Vorschul- und Primarstufe (72%) sowie der Sekundarstufe I (64%) arbeiten ein Jahr nach ihrem Abschluss Vollzeit, bei ihren Kolleginnen und Kollegen der Sekundarstufe II sind es 38%. Im fünften Jahr nach dem Abschluss ist der Anteil neu diplomierter Lehrkräfte der Vorschul- und Primarstufe mit einer Vollzeitstelle deutlich kleiner (64%). Für die Sekundarstufe I und II gibt es keinen signifikanten Unterschied. Die Teilzeitanteile belaufen sich bei den neu diplomierten Lehrkräften der Vorschul- und Primarstufe im ersten Jahr nach dem Abschluss auf 3% (Pensum unter 50%) bzw. 25% (Pensum von mindestens 50% und weniger als 90%), bei den Lehrkräften der Sekundarstufe I sind es 4% bzw. 32% und bei den Lehrkräften der Sekundarstufe II 9% bzw. 53%.

Fünf Jahre nach dem Abschluss haben sich diese Anteile kaum verändert. Einzige Ausnahme sind die neu diplomierten Lehrkräfte der Vorschul- und Primarstufe, die eine Teilzeitstelle mit weniger als 50% haben (+ 5 Prozentpunkte).
Der Beschäftigungsgrad der neu diplomierten Lehrkräfte ist nach Geschlecht und/oder Elternsein betrachtet sehr unterschiedlich. Wie in Kapitel 1.2 bereits erwähnt sind die Frauen auf Vorschul- und Primarstufe sowie auf Sekundarstufe I stark übervertreten. Ausserdem variiert das Durchschnittsalter der neu diplomierten Lehrkräfte je nach Fachrichtung, und die älteren haben häufiger Kinder als die jüngeren. Ein Jahr nach Abschluss sind auf Sekundarstufe I und II mit 72% bzw. 54% mehr Männer vollzeiterwerbstätig als Frauen (60% bzw. 28%). Dieser Unterschied ist auf Vorschul- und Primarstufe nicht zu beobachten. Ein ähnliches Bild zeigt sich im fünften Jahr nach dem Abschluss. Frauen haben auch zu diesem Zeitpunkt häufiger Teilzeitstellen als Männer, ausgenommen auf Vorschul- und Primarstufe. In den beiden Befragungen sind die gleichen Trends zu beobachten, wobei sich die Unterschiede in einigen Fällen vergrössern. Beispielsweise ist der Anteil Frauen, die auf Vorschul- und Primarstufe Teilzeit arbeiten, fünf Jahre nach Abschluss um 9 Prozentpunkte tiefer als im ersten Jahr nach Abschluss. Dieser Rückgang fällt mit einer Zunahme um 6 Prozentpunkte bei den Lehrerinnen mit einem Beschäftigungsgrad von weniger als 50% zusammen.
Lehrkräfte der Sekundarstufe II mit Kindern haben ein Jahr nach Abschluss zu einem vergleichbaren Anteil ein Teilzeitpensum wie jene ohne Kinder. Anders ist es bei der Vorschul- und Primarstufe (64% gegenüber 25%) und der Sekundarstufe I (62% gegenüber 31%). Der Anteil neu diplomierter Lehrkräfte mit einem Pensum von weniger als 50% beläuft sich auf der Vorschul- und Primarstufe auf 23% und auf der Sekundarstufe I auf 14%.
Fünf Jahre nach Abschluss ist die Situation bei den Lehrkräften der Vorschul- und Primarstufe sowie der Sekundarstufe I vergleichbar, während Teilzeitarbeit bei den Lehrkräften der Sekundarstufe II ohne Kinder (43%) deutlich weniger verbreitet ist als bei jenen mit Kindern (64%).

Aufgrund der geringen Fallzahlen konnten keine kombinierten Analysen zu Geschlecht und Elternsein durchgeführt werden. Einer früheren Publikation zur EHA BFS (2016b), Der Zugang zu Führungspositionen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen kann jedoch entnommen werden, dass neu diplomierte Mütter tendenziell eher Teilzeit arbeiten als neu diplomierte Väter. Eine ergänzende Analyse hat ausserdem gezeigt, dass das Alter des jüngsten Kindes (bzw. des Einzelkindes) der im Jahr 2012 neu diplomierten Lehrkräfte je nach Fachrichtung unterschiedlich ist. Ein Kind im Vorschulalter ist ein wichtiger erklärender Faktor für den Erwerbsverzicht oder für eine Teilzeiterwerbstätigkeit. Die Daten zeigen auch, dass der Anteil von Eltern mit Kind(ern) im Vorschulalter bei den Lehrkräften der Vorschul- und Primarstufe sowie der Sekundarstufe I sowohl ein Jahr als auch fünf Jahre nach Abschluss sehr hoch ist. Lehrkräfte der Sekundarstufe II haben häufiger Kinder im Alter von fünf Jahren oder mehr (vgl. G2.2.1.3), was darauf hindeutet, dass der Anteil Teilzeitstellen unter den Lehrkräften vom Alter des jüngsten Kindes beeinflusst werden könnte. Aufgrund der tiefen Fallzahlen kann diese Tendenz erst fünf Jahre nach Abschluss statistisch bestätigt werden. Dann ist der Anteil der neu diplomierten Lehrkräfte mit kleinen Kindern bei jenen der Sekundarstufe II mit 57% statistisch geringer als bei ihren Kolleginnen und Kollegen der Vorschul- und Primarstufe (80%) und der Sekundarstufe I (78%). Die Gründe für eine Teilzeiterwerbstätigkeit werden im Kapitel 2.2.3 dieser Publikation untersucht.
2.2.2 Unter-/Überbeschäftigung
Unter-/Überbeschäftigung
Die Unter-/Überbeschäftigung wird aus der Differenz zwischen dem gesamten Beschäftigungsgrad (Haupterwerbstätigkeit und allfällige Nebenbeschäftigungen) zum Erhebungszeitpunkt und dem gewünschten Pensum der Teilnehmenden, die ihren Beschäftigungsgrad ändern möchten, abgeleitet.
Fragen in Zusammenhang mit dem gewünschten Beschäftigungsgrad: Entspricht das gesamte Ausmass Ihrer aktuellen Erwerbstätigkeit (Haupt- und Nebenerwerbstätigkeit) Ihren Wünschen?
Falls nein: Wie hoch wäre das gewünschte Arbeitspensum (in %)?
Die Kennzahlen zur Unter- und Überbeschäftigung geben darüber Auskunft, wie hoch der Anteil an Personen ist, die mit ihrem aktuellen Beschäftigungsgrad (Haupt- und Nebenerwerbstätigkeit) zufrieden sind oder aber gerne ein höheres bzw. geringeres Arbeitspensum leisten würden. Dabei kann Unterbeschäftigung als ungenutztes Arbeitskräftereservoir verstanden werden. Überbeschäftigung hingegen ist Ausdruck des Wunsches nach einer Pensumsreduktion, um mehr Zeit für Ausserberufliches wie Aus- und Weiterbildung, Familie oder persönliche Interessen zu haben.
Zunächst werden die Anteile der Unter- und Überbeschäftigten unter den neu diplomierten Lehrkräften beschrieben. In einem zweiten Schritt wird das Ausmass der Unter- und Überbeschäftigung in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) dargestellt. Dadurch kann aufgezeigt werden, wie vielen Vollzeitstellen die Überbeschäftigung bzw. die Unterbeschäftigung jeweils entspricht. Diese Werte werden anhand der Differenz zwischen dem tatsächlichen und dem gewünschten Beschäftigungsgrad ermittelt. Die Analyse bezieht sich ausschliesslich auf die Kohorte der neu diplomierten Lehrkräfte des Abschlussjahrgangs 2012, nicht auf die Gesamtheit der Lehrpersonen in der Schweiz. Das Arbeitsvolumen in VZÄ der 2012 neu diplomierten Lehrkräfte, die auf der Suche nach einer Stelle im Lehrberuf sind, ist nicht bekannt und wird deshalb nicht berücksichtigt.

Allgemein ist die Mehrheit der Lehrkräfte ein Jahr nach dem Abschluss mit ihrem Beschäftigungsgrad zufrieden. Unter den Lehrkräften der Sekundarstufe II ist der Anteil der Zufriedenen mit 74% am tiefsten. Signifikant höher ist der Anteil der Lehrkräfte, die mit ihrem Pensum zufrieden sind, auf Vorschul- und Primarstufe (87%) sowie auf Sekundarstufe I (83%). Gleichzeitig ist der Anteil der Personen, die sich als unter- oder überbeschäftigt einschätzen, relativ tief. Die Lehrkräfte der Sekundarstufe II sind anteilsmässig häufiger unterbeschäftigt (20%) als ihre Kolleginnen und Kollegen der anderen Schulstufen, deren Unterbeschäftigung bei knapp 10% liegt. Neu diplomierte Lehrkräfte der Sekundarstufe I sind mit 8% signifikant häufiger überbeschäftigt als jene der Vorschul- und Primarstufe (5%).
Fünf Jahre nach dem Abschluss ist der Anteil der Lehrkräfte der Sekundarstufe II, die mit ihrem Beschäftigungsgrad zufrieden sind, 13 Prozentpunkte höher, während sich der Anteil der Unterbeschäftigten um ähnlich viel verringert. Somit besteht im fünften Jahr nach dem Abschluss bezüglich Unter- und Überbeschäftigung kein Unterschied mehr zwischen den verschiedenen Lehrdiplomen.
Wie bereits erwähnt ist der Anteil der Lehrkräfte, deren Beschäftigungsgrad nicht ihrem Wunsch entspricht, sowohl ein Jahr als auch fünf Jahre nach Abschluss der Ausbildung gering. Im Folgenden wird nicht mehr der Anteil der unter- oder überbeschäftigten Lehrkräfte berechnet, sondern vielmehr das Ausmass der Unter- bzw. Überbeschäftigung in VZÄ. Tabelle T2.2.2 zeigt, dass das kumulierte Volumen der Unterbeschäftigung bei den 2012 neu diplomierten Lehrkräften der Vorschul- und Primarstufe ein Jahr nach Abschluss 14 VZÄ und jenes der Überbeschäftigung 9 VZÄ beträgt. Für diese Fachrichtung ist beim Verhältnis zwischen Über- und Unterbeschäftigung ein positiver Saldo von 5 VZÄ zu verzeichnen. Auf Sekundarstufe II beläuft sich der Saldo auf 7 VZÄ, während die Über- und Unterbeschäftigung auf Sekundarstufe I ausgeglichen ist. Fünf Jahre nach Abschluss ist hingegen in allen Fachrichtungen eine Tendenz zur Überbeschäftigung festzustellen. Der Volumenüberschuss beläuft sich auf Vorschul- und Primarstufe auf 10 VZÄ und auf Sekundarstufe I auf 5 VZÄ, während auf Sekundarstufe II zwar weiterhin ein Defizit zu verzeichnen ist, das sich aber von 5 VZÄ auf 2 VZÄ verringert. Das Ausmass der Über- und Unterbeschäftigung in VZÄ ist gering (höchstens 24 VZÄ) und verteilt sich auf ein grosses Gebiet. Dies zeigt, dass der Beschäftigungsgrad der meisten erwerbstätigen Lehrkräfte des Abschlussjahrgangs 2012 weitgehend dem gewünschten Arbeitspensum entspricht.
Unter-/Überbeschäftigung der neu diplomierten
Lehrkräfte nach Fachrichtung in VZÄ
Stand ein Jahr und fünf Jahre nach Abschluss, Abschlussjahr 2012
T2.2.2
ein Jahr nach Abschluss |
fünf Jahre nach Abschluss |
||
---|---|---|---|
Vorschul- und Primarstufe | Unterbeschäftigung | 14 | 14 |
Überbeschäftigung | 9 | 24 | |
Saldo | 5 | – 10 | |
Sekundarstufe I | Unterbeschäftigung | 4 | 4 |
Überbeschäftigung | 5 | 9 | |
Saldo | 0 | – 5 | |
Sekundarstufe II | Unterbeschäftigung | 9 | 5 |
Überbeschäftigung | 2 | 3 | |
Saldo | 7 | 2 |
Quellen: BFS – Befragung der Hochschulabsolvent/innen
© BFS 2019
2.2.3 Gründe für Teilzeitarbeit
Aus Kapitel 2.2.1 zum Beschäftigungsgrad geht hervor, dass je nach Fachrichtung zwischen 30% und 62% der neu diplomierten Lehrkräfte Teilzeit arbeiten. Teilzeitstellen sind demzufolge sehr verbreitet, aber aus welchen Gründen? Eine Analyse der Erwartungen beim Arbeitsmarkteintritt nach der Ausbildung kann erste Antworten auf diese Frage liefern.
In diesem Kapitel wird zunächst untersucht, was die neu diplomierten Lehrkräfte bei der Arbeitssuche als wichtig erachten. Dazu werden vier Aspekte analysiert:
– Möglichkeit, Teilzeit arbeiten zu können
– Vereinbarkeit von Beruf und Familie
– Vereinbarkeit von Beruf und anderen Aktivitäten (Spitzensport, Reisen usw.)
– Vereinbarkeit von Beruf und Ausbildung
Personen, die sich für eine Teilzeitstelle entscheiden, können dafür mehrere Gründe haben, die sich teilweise auch mit der Zeit verändern. Diese Gründe können auch ausserhalb der Kontrolle einer Person liegen und der Entscheid wird folglich nicht in allen Fällen aus freien Stücken getroffen. In einem zweiten Schritt werden die spezifischen Gründe für eine Teilzeitstelle genauer unter die Lupe genommen.
Erwartungen
Erwartungen beim Arbeitsmarkteintritt
Die Erwartungen beim Arbeitsmarkteintritt werden anhand folgender Frage ermittelt: Wie wichtig sind Ihnen folgende Aspekte bei der Stellensuche?
– Teilzeit arbeiten zu können
– Beruf und Familie vereinbaren zu können
– den Beruf mit anderen Aktivitäten vereinbaren zu können
– eine Arbeit zu finden, mit der ich meine Ausbildung fortsetzen kann
Bei der Befragung müssen die Erwartungen auf einer Skala von «überhaupt nicht wichtig» (1) bis «sehr wichtig» (5) bewertet werden. In den Analysen wird diese Skala auf zwei Kategorien reduziert:
– geringe und mittlere Erwartungen (1–3)
– hohe Erwartungen (4–5)

Ein Jahr nach Abschluss sind die Erwartungen der Lehrkräfte bei der Stellensuche je nach Fachrichtung unterschiedlich. Der Hälfte der neu diplomierten Lehrkräfte der Vorschul- und Primarstufe ist es sehr wichtig, Teilzeit arbeiten zu können. Bei den Lehrkräften der Sekundarstufe I sind es mit 64% signifikant mehr. Die Lehrkräfte der Sekundarstufe II haben diesbezüglich zu 59% hohe Erwartungen. Der Anteil der Lehrkräfte, die hohe Erwartungen punkto Vereinbarkeit von Beruf und Ausbildung bzw. Beruf und Familie haben, ist auf Vorschul- und Primarstufe mit 35% bzw. 60% signifikant tiefer als bei den neu diplomierten Lehrkräften der Sekundarstufe I (42% bzw. 75%). Auf Sekundarstufe II beläuft sich der Anteil auf 40% bzw. 67%. Die Lehrkräfte der Sekundarstufe I haben mit 60% vermehrt hohe Erwartungen bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und anderen Aktivitäten als ihre Kolleginnen und Kollegen der Sekundarstufe II (48%) und der Vorschul- und Primarstufe (50%).
Bisher wurde der Stellenwert der verschiedenen Kriterien bei der Stellensuche analysiert. Da Erwartungen jedoch nicht immer erfüllt werden, können die tatsächlichen Gründe für Teilzeitarbeit von der ursprünglichen Motivation abweichen. Deshalb wird im Folgenden untersucht, aus welchen Gründen Teilzeit gearbeitet wird.
Gründe für Teilzeitarbeit: Vorschul- und Primarstufe

Lehrkräfte der Vorschul- und Primarstufe geben als Grund für Teilzeitarbeit ein Jahr nach ihrem Abschluss am häufigsten die Vereinbarkeit mit persönlichen Interessen (47%) sowie den Mangel an Vollzeitstellen in der Branche (31%) an. Fünf Jahre nach Abschluss steht die Vereinbarkeit mit persönlichen Interessen (42%) nach wie vor an erster Stelle, während der Mangel an Vollzeitstellen weniger häufig genannt wird (18%). Hingegen wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Haushalt zunehmend als Grund genannt (19% ein Jahr und 36% fünf Jahre nach Abschluss). Diese Entwicklung überrascht insofern nicht, als in der gleichen Zeitspanne der Anteil der Eltern unter den Lehrkräften zunimmt. Im fünften Jahr nach Abschluss geben zudem mehr Lehrkräfte an, eine Ausbildung zu machen (23%), als im ersten Jahr (11%). Umgekehrt ist es bei jenen, die angeben, keine Vollzeitstelle gefunden zu haben (31% bzw. 18%).
Gründe für Teilzeitarbeit: Sekundarstufe I

Ein Jahr nach Abschluss geben neu diplomierte Lehrkräfte der Sekundarstufe I als Grund für ihre Teilzeitstelle hauptsächlich die Vereinbarkeit mit persönlichen Interessen (59%) oder mit der Familie bzw. dem Haushalt (36%) an. Diese Tendenz kehrt sich fünf Jahre nach Abschluss um: Nun sind Familie bzw. Haushalt mit 61% der Hauptgrund für eine Teilzeiterwerbstätigkeit, während persönliche Interessen nur noch von 45% genannt werden. Zwischen dem ersten und dem fünften Jahr nach Abschluss verringert sich der Anteil der Lehrkräfte, die den Mangel an Vollzeitstellen in der Branche als Grund angeben, signifikant von 22% auf 10%.
Gründe für Teilzeitarbeit: Sekundarstufe II

Ein Jahr nach Abschluss geben die neu diplomierten Lehrkräfte der Sekundarstufe II drei Hauptgründe für ihre Teilzeitarbeit an: Mangel an Vollzeitstellen in der Branche (44%), Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Haushalt (34%) und Vereinbarkeit mit persönlichen Interessen (32%). Die Vereinbarkeit mit Familie bzw. Haushalt wird fünf Jahre nach dem Abschluss signifikant häufiger genannt (57%), während der Mangel an Vollzeitstellen seltener angegeben wird (25%).
Zusammenfassung
Insgesamt lässt sich bei den Absolvent/innen der Lehrkräfteausbildung eine hohe Integration in den Arbeitsmarkt und insbesondere in den Lehrberuf feststellen. Der Grossteil der ausgebildeten Lehrkräfte ist sowohl ein Jahr wie auch fünf Jahre nach Abschluss im erlernten Beruf tätig. Lediglich auf Sekundarstufe II ist der Anteil derjenigen, die zu diesem Zeitpunkt nicht im Lehrberuf arbeiten mit 17% respektive 20% etwas höher. Das Reservoir an zusätzlichen Lehrkräften fällt gering aus, insbesondere die Anteile an Erwerbslosen als auch an arbeitssuchenden Nichterwerbspersonen sind niedrig.
Teilzeitarbeit ist unter den 2012 neu diplomierten Lehrkräften sehr verbreitet. Je nach Zeitpunkt und nach Fachrichtung arbeiten zwischen 28% und 62% Teilzeit. Mindestens 74% der Lehrkräfte sind mit ihrem Beschäftigungsgrad zufrieden, während höchstens 20% mehr arbeiten möchten. Dies lässt darauf schliessen, dass sich die Mehrheit der Lehrkräfte des Abschlussjahrgangs 2012 freiwillig für eine Teilzeitstelle entscheidet. Allgemein wird als Grund für die Teilzeitarbeit am häufigsten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Haushalt sowie von Beruf und persönlichen Interessen genannt. Im ersten Jahr nach Abschluss heben Lehrkräfte der Sekundarstufe II einen Mangel an Vollzeitstellen in der Branche hervor, was sich fünf Jahre nach Abschluss aber nicht mehr feststellen lässt.